UIP
Cosma Shiva Hagen ist Schneewittchen
Flaschengeist mit sozialer Ader
Interview: Cosma Shiva Hagen ist engagiert
Cosma Shiva Hagen bleibt wenig Zeit für die Schauspielerei. Die 29-jährige Schauspielerin arbeitet auch als Model und engagiert sich in caritativen Projekten. Daneben steht sie regelmäßig hinter dem Tresen ihrer Bar, die sie vor zwei Jahren in Hamburg eröffnet hat. Dennoch hat die gebürtige Kalifornierin Zeit gefunden, um bei "Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan" eine Rolle zu sprechen. In dem Kinderfilm wird sie als Flaschengeist Suki zum Objekt der Begierde von Drachen Hektor. Im Gespräch mit Filmreporter.de begründet Hagen, warum sie keine typische Schauspielerin ist.
erschienen am 23. 02. 2011
Walt Disney Studios
Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan
Ricore: Frau Hagen, Sie haben sowohl reale, als auch animierte Figuren synchronisiert. Wo liegt der Unterschied?

Cosma Shiva Hagen: Bei realen Personen ist es weitaus schwieriger, weil man sich komplett nach dem Schauspieler richten muss. Man kann keine eigenen Nuancen einbringen. Bei animierten Figuren muss man nicht so sehr darauf achten, dass man synchron zu den Lippenbewegungen spricht, da diese sowieso nur auf und zu gehen. Da kann man natürlich eine private Note reinbringen.

Ricore: Bei Michael Mittermeier war es so, dass es Suki noch gar nicht gegeben hat, als er den Drachen Hektor synchronisiert hat. War es bei Ihnen ähnlich?

Hagen: Bei mir gab es den Drachen schon. Ich hatte aber auch nicht so viel Text zu sprechen, weil Suki nur selten auftaucht. Aber wirklich fertiggestellt wurde der Film erst danach.

Ricore: Wie viel Zeit hat Ihre Rolle in Anspruch genommen?

Hagen: Eigentlich gar nicht so viel. Die wenigen Sätze waren ruck zuck an einem halben Tag synchronisiert. Ich wundere mich auch über die Filmplakate, auf denen mein Name ganz oben neben dem von Michael Mittermeier steht. Im Gegensatz zu allen anderen ist es ja eine sehr kleine Rolle. Das ist mir ein bisschen unangenehm. (lacht) Vielleicht kommt ja noch ein dritter Teil, in dem Suki eine größere Rolle spielt... (lacht)

Ricore: Sie würden also auch bei einer Fortsetzung zur Verfügung stehen?

Hagen: Absolut. Ich finde, die Figur ist sehr süß gemacht. Ich finde es auch großartig, dass Disney deutsche Filme macht. Die ganze Zusammenarbeit und die spezielle und perfektionistische Art, wie der Film gemacht wurde, finde ich ganz grandios. Das ist eben Disney.
Tobias Röhring/Ricore Text
Michael Mittermeier, Alina Freund, Cosma Shiva Hagen bei der Premiere von "Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan" in München
Ricore: Genießen Sie es, wenn einmal nicht ihr Aussehen, sondern ihre Stimme im Vordergrund steht?

Hagen: Die Sache mit dem Aussehen verstehe ich sowieso nicht ganz. Ich finde nicht, dass ich so schön bin, wie manche immer sagen. Das macht, glaube ich, die Maske aus. Man sieht ja nicht immer so aus wie auf dem roten Teppich. (lacht) Aber zurück zur Frage: Ja, es ist immer gut, wenn die Arbeit im Vordergrund steht. (lacht)

Ricore: Ist Ihnen das Schauspielern oder das Synchronsprechen lieber?

Hagen: Das sind zwei ganz unterschiedliche Dinge, genauso wie Theater und Film ganz verschieden sind. Das lässt sich eigentlich nicht vergleichen. Nur die Abwechslung ist natürlich immer schön in diesem Beruf. Von daher nimmt man alles immer gerne mit.

Ricore: Wie schwierig ist es, einen Film für Kinder zu machen?

Hagen: Ich finde es gar nicht schwierig. Es ist für die Kinder einfach etwas Echtes. Falsch wäre es allerdings, die Handlung und die Figuren übertrieben darzustellen. Aber das ist hier nicht der Fall. Es ist ein Film, den sich auch Erwachsene ansehen können. Deswegen war die Arbeit gar nicht speziell an die Kinder gerichtet.

Ricore: Wie gehen Sie bei Ihrer Rollenauswahl vor?

Hagen: Ich glaube, dass ich im Gegensatz zu anderen Kollegen gar nicht so viele gute Rollenangebote bekomme. Das könnte daran liegen, dass ich so viele Sachen gleichzeitig mache. Ich bin auch nicht die Erste, an die man denkt, wenn man einen Kinofilm drehen will. Deshalb muss ich sehr abwägen, was ich mache und was nicht. Ich mache es meistens davon abhängig, ob ich mich mit einem Projekt identifizieren kann und ob die Geschichte etwas hergibt. Das Gesamtbild muss stimmen, ich mache das nicht so sehr von den Rollen abhängig. Mir ist auch wichtig, dass man mit den Leuten sympathisiert, mit denen man zusammenarbeitet. Das steht bei mir an erster Stelle, weil ich glaube, dass ich manchmal nicht ganz einfach bin. (lacht)
Tobias Röhring/Ricore Text
Cosma Shiva Hagen bei der Premiere von "Hexe Lilli - Die Reise nach Mandolan"
Ricore: Inwiefern?

Hagen: Ich weiß nicht. Es müssen einfach immer Menschen sein, mit denen man gerne zusammenarbeitet. Dann wird es nicht zu anstrengend.

Ricore: Das ist vorher nicht immer abzusehen...

Hagen: Das stimmt. (lacht) Aber meistens trifft man sich ja im Vorfeld, um das ein bisschen abzuchecken.

Ricore: Wenn Sie merken, dass es nicht passt, nehmen Sie von dem Projekt Abstand?

Hagen: Ich bin unheimlich faul und nicht sehr ehrgeizig. Wenn ich das Gefühl habe, dass es keinen Spaß machen wird, dann lasse ich es meistens sein.

Ricore: Sie haben gerade gesagt, dass sie viele Sachen gleichzeitig machen. Brauchen Sie die Abwechslung?

Hagen: Ich bin keine typische Schauspielerin und mache nebenbei gern andere Sachen. Meine karitativen Projekte sind mir mit der Zeit sehr wichtig geworden und müssen auch zeitlich koordiniert werden. Die Bar und das Kunsthaus war ein lange gehegter Traum, in den ich sehr viel Zeit, Herzblut und Geld investiert habe. Das hatte erst mal Priorität. Das Engagement am Theater mit Dieter Hallervorden wollte ich auch schon lange machen und das hatte dann auch ein halbes Jahr lang Priorität. Für Filme hatte ich eine ganze Weile überhaupt keine Zeit mehr. Aber ich habe mit Lars Becker gerade eine Komödie abgedreht, in der ich die Hauptrolle spiele. Ich bin ganz froh, dass ich das noch zwischendurch geschafft habe. (lacht)

Ricore: Wie viel Freizeit bleibt Ihnen bei der ganzen Arbeit?

Hagen: In letzter Zeit habe ich relativ wenig Freizeit. Durch meine Bar kann ich Arbeit und Freizeit aber ein bisschen miteinander verbinden. Meine Freunde kommen regelmäßig zu Besuch. Auf diese Weise ist das schon eine Art Entspannung. Anders wäre es, wenn ich die ganze Zeit zuhause wäre und da nebenbei ein bisschen arbeiten würde. (lacht)

Ricore: Was trinken Sie in Ihrer Bar am liebsten?
Tobias Röhring/Ricore Text
Cosma Shiva Hagen
Hagen: Wir haben den Cosmic, der ist schön kirschig und ganz gut. Generell mag ich aber die klassischen Sachen, wie zum Beispiel einen Martini mit Olive.

Ricore: Leitet sich "Cosmic" von ihrem Vornamen ab?

Hagen: Genau. (lacht)

Ricore: Wie sind sie zu ihren karitativen Projekten gekommen?

Hagen: Vor ungefähr acht Jahren hat das UNHCR (Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen) mich gefragt, ob ich für das Flüchtlingshilfswerk nach Afrika reisen möchte, um Spenden für Schulen und Flüchtlingslager zu sammeln. Ich habe dann angefangen, mich in den Kontinent zu verlieben und wissensdurstig zu werden. Weil ich viele Leute kennengelernt habe, hatte ich irgendwann das Gefühl, etwas tun zu müssen. Ich habe dann etwas gesucht, von dem ich das Gefühl hatte, dass es nachhaltig etwas verändert. So bin ich sehr schnell zu Fairtrade gekommen. Es ist eine revolutionäre Idee, obwohl das wiederum blöd klingt, da der faire Handel ja eigentlich Normalität sein müsste. Bei dem Projekt hatte ich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, das sich auch von hier aus alltäglich erledigen lässt. Ich habe dann versucht, die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass sie beim Einkaufen eine Wahl haben. Dabei will ich aber gar nicht mit dem erhobenen Zeigefinger urteilen. Jeder muss für sich selbst eine Balance im Leben finden.

Ricore: Worum geht es bei dem Projekt "Go Ahead", bei dem Sie sich engagieren?

Hagen: Es ist ein ganz junger Verein, der ausnahmslos aus Freiwilligen besteht, größtenteils Studenten. Man kann sich auch anmelden, wenn man nur wenig Geld hat. Man kann nach Afrika reisen und mit den eigenen Händen mithelfen. Das Ziel des Vereins besteht hauptsächlich darin, die Bildung der dortigen Waisenkinder zu fördern.

Ricore: Denken Sie, dass Filme auf diese Probleme aufmerksam machen können, indem sie die Thematik aufgreifen?

Hagen: Absolut. Da müsste sich auch die Politik etwas mehr engagieren. Es müsste generell mehr Dokumentationen geben, die nicht so trocken sind und auch junge Leute ansprechen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 23. Februar 2011
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