United International Pictures (UIP)
Matt Damon in Berlin
Matt Damon: Luxusurlaub mit Brad Pitt
Interview: Porn Identity
Während sein bester Freund Ben Affleck im Karrieretief gefangen scheint, dreht Matt Damon (33) richtig auf. Neben "Ocean's Twelve" und Terry Gilliams "Die Gebrüder Grimm" beendete er unlängst die Arbeit an "Die Bourne Verschwörung". In dieser äußerst gelungenen Fortsetzung des Agententhrillers "Die Bourne Identität" verschlägt es Damon diesmal nach Berlin und Moskau. Für unser Interview bevorzugten wir sonnigere Gefilde und trafen den Star in Los Angeles.
erschienen am 21. 10. 2004
United International Pictures (UIP)
Matt vor dem Brandenburger Tor
Ricore: Haben Sie sich auf die Ihnen altbekannte Rolle überhaupt noch vorbereiten müssen?

Damon: Für den ersten Teil hatte ich volle sechs Monate, um mich vorzubereiten. Vielleicht habe ich mich damals auch ein bisschen zu viel vorbereitet, auf alle Fälle fiel es mir dieses Mal wesentlich leichter. Ich weiß, was bei Jason Bourne funktioniert und was nicht. Ich wollte dieses Mal, dass er sich mehr wie ein Boxer bewegt, angefangen mit seiner Art zu laufen bis hin zu seiner gesamten Körperhaltung. Also begann ich drei Monate vor Drehstart mit Boxtraining. Physisch und psychisch hat mich das verändert. Ich spürte, dass es die richtige Art der Vorbereitung war. Ricore: Ihre Laufszenen am Strand wirken sehr elegant!

Damon: Das habe ich Franka Potente zu verdanken. Sie meinte, dass es ihr bei "Lola rennt" ungemein geholfen hat, sich selbst beim Laufen zu filmen und genau zu beobachten. Offenbar scheint das zu helfen: Ich kenne niemanden, der besser läuft als Franka. Also habe ich ein bisschen darauf geachtet, möglichst cool zu laufen.

Ricore: Als Ihnen die Rolle des Jason Bourne angeboten wurde, hielten Sie sich selbst für ungeeignet. Wer hätte denn besser dazu gepasst?

Damon: In den Buchvorlagen ist von einem vierzigjährigen Mann die Rede, ich war damals 28 und sah aus wie vierzehn! Ich dachte damals an die Altersklasse über mir, von Russell Crowe über Brad Pitt bis hin zu George Clooney.

Ricore: Für den Film drehten Sie lange Zeit in Berlin. Wie war es, dort zu leben und zu arbeiten?

Damon: Es ging alles reibungslos über die Bühne. Beim letzten Dreh in Paris war es wesentlich komplizierter. Für alles brauchte man Genehmigungen, sogar für die Parkposition der einzelnen Trucks. In Berlin war alles über volle vier Monate lang sehr gut zugänglich. Am Ende drehten wir sogar noch einen Teil der Szenen in Berlin, die ursprünglich für Moskau geplant waren. Mir hat es dort sehr gut gefallen.

Ricore: Auch für "Ocean's Twelve" drehen Sie zurzeit wieder in Europa. Offenbar gefällt es Ihnen dort sehr gut!

Damon: (lacht) Stimmt, ich war schon ziemlich oft in Europa. Letztes Jahr habe ich auch noch "The Brothers Grimm" in Europa gedreht, insgesamt dauerte der Aufenthalt über dreizehn Monate. Vorher war ich schon für "Die Bourne Identität" dort, und auch für "Der talentierte Mr. Ripley". Ich kenne mich also inzwischen ganz gut aus.
United International Pictures (UIP)
Matt Damon alias Jason Bourne
Ricore: Die Medien sehen in Ihnen eine neue Form des Actionhelden, der neben seinen physischen Qualitäten auch Gehirn und Herz besitzt.

Damon: Ich probiere einfach verschiedene Dinge aus und versuche, Klischees zu vermeiden. Ich hoffe aber, dass man mich jetzt nicht ausschließlich als "neuen Actionhelden" sieht. Ich möchte soviel wie möglich zwischen den Genres springen. Für mich ist es ein großes Privileg, hintereinander so unterschiedliche Filme wie "Ocean's Twelve", "Syriana" und "Unzertrennlich" zu drehen.

Ricore: In letzter Zeit häufen sich Fotos, in denen Sie am Rande der Dreharbeiten von "Ocean's Twelve" mit Brad Pitt auf teuren Luxusjachten liegen und Champagner schlürfen. Was geht da ab?

Damon: Wir machen Urlaub! (lacht) Brad hat vorher "Troja" gedreht, ich "Die Bourne Verschwörung". Plötzlich kommen wir an den Set von "Ocean's Twelve" und die Arbeit spaltet sich wieder in verschiedene Hauptrollen auf. Ist doch klar, dass man da etwas entspannter vorgeht. Trotzdem darf man den Kern der Arbeit nicht verlieren. Der Job ist alles andere als Zuckerschlecken.

Ricore: Neben "Ocean's Twelve" haben Sie auch noch "Die Gebrüder Grimm" abgedreht. Sind Sie ein Workaholic?

Damon: Vielleicht bin ich ein Workaholic, vielleicht ergreife ich aber auch einfach nur meine Chancen. Es gab Phasen in meiner Karriere, wo ich trotz großer Anstrengungen keine Rollen bekommen und mir meine heutige Situation sehnlichst herbeigewünscht habe. Da wäre es ein Frevel, all diese tollen Angebote verstreichen zu lassen. Im letzten Jahr habe ich mit so vielen guten Regisseuren gearbeitet, so viele Dinge erlebt! Ich möchte keine dieser Erfahrungen missen.

Ricore: Wie war die Arbeit mit Terry Gilliam, dem Regisseur von "Die Gebrüder Grimm"?

Damon: So wie ich sie mir im Vorfeld gewünscht hatte. Das Setdesign ist unglaublich und scheint direkt Terrys Gehirn entsprungen zu sein. In den Barrandov Studios in Prag wurde ein kompletter Wald von gewaltigen Ausmaßen errichtet. Wir drehten ziemlich lange, etwa 110 Tage, aber alle Wünsche gingen in Erfüllung. Terry ist so leidenschaftlich bei der Sache und versinkt so tief in seiner Arbeit, dass man ihn wohl zu Recht als wahren Künstler beschreiben kann.

Ricore: "Die Bourne Verschwörung" ist einer der wenigen Actionfilme, die Stunts mit einer logisch konsequenten Handlung verbinden. Sind Sie auch so oft enttäuscht wir, wenn Sie ins Kino gehen?

Damon: Ziemlich oft sogar. Je höher das Budget, desto niedriger das Niveau. Letztes Weihnachten fuhr ich mit meinem Vater durch New York. Alles war mit Filmpostern plakatiert, doch nach zwanzig Blocks meinte mein Vater, dass er noch kein einziges interessantes Filmplakat gesehen hätte. Ist ja auch kein Wunder! Blockbuster-Filme werden für dreizehnjährige Teenies gemacht und nicht für sechzigjährige Rentner! Ich versuche immer, ein bisschen tiefer zu gehen, einen Gegenpol zu anderen Filmen zu liefern und den Fokus mehr auf die Persönlichkeit der einzelnen Figuren zu legen. Wie beim ersten Teil wollten wir auch bei der "Bourne Verschwörung", dass sich die Action konsequent aus der Geschichte ergibt und man nicht gelangweilt auf die nächste Explosion warten muss. Im Grunde genommen sind normale Actionfilme nichts anderes als Pornos.

Ricore: Wie bitte?

Damon: (lacht) Pornofilme sind in der Regel schlecht geschrieben und schlecht gespielt. Charaktere spielen fast gar keine Rolle und als Vorspiel gibt es immer eine total dämliche Gesprächszene. Dann kommt die Action, danach aber sofort wieder eine bescheuerte Hinführung bis hin zum nächsten Höhepunkt. Der einzige Unterschied zu Actionfilmen: niemand stirbt!

Ricore: Wäre das kein Genre für Sie?

Damon: (lacht) Doch, klar! Als nächstes möchte ich einen tiefgründigen Porno drehen. Was zählt, sind die unterschiedlichen Charaktere, die Pornographie muss aus der Story erwachsen und soll nur der Entwicklung der Figuren dienen. Eigentlich wollte Doug Liman mit mir nach dem ersten Teil sowieso Filmgeschichte schreiben. Das erste Regisseur-Schauspieler-Paar, das neben dem Original auch eine Pornoversion dreht: "The Porn Idendity". (lacht) Leider ist es nie dazu gekommen.
erschienen am 21. Oktober 2004
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2024