Walt Disney Studios
Moritz Bleibtreu ist gut drauf
Heulsuse Alexandra Neldel
Interview: Moritz Bleibtreu mag Märchen
Moritz Bleibtreu ("Soul Kitchen") und Alexandra Neldel ("Verliebt in Berlin") sind Traumprinz und Rapunzel. Für Disneys Märchenanimation "Rapunzel - Neu verföhnt (3D)" liehen die Schauspieler den Disney-Charakteren ihre Stimmen. Zusammengearbeitet haben sie dabei nicht. Während den Aufnahmen standen sie alleine im Studio. Selbst die Dialoge mussten sie einzeln einsprechen. Zum Interview mit Filmreporter.de in Berlin trafen sich beide erstmals und verstanden sich ganz offensichtlich auf Anhieb. Eine Gemeinsamkeit haben sie dabei schon entdeckt: ihre Vorliebe für Märchen.
erschienen am 9. 12. 2010
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Alexandra Neldel
Ricore: Was hat Sie am Synchronsprechen gereizt?

Alexandra Neldel: Ich bin mit den Disney-Filmen groß geworden und habe mich sehr über das Angebot gefreut. Es ist schön, da du sowohl was für Erwachsene, als auch für Kinder machen kannst.

Moritz Bleibtreu: Mich hat gereizt, dass es ein ganz anderer Arbeitsansatz ist. Es ist mit dem Film- und Theaterschauspiel nicht zu vergleichen. Du hast nur die Stimme und deine Vorgaben, die du einhalten musst. Aber es ist eine wirklich spannende Geschichte. Der sentimentale Aspekt, dass mein Sohn das in vier Jahren anschauen kann, macht das Ganze noch viel schöner.

Ricore: Haben Sie in ihrer Jugend Disney-Filme gesehen?

Bleibtreu: Eine meiner einschneidenden Erfahrungen im Kino war "Das Dschungelbuch", aber auch "Aristocats" und "Bernard und Bianca" sind für mich Highlights. Zu wissen, dass du in so einem Film deine Stimmer unterbringen kannst, ist toll. Das sind diese sentimentalen Momente in deinem Werdegang, die wirklich etwas Besonderes sind.

Ricore: Mussten Sie ein Casting durchlaufen?

Neldel: Ja, die Stimme wird getestet. Du gehst zum Casting und musst deine Zeilen einsprechen. Dann kommt das Ganze zu Mickey Mouse und wird entschieden. [lacht]

Bleibtreu: Genau, da sitzt Mickey Mouse mit Donald [imitiert Donald] und den Anderen. Die entscheiden, ob es passt [lacht]. Jetzt im Ernst, es ist ein ganz normales Casting. Du musst nicht spielen, sonder es wird nur auf deine Stimme geachtet. Mit viel Glück bekommt man dann den Anruf, dass es passt.
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Rapunzel - Neu verföhnt 3D
Ricore: Ihre Stimmen sind im Trailer nicht zu erkennen...

Bleibtreu: Ich habe heute Morgen den Trailer angesehen und gedacht: Das ist nicht meine Stimme. Das liegt daran, dass die Endmischung noch nicht fertig ist. Ich habe drei verschiedene Trailer-Versionen eingesprochen, weil sich immer wieder etwas geändert hat. Der finale Film ist bei Disney oft erst wenige Wochen vor dem Kinostart fertig. Das hängt damit zusammen, dass der Film nicht im Internet landen soll. Das kostet das Studio ansonsten mehrere Millionen. Daher wird bis zum letzten Moment daran gearbeitet.

Ricore: Wie ist es, die eigene Stimme bei Rapunzel oder dem Traumprinzen zu hören?

Neldel: Es ist immer komisch, die eigene Stimme zu hören. Das ist beim Schauspiel das Gleiche.

Bleibtreu: Das ist ein wenig surreal. Man kann das selber nicht ein- oder wertschätzen. Ich sehe mir meine Filme einmal an, um darüber reden zu können. Danach nie wieder. Etwa die Hälfte meiner Filme habe ich überhaupt nicht gesehen. Wenn ich es vermeiden kann, dann mache ich das so.

Ricore: Wieso vermeiden Sie es?

Bleibtreu: Weil es keinen Sinn macht. Aus der Sicht eines Zuschauers, kann ich nicht daran teilnehmen. Das bist ja du in dem Film. Das kannst du nicht wie ein neutraler Beobachter emotional auf dich wirken lassen. Ständig muss ich daran denken, wie die Umstände am Set waren. Da werden aus eineinhalb gefühlte acht Stunden.

Neldel: Man kann sich nicht mehr fallen lassen und nur den Film auf sich wirken lassen. Ich sehe mir das auch nicht an.
Imagenet
Alexandra Neldel
Ricore: Sollte man den Film nicht anschauen, um vielleicht seine Schauspieltechnik zu verbessern?

Neldel: Ich lerne eher etwas von den Kollegen, als durch meine eigene Fehler. Es gibt so viele Takes, die ich drehe. Die Entscheidung, welcher genommen wird, liegt nicht bei mir.

Bleibtreu: Außerdem sind die Fehler beim Spielen oft die Qualität. Wenn ich zum Beispiel merke, dass ich zu schnell rede, ist das ein Fehler. Gleichzeitig ist es aber auch eine Qualität von mir. Ich bin ein sehr impulsiver Mensch und das ist Teil meiner schauspielerischen Qualität. Versuche ich mich zu zwingen, langsamer zu sprechen korrumpiere ich mich in meinem Sein oder nehme ich es so hin, wie es ist. Bei der Selbstobservation kannst du nicht so viel lernen. Die Schauspielerei funktioniert über eine Empfindlichkeit und Wahrhaftigkeit im Spiel.

Ricore: Hat Ihnen das schnelle Sprechen bei der Synchronisation Probleme bereitet?

Bleibtreu: Ich war immer zu schnell. Da kommt es wirklich auf das richtige Timing an. Ich musste immer breiter sprechen. An einem gewissen Punkt war das so unnatürlich, dass ich dachte, es sei viel zu breit. Genau so war es richtig.

Neldel: Die englische und die deutsche Betonung sind verschieden. Das habe ich immer wieder gemerkt. Wenn ich zum Beispiel unzufrieden war und es nochmal sprechen wollte, hieß es oft, dass es gut sei.

Ricore: Was meinen Sie mit breit sprechen?

Bleibtreu: Das ist Fachchinesisch. Das sagt man beim Synchronsprechen, wenn man länger oder langsamer sprechen soll. Ich musste mir das dauernd anhören. Wenn ich mir professionelle Synchronsprecher anhöre - dagegen bin ich ein Waisenknabe, ein blutiger Anfänger. Das ist ein Kunst, leider eine brotlose. Nur die wenigsten Leute erkennen an, was das eigentlich für eine Leistung ist. Ich habe da großen Respekt vor. Es widerspricht meinem Naturell. Auf der Stelle stehen, sich konzentrieren zu müssen...

Neldel: ...nicht bewegen...

Bleibtreu: ...nicht agieren, das muss man lernen.
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Moritz Bleibtreu
Ricore: Es muss stimmlich passen. Wie steht es mit dem Charakter von Rapunzel und Flynn?

Bleibtreu: Wir konnten uns persönlich nicht leiden.

Neldel: Rapunzel ist erst 18, blond, hat wirklich sehr lange Haare, kann fantastisch singen und hat ein Leben lang im Turm gelebt. Das ist dann schon etwas Anderes. Ich glaube, ich habe mehr vom Leben gesehen. [lacht]

Bleibtreu: Das ist natürlich auch gemein. Wir haben uns kein einziges Mal bei der Arbeit gesehen. Wir stehen nur im Studio. Auch die Dialoge wurden unabhängig voneinander aufgenommen. Wir haben uns heute zum ersten Mal gesehen.

Ricore: Welches ist Ihre Lieblingsfigur?

Bleibtreu: Pascal, Maximus und die beiden Schläger, die sind auch super.

Neldel: Ich finde Pascal großartig. Beim Casting habe ich gesagt, dass ich gerne den kleinen Pascal sprechen würde, wenn es mit Rapunzel nicht klappt. Auch wenn der nur komische Geräusche von sich gibt.

Ricore: Die witzigsten Nebencharaktere sind meist Tierfiguren, wie in Rapunzel Chamäleon Pascal oder Pferd Maximus. Braucht man solche Figuren für die Gags?

Neldel: Das sind keine normalen Tiere. Durch sie lebt der Film. Ein kleines Chamäleon, das nur von der Mimik lebt und süß ist, begeistert vor allem die Kinder. Disney-Filme sind ja Märchen, da gehört das einfach mit dazu.

Bleibtreu: Ich glaube, Disney war der erste, der Fabel und Märchen miteinander vermischt hat. Die alten Tom und Jerry Folgen waren beispielsweise klar definiert. Die Haushälterin hat man nur bis zur Schulter gesehen und nicht den Kopf. Man hat ganz bewusst die Menschen gemieden und nur über die Tiere erzählt. Tiere zu machen, die am Leben teilhaben, mitdenken, eine Seele und Gefühle haben, das finde ich super. Diese Geschichten sind eben für Kinder gemacht.
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Alexandra Neldel im Synchronstudio
Ricore: Machen Tiere den Menschen Konkurrenz?

Neldel: Man sagt, dass es Schauspieler sofort schwieriger haben, wenn Tiere dabei sind. Jeder achtet auf den Hund, wenn er ein Kunststück macht. Wenn ein Hund da sitzt und süß aussieht, ist alles andere egal. Bei Kindern ist es genauso.

Bleibtreu: Mit Kindern und Tieren vor der Kamera zu spielen, ist ein undankbarer Job. Die Leute sagen dann: Du bist doch der Typ aus der Serie mit dem Hund. [lacht]

Ricore: Wer hat bei Ihnen zuhause die Märchen vorgelesen?

Neldel: Meine Mama.

Bleibtreu: Bei mir auch.

Ricore: Und welche Märchen wurden Ihnen vorgelesen?

Neldel: Ich glaube, wir haben unser Buch mehrmals durchgelesen und festgestellt, dass ich immer ziemlich schnell eingeschlafen bin. Ich kann mich daher nicht mehr so gut an alle Geschichten erinnern. Ich wusste gar nicht mehr, dass das Märchen Rapunzel so böse ist und ihr Name Feldsalat bedeutet. Jetzt haben wir auch wieder was dazu gelernt [lacht].

Bleibtreu: Meine Mutter hat mir Grimms Märchen vorgelesen, besonders "Knüppel aus dem Sack" und "Hans im Glück". Sie hat relativ früh angefangen, mir auch Geschichten von Oscar Wilde vorzulesen. Ich finde Märchen super. Sie sind die Urväter aller moralischen, modernen Geschichten und nicht mehr wegzudenken aus unserem Leben. Es war einmal...

Neldel: ... und wenn sie nicht gestorben sind - großartig.
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Moritz Bleibtreu im Synchronstudio
Ricore: Rapunzel wagt einen Befreiungsschlag aus ihrem Turm. Gab es in Ihrem Leben einen Moment, der Sie viel Überwindung gekostet hat, etwas zu tun?

Bleibtreu: Es gab bei mir niemals einen Turm, aus dem ich fliehen musste. Eher im Gegenteil: Bei bestimmten Geschehnissen war ich später froh, dass ich der Verführung nicht erlegen bin.

Neldel: Das ist immer schwierig zu sagen, weil jeder schon mal etwas Besonderes im Leben gemacht hat. Erst im Nachhinein fällt einem ein, dass es vielleicht besonders mutig war.

Ricore: Was gefällt Ihnen an "Rapunzel" am besten?

Bleibtreu: Die Musik ist sehr gut. Teilweise auch melodramatisch...

Neldel: ...aber nicht kitschig, sondern schön.

Ricore: Kamen Ihnen die Tränen, als Sie "Rapunzel" zum ersten Mal gesehen haben?

Neldel: Auf jeden Fall. Wenn mich ein Film berührt, dann heule ich. Egal ob es schön oder traurig ist. Ich glaube wirklich, ich habe bei Disney-Filmen jedes Mal geheult.

Bleibtreu: Ich bin ein sehr dankbarer Zuschauer. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ins Kino gehen und denken, dass alles doof oder irrelevant ist. Sobald ich eine Möglichkeit bekomme, mich in der Geschichte zu verlieren, dann mache ich das auch. Ich finde Filme gut, die alle Anderen schlecht fanden. Ich fand auch "The Expendables" gut. Das mag vielleicht daran liegen, dass es mein Beruf ist. Ich nähere mich der Sache mit einem gewissen Respekt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 9. Dezember 2010
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2024