Walt Disney Studios Motion Pictures
Götz Otto
Permanente Neuerfindung
Interview: Götz Otto liest
Man denkt bei seinem Namen erst mal an den Bösewicht aus "James Bond 007: Der Morgen stirbt nie". Götz Otto lässt sich jedoch sowohl als Schauspieler als auch privat nicht auf eine Schublade festlegen. In Disneys Animationsfilm "G-Force - Agenten mit Biss" leiht er der maulwurfartigen Figur Speckles seine Stimme. Uns verrät er, welche Haustiere er selbst hat und inwieweit sie es mit den pelzigen Filmhelden aufnehmen können. Außerdem erzählt er, welche Bücher er und seine Kinder gerne lesen.
erschienen am 26. 10. 2009
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Götz Otto
Ricore: In "G-Force - Agenten mit Biss" leihen Sie Maulwurf Speckles die Stimme...

Götz Otto: Fast! Es ist kein Maulwurf sondern ein Sternmull. Das ist ein noch viel erbärmlicheres Tier als ein Maulwurf. Denn Mulche oder Mulle, wie sie bei uns heißen, sind meist komplett nackte Tierchen. Sie leben nur unter der Erde und kommen fast nie ans Tageslicht. Dagegen ist der Maulwurf nahezu die Krone der Schöpfung!

Ricore: Das hört sich an, als wenn Sie sich näher mit diesen Tieren beschäftigt haben. Haben Sie sich auf den Job vorbereitet?

Otto: Nun ja. Vorbereitung hört sich immer so an, als wenn man sich tagelang in seine Kammer einschließt und meditiert. So muss man sich das nicht vorstellen. Natürlich bereite ich mich vor, indem ich mir Gedanken mache. Dabei entsteht dann langsam die Figur. Das geschieht in einem Arbeitsprozess, aber nicht in einem meditativen Rückzug.

Ricore: Haben Sie sich das Original mit Nicolas Cage angehört?

Otto: Natürlich. Man hört sich eigentlich immer zuerst die Originalsynchronisation an. Dann kann man sich überlegen, was die ursprüngliche Stimme mit der Figur gemacht hat und worauf es bei der Figur ankommt. Außerdem entscheidet man, welche Aspekte für die Stimme der Figur wichtig sind und welche man vernachlässigen kann. Dann mache ich mir Gedanken was ich selber hinzufügen oder inwieweit ich meine eigene Interpretation der Figur einbringen kann. In der Regel hört man das Original auch nochmal vor jedem Take.

Ricore: Sie haben auch "Ab durch die Hecke" synchronisiert. Dort geben Sie Waschbär Richie Ihre Stimme. Welche Sprechrolle war schwieriger, Richie oder Speckles?

Otto: Richie, würde ich sagen. Zum einen hatte die Figur wesentlich mehr Sprechtext. Außerdem war sie viel schneller zu sprechen. Dabei war es auch ein Problem, dass die deutsche Sprache viel länger ist, viel mehr Worte braucht. Im amerikanischen Original sind die Sätze wesentlich kürzer. So war es bei Richie schwierig, die Sprache so zu komprimieren, dass man mit dem Sprechtempo hinkam. Speckles dagegen ist ein langsamerer, gesetzterer Charakter. Bei ihm konnte man die Worte besser unterbringen.
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Götz Otto
Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit den Kollegen Sonya Kraus und Wigald Boning?

Otto: Die habe ich gar nicht getroffen. Ich weiß, man stellt sich das immer so als kollektiven Spaß vor. Aber in der Realität sieht es so aus, dass man allein in einem dunklen, engen, stickigen Raum steht. Vor sich hat man ein Mikrophon und einen Monitor. Außer dem Regisseur ist niemand anwesend.

Ricore: Wie läuft so ein Synchronisationstag ab?

Otto: Als 8-Stunden-Tag kann man das nicht anlegen, das wär für die Stimme zu angestrengt. Dann ist auch das Problem, dass sich die Stimme während dem Einsatz verändert. Dann kann es passieren, dass am Ende des Tages eine andere Figur entstanden ist. Das Einsprechen von Speckles hat trotzdem nur zwei Tage gedauert.

Ricore: Kommen Sie nach einem Synchronisationstag geschaffter nach Hause, als nach einem Drehtag oder einer Theateraufführung?

Otto: Das ist schwer zu sagen. Es kommt schon auf das Stück oder die Drehszene an. Am erschöpftesten bin ich jedoch, wenn ich an einem Drehtag gar nichts gemacht habe. Das kommt leider auch vor. Die ständigen Wartereien sind nervenaufreibend und echt das Blödeste am Drehen. Dann komme ich nach Hause und habe noch nicht einmal ein positiv- erfülltes Gefühl, sondern bin aufgeladen und unbefriedigt.

Ricore: Hatten Sie selbst als Kind ein Haustier?

Otto: Wir hatten zu Hause sehr viele Haustiere: Hunde, Katzen, Fische und einen afrikanischen Halbaffen. Den hatten Schmuggler in dem Schuppen neben unserem Haus ausgesetzt und wir nahmen ihn auf. Außerdem haben wir Elstern aufgezogen, die dann immer wieder zu uns kamen. Meerschweinchen besaßen wir damals nicht. Inzwischen haben wir welche. Ich trainiere täglich mit ihnen. Noch machen die allerdings keine Anstalten, die Wände hochzuklettern oder miteinander mit Intercoms zu kommunizieren. Das einzige, woran die denken, ist der Salat, den ich ihnen jeden Tag möglichst schnell geben soll. (Lacht) Enttäuschend!
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G-Force - Agenten mit Biss
Ricore: Im Film bedrohen Haushaltsgeräte die Welt. Welches Haushaltsgerät haben sie sich zuletzt angeschafft?

Otto: Eine Salatschleuder. Wenn das als Haushaltsgerät zählt...? Sie frisst zwar keinen Strom, aber es gab auch Streitigkeiten mit meiner Frau wegen dem Ding. Sie war dagegen, es zu kaufen. Ich bin total dafür und finde Salatschleudern sind eine tolle Erfindung.

Ricore: Was stört Ihre Frau daran?

Otto: Das Gerät braucht viel Platz!

Ricore: Sind Sie bezogen auf technische Geräte eher skeptisch oder möchten Sie neue Errungenschaften am liebsten sofort haben?

Otto: Ich bin kein überzeugter Gagdet-Fan, aber wenn mich ein Gagdet überzeugt, dann bin ich auch schnell ein Fan davon. Vor kurzem habe ich eine HD-Kamera in Handygröße geschenkt bekommen. Das war bei einem Mittelalter-Dreh. Wir sollten damit den Prozess selbst dokumentieren. Die finde ich großartig. Sonst hat man ja immer so einen großen Apparat den man durch die Gegend schleppen muss. Aber jetzt habe ich endlich was Handliches in HD-Qualität. Gerade für den Familien- und Heimgebrauch ist sie supertoll.

Ricore: Was gefällt Ihnen daran besonders gut?

Otto: Große Kameras sind so unpraktisch. Die muss man dann erstmal auspacken und aufbauen. Und wo stellt man die dann hin? Und dann fällt sie runter! Das Problem habe ich bei der kleinen HD-Kamera nicht. Ich schaffe mir aber nicht jeden Schnickschnack an und bin auch noch nie von meinem Geschirrspüler angegriffen worden.

Ricore: Können Sie sich vorstellen, mal Regie zu führen?

Otto: Ja, kann ich mir vorstellen. Aber dafür braucht man schon das richtige Projekt und Zeit. Ich müsste einen Produzenten finden, der an meine Ideen glaubt. Welches Genre mich am meisten reizen würde, könnte ich nicht sagen. Einen Kinderfilm würde ich wahrscheinlich nicht machen.
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Götz Otto
Ricore: Auf Ihrer Internetseite zeigen Sie Porträtfotos von sich. Mal sieht man Sie als verwegener Cowboy, mal im schicken Designeranzug. Wie sehen Sie sich selbst?

Otto: Der große Vorteil als Schauspieler ist, dass ich mich permanent selbst neu erfinden darf und muss. Ganz so schlimm ist es im privaten Leben nicht. Aber ich genieße es, nicht immer nur der Eine zu sein. Niemand ist immer gleich, jeder hat seine Tagesform, trotzdem muss man der Tagesform ja nicht nachgeben. Es geht mit Klamotten los: Ich bin kein Mensch, der sich nur in einem Stil bewegt. Und ich würde auch nicht sagen, dass ich nur ein Wesen habe.

Ricore: Auf einem Foto von Christian Hartmann schweben Sie zwischen zwei Hauswänden in der Luft. Wie lange hat es gedauert, bis das im Kasten war?

Otto: Das war eine spontane Aufnahme. Wir sind vor etlichen Jahren im Kunstpark Ost unterwegs gewesen und haben geguckt, wo man gute Fotos machen könnte. Dabei kamen wir an dieser Stelle vorbei und ich meinte so zu ihm:"Guck mal Christian, hier kann ich mich so reinklemmen. Komm, das mach' ich jetzt mal und du machst dann ein Foto von mir!"

Ricore: Wie läuft so eine Zusammenarbeit mit Fotografen ab? Sagen Sie, was Sie gerne für Bilder von sich hätten oder kommen die Vorschläge eher von den Fotografen aus?

Otto: Das ist ganz unterschiedlich. Egbert Krupp oder Otto Palm kommen schon öfters auf mich zu und sagen "Ich möchte gerne eine Fotostrecke mit dir machen". Da ist der Fotograf dann so etwas wie ein Regisseur. Er hat dann meist schon ein paar Ideen. Dann sprechen wir ab, was ich trage und wie ich mich style. Als Schauspieler braucht man natürlich auch die klassischen Bewerbungsfotos für Castingagenturen. Das läuft ganz anders ab, denn man macht dabei in erster Linie Headshots. Es hängt aber viel von der Chemie ab, die Fotograf zu einem aufbaut.

Ricore: Auf den Bildern scheint es, als hätte die Chemie gestimmt.

Otto: Christian Hartmann macht schon seit 20 Jahren Bilder von mir. Es fing an, als ich nach München kam. Wir machen jedes Jahr eine Fotostrecke zusammen und sind privat auch befreundet. Da entsteht schon eine ganz andere Nähe in den Bildern. Andererseits ist die Kamera für mich kein obskures Objekt. Ich weiß, wie ich mit einer Kamera umgehen kann, egal ob sie Bewegt- oder Einzelbilder macht.

Ricore: Sie haben "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells als Hörbuch gelesen. Was hat sie daran gereizt?

Otto: Ich finde das Medium Hörbuch insgesamt sehr interessant. Ich höre mir auf Autofahrten gerne Geschichten an. Es reizt mich jedoch nicht nur als Konsument, sondern auch als Umsetzer, also als Sprecher. Bei Animationsfilmen wie "G-Force" hat man die Stimme, man hat aber auch die Visualität dazu. Da passt man als Sprecher die Stimme an die Bilder und die Figur an. Bei Hörbüchern finde ich es spannend, dass man nur mit der Stimme arbeitet und versucht, bestimmte Situationen zu interpretieren, die man nur Schwarz auf Weiß auf dem Papier liest. Das hat eine ganz eigene Qualität.
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Götz Otto
Ricore: Welche Bücher lesen Sie persönlich gerne?

Otto: Ich mag historische Romane und Sachbücher sehr. Eigentlich trocken, kann aber auch wirklich spannend sein. Ich bin kein Belletristik-Freund.

Ricore: Gibt es Themengebiete, die Sie bei Sachbüchern bevorzugen?

Otto: Da interessiert mich alles Mögliche. Im Moment beschäftige ich mich mit Hirnforschung.

Ricore: Lesen Sie Ihren Kindern manchmal vor?

Otto: Zum Leidwesen meiner Frau. Denn die lieben Kinder sollen selber lesen und nicht von Vati vorgelesen bekommen. Aber ich mache das so gerne!

Ricore: Was für Geschichten hören die derzeit am liebsten?

Otto: Das hängt ganz vom Alter ab. Meine älteste Tochter liest gar nicht mehr. Das hat sie aus ihrem Leben gestrichen. Meine zweite Tochter ist mittlerweile auf dem "Bis(s)…"-Trip, also diese "Bis(s) zum Morgengrauen" Reihe. Diese Vampir-Geschichten findet sie hochgradig spannend. Meine Kleinen mögen lieber kürzere Geschichten. Mein Sohn liebt alles, was mit Drachen zu tun hat. Für meine jüngste Tochter können einfach nicht genug Pferde involviert sein.

Ricore: Wenn Sie Ihren Kindern etwas vorlesen, versuchen Sie dann auch die Charaktere darzustellen, z. B. durch Stimme verstellen?

Otto: Natürlich. Das macht mir einfach Spaß. Das ist eben mein Beruf. Da möchte ich dann auch das Beste daraus machen. Ich sage nicht einfach so dröge: OK, Kinder ich lese euch jetzt was vor und danach geht's ins Bett.

Ricore: Dann bleiben die aber schon mal länger wach dabei.

Otto: Nee. Da habe ich so meine Tricks. Es gibt ja auch diese netten Hörspielkassetten. Doch die laufen eine halbe Ewigkeit. Wenn ich selbst dagegen vorlese, hat das einen entscheidenden Vorteil. Dann sage ich irgendwann: "So, jetzt ist Schluss, jetzt geht's ins Bett." Und die können noch so viel jammern, dann ist Feierabend.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 26. Oktober 2009
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Viele denken bei seinem Namen sofort an seine Rolle des Bösewichts in "James Bond 007: Der Morgen stirbt nie". Doch Götz Otto lässt sich weder auf einen Rollentypus - noch auf ein Genre festlegen. Er wirkt in der Komödie "Ossi's Eleven" mit und spricht immer wieder für die deutschen Synchronfassungen, so auch bei "Ab durch die Hecke" und "G-Force - Agenten mit Biss". Neben Kino- und Fernsehauftritten steht Koch regelmäßig auf Theaterbühnen.
G-Force soll einem wahnsinnigen Industriellen das Handwerk legen. Denn dieser will die Welt vernichten, indem er Haushaltsgeräten spezielle Chips einpflanzt. Die G-Force ist keine gewöhnliche Agententruppe, denn sie besteht aus den Meerschweinchen Darwin, Juarez und Blaster. Vervollständigt wird das Team von der Fliege Mooch und dem Maulwurf Speckles. Immer wieder geraten sie in Schwierigkeiten. So landen sie in einem Zoogeschäft und werden verkauft. Dabei müsste doch ein Blinder sehen, dass..
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