20th Century Fox
Richard Gere
Zwischen Meditation und Pretty Woman
Starfeature: Spiritueller Richard Gere
Richard Geres Filme gehören zu den erfolgreichen Hollywoodstreifen. Seine Karriere hat im Theater begonnen. Doch bald wird die Traumfabrik auf den Frauenschwarm und talentierten Schauspieler aufmerksam. Mit Rollen in "Ein Mann für gewisse Stunden" und in "Ein Offizier und Gentleman" erobert er die Kinokassen. In leiseren Projekten wie dem poetischen Meisterwerk "In der Glut des Südens" sowie der unkonventionellen Bob Dylan-Biografie "I'm Not There" spielt er gegen sein Image als Sexsymbol an und versucht sich als ernstzunehmender Schauspieler. Der überzeugte Buddhist ist zudem politisch aktiv.
erschienen am 12. 06. 2010
Buena Vista International
Galant: Richard Gere
Wilder Rocker?
Dass sich Richard Gere zu einem der politisch engagiertesten Schauspieler Hollywoods entwickeln wird, ahnt zunächst wohl niemand. Zu dieser Zeit hat Richard anderes im Kopf. Er ist noch ein Mann, der die Wildheit der Jugend auslebt. Der Sohn eines Versicherungsvertreters erfüllt dabei alle nur möglichen Klischees eines wilden Draufgängers. Er spielt in einer Band, fährt Motorrad, eckt durch ungebührliche Manieren an. Was die ältere Generation erzürnt, kommt bei Frauen gut an. Die stehen schon jetzt Schlange bei dem attraktiven Rocker. Doch den Vorzug gibt er der Schauspielerin Penelope Milford, die er mit 21 Jahren auf einer Off-Broadwaybühne trifft. Seine Theaterkarriere ist da gerade am erblühen - von der Filmkarriere ist noch nicht die Rede.
Buena Vista International (Germany)
Richard Gere in: Chicago
Musik und Schauspiel
Bevor er ans Theater geht, denkt Gere in anderen Kategorien. Früh lernt er verschiedene Instrumente spielen (Klavier, Gitarre, Trompete, Schlagzeug) und alles spricht dafür, dass er eine Karriere in der Musikbranche machen wird. In der Schule komponiert er Musikstücke für Theater-Aufführungen. Anfang der siebziger Jahre wird er Mitglied in einer New Yorker Rock-Band mit der er in kleinen Nachtclubs auftritt. Zuvor erwirbt er ein Sportstipendium für Philosophiestudium an der University of Massachusetts.

Doch das akademische Denken behagt dem kreativen Gere nicht, und so bricht er das Studium 1969 ab. Es folgen erste Engagements an kleinen Theatern in New York, wobei Gere zu einigen Stücken auch die Musik komponiert. So spielt er die Hauptrolle in Richard Farinas "Long time coming, and long time gone". Kurz darauf folgt sein Broadway-Debüt. Zu seinen erfolgreichsten Engagements zählt die Komödie "Habeus Corpus" des englischen Dramatikers Alan Bennett. Das englische Theater muss es Gere angetan haben. 1973 findet er sich in London wieder, wo er auf der Bühne im Musical "Grease" die Hauptrolle spielt - fünf Jahre bevor John Travolta mit dem Stoff auf der Leinwand ("Grease - Schmiere") populär wird. Mit Englands größtem Dramatiker kommt Gere in Berührung, als er in Londons Young Vic Company in Stücken von William Shakespeare mitwirkt.
Pietro Pesce/Ricore Text
Richard Gere
Erste Schritte zum Film
Zu dieser Zeit hat sich Gere bereits einen Namen als Bühnenschauspieler gemacht. Jetzt werden auch Filmproduzenten auf den Darsteller aufmerksam. Nach einem Kurzauftritt in der TV-Produktion "Chelsea D.H.O." (1973) ergattert er sich schon bald die Hauptrolle in "Der einsame Job" (1974). Der Durchbruch gelingt schließlich im Jahr 1977 an der Seite von Diane Lane in "Auf der Suche nach Mr. Goodbar".

Hier sind bereits alle Elemente, die Gere später in Rollen wie "Ein Mann für gewisse Stunden" (1980) oder "Ein Offizier und Gentleman" (1982) vertiefen wird: die Rolle des Verführers, dessen Charme Frauen nicht widerstehen können. Neben diesen Star-Vehikeln ist Gere zu Beginn seiner Karriere auch in kleineren Produktionen zu sehen. So 1978 in dem poetischen Drama "In der Glut des Südens" von Terrence Malick. Hierbei gelingt es ihm, sein schauspielerisches Potential unter Beweis zu stellen, während er Rollen in Großproduktionen schon mal des Geldes wegen annimmt, wie er in einem Interview zugibt.
Warner Bros.
Richard Gere mit Diane Lane in "Das Lächeln der Sterne"
Karriereknick
Neben den Spielfilmen tritt Gere weiter auf der Bühne auf. Sein Theaterengagement ist ein Grund, dass größere Lücken zwischen seinen Filmen klaffen. 1980 spielt er einen schwulen KZ-Häftling, eine Rolle die ihn sechs, sieben Monate "wirklich mitgenommen hat", wie er der Welt 2007 gesteht. Nach seinem Erfolg in "Ein Offizier und Gentleman" wird es ruhiger um Gere, obwohl er immer wieder an prestigeträchtigen Groß-Projekten beteiligt ist. Doch weder "The Cotton Club" (1984) von Francis Ford Coppola noch die alttestamentarische Verfilmung "König David" (1985) von Bruce Beresford kommen bei Kritik und Publikum an.
20th Century Fox
Richard Gere
Die Entdeckung der Spiritualität
Ein weiterer Grund für das vorübergehende Abtauchen aus der Öffentlichkeit liegt auch daran, dass für Gere materielle Belange in seinem Leben an Wert verlieren und eine neue Spiritualität in sein Leben tritt. Gere hat bereits 1978 während einer Nepalreise einen ersten Eindruck von der östlichen Spiritualität bekommen. Diese Entwicklung verstärkt sich, als er 1983 den Dalai Lama kennenlernt. Seit Anfang der neunziger Jahre bekennt er sich auch öffentlich zum Buddhismus. Andererseits sieht Gere selbst keinen Zusammenhang zwischen seinem Beruf, seinem Star-Status und seinem Glauben. Die Hinwendung zur Spiritualität ist für ihn auch kein Grund, mit der Schauspielerei zu brechen.

"Natürlich verspüre ich das Bedürfnis, mich zurückzuziehen. Aber die Schauspielerei ist nun mal meine Bestimmung" so Gere gegenüber Welt Online. Aus dem früheren Rockrüpel und Frauenheld ist ein engagierter, politisch bewusster Mensch mit humanitären Zielen geworden. Für seine Überzeugungen setzt er sich ein. Gemeinsam mit Professor Robert Thurman und Komponist Philip Glass gründet er 1987 die Organisation Tibet House, die sich für die Freiheit und die Erhaltung der tibetischen Kultur einsetzt. Gere gründet zudem die Gere Foundation, die ebenfalls humanitäre Ziele verfolgt. Gere setzt sich auch für andere bedrohte Völker ein, so auch die Menschenrechtsorganisation Survival International bei ihrem Einsatz für indigene Völker.
Walt Disney
Pretty Woman
Der private Richard Gere
Neben seinem politischen und kulturellen Engagement macht Gere in den 1990er Jahren mit seine Liaison mit Topmodel Cindy Crawford Schlagzeilen, mit dem er von 1991 bis 1995 verheiratet ist. Seit 1996 ist Gere schließlich mit Kollegin Carey Lowell liiert. 2000 wird ihr Sohn geboren, zwei Jahre später heiratet das Paar. Beruflich knüpft Gere Anfang der 90er Jahre an die Erfolge seiner früheren Jahre an.

So hat er 1990 an der Seite von Julia Roberts einen Welterfolg mit "Pretty Woman". In "Sommersby" glänzt er drei Jahre später neben Jodie Foster und ist einer der Produzenten des Dramas. Weiteren Arbeiten dieses äußerst produktiven Jahrzehnts ist die Anwaltsgeschichte "Zwielicht" (1996), "Der Schakal" (1997) sowie "Die Braut, die sich nicht traut" (1999) - erneut mir Julia Roberts in der Hauptrolle.
Buena Vista International (Germany)
Renée Zellweger und Richard Gere engagiert in: Chicago
Neues Jahrtausend mit Chicago und Bob Dylan
Das neue Jahrtausend beginnt mit Robert Altmans "Dr. T and the Women" - keinem kommerziellen Erfolg, jedoch kann Gere in der Rolle des charmanten Arztes einmal mehr sein Image des Frauenverführers verfestigen. Zu den erfolgreichen Produktionen gehört hingegen das Musical "Chicago". Für seine überzeugende Darstellung an der Seite von Catherine Zeta-Jones und Renée Zellweger wird Gere mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Aber auch für kleinere, künstlerisch ambitionierte Projekte ist er weiter offen. Dass er eine Rolle in der unkonventionellen Bob Dylan-Biografie "I'm Not There" angenommen hat, mag auch mit seiner Sympathie mit dem Musiker zu tun haben.

Die Musik Dylans seien für ihn Momente "göttlicher Offenbarung" wie er sagt. Das Werk der indischen Regisseurin Mira Nair über die Flugpionierin Amelia Earhart ist mehr als ein Drama über das Fliegen. "Amelia" ist eine poetische Parabel über mystische Erlebnisse, die sich dem Manschen im Augenblick des Fluges offenbaren und ihn von aller Erdverbundenheit erlösen.
erschienen am 12. Juni 2010
Zum Thema
Richard Gere wächst als Sohn eines Versicherungsvertreters auf einer Farm bei Syracuse, New York auf. Als Kind lernt er mehrere Instrumente. Das Bemühen des Teenagers, eine Rock-Band zu gründen, schlägt trotzdem fehl. Ein Sportstipendium ermöglicht ihm das Philosophiestudium an der Dalai Lama. Zeitweise lebt der Darsteller seither in Indien. Da er bei der Ein Mann für gewisse Stunden" zum Sexsymbol. Es folgen Rollen, in denen er charakterstarke Helden verkörpert, die sich gegen die Obrigkeit..
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