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Leslie Mann
Leslie Mann über Penis-Witze
Interview: Komik als Mathe-Problem
Es ist nicht immer einfach, mit einem Komikexperten wie Judd Apatow verheiratet zu sein, gesteht uns seine Frau Leslie Mann. Die Schauspielerin ist aber nicht nur seine Gattin, sondern auch die Hauptdarstellerin von "Wie das Leben so spielt". Welche Herausforderungen das Paar dabei auf sich nehmen musste, wer in der Beziehung die Hosen anhat und welche Rolle Lindsay Lohans Absturz für ihre Familie spielt, erzählt uns eine heitere Leslie bei unserem entspannten Interview in Berlin.
erschienen am 16. 09. 2009
Warner Bros.
Leslie Mann
Ricore: Ihr Mann Judd Apatow hat uns gerade verraten, dass Sie während der Dreharbeiten zu Höchstform aufgestiegen sind. Ist das wahr?

Leslie Mann: Da er die Regie führte und ich eine Hauptrolle spiele, war es manchmal schwer, alles zu managen. Zu Hause konnten wir uns auch nicht wirklich entspannen, da unsere Kinder auch ihre Aufmerksamkeit verlangten. Aber sie kamen manchmal zum Set und alles ging gut. Wir hatten aber auch unsere kreativen, entspannten Momente, und das fühlte sich gut an.

Ricore: Haben Sie normalerweise die Hosen an?

Mann: Ja, in unserer Familie und im Haushalt schon. Daher hat er ja die Dreharbeiten so genossen, da ich tun musste, was er sagte. Er war ja schließlich der Regisseur.

Ricore: Wenn ich Sie frage, wie lustig witzige Menschen im wirklichen Leben sind, sind Sie wahrscheinlich die qualifizierteste Person, um dies zu beantworten, oder?

Mann: Nun ja, es ist so, dass jüngere Komiker mehr Druck verspüren, lustig zu sein. Beispiel Jonah Hill: Als er noch jünger war, hat er ständig Witze gemacht, so oft und so viele, dass es anfing zu nerven. Nun ist er 26 und wird vernünftiger. Ältere Komiker haben es nicht nötig, ständig die Bestätigung zu erhalten, dass sie witzig sind. Ihre Komik ergibt sich eher aus der Situation.

Ricore: Kann Ihr Mann noch über Witze lachen?

Mann: Das Lustige an Komikern ist, dass sie nie über lustige Dinge lachen. Sie bewegen lediglich den Kopf und sagen mit ernster Miene: "Ja, das ist lustig." Ich denke das liegt daran, dass sie Witze wie eine Art Mathe-Problem sehen und herausfinden wollen, wie sie dieses am besten lösen und am besten an das Publikum heranbringen können. Denn schließlich haben sie eine gewisse Verantwortung.
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Leslie Mann und Adam Sandler beim Plätzchen machen
Ricore: Überrascht Ihr Mann Sie noch mit witzigen Ideen, Überraschungen, Momenten?

Mann: Manchmal. Aber wie gesagt, er gehört bereits der älteren Generation an. Er beobachtet viel. Der Witz und die Komik spielen sich in seinem Kopf ab. Er denkt immer nach. Es ist nicht so, dass er ständig den witzigen Kerl von nebenan spielen würde. Ich wünschte, das wäre so. Manchmal. Dennoch fühle ich mich glücklich, da ich von vielen lustigen Menschen umgeben bin. Adam Sandler gehört auch schon sehr lange zu unserem Freundeskreis.

Ricore: Was gefällt Ihnen an Ihrer Figur Laura?

Mann: Sie ist großzügig, sie macht Fehler und steht an der Grenze zu einem Nervenzusammenbruch. Sie ist verwirrt und äußerst menschlich, das gefällt mir so sehr. Sie ist nicht perfekt wie viele andere Frauen in Hollywood-Produktionen. Wenn ich mir solche Filme anschaue, fühle ich mich nachher immer schlecht, denn diese Frauen sind so unglaublich perfekt und enden mit dem perfekten Ehemann und dem perfekten Leben. Das ist aber nicht die Realität. Menschen machen Fehler und geraten in Probleme.

Ricore: Sie sind also nicht enttäuscht, dass es für Sie kein Happy End im Film gibt?

Mann: Nein, auf keinen Fall. Im Gegenteil. Ich denke, dass unser Ende Hoffnung verbreitet. Ich mag das. Ich weiß aber auch, dass es einigen nicht gefallen wird (lacht). Aber ich bin stolz, dass Judd sich entschieden hat, den Film so enden zu lassen. Das ist ehrlich und real.

Ricore: Sie mögen also Jungs von Down Under?

Mann: Ja! (lacht) Ich mag Eric Bana sehr gerne. Er ist wahnsinnig gut aussehend. Ich mag seine witzige Art. Überhaupt habe ich es sehr genossen, von so vielen lustigen Jungs umringt zu sein. Eric hat Muskeln in seinen Unterarmen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Auch die Art wie er geht, erinnert an einen Krieger. Aber verheiratet sein möchte ich nicht mit ihm (lacht).
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Wie das Leben so spielt
Ricore: Vor kurzem haben Sie mit Robert Rodriguez die Dreharbeiten zu "Das Geheimnis des Regenbogensteins" abgeschlossen. Wie war diese Zusammenarbeit?

Mann: Robert arbeitet komplett anders als mein Mann Judd. Es war auch in dem Sinne keine Zusammenarbeit. Er hat eine exakte Vision von dem, was er machen will und setzt das ohne Rücksicht auf Verluste um. Er schreibt das Drehbuch, führt Regie, kümmert sich um das Licht, komponiert die Musik, macht sogar die Spezialeffekte zu Hause auf seinem Computer. Robert ist ein Arbeitsgenie. Es war lustig, ihm dabei zuzusehen und Teil dieser Arbeit zu sein, aber es war ganz anders als mit Judd zu arbeiten.

Ricore: In "Das Geheimnis des Regenbogensteins" und "17 Again" spielen Sie ebenfalls eine Mutter. Haben Sie Probleme damit, dass Sie zunehmend auf Mutterrollen festgelegt werden?

Mann: In "Das Geheimnis des Regenbogensteins" trage ich nicht einmal einen Namen, ich bin einfach nur die "Mom", "Mom Thompson". Ich finde das toll. Im wirklichen Leben bin ich ja auch zweifache Mutter. Ich bin mir bewusst, dass viele Schauspielerinnen Probleme damit haben, Mutterrollen in Filmen zu übernehmen. Das hat mit dem Alter zu tun. Dieser Mangel führt dazu, dass viele ältere Frauen Mütter von Neugeborenen spielen. Das passt nicht zusammen. Das ist lächerlich.

Ricore: Wie haben Sie Ihre Töchter auf die Dreharbeiten vorbereitet, die auch im Film Ihre Filmtöchter spielen?

Mann: Sie verbringen so viel Zeit mit uns, dass wir sie gar nicht großartig darauf vorbereiten mussten. Sie fühlten sich gleich wohl, auch mit den anderen Schauspielern. Sie sind damit groß geworden und haben gelernt, wie man improvisiert. Die Größere hat bereits verstanden um was es geht und wollte ihre eigene Figur entwickeln. Sie hatte auch mehr zu sagen. Für die Kleinere war alles nur Spiel.
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Leslie Mann und Adam Sandler
Ricore: Haben Sie zu Hause über den Film gesprochen?

Mann: Ja, die ganze Zeit. Wir sind eine kreative Familie und reden die ganze Zeit über den Produktionsprozess. Das ist Teil unserer Welt.

Ricore: Werden Ihre Kinder Schauspieler oder Comedy-Stars?

Mann: Oder Anwälte oder Ärzte. Wer weiß das schon? Ich versuche sie in dem zu begleiten, was sie gerade interessiert. Sie sind noch so jung. Ich möchte aber, dass sie so weit wie möglich ihre eigenen Entscheidungen treffen. Ich bin nicht sicher, ob die Filmwelt wirklich das Richtige ist. Ich würde sie definitiv nicht mit fremden Leuten in einem Film mitmachen lassen. Das wäre keine positive Umgebung für sie.

Ricore: Bis sie 16 sind?

Mann: Bis sie 18 oder 21 Jahre alt sind (lacht).

Ricore: Wie alt sind Ihre Kinder?

Mann: Die Ältere ist elf und die Kleine ist sechs Jahre alt.
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Szene aus "Wie das Leben so spielt"
Ricore: Wie gehen Ihre Kinder damit um, dass sie keine Filme ihres Vaters sehen dürfen?

Mann: Deshalb habe ich "17 Again" gemacht. Damit sie endlich mal sehen, womit ihre Mutter das Geld verdient. Filme gehören aber noch nicht wirklich zu ihrem Leben dazu. Sie dürfen gar nicht so viel Fernsehen. Sie sind ganz normale Kinder.

Ricore: Wird es eine Kinderversion von "Wie das Leben so spielt" geben?

Mann: Tatsächlich meinte Judd im Scherz, dass er eine kinderfreundliche Version des Films drehen wolle. Diese soll dann drei Minuten lang sein, ohne Adam. Das macht also gar kein Sinn (lacht).

Ricore: Warum sehen Sie die Filmwelt nicht als positiven Umgang für Ihre Kinder an?

Mann: Bei den Dreharbeiten zu "Wie das Leben so spielt" war das kein Problem. Wir waren schließlich da, um sie zu beschützen. Generell gibt es zu viele Kinderstars, die mit zunehmendem Alter immer weiter absacken. Beispiel: Lindsay Lohan. Für viele ist es schwierig, mit frühem Erfolg richtig umzugehen. Wenn man jung ist, ist man viel verletzlicher. Viele werden ausgenützt. Ich glaube, Lindsay ist eine sehr sensible junge Frau, die von falschen Leuten umgeben ist, die entweder ihr Geld oder ihre Berühmtheit ausnützen, um selbst prominent zu werden. Ich denke, dass dieses Business kein gesunder Umgang für Kinder und Jugendliche ist. Es hat nichts Solides. Es ist besser, wenn man später mit der Schauspielerei anfängt, wenn man geerdet ist, weiß, wer man wirklich ist und wie man mit bestimmten Situationen umgeht. Außer natürlich man hat Glück und einen Mentor wie Judd Apatow.
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Leslie Mann schaut ihren Männern bei der Arbeit zu
Ricore: Wie meinen Sie das?

Mann: Judd Apatow hat Seth Rogen oder auch Jason Segel kennen gelernt, da waren sie noch sehr jung, zwischen zwölf und 14 Jahren. Er hat sich um sie gekümmert, war wie eine Vaterfigur. Sie kamen zu ihm, wenn sie Ratschläge brauchten oder in Schwierigkeiten waren. Und Sie können mir glauben, alle jungen Leute kommen mal in brenzlige Situationen. Er hat mit ihnen geredet und war immer für sie da. Sie können sich wirklich glücklich schätzen, denn nicht jeder hat solche Vorbilder.

Ricore: Sehen Sie gerne Stand-Up-Comedy?

Mann: Ja klar. Ich habe auch zugesehen, als unsere Jungs für den Film auf die Bühne mussten. Ich würde es selbst nie machen wollen. Das wäre schrecklich. Unsere Jungs mussten für den Film sehr viel recherchieren. Ich glaube aber, dass sie diese Recherche als Entschuldigung nahmen, um für kurze Zeit ihre Frauen zu verlassen und mit den Jungs in diversen Lokalen herum zu hängen.

Ricore: War der Film in gewisser Weise auch eine Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit und dem Tod im Allgemeinen?

Mann: Darüber hat Judd sehr viel nachgedacht. Es wäre besser, ihm diese Frage zu stellen. In meiner Familie mussten wir uns bereits einmal mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Meine Schwester hatte einen Gehirntumor. Er wurde entfernt und es schien ihr besser zu gehen. Doch dann kam der Krebs zurück. Wir mussten lernen, damit umzugehen. Aber jeder entwickelt seine Art, das Thema zu bewältigen. Aber es stimmt schon, aus dieser Lebenserfahrung habe ich gewissermaßen auch die Inspiration für meine Rolle geholt.

Ricore: Können Sie über Penis-Witze lachen?

Mann: Manchmal schon, aber manchmal finde ich einfach nur eklig. Ich denke, das ist geschlechts- und altersabhängig. Männliche Jugendliche finden solche Witze mit Sicherheit lustiger als ältere Frauen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 16. September 2009
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Leslie Mann wird in San Francisco geboren. Schon als Teenager tritt sie in Werbefilmen auf. Ihr Filmdebüt gibt mit einer Nebenrolle in "Virgin High". In der Komödie "Cable Guy - Die Nervensäge" spielte sie 1996 an der Seite von Jim Carrey und Matthew Broderick eine größere Rollen, wobei sie sich gegen 500 Konkurrentinnen durchsetzen konnte. 1997 heiratet Leslie Mann den Drehbuchautor, Filmproduzenten und Regisseur Judd Apatow, mit dem sie zwei Töchter hat.
Der bekannte aber dennoch vereinsamte Komiker George Simmons (Adam Sandler) erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Ihm bleibt kaum noch Zeit, um die Fehler seiner Vergangenheit zu bereinigen. Trotz seines großen Talents für die Stand-up-Comedy bewies Adam Sandler schon mehrfach, dass er durchaus Talent für ernste Rollen hat. Mit seinem Freund Judd Apatow zeichnet er nun das Portrait eines Mannes, der mit Witzen ein Vermögen verdient, dabei aber auch das Leben verloren hat.
2024