Senator Film Verleih
Jessica Schwarz auf der "Die Tür"-Premiere
Jessica Schwarz und das Übersinnliche
Interview: Die Geister, die ich rief
Die vielbeschäftigte Jessica Schwarz beginnt ihre Karriere Mitte der 1990er Jahre als Model und VIVA-Moderatorin. Nach und nach fasst die Schauspielerin Fuß im Filmgeschäft und ist mittlerweile in gut budgetierten Kinoproduktionen zu sehen. Für "Die Tür" von Regisseur Anno Saul begibt sie sich auf das undurchsichtige Terrain des Übersinnlichen. Mit uns spricht die 30-jährige Darstellerin über ihre Abenteuerlust, den Mythos Romy Schneider und persönliche Erfahrungen bei der Geisterbeschwörung.
erschienen am 26. 11. 2009
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Jessica Schwarz
Ricore: War es spannend, eine Rolle in einem Mystery-Drama wie "Die Tür" zu spielen?

Jessica Schwarz: Auf jeden Fall. Interessant war, dass wir hauptsächlich in einer Straße und einem Haus gedreht haben. Man war regelrecht mit der Umgebung verwoben. Das Schwierige an der Rolle war, dass man häufig erschrocken schauen musste, obwohl man als Schauspielerin wusste, was gleich kommt. Beim fertigen Film merkt man dann deutlich, was Musik als Spannungsträger ausmacht und der Schnitt unterstützend bringt. Es geht letztendlich um reelle Probleme, um eine Familie in der Krise und eine Tochter, die stirbt.

Ricore: War es etwas Neues für Sie, eine Doppelrolle zu übernehmen?

Schwarz: Ja, es war interessant, weil man während der Dreharbeiten mit einem Double arbeitet. Das kann einen dann schon mal verwirren. Trotzdem hat alles bestens funktioniert.

Ricore: Hatten Sie diesbezüglich einen Trick?

Schwarz: Das war ziemlich einfach, weil ich Perücken tragen musste. Somit fiel zumindest die Unterscheidung der jeweiligen Figuren leicht.

Ricore: Sie mussten in Ihrer Rolle den Tod eines Kindes verkraften. Wie sind Sie damit umgegangen?

Schwarz: Ich kam sehr gut mit meiner Filmtochter Valeria Eisenbart zurecht, und dass hilft ungemein. Wir haben uns gesehen und von Anfang an vergöttert. Ich hoffe nicht, dass ich später mal so eine überambitionierte Mutter sein werde, alleine aus den Erfahrungen, die ich als Schauspielerin bisher gesammelt habe. Meine Schwester ist bereits Mutter und kann sich solche Filme beispielsweise nicht mehr anschauen. Das geht ihr zu nah.
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Jessica Schwarz auf der "Die Tür"-Premiere
Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit Mads Mikkelsen?

Schwarz: Sehr toll. Er ist ein Schauspieler, der sehr gründlich arbeitet und viel analysiert. Ich bin hingegen eher intuitiv veranlagt und versuche mithilfe eines Coachs an Figuren differenziert heranzugehen. Von Mads habe ich viel gelernt, weil ich ihn ganz genau beobachtet habe.

Ricore: Gibt es ein Genre das Sie bevorzugen?

Schwarz: Eine Komödie wäre eigentlich mal wieder an der Reihe, da hätte ich Lust zu. Ich mag sehr gerne Serien wie "Scrubs - Die Anfänger". Das muss sich nicht immer auf einem hochintellektuellen Niveau bewegen. Speziell das Timing-Training würde mich im Hinblick auf diese Art von Comedy interessieren.

Ricore: Wie empfänglich sind Sie für Übersinnliches?

Schwarz: Ich habe sehr früh angefangen Comics zu lesen und eine Affinität zu Übersinnlichem zu entwickeln. Meine ersten Comics waren aus der Reihe Spuk und Gespenster, auch Horrorfilme mag ich sehr gerne. Ich setze mich gerne auch mit der dunklen Seite des Seins auseinander und interessiere mich für Astrologie. Tatsächlich habe ich persönliche Erfahrung mit einer Geisterbeschwörung gesammelt, die allerdings schlecht endete und ich aus diesem Grund auch nicht wiederholen möchte. Damals tauchte ein junger Mann in unserer Stadt auf und nahm uns mit zu einer Séance. Die Geister, die er rief, kehrten nicht mehr in ihr Schattenreich zurück, weil der Mann einen Schlaganfall bekam.
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Jessica Schwarz
Ricore: Hatte dieses Erlebnis Auswirkungen auf Ihr weiteres Leben?

Schwarz: Ich habe es als Abenteuer verbucht. Es hat mich nicht religiös werden lassen oder ähnliches, sondern hatte zur Folge, dass ich eine übersinnliche Parallelwelt nicht abstreite. Meine Katze heißt übrigens Scully.

Ricore: Wenn Sie auf die letzten fünf Jahre zurückblicken, was würden Sie ändern?

Schwarz: Alles war total super. Kleiner Scherz. Es gibt natürlich so kleine Momente im Leben, in denen man sich eine Fluchttür wünscht. Ich bin jedoch ein Typ, der weiß, dass man mit Konsequenzen leben muss. Man ist immer verantwortlich für das was man getan hat und lernt aus Fehlern, davon bin ich überzeugt. Zurück zu gehen und Dinge nachträglich verändern, kann schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen.

Ricore: Können Sie diesbezüglich konkreter werden?

Schwarz: Darüber möchte ich nicht sprechen.

Ricore: Sind Sie ein abenteuerlustiger Mensch?

Schwarz: Generell schon. Natürlich minimiere ich das Risiko, wenn ich weiß dass in der folgenden Woche Dreharbeiten beginnen. Ich bin ein Mensch, der gerne Dinge ausprobiert und gerne unterwegs ist. Der Versuch Angst zu überwinden ist für mich sehr reizvoll.

Ricore: Haben Sie ein Traumreiseziel?

Schwarz: Da gibt es einiges auf meiner Wunschliste. Ich würde gerne mal nach Indien oder in die Mongolei. Mich reizt zudem der Gedanke mit weißen Haien zu tauchen oder einen hohen Berg zu besteigen.
SWR/Phoenix/Joachim Gern
Jessica Schwarz als Romy Schneider
Ricore: Mussten Sie für die Rolle von Romy Schneider Ängste überwinden?

Schwarz: Absolut. Romy Schneider ist ein Mythos. Das sagen sowohl Leute die sie kannten, als auch Leute die sie nur von den Sissi-Filmen her beurteilen. Die Branche schätzt sie immer noch. Natürlich hat man als junge Schauspielerin Angst der Erwartungshaltung anderer nicht gerecht zu werden, denn jeder hat seine eigene Romy im Kopf.

Ricore: Was glauben Sie, war Romy Schneider für eine Person?

Schwarz: Das kann ich ganz schlecht beantworten. Man sollte sich den Film ansehen. Ich habe so lange mit dem Charakter gearbeitet, dass Romy zu einer Art Beziehungspartnerin geworden ist. Frau Schneider ist in meinen Träumen aufgetaucht und ich habe irgendwann die Distanz zu der Figur verloren.

Ricore: Wie haben Sie die Umbesetzungsquerelen hinsichtlich des Kinofilms verfolgt?

Schwarz: Man konnte der Berichterstattung ja nicht aus dem Weg gehen. Ich habe mich jedoch persönlich mehr auf meine Darstellung der Figur konzentriert. Insgesamt ist Romy Schneider eine Person mit vielen Facetten und man kann sich inhaltlich auf verschiedene Themen einlassen. Wir haben die Entfremdung Romys von Deutschland als Leitmotiv gewählt. Es sind zwei grundverschiedene Produktionen. Ich bin überzeugt, dass sich auch Yvonne Catterfeld akribisch auf die Rolle vorbereitet hat und sich jetzt ärgert, dass sie das Gelernte nicht darbieten kann.

Ricore: Haben Sie während der Vorbereitung Neues über Romy Schneider erfahren?

Schwarz: Das kann man nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen, weil das Spektrum zu groß ist. Es war eine sehr intensive Arbeit mit einer historischen Figur, die in der Vergangenheit biographisch ziemlich gut durchleuchtet wurde.

Ricore: Welche Frage würden Sie Romy Schneider stellen?

Schwarz: Ob Sie sich in unserem Filmportrait "Romy" einigermaßen wiedererkennt oder sagt: "Ihr werdet mich trotzdem nicht entziffern!"

Ricore: Frau Schwarz, wir bedanken uns für das Gespräch.
erschienen am 26. November 2009
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2024