Walt Disney
James Faulkner
Der Widersacher: James Faulkner
Interview: Wolf im Schafspelz
Zum zweiten Mal verkörpert er den Widersacher der "Drei ???", diesmal wartet er im "verfluchten Schloss" auf die Nachwuchsdetektive. James Faulkner liebt die Rolle des chamäleonartigen Victor Hugenay. Der englische Charakterdarsteller kreiert lieber eine Figur mit multiplen Persönlichkeiten, um seine schauspielerische Freiheit zu entfalten. Dabei mag er den bösartigen Clown noch am liebsten. Faulkner erzählt uns, warum er sich zu Hause ständig beobachtet fühlt, was er mit der französischen Polizei zu tun hat und welchen Tod er sich wünschen würde.
erschienen am 21. 04. 2009
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Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
Ricore: Guten Tag, Mr. Faulkner. Welche Dinge gefallen Ihnen an Deutschland am besten?

Faulkner: Es gibt verschiedene Dinge, die ich an Deutschland liebe. Ich fühle mich in Deutschland richtig wohl, man fühlt sich viel freier als in England, wo ich herkomme. Dort wird die Stimmung immer depressiver, man fühlt sich beobachtet. Überall gibt es mittlerweile Kameras, die einen auf Schritt und Tritt verfolgen. Das gibt es in Deutschland in diesem Ausmaß glücklicherweise noch nicht. Wenn ich reise, bin ich nämlich schnell unterwegs. Das kann man in England natürlich nicht machen, denn es gibt überall Kameras, die würden mich erwischen. Allerdings haben mich kürzlich die Franzosen angehalten und ich musste eine Strafe zahlen.

Ricore: Was können Sie uns über Ihre Rolle sagen?

Faulkner: Mit meiner Rolle bin ich hochzufrieden. Sie ist sehr breit gefächert, ich kann viele unterschiedliche Persönlichkeiten einbringen. Es macht mir Freude, an einem Film mitzuwirken, der nicht nur aus Wut, Angst, Mut und Blut besteht. Ich liebe diese Abenteuer, aber vor allem gefällt mir meine Rolle. Das Gute an dem Bösewicht ist, dass ich nicht jeden Tag arbeiten muss (lacht).

Ricore: Kennen Sie die Literaturvorlage der "Drei ???"?

Faulkner: Als Junge kannte ich die "Drei ???" leider nicht. Mittlerweile habe ich einige der Bücher gelesen. Ich bekomme von Freunden immer noch welche geschenkt, oftmals Originalausgaben, was sehr schön ist. Meine Sammlung ist beachtenswert. Ich habe als Junge die Bücher von Enid Blyton verschlungen. Zwischen ihren "Fünf Freunden" und den "Drei ???" gibt es einige Gemeinsamkeiten. Auf der anderen Seite wurden die "Drei ???" von einem Amerikaner geschrieben. Als er sie verfasste war Robert Arthur als Schriftsteller schon weit entwickelt und ich kann verstehen, warum diese Werke damals so gut aufgenommen wurden und heute immer noch eine so große Fangemeinde hat. Ich bin der Meinung, dass diese Bücher auch in England wieder veröffentlicht werden sollten.
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Gruselig: Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
Ricore: Was war Ihr erster Eindruck als Sie die Bücher lasen?

Faulkner: Ich war vom Schreibstil beeindruckt. Er war so erwachsen und durchdacht, obwohl die Bücher für Kinder und Jugendliche bestimmt waren. Der Stil des Autors hat mich tatsächlich am meisten beeindruckt. Trotzdem verlieren die Bücher ihre Unschuld nicht. Unser Film versucht das wiederzugeben, obwohl vor allem bei den Szenen im Schloss, sehr viel Spannung und angsteinflößende Elemente eingebaut wurden, wie zum Beispiel die erste Enthüllung des Stephen Terrill. Bei der Szene erschrecke sogar ich.

Ricore: Haben Sie eine Lieblings-Geschichte der "Drei ???"?

Faulkner: Ich kann gar keine bestimmte nennen, weil ich so viele von ihnen mag. Leider taucht Victor Hugenay nicht in jeder Geschichte auf, aber er ist ein wunderbarer Charakter, vor allem, wenn man ihn porträtieren darf.

Ricore: Wie entwickelten Sie die Figur des Victor Hugenay?

Faulkner: Natürlich haben wir uns an der Literaturvorlage orientiert, mussten aber einige Anpassungen vornehmen. Eine davon ist seine Fähigkeit sich zu verwandeln. Er ist eigentlich eine multiple Persönlichkeit. Aber ich betrachte das als legitime Hilfsmittel, um einen wirklich bösen Schurken zu erschaffen. Wenn man solche Figuren kreiert, muss man die bösen Seiten finden und sie dann nach und nach zusammenpuzzeln, bis daraus ein richtiger Charakter entsteht.

Ricore: War die Rolle eine Herausforderung?

Faulkner: Es ist immer eine Herausforderung, eine Figur zu porträtieren, vor allem den Bösewicht. Jeder Schauspieler hat sich an die Charakterentwürfe des Drehbuchs zu orientieren. Weiterhin braucht ein Schauspieler aber auch gewisse Freiheiten. Auf der anderen Seite wird es für einen Schauspieler schwierig, wenn seine Figur fast keine Vorgaben bekommt. Ich hatte genug Anhaltspunkte, um eine interessante und runde Figur zu schaffen, hatte aber gleichzeitig die Freiheit, meine eigenen Ideen einfließen zu lassen. Ich liebte es beispielsweise, den Clown zu spielen. Das liegt vielleicht daran, dass ich vorher noch nie ein Clown war.
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James Faulkner mit Jungdarsteller Chancellor Miller
Ricore: Sie sagen, dass die Figur Victor Hugenay verschiedene Persönlichkeiten beinhaltet. Wie haben Sie sich also auf Ihre Rolle vorbereitet?

Faulkner: Um beim Clown zu bleiben: Ich habe ein Buch über Clowns gelesen. Dabei war für mich vor allem interessant, dass ich dabei über diverse stolperte, die ich als kleiner Junge gesehen hatte. Den Eintritt für den Zirkus konnte man damals von seinem Taschengeld bezahlen. Ich konnte mich beim Lesen tatsächlich an den einen oder anderen Clown erinnern, der mich als Kind beeindruckte. Die Herausforderung bei meiner Vorbereitung bestand für diese Szenen darin, den Clown in mir selbst zu finden bevor ich die Maske aufsetzte und auch äußerlich ein Clown wurde.

Ricore: Wie hat Ihnen die Arbeit mit den Jungs gefallen?

Faulkner: Ich habe die drei Jungs zum ersten Mal in Kapstadt vor etwa vier Jahren getroffen. Eigentlich darf man sie gar nicht mehr als Jungs bezeichnen, es sind ja mittlerweile junge Männer, die schon sehr professionell arbeiten. Die Stimmung zwischen uns war sofort nett und entspannt, was auch jetzt nach den Dreharbeiten des zweiten Teils nicht anders ist. Es hat viel Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten. Auch für mich persönlich war es gut, von jungen, frischen, neuen Künstlern umgeben zu sein und von ihnen zu lernen

Ricore: Was hat Ihnen am besten, was am schlechtesten während den Dreharbeiten gefallen?

Faulkner: Das ist einfach. Die Dreharbeiten mit der Dampfmaschine haben mir am meisten Spaß gemacht. Ich glaube, es war sogar ein bisschen gefährlich. Aber es hat so viel Spaß gemacht, wie die Jungs durch die Gegend flogen. Der unbequemste Teil des Films war für mich das Makeup. Ich musste morgens für mindestens drei Stunden in der Maske sitzen bis ich fertig war. Die Maske wurde auf mein Gesicht geklebt, bewegte sich also mit meinen Gesichtsmuskeln, was nicht so eine angenehme Erfahrung war. Ich würde also niemals einen Film wie "Star Trek" machen wollen, denn die Masken dauern noch länger.
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Chancellor Miller
Ricore: Was wollten Sie als Kind werden? Detektiv?

Faulkner: Ich habe früher immer Cowboy und Indianer gespielt. Ich war natürlich der Cowboy und wollte das auch später werden, denn man hatte zwei beeindruckende Pistolen. Ich dachte, das würde so viel Spaß machen wie mit meinen Freunden. Im übertragenen Sinne mache ich das als Schauspieler noch heute, ich spiele Cowboy und Indianer. Schon als kleiner Junge war ich gewohnt, in andere Rollen zu schlüpfen. Mit sieben Jahren ging ich am Addington Palace zum "Royal College of Church Music" und lernte Gesang. Als ich mit 13 Jahren auf ein Internat wechselte, hatte ich schon Erfahrung als Chorsänger gesammelt. Ich durfte all die Soli singen. Zweimal jeden Tag mussten wir damals in die Kirche gehen. Nur dort zu sitzen und der Predigt zuzuhören war langweilig. Aber als Chorknabe durfte man auftreten. Wir brachten die Leute sogar manchmal zum Weinen. Es ist ein tolles Gefühl, jemanden mit seinem Gesang derartig zu bewegen.

Ricore: Wie lange blieben Sie Chorsänger?

Faulkner: Ich sang für insgesamt zehn Jahre im Chor. Leider blieb ich nicht im Sopran, obwohl mein Stimmbruch erst relativ spät einsetzte, weil ich den Gesangsunterricht schon mit so jungen Jahren anfing. Also begann ich in der Bassstimme zu singen. Mein Chorleiter wollte mich davon abhalten und riet mir, während des Stimmbruchs für zwei Jahre mit dem Singen auszusetzen. Doch ich konnte es nicht aushalten, nicht mehr aufzutreten. Man sollte aufhören, so dass die Stimme die Möglichkeit hat, sich neu anzupassen. Nur auf diese Weise hätte ich die Möglichkeit gehabt, die hohen Noten halten zu können. Aber ich habe nicht auf meinen Chorleiter gehört und weitergesungen. Schließlich bin ich nicht im Tenor, sondern im Bass gelandet. Die meisten Tenöre hören erstmal auf zu singen wenn sie in den Stimmbruch kommen. Doch ich konnte es nicht aushalten, für zwei volle Jahre im Hintergrund zu verschwinden. Aufgrund meiner eigenen Dummheit bin ich nun Basssänger. Sie sehen, ich konnte schon als Kind und Jugendlicher nicht aufhören, aufzutreten.

Ricore: Und sie machen weiter…

Faulkner: Genau das mache ich. Ich spiele so lange, bis sie mich auf der Bühne erschießen. Für meinen Abgang stelle ich mir eine fulminante Rolle vor, für die ich hoffentlich viel Lob ernten würde. Das wäre der einzige Weg für mich, dann plötzlich und ohne Vorwarnung aufzuhören. Ein weiterer spektakulärer Abgang wäre natürlich ein Herzinfarkt auf der Theaterbühne. Ich kann mich gerade noch am Vorhang festhalten und gleite langsam auf den Boden. Das würde mir gefallen!

Ricore: Vielen Dank für das Interview!
erschienen am 21. April 2009
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Auf Justus' Geburtstagsfeier in Rocky Beach jagen die drei Nachwuchsdetektive Justus (Chancellor Miller), Peter (Nick Price) und Bob (Cameron Monaghan) einem Maskierten ein mysteriöses Video ab. Groß ist der Schock für Justus, als er darauf seine verstorbenen Eltern sieht. Deren Hinweis führt die drei ??? zu einer gespenstischen Villa. Studenten-Oscar-Preisträger Florian Baxmeyer inszenierte das zweite Abenteuer der drei Jungdetektive trotz holpriger Dialoge witzig und unterhaltsam.
2024