United International Pictures (UIP)
Renée Zellweger in "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns"
Renée Zellweger mit gesundem Körpergefühl
Interview: Ich fühle mich nicht wie ein Filmstar!
Wenn eine Hollywoodschauspielerin freiwillig zum zweiten Mal 25 Kilo zunimmt, muss die Rolle einiges zu bieten haben. Im Fall von Renée Zellweger handelt es sich selbstverständlich um Bridget Jones, Englands liebste Roman- und Filmfigur. In Beverly Hills erklärte uns die 35-Jährige, warum sich die körperlichen Strapazen gelohnt haben.
erschienen am 25. 11. 2004
United International Pictures (UIP)
Renée Zellweger ist auch mit 25 Kilo zusätzlichem Gewicht attraktiv.
Ricore: Mrs. Zellweger, bevor wir von Ihrem Gewicht sprechen, reden wir doch über Bridget Jones Gang. Sie watschelt wie eine Ente, sogar mehr als im ersten Film. War das Absicht?

Renée Zellweger: Sie haben es bemerkt! Ich legte dieses Mal besonderen Wert darauf. Bridget ist so rein und unbescholten, aber im Inneren fühlt sie sich so unsicher und tollpatschig. Sie versucht, beim Ausgehen elegant und stilsicher zu sein, aber im täglichen Leben ist sie nicht mit sich selbst beschäftigt. Sie ist total ehrlich, das finde ich an ihr so liebenswert. Ich finde das charmant. Ich wollte mit dem Gang zeigen, wie kindlich sie ist. Man findet nicht oft eine Rolle, bei der man äußerlich so gut zeigen kann, wie sie sich innerlich fühlt.

Ricore: Welchen Einfluss hatte die Rolle auf Ihre eigene Einstellung zur Mode?

Zellweger: Dank meiner Gewichtszunahme konnte ich all die tief geschnittenen Kleider tragen! (lacht) Ich war begeistert, dass ich diese Kleider vorne ausfüllen konnte! Jetzt bin ich wieder etwas schlanker und passe leider nicht mehr in mein wunderschönes blaues Golden-Globe-Kleid rein.

Ricore: Wo stehen Ihre Golden Globes und der Oscar?

Zellweger: In meinem Schlafzimmer, ich gebe es zu! Ich bin ja kaum zuhause, und wenn ich mal da bin, dann will ich sie sehen, wenn ich aufwache. In der Nacht nach der Verleihung stellte ich den Oscar direkt neben mein Bett. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er das erste, was ich sah. Und ich dachte: Oh, gut, ich hab ihn tatsächlich gewonnen - und auch nach Hause gebracht. (lacht)

Ricore: Beim ersten Film erzählten Sie, dass Sie mit dem Zunehmen Probleme hatten - war es diesmal besser?

Zellweger: Das Zunehmen an sich war weniger das Problem, eher die Art des Zunehmens - ich fraß einfach alles, was mir hingestellt wurde. Diesmal hatte ich einen Ernährungsspezialisten, und der wusste, wie ich essen musste, um nicht wie beim ersten Film soviel Energie zu verlieren. Diesmal war es weniger Eiscreme und mehr Salatdressings mit Erdnussöl statt Olivenöl. Was nicht heißt, dass ich nicht oft mit meinen Freunden in einer Pizzeria saß und nach der Pasta mit Knoblauchbrot auch noch eine nette fette Torte in mich reinstopft habe.
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Kampf dem Körperkult in "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns"
Ricore: Werden Sie immer noch gefragt, wie Sie wieder abgenommen haben?

Zellweger: Ja, und es macht mich wirklich traurig, dass so viele Frauen vom Abnehmen besessen sind. Wir leben in einer Welt, in der Frauen ein sehr negatives Körpergefühl haben und sich unwürdig fühlen, wenn sie nicht in Größe 34 reinpassen. Ich gebe auch keine Diät-Tipps wenn mich jemand fragt. Ich sage, dass ich die Frage für sinnlos halte, und dass ich keine Krankheit hatte, als ich dicker war, und daher auch kein Experte bin, was das betrifft.

Ricore: Kennen Sie Ihre innere Bridget Jones?

Zellweger: Ich bin mir ihrer Anwesenheit sehr stark bewusst! Ich sitze hier und weiß, dass meine Wimperntusche sicher verschmiert ist, und dass ich in diesem Kleid lange nicht so elegant aussehe wie andere Frauen. Ich lebe mit dieser Angst, tollpatschig rüber zu kommen. Besonders auf dem roten Teppich. Ich fühle mich nicht wie ein Filmstar.

Ricore: Nach dem ersten Film erzählte Hugh Grant, dass die Produzenten meinten, er hätte endlich die Rolle gefunden, die ihm selbst am meisten ähnlich ist - ein richtiges Arschloch. Neuerdings benimmt er sich auch so, will keine Filme machen, keine Interviews geben und ist immer schlecht gelaunt. Wie war er am Set?

Zellweger: Was Hugh betrifft: Das ist ein Typ, der immer ehrlich ist. Wenn er schlecht drauf ist, dann weiß das jeder, er verbirgt es überhaupt nicht. Ich persönlich finde das ja charmant. Obwohl ich sagen muss, dass er bei den Dreharbeiten zu diesem Film viel weniger nörgelte als beim ersten. Da war er furchtbar.

Ricore: Gibt es Rollen, denen Sie so richtig nachjagen?

Zellweger: Ja, "Unterwegs nach Cold Mountain" habe ich nachgejagt - zehn Jahre bevor er gedreht wurde. Damals wollte ich die Hauptrolle spielen. Aber der Regisseur, der damals an dem Projekt arbeitete, wollte partout eine andere Schauspielerin - eine gute Schauspielerin - und ich dachte: Okay, wenn er sie will, dann soll es recht sein. Aber dann fiel das Projekt zwanzig Mal auseinander und auf einmal gab es keinen Regisseur, keine Hauptdarstellerin, gar nichts. Das Drehbuch war ein Desaster, und keiner glaubte mehr, dass es je gemacht werden würde. Auf einmal landete es bei Miramax, Anthony Minghella war der Regisseur, und er war es, der mir die Rolle der Ruby einredete.

Ricore: Die Qualität des gesamten Films ist Ihnen also wichtiger als Ihre Rolle an sich?

Zellweger: Ja, mich interessiert immer das gesamte Projekt, das Drehbuch, die Story. So war es bei "Weißer Oleander", so war es bei "Cold Mountain", so war es bei "Jerry Maguire", und so ist es jetzt auch bei "Cinderella Man". Deshalb habe ich auch kein Ego, was Nebenrollen betrifft. Oft sind das ohnehin die besseren Rollen.
erschienen am 25. November 2004
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Wer kennt sie nicht als frustrierte, leicht übergewichtige Single-Frau in der Erfolgskomödie "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück"? Ihr Talent für Komödien hat Renée Zellweger mit ihren kleinen Augen jedenfalls schon des öfteren unter Beweis gestellt. Dass mehr in der Texanerin steckt, beweisen ihre Auftritte in "Chicago", "Jerry Maguire" und "Unterwegs nach Cold Mountain". Für letzteren erhielt sie den Oscar als beste Nebendarstellerin.
Sie isst Schokolade zum Frühstück, hat immer ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften - und ihren Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören, hält sie vor lauter Liebessorgen auch nicht ein. Gerade weil Bridget Jones (Renée Zellweger) kein Superweib, sondern ein ganz normales Pummelchen ist, wurde sie längst zu einer Ikone der Frauenliteratur. Mittlerweile hat sie zwar im feschen Anwalt Mark Darcy (Colin Firth) ihr Glück gefunden, doch das ist nur von kurzer Dauer. Nicht zuletzt, weil der verflixt..
Bridget (Renée Zellweger) schreibt ein Single-Tagebuch. Die leicht übergewichtige, redselige Engländerin versucht mit Würde und Power mit ihrer Einsamkeit fertig zu werden. Doch das gelingt nur stellenweise...
2024