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Mark Wahlberg auf der Jagd: The Italian Job"
Das beste Diebesgut
Interview: Familienvater mit Geschichte
Als Mark Wahlberg noch als Markie Mark durch die Welt rappte, im heimischen Boston Gemüsehändler ausraubte und alten Damen die Handtasche klaute, um seine Drogensucht zu finanzieren, hätte ihm niemand zugetraut, dass er eines Tages zum ernstzunehmenden Schauspieler wird. Aber spätestens seit "Der Sturm" wissen wir, was er kann. Und auch wenn er als Hauptdarsteller keinen Film tragen kann, als Teil eines Ensembles - wie in "The Italian Job - Jagd auf Millionen" - macht er sich allemal gut.
erschienen am 12. 11. 2003
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Mark Wahlberg, The Italian Job - Jagd auf Millionen
Ricore Medien: Was war das Beste, was Sie je gestohlen haben?

Mark Wahlberg: Ich habe in meinem Leben so vieles gestohlen, ich wüsste nicht wo ich anfangen soll! (lacht) Ich klaute immer, um etwas anderes damit zu kaufen oder es weiter zu verkaufen. Das meiste was ich je stahl, war Geld aus der Tasche meiner Mutter, aber ich will ihr das jetzt nicht zurückzahlen müssen. Ich habe viel geklaut, aber ich kann ehrlich sagen, dass ich es nicht mehr tue.

Ricore: Reden wir über eine andere Art der Bezahlung - dem Zahlen für Fehler, die man gemacht hat. Glauben Sie an dieses Karma, um das es auch im Film geht?

Wahlberg: Ich bin Katholik, daher glaube ich, dass einem nicht vergeben wird außer man vergibt den anderen. Und ich glaube an das Karma, denn ich zahle noch immer für eine Menge Fehler, die ich als dummer Jugendlicher gemacht habe. Die kommen immer wieder und verfolgen mich nach wie vor. Aber ich schätze mich sehr glücklich, dass mir nach und nach dafür verziehen wird - so wie auch Sie mir hoffentlich einige meiner Filme verziehen haben! (lacht)

Ricore: Bei den Fehlern Ihrer Jugend, sprechen Sie da von denen, die sie begangen haben, oder denen, die Ihnen zugefügt wurden?

Wahlberg: Vorwiegend von denen, die ich begangen habe. Natürlich ist auch mir Schlimmes zugefügt worden, aber ich habe kein Problem damit, jenen Leuten zu verzeihen. Eben auch weil ich glaube, dass mir nur dann auch verziehen werden kann. Vergebung ist keine Einbahn.
Ricore: Sie haben seit kurzem eine Tochter - wie sehr hat Sie ihre Geburt verändert?

Wahlberg: Sie hat mein Leben verändert. Ich werde alles tun, damit sie nicht so aufwächst wie ich. Was mir leicht fallen wird, denn im Gegensatz zu mir wird sie nicht in einer Umgebung gross werden, wo sie unter den Einfluss von schlechten Elementen fällt.

Ricore: Werden Sie Ihre Freundin Rhea heiraten?

Wahlberg: Wir reden darüber. Aber erst wollen wir mal mit der Umstellung in unserem Leben klar kommen. Erst hatten wir eine nette Beziehung, dann kam das Kind. Heirat ist ein großer Schritt.

Ricore: Ist Rhea auch Schauspielerin?

Wahlberg: Nein, um Himmels Willen! Wenn sie Schauspielerin wäre, würden wir weder über Heirat sprechen, noch hätte die Schwangerschaft je stattgefunden! (Wahlberg's Handy läutet) Das ist sie vermutlich.
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Regisseur F. Gary Gray und Mark Wahlberg am Set von: The Italian Job - Jagd auf Millionen
Ricore: Wollen Sie das nicht beantworten.

Wahlberg: Nein, sie hat mir eine SMS hinterlassen. Wollen Sie sie lesen? Wenn sie mit dem F-Wort beginnt, zeige ich sie nicht her...nein, es ist: "Good morning, I love you" Ich sage Ihnen, während der Schwangerschaft konnte ich ja nie einschätzen wie sie drauf sein würde. Einen Moment war's, 'Ich liebe dich', den nächsten, 'Ich bring dich um'. Ich habe vorher noch nie mit einer Frau zusammengelebt, und schon gar nicht mit einer Schwangeren! Mein Leben ist total auf den Kopf gestellt, aber ich muss sagen, es hat sich definitiv zum besseren gewendet.

Ricore: Wie sehen Sie sich als Vater?

Wahlberg: Sehr involviert. Ich habe den Luxus, viel Zeit zu haben, einen flexiblen Job und genug Geld. Mein Vater hat genau wie Donald Sutherland im Film , immer bereut, dass er nie genug Zeit für seine Kinder hatte. Aber wir waren zu neunt, er musste doppelt so hart arbeiten, um uns alle zu erhalten. Ich mache ihm auch keine Vorwürfe, dass ich als Jugendlicher so oft in Schwierigkeiten war. Das ist allein meine Schuld. Und ich hätte denselben Unsinn begangen, wenn er mehr da gewesen wäre.

Ricore: Edward Norton wollte "The Italian Job - Jagd auf Millionen" nicht machen, aber dann zwang ihn das Studio dazu, weil er unter Vertrag war. Hat sich das negativ auf die Dreharbeiten ausgewirkt?

Wahlberg: Nein, es war nur vorher eine unglückliche Situation. Er wollte einen anderen Film zuerst machen und das Studio ließ ihn nicht. Da gab's gröbere Auseinandersetzungen. Letztlich war er dazu gezwungen, den anderen Film zu verschieben und diesen zuerst zu machen. Aufs Filmen hat sich das aber nicht ausgewirkt, wir verstanden uns alle sehr gut. Und auf seine Arbeit auch nicht. Edward ist viel zu smart, als dass er sich und den Film schlecht dastehen ließe.
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Mark Wahlberg in: The Italian Job - Jagd auf Millionen
Ricore: Sie sind hier zwar ein Dieb, aber Sie sind ein sympathischer Dieb. Sympathisch ist eine Beschreibung, die auf alle Ihre Rollen zutrifft. Ist das eine bewusste Wahl, oder können Sie einfach nicht anders, weil sie auch in Wirklichkeit so verdammt sympathisch sind?

Wahlberg: Ich hoffe, ich treffe diese Wahl nicht absichtlich! (lach) In diesem fall musste ich sympathisch rüberkommen, denn sonst hätte der Film nicht funktioniert. Ich nahm mir Michael Caine zum Vorbild. Der war auch immer sympathisch auch wenn er Typen spielte, die keine sympathischen Dinge tun.

Ricore: Sie haben die Mark Wahlberg Youth Foundation gegründet. Was genau machen Sie und wie helfen Sie?

Wahlberg: Ich kümmere mich um Kids aus den Slums, weil ich mich damit auskenne. Ich bin ja selbst so aufgewachsen, ich weiß, was die Schwierigkeiten sind, und ich hoffe, dass ich eine Lösung dafür gefunden habe. Kids in Slums und armen Gegenden müssen beschäftigt werden, weil sie sonst in Gangs enden, oder auf der Strasse verkommen. Ihre Eltern - meistens gibt's ja gar nicht beide Teile - können sich nicht um sie kümmern, weil sie hart arbeiten müssen. Man muss die Energie dieser Kids in etwas Positives umlenken, sonst machen sie Dummheiten. Und so bettle ich alle meine superreichen Kollegen um Kohle an, damit ich Sportplätze, Bibliotheken, eine neue Turnhalle für die Schule, etc. bauen lassen kann. Ich habe auch kürzlich eine Theatergruppe gegründet, in die ich sehr involviert bin. Wir versuchen diesen Kindern Projekte zu geben, die sie ganz ausfüllen. Wenn ein Teenager am Nachmittag eine Rolle probt oder Basketball spielt, dann wird er nicht an der Straßenecke Drogen verkaufen. Zwei meiner Brüder helfen mir dabei. Ich bin bei diesen Kids glaubwürdig, weil sie meine Vergangenheit kennen. Das macht es leichter für mich.
erschienen am 12. November 2003
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2024