United International Pictures (UIP)
Meg Ryan ist Die Promoterin
Meg Ryan und Box-Managerin Jackie Kallen
Interview: Einfach nur glücklich
Eine Geschichte, die das Leben schrieb: "Die Promoterin" zeichnet die außergewöhnliche Karriere von Jackie Kallen nach. Die Power-Frau, ließ sich nie unterkriegen und avancierte in der von Männern dominierten Welt des Profiboxens zur Star-Managerin. Welche Überraschung, auch Frauen können zuschlagen! Wir wollten mehr darüber wissen und trafen Hollywoodstar Meg Ryan (42) und die echte Jackie Kallen zum verbalen Schlagabtausch.
erschienen am 19. 06. 2004
United International Pictures (UIP)
Meg Ryan süß und tough
Ricore: Mrs. Ryan, eigentlich verbinden wir Ihren Namen mit romantischen Komödien und nicht mit Boxkampf-Filmen...

Meg Ryan: Zwischen meinem Image und meinem wirklichen Charakter ist ein großer Unterschied. Aber das ist in Ordnung. Ich weiß, wer ich wirklich bin und was ich vom Leben erwarte. Dass gewisse Menschen anders denken, finde ich allenfalls interessant.

Jackie Kallen: Ich habe mich anfangs auch gefragt, ob die "süße und schüchterne Meg Ryan" meine robuste Persönlichkeit überhaupt tragen könnte. Aber schon nach unserem ersten Treffen waren alle Zweifel ausgeräumt. Denn innerlich hat sie es voll drauf - und nur das zählt.

Ricore: Wie versetzt man sich in die Rolle eine Boxsport-Managerin?

Ryan: Wir haben viel darüber gesprochen, uns alte Videos angesehen, Boxkämpfe in Las Vegas und Los Angeles besucht und den Sportlern beim Training über die Schulter geschaut. Außerdem hat mir Jackie das komplette Drehbuch auf Band gesprochen, war mir einen Eindruck von ihrem Akzent und ihrer Art zu sprechen gab.
Cameo der echten Jackie Kallen
Ricore: Und nun sind Sie ein Boxsport-Fan?

Ryan: Zumindest verstehe ich jetzt, warum Männer immer so gebannt vor der Glotze sitzen. (lacht) Ich wusste vorher rein gar nichts über die kulturellen Aspekte und die psychologischen Prozesse, die im Ring ablaufen. Ich habe diese Sportart einfach unterschätzt. Denn im Grunde genommen repräsentiert Boxen die reinste und ursprünglichste Form des Wettbewerbs: Zuschlagen ohne Bälle und Tore.

Ricore: Ganz ähnlich wie in Hollywood...

Ryan: (lacht) Ja, in Bezug auf schlechte Absichten, Korruption und Integrität auf alle Fälle. (lacht) Der Film hat mir einiges klarer gemacht: Zum Beispiel, dass deine Mitmenschen nicht unbedingt das Beste für dich wollen und einem den Erfolg gern madig machen wollen. Dass man gerade in einer von Männern dominierten Welt wie Hollywood für seine Ziele kämpfen muss. Und dass es trotzdem möglich ist, dabei seine Integrität zu wahren.

Kallen: Der Erfolg anderer erinnert viele an ihre eigenen Schwächen und Grenzen. Doch die wollen sie nicht sehen, möchten nicht ständig etwas vor Augen haben, was sie vielleicht selber nie erreichen werden. Daraus entsteht Missgunst.

Ricore: Ist der Boxsport wirklich so korrupt, Mrs. Kallen?

Kallen: Absolut! Aber ich war mental so stark, dass ich mit diesen Leuten klarkam, ohne illegale Deals abzuschließen. So habe ich mir über die Jahre einen gewissen Respekt erarbeitet. Denn es ist tatsächlich eine Seltenheit, nie unfaire Entscheidungen getroffen oder Kämpfe manipuliert zu haben.
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Meg Ryan am Ring
Ricore: Erzählen Sie uns mehr darüber!

Kallen: Sex macht die Beine schwach. Also bestellen Konkurrenten am Abend vor dem Kampf manchmal eine Prostituierte auf das Hotelzimmer ihres Gegners. Oder sie tyrannisieren ihn nachts mit Anrufen. Gängig ist auch, die Boxhandschuhe seines Schützlings künstlich zu verhärten.

Ricore: Wie entwickelt man als Frau ein Schutzschild, um damit klarzukommen?

Kallen: Mit viel positiver Energie und einer tiefen Zuneigung zum Leben, die einen aus jeder Situation das Beste machen lässt. Ohne zu verzweifeln.

Ryan: Jackie, ganz ehrlich: Diese Energie vor der Kamera darzustellen war für mich sehr anstrengend. Am Ende der Dreharbeiten war ich vollkommen erledigt. Dein Durchhaltevermögen würde ich auch gerne haben. Und die Fähigkeit, einen Fehler einfach zugeben zu können, daraus zu lernen und mit demselben Elan weiterzumachen.

Kallen: Komm schon. Das ist genauso wie beim Boxen: Man wird niedergeschlagen und steht wieder auf. Und gewinnt den Kampf. (lacht)
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Image und Charakter nicht gleich!
Ricore: Inwieweit durften Sie Ihre Erfahrung denn in den Film einfließen lassen, Mrs. Kallen?

Kallen: So gut es ging. Die Story basiert zwar auf meinem Leben, aber ich habe keine Ahnung, wie man so etwas am besten in einen 111 Minuten langen Film packt. Deshalb habe ich Cheryl Edwards, der Drehbuchautorin, voll vertraut. Der Regisseur ist ein waschechter Boxkampf-Fan, also gab es auch da keine Komplikationen. Und von so einer hübschen Person wie Meg gespielt zu werden - was kann man sich Besseres vorstellen? (lacht)

Ricore: Eigentlich haben Sie alles erreicht. Was bleibt noch übrig?

Kallen: Na, ich manage nach wie vor meine starken Jungs! Noch einmal Weltmeister - das wäre schön. Außerdem möchte ich einen Independent-Film produzieren. Der wird aber nichts mit Boxen zu tun haben, versprochen! (lacht)

Ricore: Wo liegt Ihre nächste Herausforderung, Mrs. Ryan?

Ryan: Ich habe ein neues Projekt, das wieder alle überraschen wird - ein Film über Hemingway mit Anthony Hopkins. Auch etwas, das man vielleicht nicht von mir erwartet. Zuviel darf ich noch nicht verraten, aber momentan bin ich einfach nur glücklich.
erschienen am 19. Juni 2004
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Schon ihre Kindheit war vom Boxen geprägt. Jede freie Minute hat Jackie Kallen (Meg Ryan) mit ihrem boxenden Onkel in der Trainingshalle verbracht. Kein Wunder, dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen will. Als Boxpromoterin stellt sie sich dem arroganten Konkurrenten LaRocca (Tony Shalhoub), der ihr einen drogenabhängiger Looser unterschiebt. Dessen Feinschliff wird zu Kallens bisher härtester Bewährungsprobe. "Die Promoterin" strickt eine mitreißende Geschichte, inspiriert von der echten..
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