Buena Vista International (Germany)
Jamie Lee Curtis versteht Busch noch immer nicht
Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überallhin
Interview: Jamie Lee Curtis über Bush und Timberlake
In "Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag" wird Jamie Lee Curtis und ihrer Tochter ein chinesischer Glückskeks zum Verhängnis. Die Schreckensvorstellung, dass die Mutter mit ihrer Teenager-Tochter den Körper tauscht, kann nur ein guter Ausgangspunkt für eine hervorragende Komödie sein. Zum nicht enden wollenden Lachkrampf entwickelte sich auch das Interview mit Jamie Lee.
erschienen am 5. 12. 2003
Buena Vista International (Germany)
Jamie Lee Curtis in: Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag
Ricore Medien: Sie haben ja selbst eine Tochter im Teenager-Alter. Wie gefällt Ihnen die Idee, mit ihr einmal den Platz zu tauschen?

Jamie Lee Curtis: Die Welt aus der Sicht der anderen Person zu betrachten, ist vermutlich der beste Weg zu lernen. Ich erinnere mich an einen Song aus meiner Kindheit, "Walk a mile in my shoes", ein Country-Western-Song. Der bringt das auf den Punkt. Meistens haben wir nicht die Gelegenheit dazu, sitzen rum und urteilen über andere Menschen aus unserer Perspektive. Was natürlich entsetzlich unfair ist. Das ist die Lektion, die ich von diesem Film lernen will: nicht über andere zu richten, sondern mich in ihre Lage zu versetzen. Ich versuche noch immer, George Bush zu verstehen. Schwierige Angelegenheit! (lacht)

Ricore: Haben sie sich mal überlegt, wie Sie das Leben Ihrer Tochter verbessern könnten, wenn Sie sich in sie hineinversetzen?

Curtis: Ich finde, dass das Leben eines Teenagers irre tough ist. Die haben es alle unheimlich schwer, weil alles in ihrem Leben im Widerspruch steht. Und als Eltern machen wir ohnehin alles falsch. Einerseits wollen wir ihnen gutes Beispiel vorangehen, andererseits wollen wir, dass sie unabhängig werden und selbständig denken. Aber das ist ein Widerspruch. Nehmen wir noch mal George Bush her: wäre ich besonders glücklich, wenn ich ein ultra-rechtes Kind daheim hätte? Lass uns mal annehmen, meine Tochter hätte eine sehr konservative, rechtslastige politische Meinung - genau das Gegenteil von mir. Aber ich wäre gezwungen, das zu akzeptieren. Wir wollen, dass unsere Kinder glücklich werden, aber wir wollen auch, dass sie Spiegelbilder von uns selbst sind. Das ist so, als würden wir sagen: okay. Ich will, dass ihr glücklich seid solange ihr genau das macht was wir wollen. Aber in Wirklichkeit wollen Teenager in erster Linie authentisch sein. Das ist das Wort, das meistens aus ihrem Mund kommt: authentisch, echt, individuell. Meine Tochter war mein Schutzengel bei diesem Film. Denn ich fiel in diese Rolle ohne jede Vorwarnung von einem Tag auf den anderen, weil Annette Bening plötzlich absagte. Ich glaube nicht, dass ich das hätte tun können, ohne daheim eine 16jährige Tochter aufzuziehen.
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Jamie Lee Curtis kann auch wild in: Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag
Ricore: Was für ein Teenager waren Sie?

Curtis: Ich war das ultimative brave Mädchen. Ich wollte die Rebellin sein, das böse Mädchen, ich verehrte schlimme Mädchen, bewunderte sie aus der Ferne und dachte, wie cool die sind. Aber ich schaffte es nicht. Ich machte nicht sehr viel, was die Nervosität meiner Mutter gefördert hätte. Ich war folgsam, leistete keinen Widerspruch. Sie kennen meine Mutter, wir reden hier ja nicht über eine Unbekannte. Sie ist eine sehr starke, resolute Frau, sie duldet keinen Widerspruch.

Ricore: Wiederholen Sie die Erziehungsmethoden Ihrer Mutter, gute und schlechte?

Curtis: Gute Frage. Meine Tochter wusste schon sehr früh, wie man nein sagt. Und ich versuchte immer, ihr ihre Meinung zu lassen. Das führt daheim natürlich immer wieder zu Konfrontationen, aber es hat uns auch alle glücklich gemacht und weiter gebracht. Ich ermutige beide Kinder, ihren eigenen Instinkten zu folgen. Das ist manchmal gar nicht so einfach.
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Jamie Lee Curtis kann auch wild in: Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag
Ricore: Sie haben vor vielen Jahren schon das Trinken aufgegeben - wie warnen Sie Ihre Kinder vor Drogen und Alkohol?

Curtis: Mein Junge ist ja noch klein. Aber meine Erfahrung ist, dass Kinder Paparazzi sind: die schießen dein Foto, wenn du es absolut nicht willst. Die knipsen dich, wenn du hässlich bist, wenn du zornig bist. Sie fotografieren dich ununterbrochen in allen Lebenslagen. Sie machen mentale Bilder und dann zeigen sie sie dir. Immer wieder und wieder. Und dann das Körperimage! Wenn Mami vor dem Spiegel steht und sich dick findet und sagt: Ich bin so eine fette Sau!, und die Tochter das sieht, bleibt es hängen. Und dann hat die Tochter einen schlechten Tag, ihre Menstruation und fühlt sich etwas rund, dann wird ihre Reaktion, wenn sie sich im Spiegel sieht sein: Ich bin so eine fette Sau!. Das hat sie bei ihrer Mutter gesehen. Das funktioniert mit Alkohol genauso. Wenn die Eltern bei jeder festlichen Gelegenheit trinken, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn ihre Tochter ihren ersten Job kriegt und mit Freunden feiert, indem sie sich eine Nacht lang vollaufen lässt. Das macht sie, weil sie es bei ihren Eltern gesehen hat. Wie hat doch Gandhi gemeint: sei die Veränderung, die du haben willst. Gott, ich klinge ja richtig New Age-mässig, so als ob ich mit Deepak Chopra rumhängen würde! (lacht) Ich schwöre, ich hab den Typen nie getroffen!

Ricore: Vor einem Jahr ließen Sie sich ohne Make-up fotografieren, ohne Korsett und zeigten sich so wie Sie sind. Wollten Sie absichtlich Hollywoods Körperkult zerstören?

Curtis: Und ob! Deshalb habe ich das ja gemacht. Ich wollte diesen Mythos zerstören, der junge Mädchen auf der ganzen Welt in die Magersucht treibt. Wir sehen auch nicht anders aus als die Frau im von Nebenan! Glamour ist eine Illusion, die jeder mit dem richtigen Fotografen, dem besten Friseur und dem talentiertesten Visagisten kaufen kann. Ich habe Fettringe um den Bauch, graue Haare und Falten. Und das ist ganz in Ordnung. Ich muss mich nicht herrichten wie eine 22jährige. Ich trage Kleidung, die zu meinem Alter passt, die gewisse Stellen verdeckt. Aber ich fühle mich gut. Meinem Alter entsprechend. Schönheit kommt von innen - Basta.
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Jamie Lee Curtis wurde das Schauspielern in der Wiege gelegt
Ricore: Als Kind von zwei Hollywoodstars aufzuwachsen und diese ganze Scheinwelt von klein auf mitzuerleben - warum wollten Sie Schauspielerin werden?

Curtis: Ich war von Geburt an Schauspielerin. Ich gab mein ganzes Leben lang vor, wer anderer zu sein. Das ist die Realität meines Lebens. (Produzent) Ray Stark wollte mich als Sechsjährige in "Goodbye Girls" haben. Und meine Mutter bekam Anrufe, weil sie mich für "Der Exorzist" engagieren wollten. Sie lehnte ab. Sie wollte, dass ich eine normale Kindheit habe. Und dasselbe will ich für meine Kinder auch. Als ich eine junge Schauspielerin war, waren alle Großen zwischen 30 und 40: Elizabeth, Sally, Jane, Goldie. Die waren alle im Alter von Gwyneth, J.Lo, Sandra Bullock. Zu meiner Zeit waren die Teenie-Filme gerade unmodern. Es gab keine Rollen für Teenager. Ich startete in Horrorfilmen. Und hatte vorher ein ruhiges Leben, da oben im Benedict Canyon, über Beverly Hills, mit meinen Hunden. Ich fiel oft hin beim Rollschuhfahren. Hollywood war nicht Teil meines Lebens. Ich war ein normales Kind.

Ricore: Seit "True Lies" haben Sie keine Komödie mehr gedreht - warum nicht? Sie sind doch so witzig!

Curtis: Ja! Ich habe keine Ahnung. Ich liebe meinen Job. Ich liebe es, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, aber ich traf vor einigen Jahren die sehr bewusste Entscheidung, dass meine Familie und meine Kinder an erster Stelle stehen, auch was meine Arbeitszeit betrifft. Denn als ich versuchte alles unter einen Hut zu bringen, war ich dauernd nur müde und fühlte mich schuldig. Und deshalb lehne ich viele Filme ab, besonders die, die nicht in Los Angeles gedreht werden.

Ricore: Stimmt es, dass Sie sich für den Film Poster von Justin Timberlake in den Trailer an die Wand hängten?

Curtis: Er wurde zu meinem Idol während ich den Film machte! Die Poster waren sogar signiert, nur glaube ich nicht von ihm, sondern von seinem Manager. Ich hätte gar nichts dagegen, mit ihm im Aufzug stecken zu bleiben! (lacht) "I just want to love you, baby" (sing) Verzeihung. Ich mag auch ernste Musik!

Ricore: Lesen Sie die messages in chinesischen Glückskeksen?

Curtis: Ich glaube nicht daran, aber sie haben etwas Zauberhaftes. Wenn ich bloß nicht so clever wäre und wüsste, woher sie kommen! Und, dass die Person am Nebentisch vermutlich dasselbe bekommt! (lacht)
erschienen am 5. Dezember 2003
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Geboren in Los Angeles, California, USA. Tochter von Janet Leigh und Tony Curtis, Spitzname: The Scream Queen.
2024