Universal Picturs
Er hielt nicht viel von Hollywood
Russell Brand über Sex, Drugs und Rock 'n' Roll
Interview: "Monogamie ist nichts für mich"
"Das ist alles privat. Das ist Teil meines Verdauungssystems", scherzt Hollywoods Shootingstar Russell Brand, wenn er sich auf dem Flughafen mal wieder einer Leibesvisitation unterziehen muss. Im gleichen Tonfall spricht er im Interview zu seinem jüngsten Film "Nie wieder Sex mit der Ex" über Heroinsucht und seinen Faible für ausgefallene Frisuren. Die Comedy-Entdeckung Adam Sandlers berichtet aber auch von seiner Vorliebe für Frauen mit eigenartigen Augenbrauen und beschreibt den Dreh auf Hawaii, wo es ihm vorkam, als hätte ihm jemand mit einem Regenbogen eins übergezogen.
erschienen am 7. 06. 2008
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Russell demonstriert Stellungen beim Sex
Ricore: Wie würden Sie sich einem internationalen Publikum vorstellen, das Sie nicht kennt?

Russell Brand: Hi, mein Name ist Russell Brand, ich bin ein Mann. Ich lebe auf einem Planeten und wir atmen alle dieselbe Luft. Wir gehen alle unaufhaltsam dem Tod entgegen. Darüber mache ich gegen Geld Witze, würde diese aber auch ohne Geld machen. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, in einem Film mitzuspielen, der den Titel "Nie wieder Sex mit der Ex" trug. Das ist alles was Sie über mich wissen müssen, obwohl ich ein konventionelles Vokabular und einen grotesken Haarschnitt habe.

Ricore: Sind Sie Romantiker? Sie haben ein Herz und Amor auf ihrem Nacken…

Brand: Ja, es sieht so aus, nicht wahr?

Ricore: Sind Sie verliebt, oder suchen Sie derzeit nach der großen Liebe?

Brand: Ich bin in jeden verliebt, aufgrund der Göttlichkeit, die in jedem von uns steckt.

Ricore: Sie sind also Single aber ständig verliebt?

Brand: Ja ich bin Single. Mein Lebensstil verträgt sich nicht mit Monogamie, ach, eigentlich auch nicht mit Polygamie.

Ricore: Warum nicht?

Brand: Es gibt so viele wunderschöne Menschen da draußen.
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Selten ist er so nachdenklich
Ricore: Wie haben Sie das auf Hawaii geschafft? Haben Sie mit dem gesamten Darstellerteam geschlafen?

Brand: Ich habe versucht, mit Kristen Bell zu schlafen, und tatsächlich war ich in einer Nacht erfolgreich. Ich war natürlich sehr diskret. Ich habe nur einige Sporen in ihrem Zimmer hinterlassen. Ich habe hier eine Drüse [Russell Brand zeigt auf eine seiner Rippen], genau da, wo ein Schwein seine Brustwarze haben würde, so konnte ich Kristen befruchten. Sogar jetzt noch trägt sie ein wundervolles kleines Wesen in sich.

Ricore: Machen Sie Ihre Haare selbst?

Brand: Nein, andere Menschen tun das. Ihr Name ist Nicola und sie baut kunstvolle Gebilde. Einmal nutzte eine Maus eines dieser Gebilde als Haus, obwohl es eigentlich mehr wie ein Vogelnest aussah, denn wie eine Mäuseunterkunft.

Ricore: Es musste also jemand speziell für Ihre Haare nach Hawaii geflogen werden?

Brand: Ja, sie ist aber auch meine Freundin, ich liebe sie. Sie ist keine furchtbare Person, sie gehört ja fast schon zur Familie.

Ricore: Was bedeuten Ihre Ringe?

Brand: Sie bedeuten: "Sex and Drugs and Rock 'n' Roll". Obwohl ich natürlich keine Drogen nehme, den die sind schädlich. Der andere Ring bedeutet "Rock Star". Einmal traf ich Ozzy Osborne und er sagte: "Schau, Sharon, er hat den gleichen Ring wie ich!" Ich erwiderte: "Ozzy, ich glaube, die wurden in einer Fabrik hergestellt. Kennst du den Begriff Konsumwahn?" Ozzy war fasziniert von der Idee der Replikation, obwohl er dies ja auch selbst betreibt, schließlich hat er zwei Kinder.
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Nach einem Surfunfall mit Jason Segal
Ricore: Sind Sie ein "Möchtegern-Rockstar"?

Brand: Ich will kein Rockstar sein, denn ich glaube, als Rockstar muss man sich selbst sehr ernst nehmen. Du stehst auf der Bühne und sagst zu dir selbst: "Schaut mich an! Bin ich nicht sexy?" Als Komiker sagst du nur: "Ich entschuldige mich für all das hier". Zu letzterem fühle ich mich mehr hinzugezogen.

Ricore: Wie viele ihrer Filmdialoge sind improvisiert?

Brand: Eigentlich furchtbar viel. Die Leute waren wirklich großzügig. Sie ließen uns die ganze Zeit improvisieren. Auch das Drehbuch war von Improvisationsleuten geschrieben. Ich möchte nicht Jason Segels wundervolle Arbeit als Drehbuchautor in Frage stellen, aber ich glaube, es wurde ihnen bewusst, dass sich die meisten von uns sehr wohl bei der Improvisation fühlten. Als ich den Film sah, war ich schwer beeindruckt.

Ricore: Sie führen im Film einige interessante Yoga-inspirierte Sexstellungen vor. Haben Sie diese selbst erfunden?

Brand: Ja, ich mache selbst Yoga. Ich war sehr stolz auf einige dieser Sexbewegungen.

Ricore: Wie viele Mai Tais haben Sie während der Drehabreiten getrunken?

Brand: Ich bin ehemaliger Alkoholiker und Drogenabhängiger, also trinke ich nicht. Ich bin eine sehr anständige Person.
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Russel Brand mit Filmpartnerin Kristen Bell
Ricore: Wie gehen Sie mit Leuten um, die um Sie herum ständig Party machen?

Brand: Ich tendiere dazu, nicht unter Leute zu gehen, wenn diese viel trinken. Ich bin ein sehr Ich-bezogener Mensch. Manchmal muss ich alleine sein und an meiner Persönlichkeit und meinen Haaren arbeiten. Das nimmt viel Zeit in Anspruch.

Ricore: Es scheint aber unausweichlich, dass Sie im Begriff stehen, zu großem Ruhm in Hollywood zu kommen. Wie stehen Sie dazu?

Brand: Es würde mir gefallen. Ich wäre sehr glücklich darüber, denn als Kind hatte ich nichts anderes als mich und meine Mutter. Wenn ich jetzt auch noch Hollywoodberühmtheit hätte, wäre das zwar bedeutungslos aber für eine Weile ganz nett.

Ricore: Wie fühlte es sich an, dass Sie relativ anonym in Amerika leben konnten?

Brand: Das war schmerzlich. Alles was du erreicht hast, hat keinen Wert, aber es ist eine gute Übung. Es lässt dich erkennen, dass Ruhm bedeutungslos ist. Denn wenn du irgendwo anders hingehst, merkst du, dass du dort gar nicht berühmt bist, obwohl du viel Zeit dafür investiert hast. Und du denkst dir: "Oh wie gut ist es, dass ich berühmt bin, denn dadurch kann ich sehr schnell Sex haben." Irgendwo anders aber kümmert sich niemand um dich. Wenn du den Menschen erst sagen musst, dass du berühmt bist, so ist dies nicht sehr beeindruckend.
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Filmpartnerin Kristen Bell
Ricore: Ist es auch positiv, in Amerika noch nicht berühmt zu sein?

Brand: Nein, mir gefällt es nicht, unbekannt zu sein. Ich weiß, was Geographie bedeutet. Ich mag es einfach nicht.

Ricore: Jason Segel und die anderen Schauspieler sprechen nach wie vor nur in den höchsten Tönen von Ihnen.

Brand: Nun ja, ich bin eben ein netter Mensch.

Ricore: Jason bekommt im Film häufig Gelegenheit, seinen Penis zu zeigen. Ihren bekommen wir nicht zu sehen…

Brand: Nein. Die Anwesenheit von Kristen Bell macht mich ziemlich schüchtern und bei der Vorstellung, ihr mein Geschlechtsteil zu zeigen, bekomme ich echt Angst. Im Ernst: Ich kann es nicht leiden, ganz nackt zu sein. Ich mag mein Genital, aber ich ziehe es vor, dass es erigiert ist, wenn es eine Frau zum ersten Mal sieht. Ich habe nichts dagegen, wenn sie ihn sehen, nachdem sie einen Orgasmus hatten. Vorher sollte trotzdem ein Hinweis kommen wie: "Ich kann's noch besser". Ich glaube Jason hat seinen Penis mit Absicht immer so stimuliert, dass er noch nicht wirklich erigiert ist, aber ziemlich durchblutet.

Ricore: Ist Kristen Bell Ihr Typ?

Brand: Die Art von Kirstens Schönheit löst bei mir eher so was wie Verehrung aus. Ich möchte sie küssen und sagen: "Das ist mein Baby". In der Sex-Szene mit ihr dachte ich immer nur: "Oh, sie ist so hübsch."
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Jason Segal verbrennt Fotos seiner Ex
Ricore: Sind Sie schon einmal verlassen worden?

Brand: Ja, natürlich.

Ricore: Und wie kommt man am besten darüber hinweg?

Brand: Ich glaube, man muss in solchen Situationen versuchen, nett zu bleiben. Das ist natürlich schwer. Ich glaube, der Grund, warum es so schwer fällt, sich von jemanden zu trennen ist, dass diese Trennung eine Probe für einen ganz großen Abschied ist, den Tod. Mit dem Tod geht alles zu Ende. Sich das immer wieder klar zu machen und für den Augenblick zu leben, ist die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, egal, ob es darum geht, sich zu trennen oder sich selbst in einer Liebesbeziehung zu verlieren. "Konzentriere dich auf dich selbst und finde dein inneres Gleichgewicht" ist vielleicht die Antwort auf alle Fragen, die man stellen kann. Deshalb will ich das Interview aber noch nicht abbrechen.

Ricore: Wie finden Sie Los Angeles und die Frauen hier?

Brand: Ich bin gerne hier. Ich wusste ursprünglich nicht so sehr, was mich an dieser Stadt anziehen könnte. Ich hielt sie für oberflächlich und geistlos. Aber jetzt, wo ich hier bin stelle ich fest, dass diese Stadt ganz gut zu mir passt.

Ricore: Haben Sie schon eine Agentur in Hollywood?

Brand: Ja, Adam Sandler kam zu einer MTV-Show nach England und stellte mich seinem Agenten vor. Er fragte mich, ob ich nach Hollywood kommen und dort Filme machen wolle. Ich antwortete, ich täte nichts lieber als das. Das war natürlich eine Lüge, weil ich immer an Sex denke. Ich kam auf jeden Fall nach Hollywood, traf Judd Apatow, man bot mir einen Film an und ich sagte zu.
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Russell Brand als Alternativ-Rocker
Ricore: Stimmt es, dass sie bald in einem Film von Apatow mitspielen werden?

Brand: Ich hoffe es. Andernfalls hat man mich belogen.

Ricore: Sie haben auf Hawaii gedreht. Das hat nur Vorteile oder?

Brand: Das Ganze ist wie ein tropisches Gefängnis. Es ist auf eine unerbittliche Art schön, so als ob dir jemand mit einem Regenbogen eins überzieht. Ich fühlte mich mit all dem überfordert und vermisste gepflasterte Straßen, Laternen, Schimpfworte, Ratten, schlechtes Obst und Zahnstümpfe. Ich vermisste England.

Ricore: Wie stark konnten Sie sich mit Ihrer Rolle identifizieren?

Brand: Ich glaube, dass wir alle eine vielfältige Persönlichkeit haben. Wenn Sie mir von einem Trauerfall erzählen würden, würde ich sicher nicht sagen: "Wow, was für eine Geschichte." Ich habe eine Art mit Menschen umzugehen, die zu meiner Person gehört, aber wenn ich zum Beispiel mit meiner Mutter zusammen bin, oder mit Freunden von früher, dann verhalte ich mich ganz anders als ich es jetzt tue. Aber das hat alles mit mir zu tun. So bin ich.
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Beim Dinner auf Hawaii
Ricore: Warum hat es so lange gedauert, bis Sie zum Film kamen?

Brand: Das kam, weil ich heroinabhängig war. Ich war nur damit beschäftigt. Ich musste den Stoff besorgen, nahm die Drogen, schlief Stunden lang und wenn ich wach wurde, musste ich mich um den nächsten Schuss kümmern. Ich war damit einfach zu beschäftigt, als dass ich mich um andere Dinge hätte kümmern können. Das ist die simple Antwort.

Ricore: Wie sind Sie von den Drogen losgekommen?

Brand: Ich traf einen Mann namens John Knoll, der mich dazu brachte, eine dreimonatige Therapie zu machen. Seitdem habe ich keine Drogen mehr genommen. Das ist nun schon über fünf Jahre her. Ich weiß das Datum noch, es war der 13. Dezember 2002.

Ricore: Wie hat sich das Leben für Sie seitdem verändert?

Brand: Jetzt habe ich Geld und bin in Hawaii mit einer wunderschönen Schauspielerin und rede über mich selbst. Das tue ich gerne.

Ricore: Woran arbeiten Sie gerade?

Brand: "Bedtime Stories" mit Adam Sandler. Das ist ein Disney-Film. Ich spiele Adams besten Freund.

Ricore: Bekommen Sie wegen Ihrer Drogensucht von früher Probleme bei der Einreise in die USA?

Brand: Ja, ich bin vorbestraft. Immer wenn ich einreise, muss ich durch ein besonderes Zimmer und werde durchsucht. Sie schauen in meinen Hintern. Ich sage meist: "Da ist nichts, das sie interessieren könnte. Das ist alles privat. Das ist Teil meines Verdauungssystems."
erschienen am 7. Juni 2008
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Schauspieler, Produzent, Drehbuchautor. Komödiant, Kolumnist, Vegetarier und Engländer - all das ist Russell Brand. Als Jugendlicher leidet er unter Bulimie und autoaggressivem Verhalten, später wird er Heroin- und Alkoholabhängig. Elf Mal wird er verhaftet. Trotzdem schafft es Brand, eine Ausbildung an einer Schauspielschule zu absolvieren und einen Job als MTV-Moderator zu ergattern. Ihm wird allerdings fristlos gekündigt, als er am 12. September 2001 in Osama-Bin-Laden-Verkleidung..
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2024