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Aaron Johnson beim Photocall zu "Kick-Ass" in Berlin
Nerd wird Möchtegern-Superheld
Interview: Aaron Johnsons Doppelleben
Aaron Johnson wirkt nicht wie jemand, der jemanden in den Arsch treten würde. Vielleicht bekam der 19-jährige Engländer auch deshalb die Rolle von Möchtegern-Superheld Kick-Ass in der gleichnamigen Comic-Verfilmung. Wie er uns im Interview erzählt, ist er im wahren Leben nicht wie sein Filmcharakter Dave Lizewski. Zudem verrät er uns, welche Superkräfte er am liebsten hätte und ob er im wahren Leben nicht doch schon mal jemandem in den Arsch getreten hat.
erschienen am 20. 04. 2010
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Aaron Johnson ist ein Superheld
Ricore: Wie war es für Sie, einen Superhelden zu spielen?

Aaron Johnson: Es war fantastisch. Es war eine tolle Möglichkeit, kreativ zu sein, wobei mein Charakter eigentlich alles andere als ein Superheld ist.

Ricore: Wie schwierig ist es, die Wandlung vom Nerd zum Superhelden darzustellen?

Johnson: Die Figur macht eine Wandlung von einem gewöhnlichen Kind zu einem jungen Mann durch. Dazu hatte ich einen Bezug. Er glaubt an etwas mit ganzer Leidenschaft und geht vollkommen naiv an die Sache heran. Dadurch wächst er aber schließlich über sich hinaus.

Ricore: Wie waren Sie als Kind, als Sie zur Schule gingen?

Johnson: Ich war sehr offen und extrovertiert. [lacht] Schon damals begann ich mit der Schauspielerei. Dadurch wurde ich in gewisser Weise schneller erwachsen.

Ricore: Hatten Sie als Kind mal den Wunsch, die Welt zu retten?

Johnson: Nicht wirklich. Hätte ich diesen Wunsch gehabt, wäre ich vielleicht der Armee beigetreten.

Ricore: Stellten Sie sich damals vor, ein Superheld zu sein?

Johnson: Als ich sechs Jahre alt war, besaß ich ein Spider-Man-Kostüm. Manchmal tat ich auch so, als ob ich Wolverine wäre. Ich war außerdem ein großer Batman-Fan.
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Aaron Johnson: Ist er der neue Superstar in Hollywood?
Ricore: Welche Superkräfte würden Sie gerne besitzen?

Johnson: Am liebsten würden ich mich wohl teleportieren können, da ich für diesen Film sehr viel reisen musste, sowohl in Europa als auch in Amerika. Manche sagen, sie hätten gerne Heilungskräfte, um gegen Krankheiten vorzugehen. Das wäre natürlich auch großartig.

Ricore: Was würden Sie im wahren Leben tun, wenn Sie sehen, dass jemand angegriffen wird?

Johnson: Manchmal ist es besser, sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen. Im Film legt sich Kick-Ass etwa mit drei Typen an, die einen anderen verprügeln. Aber wer sagt, dass derjenige nicht zuvor die Schwester von einem der Typen vergewaltigt hat? Es könnte auch den Falschen treffen. Vielleicht wäre eine Superkraft hilfreich, mit der man erkennen kann, wer schuldig ist und wer nicht. Doch klar, wenn man sieht, dass jemand angegriffen wird, sollte man zumindest Hilfe rufen.

Ricore: Interessieren Sie sich für Comics?

Johnson: Nein, ich lese keine Comics. Ich schaue mir bloß die Filme an. Comics zu lesen ist eher so ein amerikanisches Ding.

Ricore: Haben Sie Vorbilder und Helden im wahren Leben?

Johnson: Ja, vor allem andere Schauspieler wie Al Pacino, Robert de Niro und Harvey Keitel. Ich liebe auch die Filme von Tarantino. Das sind sozusagen meine Helden.
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Kick-Ass
Ricore: Wie würden Sie "Kick-Ass" beschreiben?

Johnson: Der Film ist eine Art dunkle Komödie. Er ist wie eine Mischung aus der Highschool-Komödie "Superbad" und Fantasy-Elementen aus "Kill Bill". Die Brutalität darin entspricht dem Comic-Stil.

Ricore: Gibt es bereits Ideen für eine Fortsetzung von "Kick-Ass"?

Johnson: Mark Millar, der Autor der Comic-Vorlage, arbeitet gerade an einer Fortsetzung. Wenn den Leuten der erste Film gefällt - wovon ich ausgehe - wird es bestimmt einen zweiten Teil geben.

Ricore: Wie war es für Sie, Nicolas Cage zu treffen?

Johnson: Seine Filme "Wild at Heart" und "Arizona Junior" sind großartig. Er ist ein brillanter Schauspieler. In "Kick-Ass" imitiert er das Spiel von Adam West [Anm. d. Red.: West spielte in der "Batman"-Fernsehserie der 1960er die Titelfigur]. Zunächst war das total bizarr, doch wenn ein Kreativer wie er so eine Idee hat, wird man davon mitgerissen. Zu sehen, wie er seinen Charakter zum Leben erweckte war sehr inspirierend. Zudem verlieh er dem Film Atmosphäre und Persönlichkeit. Er ging sehr leidenschaftlich an die Sache heran, da er selbst großer Comic-Fan ist.

Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit Chloe Moretz? Hatten Sie die Befürchtung, dass sie Ihnen wirklich in den Arsch treten könnte?

Johnson: [lacht] Sie hat fantastische Arbeit geleistet und sich mächtig ins Zeug für gelegt. Sie ist enorm talentiert und sehr reif für ihr Alter. Als Schauspielerin ist sie ein Profi und zudem ist sie ein echter Schatz.
Warner Bros. Pictures
Aaron Johnson in jungen Jahren in "Herr der Dieben"
Ricore: Haben Sie schon mal jemandem in den Arsch getreten?

Johnson: In der Schule hatte ich ein paar kleinere Auseinandersetzungen, aber nichts Ernstes. Jemandem ins Gesicht zu schlagen, liegt nicht in meiner Natur.

Ricore: Haben Sie schon mal etwas Dummes gemacht, um ein Mädchen zu beeindrucken?

Johnson: Ich habe schon oft dumme Dinge getan. Aber nicht, um ein Mädchen zu beeindrucken. Ich habe im Gegensatz zu meinem Filmcharakter auch nie so getan, als ob ich schwul wäre, um bei einem Mädchen zu landen.

Ricore: Wann bekamen sie Ihren ersten Kuss?

Johnson: Meinen ersten Kuss bekam ich mit zehn Jahren. In der Schule war ich so ziemlich das Gegenteil von meiner Filmfigur Dave Lizewski.

Ricore: Gibt es trotz aller Unterschiede zu Dave auch Aspekte der Figur, mit denen Sie sich identifizieren können?

Johnson: Ja, mit dem Eskapismus. Mit der Idee, einem gewöhnlichen, langweiligen Leben zu entfliehen und aufregende Dinge zu erleben, kann ich was anfangen.

Ricore: Waren Sie jemals hoffnungslos in ein Mädchen verliebt?

Johnson: Ich bin momentan verliebt und zwar in meine Verlobte. Zudem erwarten wir ein Kind.
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Aaron Johnson und Chloe Moretz zeigen es ihren Gegnern
Ricore: Sie werden Vater?

Johnson: Ja, im Sommer wird es soweit sein und ich bin schon sehr aufgeregt.

Ricore: Haben sie Ihre Stunts in "Kick-Ass" selbst gemacht?

Johnson: Ja, die meisten schon, da meine Stunts nicht so gefährlich waren. Auch Chloe hat das meiste selbst gemacht, bis auf die Szenen, in denen sie zum Beispiel einen dreifachen Salto rückwärts macht. Chloe, Mark Strong, Nicolas Cage und ich haben so viel wie möglich selbst gemacht, denn es macht Spaß. Wenn ich mir beispielsweise Filme mit James Bond anschaue, würde ich am liebsten dieselben Dinge tun, die er macht. Das Drehen der Action-Szenen bietet mir die einzige Gelegenheit dazu.

Ricore: Wie kommt es, dass Sie als Engländer einen amerikanischen Helden spielen?

Johnson: Um die Rolle zu spielen, musste ich meinen Akzent verändern. Matthew Vaughn wollte eigentlich einen amerikanischen Darsteller für die Rolle besetzen. Doch beim Casting konnte ich ihn überzeugen. Es ging sehr schnell: Am Freitag war das Casting, am Samstag die Proben und danach bot er mir die Rolle an.

Ricore: Im Film wird Kick-Ass durch YouTube berühmt. Was halten Sie von solchen Internetplattformen?

Johnson: Das Ganze ist ziemlich zeitgemäß. Die Idee stammt von Mark Millar und war auch schon in der Comicvorlage enthalten. Es geht um einen Jungen, der Superheld werden will. Wenn man bei Facebook ein Profil von sich erstellt, ist es auch so, als ob man jemand anderes wäre. Daher passt das sehr gut und die Leute können sich damit identifizieren.
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Aaron Johnson in "Kick-Ass"
Ricore: Sind Sie auch bei Facebook?

Johnson: Nein, vor ein paar Jahren war ich es aber.

Ricore: Machen es Ihnen Seiten wie YouTube schwerer, Ihr Privatleben zu schützen?

Johnson: Es gibt nichts, was ich dagegen tun könnte. Nach "Kick-Ass" habe ich den Film "Nowhere Boy" gedreht, in dem ich den jungen John Lennon spiele. Wir widmen uns dem Teil seines Lebens, der nicht dokumentiert wurde. Es ist irgendwie bizarr. Als Mitglied der Beatles wurde sein ganzes Privatleben öffentlich.

Ricore: Haben Sie durch den Film Gemeinsamkeiten zwischen sich und John Lennon entdeckt?

Johnson: Ja, einige. Er versucht, sich selbst zu finden, auch künstlerisch, als Poet. Der Film geht sehr tief.

Ricore: Wie reagierte Ihre Familie, als Sie beschlossen, Schauspieler zu werden?

Johnson: Ich habe gar nicht darüber geredet. [lacht]

Ricore: Hat man Ihnen geraten, zur Sicherheit einen handfesteren Beruf zu wählen?

Johnson: Solche Dinge hat man bestimmt auch schon Chloe geraten, aber sie ist allein in diesem Jahr in drei großen Filmen dabei. Die Leute werden immer sagen, dass man einen Notfallplan braucht. Man sollte aber das machen, was man liebt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 20. April 2010
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