Im richtigen Leben nicht ganz so musikalisch...
Adam Garcia über die Gefahren der Liebe
Interview: Alles dreht sich um Sex
Adam Garcia ist 31, sieht aus wie 21 und tanzt wie der Teufel. Kein Wunder: Schon mit sieben begeisterte sich der Schüler für eine klassische Tanzausbildung, sammelte als Teenager in Musicals erste Showbiz-Erfahrung und gründete die Tanzgruppe "Tap Dogs". Als Schauspieler wurde Garcia mit "Coyote Ugly" international bekannt. Es geht weiter aufwärts: Rollen in "Unterwegs mit Jungs", "Eine Italienische Hochzeit" und "Bekenntnisse einer Highschool Diva" machten Adam zu einem gefragten Nachwuchsschauspieler. Das macht sich der deutsche Regisseur Klaus Menzel zu Nutze. Er besetzt den 31-Jährigen in seinem romantischen Thriller "Fascination" als feurig-jugendlichen Lover. Wir besuchen den gebürtigen Australier in seinem Haus in Hollywood.
erschienen am 9. 10. 2004
Sieht immer noch aus wie 21: Adam Garcia
Ricore: Mr. Garcia, Sie haben als australischer Schauspieler mit einem deutschen Regisseur in Puerto Rico an einer internationalen Produktion gearbeitet, deren Handlung in Florida spielt. Reichlich kompliziert, nicht wahr?

Adam Garcia: Wir wussten selbst nicht genau, was wir da tun. (lacht) Aber ich habe Klaus Menzel vertraut, er war so euphorisch und voller Energie. Ich mag diese europäische Feinfühligkeit: In Europa geht man ganz anders mit Filmstoffen um. In Amerika konnten wir nicht drehen, weil es zu teuer geworden wäre. Also fiel die Wahl auf Puerto Rico.

Ricore: Die freizügigen Sexszenen des Films haben Sie nicht abgeschreckt?

Garcia: Wieso denn? Unser ganzes Leben dreht sich doch um Sex, jeder muss andauernd daran denken! Sogar Nonnen beschäftigen sich mit dem Thema, indem sie ihr Leben lang keinen Sex haben. (lacht) Da finde ich es immer wieder interessant, wie Sex in Filmen portraitiert wird. Meistens artet das in so eine romantische Darstellung aus, wie man sie nur allzu gut aus der Cosmopolitan kennt. Dabei ist Sex viel komplizierter! Liebe ist wesentlich mehr als das! Wir haben versucht, das in "Fascination" zu vermitteln. Natürlich ist mir das vor der Kamera nicht immer leicht gefallen.

Ricore: Hatten Sie selbst schon einmal eine ähnlich spannende Liebesaffäre?

Garcia: Nicht in diesem drastischen Ausmaß, aber das Gefühl von Abhängigkeit, Eifersucht und Neid kenne ich auch ganz gut. Wenn man liebt, spielt das Gehirn verrückt. Man will lieben und geliebt werden, will sich öffnen. Das macht aber gleichzeitig verletzbar, also wird man besitzergreifend. Auch wenn das natürlich total bescheuert ist.

Ricore: In "Fascination" spielen Sie einen Musiker, in "Bekenntnisse einer Highschool Diva" einen Rockstar, und hier in Ihrem Wohnzimmer stehen zwei Gitarren...

Garcia: Was aber nicht heißt, dass ich Talent habe. (lacht) Ich wäre gern musikalisch, hätte gern das Durchhaltungsvermögen, um ein Instrument richtig gut zu lernen. Musik ist mir unheimlich wichtig. Entsprechend weit gefächert ist auch mein Musikgeschmack: von Hardrock über Jazz bis hin zu klassischer Musik. Nur mit Country hab ich gar nichts am Hut.

Ricore: Was ist mit Ihrer anderen Leidenschaft, dem Theater?

Garcia: Theater fällt mir immer noch leichter als Film. Irgendwie find ich es besser, mit dem Publikum direkt zu interagieren. Als Schauspieler muss man immer eine Geschichte für den Zuschauer erzählen, da ist es günstiger, wenn er direkt vor mir sitzt. Verpatze ich eine Szene im Film, wird sie dennoch für alle Zeiten festgehalten. Beim Theater kann ich dagegen verschiedene Dinge ausprobieren und immer wieder austauschen.
Viele erotische Szenen... Adam Garcia und Alice Evans in Fascination
Ricore: Können Sie sich auf der Straße noch unerkannt bewegen?

Garcia: Eigentlich schon. Ich werde nur selten erkannt, am häufigsten in Australien. Als Prominenter wirst du dort geschätzt, aber auch nicht anders behandelt als andere. Das hilft einem, auf dem Boden zu bleiben.

Ricore: Apropos Australier: Viele Ihrer Landsleute haben Erfolg in Hollywood, etwa Russell Crowe, Nicole Kidman, Eric Bana oder Heath Ledger. Stehen Sie mit denen in Kontakt?

Garcia: Russell Crowe habe ich mal getroffen, und mit dem ein oder anderen verabredet man sich, wenn man mal zufällig zur selben Zeit in einer fremden Stadt ist. Mit Heath Ledger treffe ich mich zum Beispiel manchmal auf ein Bier, und mit Rose Byrne und Hugh Jackman habe ich recht engen Kontakt.

Ricore: Sie haben sowohl die amerikanische als auch die australische Staatsbürgerschaft. Wem geben Sie bei den US-Präsidentschaftswahlen im November Ihre Stimme?

Garcia: Kerry! Bush ist ein Psychopath, der kein Einfühlungsvermögen hat und nur selbstgefällige Politiker um sich schart. Typen wir Rumsfeld wissen ganz genau, wie sie das Spiel spielen müssen, um möglichst viel Geld zu verdienen. Ich wage zu behaupten, dass sich diese Politiker nicht um das Gemeinwohl scheren. John Kerry wäre eine wesentlich bessere Alternative. (In diesem Moment klingelt es an der Haustür. Ein Kurier liefert ein neues Drehbuch ab: "The Good Shepherd" von und mit Robert De Niro und Leonardo DiCaprio. Adam soll am nächsten Tag für eine Rolle in dem Film vorsprechen.)

Ricore: Werden Ihnen in letzter Zeit viele Drehbücher angeboten?

Garcia: Doch, schon. In die Liga von Leonardo DiCaprio, Jake Gyllenhaal oder Josh Hartnett bin ich allerdings nicht aufgestiegen, also bleiben mir die wirklich großen Blockbuster noch verwehrt. In letzter Zeit bekomme ich dafür viele interessante Rollen in Independent-Filmen angeboten. Vor allem ehrt mich dabei, dass sich diese Angebote nicht nur auf typische Teenie-Komödien beschränken.

Ricore: Sie sind zwar 31 Jahre alt, sehen aber sehr viel jünger aus. Beschränkt das nicht die Vielfalt Ihrer Rollenangebote?

Garcia: Eigentlich kann ich mich nicht beklagen. Teenie-Angebote kommen jetzt fast keine mehr, die Rollen fangen so ab etwa 24 Jahren an. Probleme habe ich eher privat, wenn Leute mich für einen jungen Grünschnabel halten und mich von oben herab ansprechen. Denen sage dann klipp und klar, dass sie mich gefälligst wie einen ausgewachsenen Mann behandeln sollen. Richtig erwachsen fühle ich mich seit meinem dreißigsten Lebensjahr, und ganz ehrlich: Es fühlt sich gut an! Ich könnte mir inzwischen sogar vorstellen, zu heiraten und Vater zu werden.
erschienen am 9. Oktober 2004
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2024