20th Century Fox
Renée Zellweger in: Down with Love - Zum Teufel mit der Liebe!
Doris Day des neuen Jahrtausends
Interview: Sie schafft es jedes Mal
Sie erinnert nicht nur äußerlich an Doris Day. Genau wie der Star der 60ger Jahre besitzt auch Renée Zellweger ein natürliches komödiantisches Talent. Anders als Day besteht ihr Repertoire sowohl aus schweren Dramen als auch aus leichten Komödien. Sie schafft es jedes Mal, anders zu sein. Ihre Rolle in "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück" ist nicht dieselbe wie in "Jerry Maguire". Auch "Down with Love - Zum Teufel mit der Liebe" verweigert sich den gängigen Kategorien.
erschienen am 25. 12. 2003
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Renée Zellweger mit Tony Randall in: Down with Love
Ricore Medien: In Buchgeschäften findet man heute ganze Abteilungen, die sich nur mit Beziehungsratgebern beschäftigen, genau wie der den Sie als Barbara Novak in "Down with Love - Zum Teufel mit der Liebe" schreiben. Wie sieht Ihre eigene Philosophie was Beziehungen betrifft aus?

Renée Zellweger: Ich bin eine ganz langweilige Freundin, wenn mich jemand anruft und um Ratschläge bittet, was Jungs betrifft. Ich bin so ehrlich, weil ich keine Zeit für Spielchen habe. Ich bin an Tricks und manipulativen Strategien nicht interessiert. Und auch nicht an Bücher, die dir sagen, wie man so was macht.

Ricore: Als Barbara Novak schlagen Sie vor, Liebe von Sex zu trennen, und Sex durch Schokolade zu ersetzen. Wie denken Sie über diese drei Dinge?

Zellweger: Sagen wir mal, ich bin altmodisch. Die Sache mit der Schokolade? Ich stand noch nie auf süße Sachen, aber ich kann Ihnen verraten, dass ich große Zuflucht in einem Riesensack Kartoffelchips finde! (lacht)

Ricore: Sind Sie "Down with Love"? Haben Sie genug von der Liebe?

Zellweger: Ach wo! Ich bin eine hoffnungslose Romantikerin! Oder sollte ich sagen 'hoffnungsvolle' Romantikerin?! Ich glaube immer wieder an die Liebe. Ganz gleich wie oft ich enttäuscht werde.
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Renée in den Sechzigern angelangt
Ricore: In den Tanzszenen tragen Sie Stöckelschuhe. War das nicht eine Riesenumgewöhnung nach den professionellen Tanzschuhen in "Chicago"?

Zellweger: Ich bin so froh, dass Sie das bemerkt haben! Denn alles, was ich denken konnte, als ich in "Down with Love" die Stiegen runterkam war: "Ich werde mir auf dieser pinkfarbenen Wendeltreppe in einem durchsichtigen schwarzen Negligé den Hals brechen". Was für eine Art zu sterben! Ich musste meine Zehen zusammenkrümmen, doppelseitiges Klebeband auf die Sohle tun und Angeldraht um die Ferse winden, sodass niemand etwas sehen konnte, und ich nicht ausrutschte. In "Chicago" hatte ich wenigstens Tanzschuhe - in "Down With Love" trug ich überhaupt nur in einer Szene flache Schuhe! Ich freute mich ungeheuer auf die schmutzigen Lederstiefel in "Unterwegs nach Cold Mountain"! Vier Monate nichts als ausgelatschte, dreckige, flache Stiefel. Es war wie im Paradies! Mir gingen danach Stöckelschuhe wieder richtig ab.

Ricore: Hat "Chicago" Ihr Leben verändert?

Zellweger: Natürlich! Und wie! Ich sprach auch immer wieder davon. Ewan McGregor meinte, er könne das nicht verstehen, aber ich sagte, natürlich kannst du - denk nur an "Moulin Rouge"! Wie viele Filme dieser Art wird es in der Karriere eines Schauspielers geben?! Einen, wenn er Glück hat.

Ricore: Halfen die Kostüme in "Down with Love" mit der Rolle?

Zellweger: So wie nur selten in Filmen. Man fühlt sich sofort ganz anders. Wie in einer anderen Zeit. In den Sixties trugen alle Frauen zusammenpassende Hüte und Handschuhe und warne wie aus dem Ei gepellt. Das muss irre viel Zeit gekostet haben am Morgen und anstrengend gewesen sein, aber diese Ära war viel eleganter als unsere jetzige. Auf jeden Fall verglichen mit den Fetzen, in denen ich täglich ausgehe. Das kostet mich keine zwei Minuten, aber es sieht auch so aus! (lacht)
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Ewan McGregor hällt Renée für die Beste...
Ricore: Was ist in Ihren Augen der Unterschied zwischen einer romantischen Komödie und einer Sexkomödie?

Zellweger: Oh, Mann! Vermutlich wieweit man geht. In unserem Fall geht's nicht darum wie viel Sex gezeigt wird, sondern dass Sex zum Thema wird. Und ich danke Gott für das Drehbuch, denn selten habe ich so reichhaltige Dialoge gelesen. Alles war so vielschichtig, jedes Wort, jeder Satz. Man konnte alles eindeutig zweideutig auslegen.

Ricore: Nahmen Sie sich die alten Rock Hudson/Doris Day-Filme zum Vorbild?

Zellweger: Ich wusste nicht viel über die Hudson/Day-Filme. Ich habe sie natürlich irgendwann gesehen, aber um ehrlich zu sein, mein cineastisches Wissen ist total lächerlich, und ich sollte mich dafür genieren. Wenn man bedenkt, was ich beruflich mache, sollte ich mich vor Peinlichkeit verkriechen. Wenn einer sagt 'Fellini-esk', dann frage ich immer, was er meint, denn von mir aus könnte Fellini ein Tischler sein, sowenig Ahnung habe ich. Ich arbeite daran. Während der Dreharbeiten zu "Chicago" sah ich mir viele Marilyn Monroe-Filme an, und ich kriege langsam ein Gefühl dafür, was das surreale Fantasie-Element in diesen Filmen ist. Ewan kapierte das viel besser, er meinte: "Was man diesen Filmen ansieht ist, wie viel Spaß die Schauspieler beim Drehen hatten. Und wenn wir das hinkriegen, haben wir gewonnen.' Und er hatte recht. Wir hatten Spaß, und man sieht es dem Film an.

Ricore: Ewan McGregor beschreibt sie als eine der besten Schauspielerinnen, mit denen er je gearbeitet hat - ein großes Kompliment ...

Zellweger: :...dass ich ihm ohne Einwände glatt zurückgeben kann. Ewan ist der beste Schauspieler seiner Generation, und es gibt nichts, was er nicht kann. Ich bewunderte seit Jahren seine Arbeit, und fragte stets bei jedem neuen Projekt, dass noch keinen männlichen Hauptdarsteller hatte, was wäre mit Ewan? Und ich war so glücklich als wir beide für diesen Film engagiert wurden. Ich mag ihn. Er bringt mich zum Lachen. Und er hat die netteste Frau und die schönsten Kinder.
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Viel Pomp: Renée Zellweger in: Down with Love!
Ricore: Wie weit würden Sie für Liebe gehen?

Zellweger: Das hängt vom Typen ab! Ich bin nicht bereit alles aufzugeben für einen Mann. Liebe ist eine wundervolle Sache, aber nicht auf Kosten all der anderen wundervollen Sachen im Leben.

Ricore: Sie sind ja gerade nicht Single, aber waren vorher lange allein - wie fühlten Sie sich da als Single?

Zellweger: Ich fand es großartig auf mich allein gestellt zu sein, und jede Situation zu meistern. Ich habe tolle Freunde und viele Leute, die mich unterstützen. Ich habe Menschen in meinem Leben, die auf mich aufpassen, wenn ich krank bin. Ich hatte vierzehneinhalb Jahre einen Hund und habe immer noch eine Katze, die sich auf meinen Bauch setzt und schnurrt, wenn ich Drehbücher lese. Ich habe ein großartiges Leben.

Ricore: Glauben Sie immer noch an den Märchenprinzen, der Sie heiraten wird?

Zellweger: Ich bin offen für den Mann, mit dem ich mein Leben verbringen will. Ich habe erkannt was ich will als ich mir die Ehe meiner Eltern anschaute, und weiß daher, dass es das gibt. Ich glaube daran und weiß, dass es irgendwo existiert.
erschienen am 25. Dezember 2003
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Wer kennt sie nicht als frustrierte, leicht übergewichtige Single-Frau in der Erfolgskomödie "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück"? Ihr Talent für Komödien hat Renée Zellweger mit ihren kleinen Augen jedenfalls schon des öfteren unter Beweis gestellt. Dass mehr in der Texanerin steckt, beweisen ihre Auftritte in "Chicago", "Jerry Maguire" und "Unterwegs nach Cold Mountain". Für letzteren erhielt sie den Oscar als beste Nebendarstellerin.
Zwischen Hommage und Parodie: "Down with Love" von Peyton Reed ist eine Zeitreise zurück in jede Ära, als in knallbunt-verklemmten Sexkomödien alles, bloß kein Sex vorkommen durfte. Renée Zellweger und Ewan McGregor ziehen nach diesem Vorbild in einen turbulenten Geschlechterkampf, bei dem Doris Day und Rock Hudson Pate standen.
Chicago (Kinofilm)
Die erfolgreiche Broadwayshow "Chicago" ist die Vorlage für die Stargetränkte Filmadaption. Chicago in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts: Roxy Hart (Renée Zellweger) tötet ihren vermeintlichen Manager. Dieser hatte die naive Broadwaysängerin betrogen und belogen. Ein musikalischer Spass der Extraklasse, der mit 13 Oscarnominierungen, 6 Oscarauszeichnungen, 3 Golden Globes und 170 Millionen Dollar in den US-Kinokassen belohnt wurde.
2024