Warner Bros. Pictures
Mark Keller
"Til ist nicht zu bremsen"
Interview: Mark Keller kann auch komisch
Seinen Durchbruch feierte Mark Keller als André Fux in der deutschen Actionserie "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei". Es blieb meist bei Fernsehrollen. 2005 spielte er dann an der Seite von Til Schweiger in dessen Komödie "Barfuss". 2008 kam es zu einer erneuten Zusammenarbeit und zwar in der mittelalterlichen Komödie "1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde". Mark Keller sprach mit uns über seine Schauspielkarriere und über sein Glück, in Deutschland zu leben.
erschienen am 17. 12. 2008
Warner Bros.
1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde
Ricore: In "1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde" führt Til Schweiger Regie, ist Hauptdarsteller und Produzent. Seit wann kennen Sie sich? Mark

Keller: Wir kennen uns schon seit 1992 oder 1993, sind seitdem gut befreundet. Ich schätze Til sehr als Mensch, als Familienvater und als Freund.

Ricore: Kam es so auch zur Zusammenarbeit?

Keller: Wir haben bereits bei "Barfuss" zusammengearbeitet und hatten viel Spaß. Die zwei Drehtage waren damals aber eher ein Freundschaftsdienst meinerseits. Doch für diese Rolle wurde ich gecastet. Til vergibt keine Rollen nur aus Freundschaft. Zudem ist meine Rolle eine kleinere, ich spiele Prinz Gustav. Auch dieses Mal machte die Arbeit großen Spaß. Es ist immer eine Ehre für mich, mit Til zusammenzuarbeiten.

Ricore: Wie beurteilen Sie Til Schweiger als Produzent?

Keller: Ich habe schon oft gesagt: Til wird Bernd Eichinger als deutscher Vorzeigeproduzent ablösen. Das ist abzusehen. Wenn Til einen eigenen Verleih hat, ist er nicht mehr aufzuhalten.

Ricore: Bei den Dreharbeiten zu "1 1/2 Ritter" gaben sich die deutschen Stars die Klinke in die Hand. Wie muss man sich das bei den Dreharbeiten vorstellen?

Keller: Es war alles sehr harmonisch, jeder hat sich eingebracht, seinen Teil beigetragen. Meine Erfahrung ist, dass dies umso besser funktioniert, je erfolgreicher die Menschen sind. Ein schönes Beispiel ist Thomas Gottschalk. Den habe ich erst bei den Dreharbeiten richtig kennengelernt. Es war beeindruckend. Der König der Unterhaltung ist sowas von bescheiden. Gottschalk saß zwölf, 13 Stunden am Stück am Set, ohne die Miene zu verziehen.
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Mark Keller mit Sohn Aaron
Ricore: Sollte das unter Profis nicht selbstverständlich sein?

Keller: Natürlich, aber in der Regel ist es so, dass eher diejenigen, die noch nicht viel erreicht haben, kompliziert sind. Thomas Gottschalk wartet bis er dran ist und liefert dann seinen Text ab. Wenn ich das mit weniger etablierten Schauspielern vergleiche, die oft ein Affentheater am Set veranstalten, muss ich sagen: Je erfolgreicher die Menschen sind, umso bescheidener werden sie normaler.

Ricore: Ist es in dem Geschäft möglich, Freundschaften über viele Jahre aufrechtzuerhalten?

Keller: Es gibt nicht viele Freundschaften, welche die Jahre überdauern. Es kommt vor, dass man sich eine längere Zeit nicht meldet. Wenn man weiß, dass ein Tausendsassa wie Til Schweiger praktisch alles vor und hinter der Kamera macht, sich mit so viel Leidenschaft dem Film verschrieben hat, kann man nicht böse sein, mal einen Monat nichts voneinander zu hören.

Ricore: Sie sprechen in den höchsten Tönen von Til Schweiger…

Keller: Ich kann mich nur wiederholen: Til tut dem deutschen Kino gut. Er ist in der Lage, ihm international zu mehr Akzeptanz zu verhelfen, vielleicht sogar mehr als Bernd Eichinger in den 1980er Jahren für einen Popularitätsschub gesorgt hat. Die Filme, die Til gemacht hat, waren durchweg Riesenerfolge. Er wird dennoch sehr kritisch von den Medien kritisiert. Wenn ein Film von ihm "nur" eine Million Besucher hat, heißt es sofort: "Neuer Schweiger-Film gefloppt". Aber welcher deutsche Film hat überhaupt eine Million Kinobesucher? Tils Wille, sein Herz, seine Besessenheit tun dem Kino gut. Auch vom Hamburger Fatih Akin halte ich viel.
Buena Vista International (Germany)
Mark Keller mit Til Schweiger am Set von "Barfuss"
Ricore: Es scheint, als hätten wir eine Phase, in der einige deutsche Regisseure nachrücken. Sie nennen Fatih Akin

Keller: Ja, und Florian Henckel-Donnersmarck hat den Oscar gewonnen. In Deutschland ist es immer schwieriger als in den USA oder Frankreich, wo mehr Geld für den Film da ist. Dadurch muss man Geschichten finden, die mit weniger Budget umzusetzen sind. Ich glaube, Til setzt gut an und schaut, dass die Geschichte im Vordergrund steht, ohne konstruiert zu wirken. Dass sie authentisch und glaubwürdig umgesetzt wird. Fatih ist auch einer, der seinen eigenen Weg geht, aber dadurch oft nur bei bestimmten Publikumsschichten Erfolg hat. Til ist eben der kommerziellere von beiden.

Ricore: Sie haben sowohl in Komödien und Liebesromanzen als auch Actionfilmen mitgespielt. Sieht sich Mark Keller als Actionheld oder doch eher im Komödienfach?

Keller: Mit "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" bin ich natürlich durch eine Actionserie bekannt geworden. Ich habe nur Fernsehen gemacht und kein Kino. Die meisten denken, ich bin in der Action zu Hause. Ich selbst glaube jedoch, dass mein größtes Talent in den Komödien liegt. Das wissen die wenigsten, aber das wird noch kommen.

Ricore: Das klingt sehr konkret. Können Sie näheres sagen?

Keller: Nein, ich habe vor zwei Jahren eine Komödie mit Heiner Lauterbach gemacht, "Andersrum", jetzt plane ich etwas fürs kommende Jahr. Aber so lange die Finanzierung noch nicht steht, möchte ich nicht darüber reden. Es ist generell schwierig, im Vorfeld über so etwas zu sprechen. Aber es wird auf jeden Fall was kommen.
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Mark Keller und Udo Kier als Ritter
Ricore: Sie sind auch von der Musik fasziniert. Würden Sie im Nachhinein einen anderen Weg in Ihrem Leben gehen?

Keller: Ich gehe meinen eigenen Weg, wie jeder andere auch. Momentan schreibe ich an einem Album, das nächstes Jahr rauskommt. In einem Lied heißt es: "An jedem Morgen erwach' ich erneut, bin die Summe der Dinge aus gestern und heut'". Ich habe sehr viel Glück gehabt in meinem Leben, bin in meiner Mitte. Es gibt in jedem Leben Tiefschläge. Aber all das hat immer wieder seinen Sinn und Zweck wenn man die Lehre draus zieht. Wenn ich an das Gute und Positive in meinem Leben denke, würde ich nichts anders machen. Ich habe zwei gesunde, große Kinder, auf die ich sehr stolz bin und die ich über alles liebe. Ich selbst bin gesund. Was will ich mehr?

Ricore: Was gibt es, was Sie noch anstreben würden?

Keller: Man kann immer nach mehr Geld, mehr Erfolg streben. Am Ende hauen dir die Leute vielleicht mehr auf die Schulter, aber am Wesentlichen ändert sich nichts. Wenn man die kleinen Dinge des Lebens schätzt, was ich tue, dann habe ich alles auf dieser Erde. Wenn es mir gelingen sollte, noch ein paar schöne Filme zu machen und vielleicht ein, zwei gute Platten, dann ist das natürlich schön. Das ist aber neben den wirklich wichtigen Dingen wie der Gesundheit nur als ein kleines Plus zu sehen.

Ricore: Eine sehr bodenständige Ansicht, nicht alle denken so. Die meisten streben nach mehr.

Keller: Ich glaube, das Glück liegt in der Einfachheit. Der Erkenntnis, dass wir in einem Land wie Deutschland alles haben. Sorgen, wie sie die Menschen in Pakistan, Afghanistan oder im Iran haben, kennen wir nicht. Wir müssen uns dieses Glück immer wieder ins Bewusstsein rufen, das ist das Allerwichtigste. Da merkt man erst, wie reich man ist. Das kann sich aber auch schnell ändern, wie man an Kriegen auf der ganzen Welt sieht. Und wir leben hier und machen uns Sorgen um eine Karriere. Dabei hat jeder ein warmes Bett, warmes Wasser, kann baden, sich zudecken, fernsehen, hat allen Luxus. Wenn man das weiß, gibt es keinen Grund, mit etwas unzufrieden zu sein. Aber die wollen immer das, was sie nicht haben und erkennen nicht, was sie schon alles haben. Wenn man erkennt, dass man gesund ist, tief einatmen kann, gesunde Kinder und Freunde hat - dann hat man schon viel.

Ricore: Sehr tiefsinnige Worte…

Keller: Ja, aber im Grunde nur die Wahrheit.

Ricore: Das hört sich so an, als wäre Ihnen der Erfolg nicht so wichtig…

Keller: Ich hatte auch Tiefen. Das ist auch nicht schlimm, das passiert vielen anderen auch. Beispielsweise in der Wirtschaft. Die Banken gehen kaputt, es herrscht eine Finanzkrise. Menschen, die 40, 50 Jahre gespart haben sind auf einen Schlag pleite, oft nicht durch eigenes Verschulden. Ich glaube, wenn man im Leben ein guter Junge bleibt, in guten wie in schlechten Zeiten, kann man getrost leben. Nichts ist so wichtig, wie die friedliche Hand im Schoß.
erschienen am 17. Dezember 2008
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