UIP
Tom Cruise
Cruise: So ist das Leben
Interview: Nuancen eines Profikillers
Eigentlich bedarf der Mann keiner Einführung: Tom Cruise ist attraktiv, weltberühmt und steinreich. Pro Rolle verdient der 42-Jährige 25 Millionen Dollar, und daran wird sich trotz verhaltener Kritiken zu "Last Samurai" vermutlich auch in Zukunft nichts ändern. In seinem neuesten Film "Collateral" verdunkelte Starregisseur Michael Mann ("Heat", "Insider") das Bild des ewig strahlenden Sonnyboys und schickte Cruise als Profikiller durch das nächtliche Los Angeles.
erschienen am 26. 09. 2004
UIP
Tom Cruise bei Collateral-Vorstellung in Venedig
Ricore: Mr. Cruise, in "Collateral" schlüpfen Sie erstmals in die Rolle eines Bösewichts. Wieso?

Tom Cruise: Weil ich an der Story interessiert war. Generell kategorisiere ich meine Rollen nicht nach gut und böse, und speziell bei diesem Projekt wusste ich, dass Michael Mann den Profikiller zwar böse, aber trotzdem sehr vielschichtig anlegen würde. Als Kinogänger reizen mich die unterschiedlichsten Genres, als Schauspieler die Herausforderung. Ich wollte herausfinden, ob wir diesen Film hinbekommen und ob es uns gelingen würde, eine Zeitspanne von nur zehn Stunden interessant zu gestalten und jeder Szene eine Bedeutung zu verleihen.

Ricore: Ihre Haare mussten Sie sich dafür grau färben. Ein Zustand, an den Sie sich gewöhnen könnten?

Cruise: Na, früher oder später muss ich mich ohnehin mit dem Gedanken anfreunden. So ist das Leben eben. (lacht) Ich war vollkommen damit einverstanden, als Michael mir den Vorschlag machte. So wie alles einen Sinn hat, dienen nämlich auch die Haare dem tieferen Verständnis meiner Rolle.

Ricore: Bei Mann hat immer alles einen Sinn.

Cruise: Ich bewundere Michael und wollte schon lange mit ihm arbeiten. Er hat eine ganz spezielle Arbeitsweise, er ermuntert seine Schauspieler zur ausführlichen Recherche und macht dann sogar selber mit. Man spürt regelrecht, wie das dabei Gelernte seine Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur beeinflusst.

Ricore: Was hat Sie besonders an ihm fasziniert?

Cruise: Seine Kompetenz in allen Bereichen. Ich bin mir nicht sicher, ob der normale Zuschauer gleich erkennt, was für ein technischer Aufwand nötig war, um die besondere Stimmung des Films in den Bildern widerzuspiegeln. Im Taxi zum Beispiel gab es eigene Beleuchtungssysteme und das Interieur wurde genau auf die Kleidung der Protagonisten abgestimmt.
Ricore: Michael Mann sagte, er spiele mit der "nächtlichen Poesie" von Los Angeles.

Cruise: Ja, ursprünglich sollte der Film in New York spielen, aber dann haben wir uns doch für die Westküste entschieden. Los Angeles mit seinen zersplitterten Sattelitengemeinden ist ziemlich vielschichtig und eindrucksvoll. Damit konnte man viel anstellen, auch die Musik hat Michael eigens darauf abgestimmt. Wie gesagt: Alles ist im Einklang.

Ricore: Auch Jada Pinkett Smith?

Cruise: Klar! Was Jada Pinkett Smith in der Anfangssequenz leistet, ist echt großartig. Die Szene ist kurz, aber für den weiteren Storyverlauf wichtig. Ein kurzes Treffen zweier Menschen, das bis zum Ende der Geschichte Eindruck hinterlassen muss. Das ist nicht einfach. Für mich gehört der Anfang zu den schönsten Momenten des Films.

Ricore: Sie konnten im Verlauf Ihrer Karriere Visionären wir Stanley Kubrick, Steven Spielberg und nun auch Michael Mann über die Schulter schauen. Warum haben Sie sich noch nicht selbst als Regisseur versucht?

Cruise: Weil ich das Glück habe, dass Genies wie Spielberg, Kubrick und Mann mit mir arbeiten wollen! (lacht) Ganz im Ernst: Mir wurde schon einiges angeboten, aber bisher habe ich noch keinen richtigen Zugang gefunden. Aber eines Tages kommt sicher der passende Stoff, und dann überlege ich mir das noch einmal. Bis dahin genieße ich meine Zeit als Schauspieler...

Ricore: ...und Produzent von Filmen wie "Mission: Impossible" oder "Last Samurai".

Cruise: Ja, als Schauspieler drehe ich einen Film, wenn mir die Rolle gefällt. Produzieren tue ich nur bei guten Filmen, die keine Rolle für mich haben oder die ich einfach nur so unterstützen möchte.

Ricore: Sie bereiten sich immer sehr ausführlich auf Ihre Rollen vor. Verändert Sie das auch persönlich?

Cruise: Keine Sorge: Über negative Auswirkungen kann ich mich bisher nicht beklagen. (lacht) Ich muss eine Rolle gut spielen, also ist es meine Pflicht, mich vorher in sie hineinzuversetzen. Wie man das am besten macht, kann ich nicht sagen. Jeder macht es anders und findet irgendwann seine eigene Methode. Auf "Collateral" habe ich mich fünf Monate vorbereitet, und Michael war dabei ein sehr guter Wegweiser.
erschienen am 26. September 2004
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