20th Century Fox
Zauberhafte Uma Thurman
Uma Thurman über Ruhm, Kinder und John Travoltas heilende Kräfte
Interview: Süchtig nach Shopping
Die erste Einstellung, in der Uma Thurman in "Be cool - Jeder ist auf der Suche nach dem nächsten großen Hit" zu sehen ist, hätte eine eitlere Schauspielerin wohl mit Sicherheit abgelehnt: Die Kamera schwenkt von den Fußsohlen über die gebräunten Beine und den Po, spärlich bedeckt von einem String-Tanga und ihrem Aerosmith-Tattoo knapp oberhalb der Backen. Es sei der Ehrlichkeit halber verraten, dass es sich nicht um eine kunstvoll retuschierte Szene handelt. Aber eine, die zum Lachen reizt - und darum geht es schließlich in "Be Cool". Entsprechend gelassen verlief unser Gespräch mit der 34-Jährigen in Beverly Hills.
erschienen am 23. 03. 2005
20th Century Fox
Viel Spaß im Musikbiz: Ex-Showgirl Edie Athens (Uma Thurman)
Ricore: Mrs. Thurman, "Be Cool" ist nach "Pulp Fiction" Ihr zweiter Film mit John Travolta, und wieder haben Sie eine gemeinsame Tanzszene. Wie lange mussten Sie dafür proben?

Uma Thurman: Nur etwa eine halbe Stunde. John kam auf die Idee, es mal mit lateinamerikanischer Musik zu probieren, und das, obwohl er während seiner gesamten Tanzkarriere noch nie Salsa getanzt hatte. Aber er wollte es versuchen und gleichzeitig eine Hommage an "Pulp Fiction" machen, allerdings ohne die Drogen! Wir probten ein wenig und drehten dann ganz schnell, bevor wir die Schritte wieder vergaßen.

Ricore: Wie war die Atmosphäre am Set zwischen Steven Tyler, Andre 3000 und all den anderen Rappern?

Thurman: Ach, so witzig! Ich konnte mich teilweise kaum zurückhalten. Ich sollte doch die professionelle Schauspielerin sein, nicht die, die dauernd in hemmungsloses Lachen ausbricht. Die Rapper waren so lustig. Und so gut drauf. Was vielleicht damit zu tun haben könnte, dass es immer nach Marihuana roch! (lacht)

Ricore: Im Film haben Sie eine besondere Vorliebe für Steven Tyler - wer war Ihr Jugendidol?

Thurman: Ich hatte keines. Ich bin eine dieser seltsamen Frauen, die sich alles anhören und nie wissen, wie der Song oder die Band heißt. Als Kind habe ich nie viele Platten gekauft. Heute treffe ich Musiker recht gerne. ich bewundere sie, bevor ich sie treffe, aber wenn ich sie einmal kenne, dann sind sie auch nur Menschen.

Ricore: Haben Sie ein musikalisches Talent?

Thurman: Nein, aber ich tanze gut. Und ich singe gut genug, dass sie mich nie synchronisiert haben.
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"Ohne Liebe könnte ich nicht leben!", so Uma Thurman. Ohne Ruhm auch nicht...
Ricore: Was verbindet Sie mit John Travolta als Kollege, als Freund, als Mensch?

Thurman: Travolta ist so ein liebenswürdiger Mensch, und er besitzt Heilkräfte. Er hat mir die Hände aufgelegt, als ich mich krank fühlte, und mir ging es sofort besser. Wir sind keine besten Freunde, besuchen einander nicht privat, aber wir haben großartige gemeinsame Erinnerungen an "Pulp Fiction". Er ist ein warmherziger Mensch, ein Mann, der sich nicht für seine weibliche Seite schämt, sie nicht versteckt. Er ist auch ein großartiger Vater. Und eine großartige Werbung für Scientology, was nicht heißt, dass ich mich dafür interessiere. Aber für ihn scheint es gut zu funktionieren.

Ricore: Was ist Ihnen heute beruflich noch wichtig?

Thurman: Neue Herausforderungen anzunehmen. Ich möchte mich natürlich weiter entwickeln, aber ich plane es nicht. Meine Filme erscheinen mir wie eine Serie von Meisterklassen. Ganz egal mit wem ich arbeite: Gérard Depardieu, Meryl Streep, John Travolta...

Ricore: Wie stehen Sie zu Ihrem Ruhm?

Thurman: Ruhm hat mich verwöhnt, ich bin süchtig nach Shopping. Ich zerbreche mir den Kopf darüber, was passiert, wenn ich keine Angebote mehr bekomme, und ich weiß, dass ich entsetzlich deprimiert wäre. Und mir ist bewusst, dass der Ruhm ein Grund ist, warum ich weiter beschäftigt werde. Dem Ruhm verdanke ich aber auch, dass ich andere Leute glücklich machen kann. Es ist schwer vorstellbar, aber ich mache das jetzt, seit ich sechzehn Jahre alt bin. Ich kann also nicht wirklich sagen, wie es wäre, wenn ich das nicht mehr hätte.

Ricore: Auf welche drei Dinge könnten Sie nicht verzichten?

Thurman: Meine Kinder, meine lebenswichtigen Organe, und ohne Liebe könnte ich nicht leben.
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Sucht neue Herausforderungen
Ricore: Was ist Ihnen an einem Mann wichtig?

Thurman: Ich brauche einen starken Mann, an den ich mich anlehnen kann. Davon habe ich immer geträumt.

Ricore: Ist Ihr neuer Freund Andre Balasz der Richtige?

Thurman: Ich habe einen wundervollen, großzügigen Mann gefunden, der wirklich für mich da ist. Vorher hatte ich den nicht.

Ricore: Sie sprechen von Ihrem Ex-Mann Ethan Hawke. Wie erklären Sie Ihren Kindern die veränderte Familiensituation?

Thurman: Ich arbeite hart daran, meine eigene Situation so zu klären und zu lösen, dass wir alle eine gute Beziehung zu einander haben können. Das ist das ultimative Ziel.

Ricore: Sind Ihre Kinder ebenfalls schauspielerische talentiert?

Thurman: Schauspielerei ist eine gefährliche Wahl. Leider scheinen sie ziemlich talentiert zu sein! (lacht) Kein Wunder bei den Genen! Meine Mutter sagt, ich ruiniere alles, denn es sind die Großeltern, die die Kids verwöhnen sollen, aber ich mache das schon als Mutter. Aber was soll ich machen, sie amüsieren mich! Ich kann sie nie disziplinieren, weil ich immer so lachen muss. Ich ziehe vermutlich Monster groß.
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Glanz und Glamour: Edie Athens kommt als Plattenboss groß raus!
Ricore: Sie sehen immer perfekt aus. Haben Sie ein Schönheitsgeheimnis?

Thurman: Ach was, eher einen großartigen Visagisten. Ich habe erfolgreich zu rauchen aufgehört - derzeit zumindest! Das war mein lebenslanger Kampf. Ich versuche gesund zu essen. Immer biologisch. Ich habe das Glück, dass meine Mutter eine schöne Frau ist, und mein Vater ein fescher Mann. Ich werde im April 35, und da muss ich mich noch ein wenig mehr zusammen nehmen.

Ricore: Sie sind nach einer buddhistischen Gottheit benannt...

Thurman: Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen: Ich weiß nichts über die Göttin Uma, außer, dass sie die Reinkarnation einer Gottheit war, die verbrannt wurde. Und das brachte uns die wunderbare Tradition der Verbrennung von Ehefrauen. Aber ich sitze nicht herum und überlege mir, was die Gemeinsamkeiten zwischen mir und einer Göttin sind! (lacht)

Ricore: Ihr nächster Film ist die Leinwandversion des erfolgreichen Musicals "The Producers". Wie hart ist das Tanztraining?

Thurman: Ich sage es hier und jetzt: Ich hatte noch nie soviel Spaß wie an diesem Film! Alle sind wunderbar, ich habe noch nie mit so disziplinierten und professionellen Leuten gearbeitet. Es ist dieselbe Crew wie in der Broadway-Version. Und Bühnendarsteller sind um so vieles disziplinierter als Filmleute. Die Dreharbeiten finden in New York statt, ich bin also zuhause. Es ist großartig.

Ricore: Sie spielen Ulla - wie ist Ihr schwedischer Akzent?

Thurman: Ich zerbreche mir die Zunge daran. Meine Mutter ist halb Schwedin und halb Deutsche. Aber der Regisseur will keinen realistischen Akzent, mehr eine Cartoon-Version davon. Ich habe sechs Wochen Zeit, mich einzuhören. Dann wird es ernst.
erschienen am 23. März 2005
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Geboren als Uma Karuna Thurman am 29.4.1970 in Boston. Vater Dr.Robert Thurman, ein Universitätsprofessor für Buddhismus auf Columbia. Er ist - zusammen mit Richard Gere - Mitgründer des Tibet-Haus. Mutter Nena ist ein schwedisches Exmodel und Psychotherapeutin, in erster Ehe mit Drogenguru Timothy Leary verheirat. Leary ist Umas Taufpate. Uma ist nach einer Hindu-Göttin benannt, sie hat zwei jüngere und einen älteren Brüder: Ganden, Dechen und Mipam. Ihr Großvater, Baron Karl von..
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