Paramount Pictures
Harrison Ford spielt in "Morning Glory" einen Journalisten
"Ich nehme meinen Erfolg nicht persönlich"
Interview: Harrison Ford mal komisch
Berlin, Hotel Ritz Carlton. Harrison Ford bittet zur Audienz. Für gewöhnlich gibt sich der 68-Jährige in Interviews mürrisch, wortkarg und schwer zu knacken. Nun spielt er in Roger Michells romantischer Komödie "Morning Glory" selbst einen Journalisten - und weckt mit dieser Rollenwahl Hoffnung auf eine lockere Plauderstunde.
erschienen am 18. 01. 2011
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Morning Glory
Ricore: Mr. Ford, Sie spielen einen alternden TV-Journalisten. Mögen Sie Leute wie mich seitdem lieber?

Harrison Ford: Ich habe Sympathien für jeden, der seinen Job ernst nimmt - Journalisten inklusive. Ich denke nicht, dass diese Rolle irgendetwas daran verändert hat. Ich habe Respekt für den Berufszweig der Journalisten und für das, was es braucht, um seinen Job richtig zu machen.

Ricore: Sie haben generell den Ruf, viele Rollen abzulehnen. Diese Story dagegen hat Sie angeblich bereits seit Jahren gereizt. Wieso?

Ford: Weil ich die Grundkonstellation einfach amüsant fand: ein alter, hoch angesehener Nachrichten-Reporter, der nach langer, erfolgreicher Karriere durch einen Jüngeren ersetzt wird und seinen Vertrag dadurch abarbeiten muss, indem er Moderator beim Frühstücksfernsehen wird. Da das natürlich total unter seine Würde ist, bietet diese Konstellation sehr viele Ansätze für eine richtig gute Komödie.

Ricore: Hat Sie die Realität dieser Komödie auch schon mal eingeholt? Auch Sie sind seit Jahren in der Branche und könnten mürrisch reagieren, wenn jemand Jüngeres Ihnen vorschreibt, was zu tun ist.

Ford: Rein persönlich halte ich es für keine produktive Methodik, um mit Leuten gut klarzukommen. Aber manchmal macht es natürlich Spaß, damit zu spielen. (lacht)

Ricore: Schauen Sie denn privat Frühstücksfernsehen oder wie muss man sich Ihren Start in den Tag vorstellen?

Ford: Ich bin Frühaufsteher. Ich habe ein zehnjähriges Kind, das in die Schule muss, das bringt also mit sich, dass ich nicht zu spät aufstehe. Aber da ich für gewöhnlich zeitig ins Bett gehe, war das auch früher nicht anders. Nach dem Aufstehen schalte ich den Fernseher ein, um zu sehen, was in der Nacht so passiert ist. Dann mache ich mir Kaffee und lese die Zeitung. Ich beziehe meine Informationen meistens durch eine Kombination aus Radio, TV und Zeitungen.
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Harrison Ford und Rachel McAdams bei der "Morning Glory"-Premiere
Ricore: Missfällt Ihnen die zunehmende Wichtigkeit von Entertainment-News?

Ford: Nein. Mich stört eher, dass man inzwischen sehr genaue erkennen kann, auf welches globale Netzwerk die politische Ausrichtung von News zurückzuführen ist. Die Berichterstattung orientiert sich inzwischen ganz klar danach und auch beim Endbenutzer ist zu erkennen, dass er sich die Kanäle aussucht, die seine Vorurteile bestätigen. Für mich hat das aber nur wenig mit Qualitätsjournalismus zu tun.

Ricore: Also müsste Ihnen Ihre Rolle in dem Film ja eigentlich sympathisch sein: er weigert sich mit Händen und Füßen, seine Qualitätsprinzipien zu verraten.

Ford: Es hat keine Relevanz, ob ich eine Rolle mag oder nicht. Es kommt drauf an, eine Rolle so zu spielen, dass sie die Story vorantreibt und den Zuschauern die beabsichtigten Emotionen richtig vermittelt.

Ricore: In welcher Rolle ist Ihnen dies bislang am besten gelungen?

Ford: Ich habe keine Favoriten. Ich mag einfach nur die Arbeit an sich. Das Urteil überlasse ich den Zuschauern.

Ricore: Gemessen am internationalen Einspielergebnis Ihrer Filme sind Sie der erfolgreichste Schauspieler aller Zeiten. Macht Sie das stolz?

Ford: Ich nehme meinen Erfolg nicht persönlich, weil ich einfach nur zur richtigen Zeit in Hollywood anfing. Es herrschte damals ein sehr gesundes Geschäftsklima, sozusagen die goldenen Tage des Kinos. Inzwischen hat diese Wichtigkeit durch die Etablierung zahlreicher anderer Medienkanäle abgenommen. Computer-Spiele, Kabelfernsehen und DVDs haben alles verändert. Ich habe lediglich im richtigen Moment angefangen und dann auch noch die Chance bekommen, mit sehr talentierten Leuten zu arbeiten, die mir vertrauten.
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Harrison Ford in Berlin
Ricore: Mögen Sie, in welche Richtung sich Hollywood entwickelt? Würden Sie sich etwa wünschen, dass "Indiana Jones" ein bisschen im Stil der "Avatar"-Technik modernisiert wird?

Ford: Es gibt genug Platz für alle Sorten von Film. Ich interessiere mich einfach nur für Leute, die gute Arbeit leisten. Das Genre und der Fokus sind mir weitestgehend egal. Wichtig sind mir Ernsthaftigkeit, Vorstellungskraft und solides Handwerk.

Ricore: Ihre Kopartnerin in "Morning Glory" - Diane Keaton - dürfte demnach voll Ihren Wünschen entsprochen haben.

Ford: Interessanterweise bin ich Diane vor diesem Film nie begegnet, obwohl wir über viele Jahre in derselben Industrie gearbeitet hatten. Ich habe ihre Arbeit immer bewundert und mich sehr auf die Arbeit mit ihr gefreut.

Ricore: Neben Ihrer Hollywoodkarriere machen Sie seit Jahren auch als Umweltschützer von sich reden, selbst eine Spinnenart wurde nach Ihnen benannt. Wie wichtig sind Ihnen die Preise, mit denen man Sie für Ihr Engagement ausgezeichnet hat?

Ford: Es geht hier nicht um Preise, sondern um die Möglichkeit, anderen das mitteilen zu können, was unsere Umwelt dringend braucht. Wir müssen endlich Möglichkeiten finden, unsere Welt im Interesse unserer eigenen Zukunft und der unserer Kinder zu bewahren. Alles, was ich dafür tun kann, empfinde ich als großartige Möglichkeit.
erschienen am 18. Januar 2011
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2024