Jean-François Martin/Ricore Text
George Clooney
Hollywood-Beau mit Tiefgang
Interview: "Ich bin mein Lieblingsschauspieler"
In seinem Sportfilm "Ein verlockendes Spiel" spielt George Clooney Jimmy "Dodge" Connelly, den Trainer einer erfolglosen Football-Mannschaft. Erst der Beitritt des smarten Kriegshelden Carter (John Krasinski) bringt die Loser-Truppe auf Erfolgskurs. Aber irgendetwas stimmt nicht mit dem Kerl, der sich auch noch an Connellys Traumfrau (Renée Zellweger) ranmacht. In einem entspannten und lustigen Interview sprach Hauptdarsteller und Regisseur George Clooney über seine doppelte Verantwortung und die Peinlichkeiten seines Berufes. Freimütig erzählte er auch von seinen Manolo Blahnik-Pumps und wie es ist, der Nachbar von Britney Spears zu sein.
erschienen am 31. 05. 2008
Venedig
George Clooney
Ricore: Haben Sie jemals körperlich harte Arbeit verrichtet?

George Clooney: Um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe ich früher auf dem Bau gearbeitet. Für Geld habe ich auch schon Tabak geschnitten. Ich weiß also wie man arbeitet. Aber das sind nicht unbedingt Fähigkeiten, von denen ich heute noch profitiere.

Ricore: Sie haben tolle Haare.

Clooney: Ja, ich habe gutes Haar.

Ricore: Was sind ihre negativen Eigenschaften?

Clooney: Ich bin ein schlechter Tänzer und ganz sicher ein noch schlechterer Sänger. Die Coen-Brüder wollten mich nicht einmal in meinem eigenen Film singen lassen. Das war mir sehr unangenehm. Ich habe viele Schwächen, aber ich werde sie Ihnen nicht alle nennen, sonst werden Sie das ganze Gespräch auf ihnen herum reiten. Wollen Sie einen Tipp? Nein, ich kann es Ihnen nicht sagen. Sie werden es schon selbst herausfinden.

Ricore: Sind Sie kleiner als John Krasinski?

Clooney: Ich bin 1,82 Meter und er ist 1,91 Meter. Er ist ein Riese. Die anderen Schauspieler waren alle in etwa meine Größe, John wirkt wirklich sehr groß. Damit wollten wir auch ausdrücken, dass er einer ganz anderen Generation angehört.
Jean-François Martin/Ricore Text
George Clooney
Ricore: Im Football-Team sind sie einer der ältesten.

Clooney: Ja, da bin ich der alte Typ. Eigentlich hätte ich den Film vor zehn Jahren machen sollen, aber jetzt bin ich für einen Football-Spieler eigentlich schon zu alt. Also änderte ich einige Zeilen im Drehbuch um mich darüber lustig zu machen wie alt ich wirklich bin. Ich störe mich nicht besonders am Gedanken, alt zu werden. Ich fühle mich nicht wie "der alte Typ". John zum Beispiel habe ich im Basketball platt gemacht. Darüber möchte ich gerne weiter sprechen. Glauben Sie mir, er hat deswegen 2.000 US-Dollar verloren. Ihm hat das nicht gefallen, aber mich macht es wirklich glücklich. Ich fühle mich nicht alt. Aber es gibt nichts Traurigeres als jemanden, der immer wieder sagt "ich fühle mich nicht alt" während er herum steht und um ihn herum die Party tobt.

Ricore: War das nicht ein Gag in einem der "Ocean's"-Filme?

Clooney: Ja, da macht mich Brad ganz schön fertig. Aber es zeigt sich auch bei Foto-Shootings. Irgendjemand drückt dir immer einen Lederanzug in die Hand oder will, dass du im nassen T-Shirt in einem Pool stehst. So etwas lehne ich ab. Es gibt einfach Dinge, die ich nicht mehr machen will. Wenn ich es doch machen würde, würde ich eine traurige Figur abgeben.

Ricore: Sie würden sich also nicht in Boxershorts für ein Cover fotografieren lassen?

Clooney: Das würde sowieso nicht gut aussehen, vor allem nicht in Boxershorts. Nein, nicht wirklich. Wenn ich eine Figur wie Brad hätte, würde ich so etwas die ganze Zeit tun. Sie etwa nicht?
Universal
Ein verlockendes Spiel (Leatherheads, 2007)
Ricore: Laut einer Umfrage sind Sie die Nummer drei auf der Liste der Traummänner.

Clooney: Nummer drei? Ich verschlechtere mich. Ich werde eben doch alt. Wer sind Nummer eins und zwei?

Ricore: Wie fühlen Sie sich dabei?

Clooney: Das ist gefährlich. Das bringt mich in Schwierigkeiten, soviel ist sicher. Erzählen Sie allen wie ich aus der Nähe aussehe, dann ändern Sie ihre Meinung.

Ricore: Wie finden Sie es, ein Traummann zu sein?

Clooney: Zunächst: Solche Träume ändern sich alle 15 Minuten. Ich nehme es als Kompliment. Aber ich weiß auch, dass so etwas schnell wieder vorbei ist. Also ziehe ich mein Ding durch und mache meinen Job.

Ricore: Wie kam es zu den Gerüchten, dass die Hochzeit ihres Freundes Brad Pitt mit Angelina Jolie in ihrem Haus stattfinden wird?

Clooney: Ich weiß es nicht. Vor zwei Jahren drehte ich "Michael Clayton" und bekam einen Anruf von Giovanni, einem guten Freund in Italien. Es war Februar, und Como im Februar ist kein Ort, den man gerne besucht. Es ist kalt und nass, kein Platz zum Rumhängen und Entspannen. Und dann kamen die Gerüchte auf, dass Brad und Angelina in meinem Haus heiraten wollen. Auf einmal standen hunderte Reporter vor meinem Haus. Man würde da einfach nicht heiraten wollen. Es regnet und hat fünf Grad, keine Chance. Und dann ist da Pat O'Brien vom "Insider", der erzählt: "Ich befinde mich in einem Boot vor George Clooneys Haus." Ich habe den Fernseher an gemacht und überall mein Haus gesehen. Da habe ich in meinem Garten Tische aufstellen lassen. Am nächsten Morgen waren überall Helikopter, dafür müssen die mindestens eine Million US-Dollar ausgegeben haben. "Wir sehen da unten Tische!" Die waren richtig hysterisch, das war sehr lustig.
Jean-François Martin/Ricore Text
George CLooney
Ricore: Wie ist es, gleichzeitig Regisseur und Schauspieler zu sein?

Clooney: Es macht Spaß, mich selbst als Schauspieler zu dirigieren. Ich bin mein Lieblingsschauspieler. Meistens ist es aber peinlich. Man will die Takes mit sich selbst ja nicht öfter wiederholen als die mit den anderen Leuten. Dabei sieht man dann blöd aus. Aber meistens ist es peinlich, weil du zu Renée oder Johnny gehen musst um ihnen zu sagen: "Hör' mal zu, während wir in der derselben Szene spielen werde ich dir sagen was du tun sollst." Es ist ein bisschen peinlich.

Ricore: Sie wollen so etwas also nicht wieder tun?

Clooney: Ende des Jahres werde ich wahrscheinlich wieder Regie führen. Ich werde dann aber keine Hauptrolle mehr übernehmen. Schauspieler in Hauptrollen müssen den Film konstant vorwärts treiben, und ein Regisseur hat dieselbe Aufgabe. Es ist schwierig, beides unter einen Hut zu bringen.

Ricore: Wieviel Geld geben Sie für ihre Kleider aus?

Clooney: Gute Frage. Mode ist mir nicht wichtig. Ich bin mit Giorgio Armani befreundet. Der schickt mir jedes Jahr ein paar Anzüge die ich dann trage. Ich habe denselben Smoking solange getragen, bis er mir einen neuen schickte und sagte: "Bitte, ziehe entweder den an oder höre auf zu sagen, dass du Armani trägst." Ich finde, dass Männer in der Kleiderfrage einen riesigen Vorteil vor Frauen haben. Eine Frau kann dasselbe Outfit nie zweimal tragen, das ist nicht fair. Für Männer ist Mode viel einfacher als für Frauen.
Warner Bros. Pictures
George Clooney in Ocean's Twelve
Ricore: Wie steht es mit Frauenklamotten?

Clooney: Ich trage häufig Frauenkleidung. Am liebsten mag ich Pumps. Ich habe welche von Manolo Blahnik in Größe 11,5. Die ziehen aber in der Wade.

Ricore: Mögen Sie Football?

Clooney: Ich liebe es! Es ist knifflig, sich ein Team auszusuchen, besonders in Italien. Wenn du Milan anfeuerst, kannst du richtig Ärger bekommen. Das liegt nicht an der Mannschaft. Es geht darum, dass das Team Berlusconi gehört. Alles dreht sich um die Politik, das gibt es so in Amerika nicht. In letzter Zeit habe ich aber wenig Sportevents besucht. Bei den Lakers war ich schon acht Jahre nicht mehr.

Ricore: Sie wurden einmal von einem 14-Jährigen mit einer Waffe bedroht?

Clooney: Das war im Sudan. Überall waren Checkpoints und da standen zehn bis zwölf-jährige Jungs mit AK-47ern und Kalashnikovs. Die zwingen dich auszusteigen, durchstöbern das Auto und nehmen mit was sie wollen. Unsere Filmaufnahmen haben wir immer versteckt. Die zielen mit ihren Kanonen auf dich, das passiert sehr oft. Das hat keine politischen Hintergründe, es sind einfach 14-jährige Kinder mit Waffen. Das macht es so gefährlich. Ein Leben ist da nicht viel wert, besonders, wenn man sich mitten im Nirgendwo befindet.

Ricore: Wussten die wer Sie sind?

Clooney: Nein, guter Gott. Die haben da nicht viel Fernsehen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Don Cheadle mit George Clooney
Ricore: Wie viel Spaß macht Ihnen Ihre Arbeit?

Clooney: Es betrübt mich immer, wenn ich andere Leute über ihr schweres Leben reden höre. Als Schauspieler ist man ein ewiges Kind. Man hat sich dazu entschlossen, sich nicht an die normalen Regeln zu halten und Spaß zu haben. Es macht auf jeden Fall so viel Spaß, dass wir das manchmal auch ohne Gage machen. Wir können uns sehr glücklich schätzen, unseren Lebensunterhalt auf diese Weise verdienen zu können. Obwohl es viel Arbeit ist und wir teilweise 13 bis 14 Stunden pro Tag drehen. Ich habe schon Tabak geerntet und auf dem Bau geschuftet um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, das war richtige Arbeit. Regie zu führen bedeutet mehr Arbeit, als nur zu schauspielern, weil die Verantwortung viel größer ist. Aber es macht auch sehr viel Spaß. Ich glaube nicht, dass die Leute hören wollen, wie sich ein Regisseur über sein hartes Leben beschwert.

Ricore: Wo ist ihr Oscar?

Clooney: Auf der Motorhaube meines Autos, ist das schlecht? Nein, das wäre etwas zu angeberisch. Er steht über dem Kamin in meinem Büro.

Ricore: Was halten Sie von Daniel-Day Lewis?

Clooney: Er ist einer der nettesten Kerle die ich je getroffen habe. In letzter Zeit haben wir uns häufig auf Filmfesten und -verleihungen getroffen und viel Zeit miteinander verbracht. Er ist lustig und entspannt und hat es geschafft. Ich freue mich für ihn. Er ist wirklich großartig, ich wünschte, er würde mehr Filme machen.

Ricore: Wie stehen Sie zu Paparazzi?

Clooney: Es gibt eine imaginäre Linie bei der man sich genau überlegen muss, ob es fair ist, sie zu übertreten. Als Sohn eines Journalisten habe ich eine andere Sichtweise als die meisten anderen Schauspieler. Ich bin sehr empfindlich gegen alles, was die Pressefreiheit einengen würde, auch wenn mein Leben dann manchmal einfacher wäre. Trotzdem müssen sich Paparazzi an Regeln halten. Man kann nicht einfach mitten auf der Straße anhalten, aussteigen und mit einer Kamera um ein fremdes Auto rennen. Wenn man sie für solche Grenzübertritte mal ins Gefängnis stecken würde, wäre ein Großteil des Problems gelöst.
La Bienale
George Clooney in Venedig 2005
Ricore: Sind Sie immer noch Britneys Nachbar?

Clooney: Ja, bin ich. Unglaublich, da war neulich die Hölle los, überall waren Helikopter. Ich wusste gar nicht was passiert ist. Ich dachte, es wäre jemand aus dem Gefängnis ausgebrochen. Die Helikopter schwirrten über meinem Gästehaus, ich dachte, meine Assistentin wäre da drin. Es war mitten in der Nacht und ich dachte, ein entflohener Häftling würde sich in meinem Gästehaus verstecken. Aber so war es nicht, und meine Assistentin war auch nicht da. Als ich sie anrief, wusste sie gar nicht wovon ich spreche. Britney ist nicht weggezogen, sie ist immer noch hier. In jeder Himmelsrichtung lauern die Paparazzi. Wenn ich eine Spritztour mit meinem Motorrad unternehme, werde ich sofort von acht Leuten verfolgt. Es ist so etwas wie ein Kollateralschaden.

Ricore: Werden Sie umziehen?

Clooney: Nein. Ich lebe seit 15 Jahren hier. Ich liebe diesen Ort.

Ricore: Machen sie sich Sorgen um Ihr filmisches Vermächtnis?

Clooney: Das tut ja wohl jeder. Hier gibt es zwei unterschiedliche Welten. Die eine besteht aus den Filmpremieren und Startwochenenden. Damit verdient man viel Geld und es fühlt sich gut an. Aber das sind nicht die Filme, die einem zu Ruhm verhelfen. Der Trick ist, eine gewisse Balance zu schaffen. Große Filmprojekte geben einem die Möglichkeit danach auch wieder kleinere zu machen. Auf die ist man dann stolz, die werden ein bisschen länger im Gedächtnis bleiben. "Ein verlockendes Spiel" bewegt sich zwischen diesen beiden Möglichkeiten. Es ist ein großer Film, der sich aber anfühlen sollte wie ein kleiner, der den ersten Hype überlebt. Das war der Plan.

Ricore: Auf welchen Ihrer Filme sind Sie am meisten stolz?

Clooney: Das ist eine schwierige Frage. "Good Night, and Good Luck" hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich das Drehbuch geschrieben und Regie geführt habe. Darauf bin ich wirklich stolz, und ich denke auch, dass dieser Film nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird.
erschienen am 31. Mai 2008
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Wir schreiben das Jahr 1925. Footballtrainer Dodge Connolly (George Clooney) muss seine Mannschaft irgendwie wieder auf Vordermann bringen. Dafür engagiert er den College-Footballstar und gefeierten Kriegshelden Carter Rutherford (John Krasinski). Mit Rutherford taucht jedoch auch die neugierige Reporterin Lexie Littleton (Renée Zellweger) auf, die viele unangenehme Fragen stellt. Ein Teil der Dreharbeiten fand in einem historischen Bahnhof in Salisbury statt.
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