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Bootsbauer Lukas alias Hardy Krüger Jr.
"Ich muss hier raus!"
Interview: Hardy Krüger jr. liebt Freiheit
Hardy Krüger Jr.. hat sich mit TV-Rollen mittlerweile etabliert. Im Schatten seines großen Vaters Hardy Krüger war dies nicht einfach. Nun flimmert er als gutaussehender Verführer oder bodenständiger Förster durch diverse Serien und manchen Spielfilm. In einem aufschlussreichen Gespräch vermittelt uns der 41-Jährige nicht nur, warum Frauen besser zu Hause bleiben und die Kindererziehung übernehmen sollen, sondern auch warum zu viel Arbeit zu einem Burn-Out-Syndrom führen kann.
erschienen am 21. 11. 2009
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Traumpaar Eva Herzig und Hardy Krüger Jr. in "Paulas Traum"
Ricore: Sie haben in Österreich im schönen Gmunden gedreht. Haben Sie einen besonderen Bezug zu Österreich und den Bergen?

Hardy Krüger Jr.: Ja, meine Frau kommt aus Österreich und meine Schwiegermamma aus Gmunden. Sie hat in der Backstube, in der wir gedreht haben, früher ihre Brausestangen gekauft.

Ricore: Sie haben durch "Forsthaus Falkenau" viel Kontakt zur Natur. Sind Sie eher ein Naturbursche oder doch eher Stadtmensch?

Krüger Jr.: Ein Mensch, der im größten Zoo der Welt aufgewachsen ist, nämlich in Afrika, der hält es in der Stadt nicht aus. Ich habe zwar in der Stadt gelebt, in New York, Los Angeles und Berlin, aber ehrlich gesagt, fühle ich mich in der Natur am wohlsten. Es ist natürlich toll, wenn man dort arbeiten kann, wo man sich am wohlsten fühlt. Vorhin waren wir hier unten im Tonstudio und haben Interviews gegeben, im Keller - ohne Fenster. Da habe ich gedacht, ich würde hier durchdrehen. Ich muss raus. Es ist natürlich auch schön, wenn man an einem See drehen kann. Ich liebe Seen. Ich wohne selbst am See. Habe auch ein Boot, segle gerne und bin gerne am Wasser. Das war ein Grund, warum ich gesagt habe, tolle Geschichte, das gefällt mir. Es gab auch einige Gemeinsamkeiten und ich habe eine tolle Kollegin wie Eva Herzig. Deshalb wollte ich den Film machen.

Ricore: Sie haben früher in der Serie "Gegen den Wind" einen Windsurfer gespielt. Gehen Sie manchmal noch Surfen?

Krüger Jr.: Wenn es die Gelegenheit gibt und der Wind gut ist, dann stelle ich mich schon mal drauf und surfe ein paar Runden. Aber ansonsten habe ich keine Zeit. Bei Leuten, die mir erzählen, sie waren golfen, denke ich mir, woher nehmt ihr bitte die Zeit? Da braucht man ja mindestens drei Stunden, damit es sich überhaupt lohnt. Wenn ich mal zum Laufen komme, bin ich schon froh. Das wäre mir zu viel Action mit dem Material, die Zeiten sind vorbei. Wenn ich Sport mache, dann gleich. Dann will ich meine Schuhe anziehen und loslaufen.
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Hardy Krüger Jr.
Ricore: Sie waren in einer Stuntschule. Lieben Sie die Action auch im Privatleben?

Krüger Jr.: Ich bin schon ein körperlicher Mensch. Gerade habe ich einen unfreiwilligen Stunt hingelegt. Ich bin vom Pferd gestürzt, habe zwei Rippen gebrochen. Aber die Szene ist gut geworden (lacht). Sowas passiert, das ist nicht tragisch.

Ricore: War das die ärgste Verletzung oder gab's noch schlimmere?

Krüger Jr.: Dieses Jahr ist es furchtbar gewesen. Ich habe mir einiges getan. Aber ich möchte nicht wie eine alte Oma klingen. Ich hoffe nächstes Jahr wird's besser. Wir haben schöne Projekte gemacht und ich freue mich sehr auf den Film. Ich glaube, dass er gut funktioniert. Wir hatten eine wahnsinnig schöne Zeit, super Stimmung am Set und einen tollen Regisseur. Wir waren traurig, als es vorbei war. Als die letzten Drehtage angebrochen sind, wollte ich am liebsten die Handbremse anziehen. Das ist nicht oft so. Es gibt viele Produktionen, die sind kompliziert, da wird rumgeschrien, man versteht sich nicht. Das hier war eine Ausnahme. Ich glaube, das spürt man auch im Film.

Ricore: Sie sind viel unterwegs. Ist Schauspielerei nicht ein familienfeindlicher Beruf?

Krüger Jr.: Es ist wichtig, dass man seine Prioritäten richtig setzt. Eine Ehe habe ich schon hinter mir, sicherlich auch aus dem Grund, dass ich zu viel unterwegs war. Nach zwölf Jahren hat es nicht mehr funktioniert. Man hat sich auseinander gelebt und beschlossen sich zu trennen. Vor eineinhalb Jahren habe ich wieder geheiratet und mir gesagt, diesen Fehler mache ich nicht noch einmal. Ich nehme mir Zeit für die Familie. Dann ist das Handy aus und es gibt nur die Familie. Das funktioniert. Aber es ist eben einfach so, Männer müssen arbeiten, und daran wird sich auch nie was ändern.
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Hardy Krüger Jr. nachdenklich in "Paulas Traum"
Ricore: Frauen können aber auch arbeiten. Eva Herzig war mit Baby und Mann am Set und hat gesagt, dass es wunderbar funktioniert hat.

Krüger Jr.: Gut, wenn das Kind noch klein ist, ist es auch etwas anderes. Dann ist das kein Problem. Wenn es in der Schule ist, muss ich sagen: Liebe Mütter, bleibt einfach mal zu Hause und passt auf eure Kinder auf. Man sieht ja, wie die Jungs und Mädchen sich heutzutage entwickeln. Die sind wahnsinnig brutal. Da gibt es Jungs mit 14, die erschlagen einen 50-jährigen Mann. Das sind Auswirkungen, wo ich mir denke, die Kinder werden vernachlässigt. Und wer übernimmt die Erziehung? Die Schulen sicher nicht. Die Lehrer sind selber überfordert. Man lässt sie einfach zu sehr alleine. Deswegen bin ich der Meinung, dass das alte Prinzip schon richtig so war. Jede Frau soll sich natürlich entwickeln und entfalten können. Ich mein jetzt nicht, dass sie nur am Herd stehen muss.

Ricore: Viele Feministinnen würden Sie dafür auch scharf kritisieren.

Krüger Jr.: Die Alice Schwarzer wird mich gleich anrufen (lacht).

Ricore: Unterstützt Sie Ihre Frau?

Krüger Jr.: Ja, natürlich! Sonst würde das auch gar nicht gehen. Als wir uns kennen gelernt haben wollte sie wissen, was das eigentlich für ein Leben ist. Sie hat mich auf die Theatertournee begleitet und hat sich das Drehen am Set angeschaut. Das war wichtig. Sie weiß, was dieser Beruf bedeutet. Ohne dass sie hinter mir stehen würde, würde ich so viel Arbeit gar nicht schaffen. Sie war auch in Thailand dabei und in Gmunden, aber das ist ja mehr oder weniger vor der Tür. Das ist wichtig. Man muss dann aber auch die Arbeit draußen lassen und nur für die Familie da sein.
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Hardy Krüger Jr. und Filmpapa Heinz Hoenig
Ricore: Gelingt es, Arbeit und Familie strikt zu trennen? Kann man am Abend abschalten?

Krüger Jr.: Doch schon. Wir sind ja eine Großfamilie. Das Haus ist immer voll. Hunde, Kinder, Eltern, Großeltern. Das ist eine illustre Gesellschaft und sehr schön. Da wird gegessen und geredet. Ich kann relativ schnell den Dreh komplett vergessen. Ich mache die Tür zu, setze mich hin und fange an zu reden, dann habe ich das komplett aus dem Kopf. Wenn ich mich nur mit der Arbeit belasten würde, würde ich durchdrehen. Ein bisschen Lebensqualität brauche ich einfach. Ich bin ein mediterran lebender Mensch, bin in Lugano geboren. Der italienische Lifestyle liegt mir. Man erzählt sich alles und jeder weiß Bescheid. Man hat Spaß, man geht ins Bett. Dann muss man morgens früh wieder aufstehen und seinen Job durchziehen. Aber man darf das Leben nicht vergessen. Sonst kann ich auch nicht mehr kreativ sein. Weil ich dann keinen Spaß mehr bei der Arbeit habe. Man muss den Kopf einfach auch mal freikriegen.

Ricore: Gibt es einen Plan B, falls Sie mit der Schauspielerei aufhören wollen? Dass Sie etwas ganz anderes machen?

Krüger Jr.: Doch, es gab solche Momente, wo ich Burn-Out-Symptome hatte. Da habe ich mir gedacht, vielleicht solltest du das lieber bleiben lassen und schreiben. Ich fotografiere sehr gerne und bin ausgebildeter Koch. Solange ich kreativ arbeiten und gute Sachen machen kann, gibt es keinen Grund aufzuhören. Nur, sollte sich das in den Jahren ändern und es würde immer schrecklicher werden, dann würde ich doch in Erwägung ziehen etwas anderes zu machen. Aber ich mache ja nebenher noch tausend andere Sachen, da gibt es schon mehrere Optionen.

Ricore: Kochen Sie in Ihrer Familie oder kocht Ihre Frau?

Krüger Jr.: Ja. Meine Frau holt gerade ganz schön auf, aber sonst war ich immer derjenige, der gekocht hat.

Ricore: Wann ist bei Ihnen der Gedanke gewachsen, doch nicht Koch sondern lieber Schauspieler zu werden?
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Hardy Krüger Jr.
Krüger Jr.: Ich habe mir irgendwann gedacht, das ganze Leben hinter gekachelten Fliesen zu stehen, das ist nicht meins. Obwohl Koch sein schon sehr kreativ ist. Seit dem 8. Lebensjahr spiele ich Theater, das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Dann bin ich nach Amerika gekommen. Da hat mich ein Produzent ermutigt, das beruflich zu machen. Dann habe ich an der Schauspielschule vorgesprochen, bin angenommen worden und drei Jahre in Amerika geblieben.

Ricore: Sie sind viel unterwegs und haben schon viel gesehen. Kann Sie noch etwas überraschen?

Krüger Jr.: Doch. Überraschungen erlebe ich jeden Tag. Seien es gute oder schlechte. Jeder Film ist anders, jeder Filmpartner ist anders. Da spielen so viele Dinge eine Rolle um einen guten Film zu machen, dass oft wirklich ein großes Fragezeichen entsteht und man sich fragt, was war das denn?

Ricore: Sie sind schon viel auf der Welt herumgekommen, waren kürzlich in Island. Gibt es für Sie noch Momente, die Sie umwerfen?

Krüger Jr.: Es gibt zwar nicht viele, aber schon noch einige Flecken auf dieser Erde, die ich noch nicht kenne. Auf die bin ich auch schon sehr gespannt. Ich bin wie ein neugieriges Kind. Ich will immer was Neues sehen. Ich bin keiner, der sagt, seit 15 Jahren fahre ich nach Sylt und mache da Urlaub. Wir haben ja mehrere Wohnsitze und pendeln. Wenn ich drehe, sind wir hier. Im Winter sind wir in Kitzbühel, im Sommer sind wir am Attersee. Wenn man viel arbeitet und Stress hat, braucht man auch diese Rückzugsorte, um wieder runterzukommen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 21. November 2009
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Paula (Eva Herzig) träumt schon lange von einer eigenen Konditorei. Als ihr geliebter Onkel ihr seine kleine, traditionsreiche Konditorei in Gmunden überlässt, verlässt sie New York überstürzt und kehrt nach Hause. Doch hier hat sie es bald mit manchen Neidern zu tun. Aber auch die große Liebe lässt nicht lange auf sich warten. "Paulas Traum" ist Teil der "Lilly Schönauer"-Reihe des ARD. Damit will der öffentlich-rechtliche Sender mehr Romantik in die öde deutsche Fernsehlandschaft..
2024