Universum
Woody Harrelson in "Transsiberian"
Bei fünf Maß wird's kritisch
Interview: Woody Harrelsons Oktoberfest
Woody Harrelson ist einer der vielseitigen Schauspieler Hollywoods. Ob als Killer, als liebender Ehemann oder wie in seinem neuen Thriller "Transsiberian" als religiöser Konservativer überzeugt er Kritik und Publikum. Auch bei unserem Interview fasziniert er durch seinen Charme. Anstatt über seinen neuen Film zu reden, spricht er lieber über das Münchner Oktoberfest und fragte mich, ob ich den deutschen Regisseur Roland Emmerich kenne.
erschienen am 7. 12. 2008
Universum Film
Transsiberian
Tagelang auf engstem Raum eingeschlossen
Ricore: Hallo Herr Harrelson, wie geht es Ihnen?

Woody Harrelson: Danke, sehr gut, und Ihnen?

Ricore: Sie drehen derzeit, nicht wahr?

Harrelson: Ich habe vor kurzem gedreht, jetzt mache ich eine wohlverdiente Pause. Aber dann geht's auch schon wieder weiter.

Ricore: Ich war vor kurzem in San Sebastián. Die Stadt würde Ihnen gefallen, liegt direkt am Meer und zum Surfen geht es dort ebenfalls gut.

Harrelson: Ja, ich muss unbedingt mal hin, alle erzählen immer, wie toll es dort ist und ich war zu meiner Schande noch nie da.

Ricore: Wäre denn die transsibirische Eisenbahn ein mögliches Urlaubsevent für Sie?

Harrelson: Nein, eher nicht. Sie müssen wissen, man ist da tagelang auf engstem Raum eingeschlossen, jeder raucht Zigaretten und allerhand andere Dinge. Das ist nicht sehr gesund. Das muss sehr hart sein. Aber während der Dreharbeiten hat es viel Spaß gemacht.
Universum Film
Woody Harrelson
Brad ist ein großartiger Regisseur
Ricore: Sie haben nicht in der Transsib gedreht, oder?

Harrelson: Nein, wir haben in Litauen gedreht.

Ricore: In "Transsiberian" spielen sie eine ungewöhnliche Rolle - einen religiösen Konservativen…

Harrelson: Ja, das ist schon außergewöhnlich, nicht wahr? Aber es war ein tolles Drehbuch. Brad ist ein großartiger Regisseur und ich freute mich, mit den anderen wunderbaren Schauspielern zusammenzuarbeiten. Wenn man eine Rolle auswählt, spielen immer zwei oder drei wichtige Faktoren eine Rolle. Das sind das Drehbuch, der Regisseur und die Akteure. Natürlich weiß man trotzdem nie, was auf einem zukommt, das verhält sich so ähnlich wie mit der Flaschenpost. Aber in diesem Fall war alles Bestens.

Ricore: Wie viel von Ihnen steckt nun in der Figur von Roy?

Harrelson: Nun ja, ich versuche immer, etwas von mir in die Figur zu stecken.

Ricore: Was genau war es in diesem Fall?

Harrelson: Sie lassen nicht los, was? Ich denke, es ist seine gewisse Unschuld. Auch die Art wie er spricht… Es ist hart zu sagen, was mich mit ihm verbindet, aber ich würde sagen, in mir steckt ein unschuldiger Woody!
Warner Bros. Pictures
Hinterlassen eine blutige Spur: Woody Harrelson und Juliette Lewis als "Natural Born Killers"
Ich bringe die Menschen gerne zum Lachen
Ricore: Sind Sie wirklich unschuldig?

Harrelson: Ich weiß es nicht, aber dieses Gefühl von Unschuld ist lustig. Ich habe immer wieder versucht, unschuldig zu sein, und jetzt ist es mir in diesem Film wieder gelungen. Ich fühle mich jetzt wieder viel unschuldiger als früher. Es dauert nämlich lange Zeit, bis man wieder jung wird.

Ricore: Sie werden also nie wieder den bösen Jungen spielen?

Harrelson: Nein, das kann ich nicht versprechen. Ich werde erst einmal herausfinden, was die nächsten Rollenangebote ergeben...

Ricore: Können Sie sich vorstellen, eines Tages einen Superhelden wie "Batman" oder "Spider-Man" zu spielen?

Harrelson: Nun ja, vielleicht. Ich kann das jetzt nicht wirklich beantworten, aber vielleicht, eines Tages, ja! Tatsächlich drehe ich gerade den Film "Defendor". Hier spiele ich einen ziemlich normalen Typen, der glaubt, Superheldenqualitäten zu besitzen. Das wird ziemlich witzig.

Ricore: Spielen Sie denn lieber Komödie als Dramen?

Harrelson: Ja, viel lieber. Ich bringe die Menschen gerne zum Lachen.
Universum
Woody Harrelson in "Transsiberian"
Erholung vom Oktoberfest
Ricore: Lachen ist auf jeden Fall besser als weinen!

Harrelson: Auf jeden Fall.

Ricore: Gehen Sie in Ihrer Freizeit manchmal ins Kino oder haben Sie schon die Schnauze voll von diesem Geschäft?

Harrelson: Nein, ich gehe sehr oft und gerne ins Kino. Auch heute Abend beispielsweise.

Ricore: Was sehen Sie sich an?

Harrelson: "Transsiberian". Sie kommen doch aus München, nicht wahr?

Ricore: Ja.

Harrelson: Ich war erst vor kurzem dort.

Ricore: Um den Film zu promoten?

Harrelson: Nein, ich war auf dem Oktoberfest.

Ricore: Ok, ich verstehe.

Harrelson: Ich musste mich ziemlich lange davon erholen.
Universum
Woody Harrelson, Emily Mortimer
2012
Ricore: Haben Sie auch Lederhosen getragen?

Harrelson: Ja, das habe ich.

Ricore: Gibt es denn ein Foto davon?

Harrelson: Ja, irgendwo gibt es sicher Fotos, aber ich werde mich hüten, sie zu veröffentlichen.

Ricore: Wieviel Maß haben Sie denn getrunken?

Harrelson: Ich denke, es waren vier. Letztes Jahr waren es fünf, das war etwas zu viel, aber dieses Jahr ging's noch gut.

Ricore: Vielleicht kommen Sie ja eines Tages zurück, um hier einen Film zu drehen?

Harrelson: Wenn Sie mit einem Münchner Regisseur sprechen könnten, vielleicht ja. Ich wäre sofort dabei, da mir die Stadt sehr gut gefällt. Apropos, ich habe gerade mit einem deutschen Regisseur zusammengearbeitet, mit Roland Emmerich. Kennen Sie den?

Ricore: Ja, natürlich. Um welchen Film handelt es sich denn?

Harrelson: Der Film heißt "2012". Wir stecken derzeit mitten in den Dreharbeiten.

Ricore: Dann dauert es ja noch eine Weile, bis der nach Deutschland kommt. Aber vielleicht kommen Sie ja dann mit?

Harrelson: Wir werden sehen, aber unmöglich ist es nicht.

Ricore: Dann auf bald und danke für das unterhaltsame Gespräch.
erschienen am 7. Dezember 2008
Zum Thema
Der überzeugte Umweltaktivist sorgt im Laufe seiner Karriere immer wieder für Diskussionsstoff. Ob spektakuläre Filmrollen oder medienwirksame Protestaktionen, Woody Harrelson bleibt seiner Linie stets treu. So klettert er im Namen der Umwelt auf die Golden Gate Bridge und wird prompt verhaftet. Beruflich zieht Harrelson auch heute kleinere Independent-Produktionen großen Hollywoodproduktionen vor. Sein bisheriger Karriere-Höhepunkt ist die Oscarnominierung für "Larry Flynt - Die nackte..
Transsiberian (Kinofilm)
Ein amerikanisches Paar reist mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Moskau. Anfangs scheint es ein harmonischer Urlaub zu werden. Damit ist es vorbei, als das undurchsichtige Paar Carlos (Eduardo Noriega) und Abby (Kate Mara) zusteigt. Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) werden in einen Strudel aus Mord, Korruption und Drogen hineingezogen, in den auch russische Polizeiführer verstrickt sind. Brad Anderson gelingt ein routinierter Thriller mit Spannung, guter..
2024