Sony Pictures
Jennifer Garner
Die bessere Julia Roberts
Interview: Jennifer Garner über Pyjamaparties und warum ihr Mode früher schnuppe war
Bisher galt Jennifer Garner (32) eher als die Frau fürs Grobe: Mit drei Dutzend verschiedener Perücken sprang sie als CIA-Agentin Sydney Bristow im TV-Hit "Alias" aus Flugzeugen, bekämpfte Terroristen oder schlug sich in "Daredevil" als Elektra über die Leinwand. In ihrem ersten Komödienhit "30 über Nacht" zeigt Jennifer Garner ihre Wandlungsfähigkeit: vom Actionstar zur neuen Julia Roberts. Im Gegensatz zu Julia ist Jennifer allerdings auch im wirklichen Leben so nett wie ihr Lachen - und strahlt von innen.
erschienen am 7. 09. 2004
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Für bunte Partys ist man nie zu alt!
Ricore: Mrs. Garner, in "30 über Nacht" spielen Sie eine 13-Jährige im Körper einer 30-Jährigen. Erinnern Sie sich noch, was Sie mit zarten dreizehn Jahren so getrieben haben?

Jennifer Garner: Ich lebte in West Virginia, war im Schwimmteam, in der Marschmusikkapelle, der Ballettschule und in der Theatergruppe. Ich war nicht sehr beliebt, galt als Streberin, aber erstaunlicherweise machte mir das nichts aus. Denn ich hielt die coolen Kids für doof, himmelte keine Filmstars oder Musiker an, sondern verehrte meine ältere Schwester und ihre Freundinnen aus der Ballettschule.

Ricore: Haben Sie damals schon von der Schauspielerei geträumt?

Garner: Wenn überhaupt, dann wollte ich Kinderbuchautorin, Dichterin, Bibliothekarin oder Ärztin werden. Schauspielerei wäre mir niemals in den Sinn gekommen.

Ricore: Welche Message hat "30 über Nacht" für 13-Jährige?

Garner: Man könnte den Film fast als Moralgeschichte sehen: die Entscheidungen, wie klein sie auch immer sein mögen, wirken sich alle auf unser zukünftiges Leben aus. Der Film erinnert uns daran, nicht die falschen Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen.

Ricore: Einen Teenager im Körper einer älteren Frau zu spielen, ist keine leichte Angelegenheit. Wie sind Sie damit zurechtgekommen?

Garner: Vergessen Sie nicht, dass ich nicht die Gestik eines Gorillas lernen musste - ich war ja auch mal dreizehn! (lacht) Wenn Sie den Set von "Alias" besuchen, dann sehen Sie eine Horde von unheimlich kindischen Menschen, die es gerade mal schaffen, für die Dauer einer kurzen Szene ernst genug zu sein, um nicht die Einstellung zu ruinieren. Einer der Kameraleute hörte mir aufmerksam zu, als ich ihm von der neuen Rolle erzählte. Er meinte: "Jennifer, wenn hier bei 'Alias' die Kameras rollen, bist du dreißig, aber in dem Moment, wo 'Cut' gerufen wird, verwandelst du dich in eine 13-Jährige. Also warum drehst du das nicht einfach um und lässt dich dafür bezahlen?"
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Mit 13 sah das noch anderst aus.
Ricore: Was war das Beste daran, eine 13-Jährige zu spielen?

Garner: Was diesen Film betrifft, fühle ich mich fast ein wenig verletzlich und sensibel. Er zeigt viel mehr von meiner wahren Persönlichkeit als alles, was ich bisher gemacht habe. Ich habe eine kleine Freundin, die dreizehn ist. Wir hatten eine Pyjamaparty mit all ihren Kumpels, und ich war die erste, die einschlief, weil ich schon so alt bin! Aber vorher spielten wir noch Tischrücken, riefen bei Jungs an, legten schnell wieder auf und stopften uns danach mit Junkfood voll. Es hat unheimlich Spaß gemacht!

Ricore: Apropos Jungs: Mochten Sie als Teenager die typischen Schönlinge?

Garner: Nein, mich törnten die Klassenclowns viel mehr an. Ich war heimlich in die feschen, coolen Jungs verknallt, aber ohne Hoffnung, dass sie mich je interessant finden würden. Realistisch waren die witzigen, kleinen, dicken Jungs.

Ricore: Der Film erzählt von Seelenverwandten - glauben Sie, dass es für Sie nur einen Mann gibt?

Garner: Ich hoffe nicht! (lacht) Eigentlich weiß ich auch, dass es nicht so ist, denn jeder Mann, mit dem ich zusammen war, war auf seine Weise einzigartig, und wir hatten eine ganz starke Verbindung. Die Beziehungen haben nicht immer funktioniert, aber ich bin stolz, alle meine Männer zu kennen.

Ricore: Sie haben sich kürzlich von Ihrem "Alias"-Costar Michael Vartan getrennt - gibt es einen neuen Mann in Ihrem Leben?

Garner: Nein, ich bin Single und verbringe meine Samstagabende ganz langweilig zu Hause. Michael bleibt mein Freund. Ich liebe seine Freundlichkeit, seinen Humor, seine Weltgewandtheit. Er ist ein großartiger Eishockeyspieler und zupft die Gitarre wie ein richtiger Musiker.
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Jennifer Garner
Ricore: Was haben Sie aus Ihrer Ehe und Scheidung gelernt?

Garner: Dass man sich auf seine Familie und seine Freunde verlassen kann, wenn man harte Zeiten durchmacht. Das ist eine tolle und wichtige Erkenntnis. Die Erfahrung hat mich erwachsen werden lassen - was ja nicht schlecht ist - und die Unterstützung von Freunden und Familie gab mir Hoffnung und Optimismus.

Ricore: Werden Sie eigentlich von Paparazzi verfolgt?

Garner: Jedes Mal, wenn ich mich extra herausgeputzt habe, werden diese Fotos nie abgedruckt. Wenn ich aber verschwitzt aus dem Fitnesscenter komme oder ohne Schminke den Hund spazieren führe, dann finde ich mich in der Zeitung wieder. Ich lese keine Klatschzeitschriften - das ist meine Art, damit umzugehen.

Ricore: Ihr Filmpartner Mark Ruffalo hat uns verraten, dass die 80er-Jahre spurlos an Ihnen vorbeigegangen sind. Angeblich lebten Sie auf einem Segelboot und wussten noch nicht einmal, dass "Thriller" ein Megahit war.

Garner: "Thriller" war sogar eine der beiden Kassetten, die ich besaß.

Ricore: Was war die andere?

Garner: (lacht) Kenny Rogers! Ich wuchs in einer zeitlosen Ära auf, denn meine Eltern sind Kinder der Depression, die wirklich nichts hatten und aus dem Nichts etwas aufbauen mussten. Mein Vater ermöglichte der gesamten Familie einen Trip nach Paris, aber weil wir kein Geld hatten, mussten wir in einem schäbigen Hotel am Pigalle übernachten. Uns Kindern fielen in dem Prostituiertenviertel natürlich die Augen aus dem Kopf! Aber unsere Eltern wollten, dass wir den Louvre sehen. Als ich zehn war, bekam meine Mutter einen Anruf von meinem Klassenvorstand: "Jennifer trägt seit zwei Monaten jeden Tag dasselbe Sweatshirt - ist sie okay?" - "Ja, sie ist okay, ich wasche es regelmäßig, und sie trägt darunter verschiedene T-Shirts." Mir war Mode völlig gleichgültig. Es kümmerte mich nicht. Ich wollte mich nur wohl fühlen. Und mir fiel nie auf, dass wir kein Geld hatten. Was Musik betrifft, hörte ich zwar sicher alles, aber nur als Background. Ich beschäftigte mich nie damit.
erschienen am 7. September 2004
Zum Thema
Schon in ihrer Jugend zieht es Jennifer Garner auf die Bühne. Jahrelang tanzt sie Ballett, muss sich aber irgendwann ihre Talentlosigkeit eingestehen. Sie verlegt sich auf die Schauspielerei, und das funktioniert. 2001 wird sie durch die Hauptrolle in der Mystery-Fernsehserie "Alias - Die Agentin" bekannt. Ein Jahr später erhält sie dafür den Golden Globe für die Beste Schauspielerin in einer Dramaserie. 2003 spielt sie neben Ben Affleck im Actionfilm "Daredevil" und findet ihr privates Glück...
30 über Nacht (Kinofilm)
Wenn man kurz vor dem 30. Geburtstag steht, vor der Aussicht auf graue Haare, Falten und Midlife-Crisis, kann man sich manchmal schon wünschen, wieder 13 zu sein. Bei Jenna Rink (Jennifer Garner) ist es allerdings genau andersrum. Sie ist 13 und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich die Zeit der Zahnspangen und Gruppenzwänge hinter sich zu haben. Mit "30 über Nacht" erwartet uns mal wieder eine Körper-wechsle-dich-Komödie im Kino - diesmal aber inklusive einer amüsanten Zeitreise. Die..
2024