Walt Disney Studios Motion Pictures
Jake Gyllenhaal in: Prince of Persia: Der Sand der Zeit
"Das Beste aus einem herausholen"
Interview: Jake Gyllenhaal macht seine Stunts selbst
Jake Gyllenhaal ist schon lange kein Unbekannter mehr. Spätestens seit Ang Lees "Brokeback Mountain" spielt er in der Topliege amerikanischer Schauspieler mit. Jerry Bruckheimers episches Abenteuer "Prince of Persia - Der Sand der Zeit" soll seinen Starruhm festigen. Dass der sympathische Endzwanziger dennoch nicht den Boden unter seinen Füßen verloren hat, beweist er im nachfolgenden Interview.
erschienen am 18. 05. 2010
Walt Disney Studios Motion Pictures
Prince of Persia - Der Sand der Zeit
Ricore: Mit "Prince of Persia - Der Sand der Zeit" werden Sie wahrscheinlich in die Kategorie der Actionhelden hinein katapultiert. Warum wollten Sie in diesem Genre zum jetzigen Zeitpunkt in ihrer Karriere arbeiten?

Jake Gyllenhaal: Es gibt in den Filmen, die ich bis jetzt gemacht habe, keine konsequente Linie. Die einzige Konstante ist vielleicht, dass es Einheitlichkeit eben nicht gibt. Ob man nun einen kleinen Film über zwei Schäfer dreht, die sich in Wyoming verlieben, oder einen epischen Actionfilm wie "Prince of Persia - Der Sand der Zeit", immer geben einem die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, das Vertrauen, das Beste aus sich herauszuholen. Und letztlich dreht sich alles nur darum, das Publikum zufrieden zu stellen. Und genau das leistet unser Epos, das einfach Spaß macht.

Ricore: War Ihnen das populäre Videogame "Prince of Persia" vertraut, bevor sie die Rolle von Prinz Dastan angenommen hatten?

Gyllenhaal: Ich habe als Kind mit der ersten Version des Games gespielt und während der Dreharbeiten für die Recherche wieder damit begonnen. So konnte es in der Produktionsphase vorkommen, dass ich das Game spielte und dann den Vorschlag machte 'Vielleicht können wir diese Bewegung ausprobieren und in den Film integrieren'. Dann holte ich die Stuntmänner in meinen Wohnwagen und zeigte ihnen diese Bewegung, die sie anschließend in eine Szene einarbeiteten. Und plötzlich hing ich zwei Stunden lang an Drähten und fragte mich nur noch 'Warum, zum Teufel, habe ich das überhaupt erwähnt?' Dann aber dachte ich nur noch, dass all das im Film ein Riesenspaß sein würde, es toll aussehen und den Ausschlag, den ich von diesem Gurtgeschirr bekommen würde, absolut wert sein würde.
Walt Disney Studios Motion Pictures
Jake Gyllenhaal in: Prince of Persia: Der Sand der Zeit
Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Mike Newell?

Gyllenhaal: Mike Newell hatte einen großartigen Ansatz für diesen Film. Von Beginn an hatten er und Jerry Bruckheimer diese brillante Idee, den Film in der Realität zu verankern. Wie aber macht man aus Fantasie Wirklichkeit, fragte ich mich. Mike zeigte mir ein Gemälde aus dem 6. Jahrhundert, auf dem man einen persischen Mann auf einem Teppich liegen sah, wie er vor sich hinträumte, fast halluzinierte. 'Genau das will ich für unseren Film erreichen', sagte Mike. 'Der Film soll in der persischen Mentalität des 6. Jahrhunderts verankert sein, als man glaubte, dass Fantasie Realität werden könnte, dass man einen Dolch finden könnte, mit dem sich die Zeit zurückdrehen ließe und es keinen Zweifel daran gab, dass dies alles wirklich passieren könnte, weil man damals eben daran glaubte.'

Ricore: Es gibt atemberaubende Stunts in "Prince of Persia - Der Sand der Zeit". Wie groß waren die körperlichen Herausforderungen dieser Rolle?

Gyllenhaal: Ich bin selbst ein sehr aktiver Mensch, deshalb liebte ich es natürlich, für diesen Film zu trainieren und die Stunts auszuführen. Als ich erfuhr, dass meine Figur im Videogame auf Mauern lief, war mir klar, dass ich Parkour lernen musste, das stand außer Frage. Ich hatte das Glück, David Belle kennen lernen und mit ihm trainieren zu können. Er hat Parkour erfunden und mir beigebracht, sicher auf Mauern zu laufen und von Dächern zu springen. Nichts wird hier vorgetäuscht, wir haben alles auch wirklich getan.

Ricore: Wie sah das Training als Vorbereitung für diesen Film aus?

Gyllenhaal: Wir haben Monate vor Beginn der Dreharbeiten mit normalem Training und auch speziellem Parkour-Training begonnen. Anfangs trainierte ich mit Turnern und Akrobaten in Los Angeles, ging auch täglich ins Fitness-Studio. Im Monat der Vorproduktion und der Proben in London begann die Stunt- und die Kampfchoreographie intensiver zu werden. Es war eine Art Persian-Prince-Ausbildungslager - und das einen ganzen Monat lang.
United International Pictures (UIP)
Jake Gyllenhaal beim Photocall von "Jarhead - Willkommen im Dreck"
Ricore: Schüchterten Sie Quantität und Qualität von Stunts in diesem Film ein?

Gyllenhaal: Ich wolle alles selbst machen. Warum sollte man ein solches Epos wie dieses drehen, wenn man nicht selbst die Stunts machen oder es zumindest versuchen will? Zugegeben, es gibt im fertigen Film Einstellungen, in denen nicht ich zu sehen bin. Aber versucht habe ich sie alle selbst, auch wenn ich am Ende ersetzt wurde. Mein erster Sprung im Film ging über 10,6 Meter, und ich war ziemlich nervös, bevor wir ihn drehten. Wir waren auf dem Dach dieses hohen Gebäudes in Quarzazate, auf dem ich laufen und von dem ich schließlich herunterspringen sollte. Es war das erste Mal, dass ich für einen Sprung im Film ein Geschirr aus Gurten angelegt bekam. Ich habe wohl an die hundert Mal vom Dach nach unten gesehen. Ich erinnere mich daran, wie ich dachte, dass ich diesen Jungs einfach vertrauen musste, sie waren schließlich auf ihrem Gebiet die Besten der Welt. Nach meinem Sprung habe ich ein Foto von mir gemacht. Ich habe es immer noch. Es wird vielleicht mein Bildschirmschoner werden, vielleicht aber auch nicht.

Ricore: Welche Szene war Ihre Lieblingsszene?

Gyllenhaal: Die Kampfszene mit Asoka. Asoka verfolgt mich auf einem Pferd. Er hat einen Speer in der Hand und galoppiert mir hinterher, während ich vor ihm flüchte und er immer näher kommt. Ich laufe in einen kleinen Tunnel hinein, an seinem Ausgang dann die Mauer hoch und hole ihn aus dem Sattel. Wie hier Parkour zum Einsatz kommt, ist sehr smart und cool.

Ricore: Im Film gibt es ein packendes Straußenrennen. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesen Vögeln gemacht?

Gyllenhaal: Die gefährlichsten Drehtage waren die, an denen die Strauße ihren Einsatz hatten. Das sind wirklich bösartige Vögel, sehr, sehr gefährlich. Sie können dich mit ihrem Schnabel töten, dein Gesicht mit ihren Klauen zerreißen. Und sie sind groß, wirklich sehr groß und können dich zertrampeln. In einer Szene stolpere ich mitten in ein Straußenrennen hinein und ich renne buchstäblich um mein Leben, während acht Strauße mich jagen. Nach dem ersten Take dieser Einstellung dachte ich nur 'Puh! Das muss toll ausgesehen haben! ' Doch die Leute von der Crew sagten nur 'Die Kameras liefen und du bist losgerannt. Wir haben die Strauße erst rausgelassen, nachdem dein Lauf beendet war.'

Ricore: Was reizte Sie am Action-Abenteuer-Genre?

Gyllenhaal: Ich habe epische Action-Abenteuer-Filme schon immer mit großer Begeisterung angeschaut, träumte schon als kleiner Junge davon, einmal Indiana Jones oder Errol Flynns Robin Hood zu sein. Das sind einfach coole Figuren voller Humor. Beim Lesen des Drehbuchs spürte ich, dass Dastan eine Figur im Geist dieser klassischen Vorbilder war. Er hatte einen trockenen Humor. Er war cool. Aber vor allem nahm er sich selbst nicht zu ernst. Und das war in dieser Geschichte klar ersichtlich.

Ricore: Wovon ließen Sie sich inspirieren, als sie Dastan, ihre Rolle, entwickelten?

Gyllenhaal: Errol Flynn war eine wirklich große Inspiration. Für mich war das ein Epos voller Abenteuer und Humor, dieses Gefühl hatte ich jedenfalls. Ich war fasziniert davon, wie man Humor zeigen und gleichzeitig die fantastischen Aspekte ernst nehmen und daran glauben konnte. Dieses Gleichgewicht zu halten, war immer von großer Bedeutung. Errol Flynn hatte große Erfahrung darin. Wenn die Geschichte es erforderte, hat er sich voll und ernsthaft in diesen Momenten engagiert, aber dann eben auch großen Spaß gehabt und das auch vermittelt. Sein Einfluss auf meine Figur war enorm.

Ricore: Vielen Dank für das Interview.
erschienen am 18. Mai 2010
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