Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Anne Hathaway
Mit Jesse Eisenberg in Rio
Interview: Anne Hathaway akzentfrei
Anne Hathaway fand es zunächst befremdlich, ihre Körpersprache und ihre Mimik nicht einsetzen zu können. Aber Carlos Saldanha, der Regisseur von "Rio (3D)", wollte nur die Stimme der Schauspielerin haben. Anne spricht in dem Animationsabenteuer die Papageiendame Jewel. Auch Jesse Eisenberg lieh einem blaugefiederten Ara seine Stimme. Filmreporter.de sprach in Rio de Janeiro auch mit dem Schauspieler. Er verriet, dass er zusammen mit Saldanha mit geschlossenen Augen und barfuß im Synchronstudio herum hüpfte.
erschienen am 6. 04. 2011
20th Century Fox
Anne Hathaway
Ricore: Sie sind für die Premiere von "Rio 3D" zum ersten Mal in der Zuckerhut-Metropole. Wie gefällt es Ihnen?

Anne Hathaway: Jeder Brasilianer, den ich getroffen habe, war ungeheuer witzig. Deshalb war ich mir sicher, dass es ein Ort voller Energie und guter Stimmung ist. Ich war aber nicht darauf vorbereitet, wie überwältigend schön es ist. Ein einfaches Bild von Rio wird der Stadt nicht gerecht, dazu braucht es schon einen ganzen Animationsfilm. Dabei habe ich bisher nur ein kleines bisschen von der Stadt gesehen. Den Großteil des Tages habe ich in Santa Teresa (Stadtteil von Rio, Anm. d. Red.) verbracht. Ich habe hier eine Freundin, die mich ein bisschen herumgeführt und mir ein paar schöne Plätze gezeigt hat. Es war ganz entspannt, was gut war, weil ich gerade von einer Afrikareise komme.

Ricore: Herr Eisenberg, welche Erfahrungen haben Sie mit Rio?

Jesse Eisenberg: Ich habe denselben Eindruck. Ich konnte gar nicht fassen, wie Rio wirklich aussieht, wie es sich anfühlt, tatsächlich hier zu sein. Die Stadt ist einfach einzigartig, vor allem geographisch gesehen. Die hohen Gebäude sind von dieser wunderbaren Felsformation umgeben. Das kann man nicht nachvollziehen, wenn man sich nur eine Fotografie von der Stadt ansieht.

Ricore: Wie haben Sie sich den Charakter des schüchternen Papageis Blu erarbeitet?

Eisenberg: Ich habe sechs Jahre lang mit einem schottischen Sprachtrainer zusammengearbeitet (lacht). Dann habe ich beschlossen all das über Bord zu werfen und einfach ich selbst zu sein.

Ricore: Blu klingt ja auch wie sie selbst.

Eisenberg: Naja, anfangs wusste ich nicht so genau, was man von mir erwartet. Ich habe das Drehbuch gelesen und erste Bilder gesehen. Mir hat die Leidenschaft gefallen, mit der die Geschichte gemacht ist. Carlos hat mich ermutigt, ganz ich selbst zu bleiben, zu improvisieren, Witze zu machen. Wir haben gut zusammengearbeitet. Ich habe eingebracht, was ich konnte und zu dem hinzugefügt, was schon da war. Es war sehr inspirierend, zu sehen, was die Kollegen schon geleistet hatten.
20th Century Fox
Rio 3D
Ricore: Wie war das bei Ihnen, Frau Hathaway?

Hathaway: Ich spreche Jewel, einen blauen Ara. Ich kann mich daran erinnern, dass ich Carlos bat, einen Akzent sprechen zu dürfen. Ich bettelte: "Ich weiß, dass ich das kann. Ich kann das mit portugiesischem Akzent". Als er dann "nein" gesagt hat, habe ich mich schon gewundert (lacht). Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sich meine Figur nach mir anhören sollte. Das war ungewöhnlich. Denn man verändert ja selbst für eine reale Figur seine Stimme, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. Man spricht ganz leicht höher, oder mit einer schwächeren Stimme.

Ricore: Wie sehen Sie den Charakter ihrer Figur?

Hathaway: Wir haben viel darüber gesprochen, wer diese Jewel eigentlich ist, wo sie herkommt. Wie sie sich fühlt, in einer Gemeinschaft, in der sie selbst die letzte ihrer Art ist. Sie ist einsam aber auch ein ziemlich stolzes Tier, deswegen baut sie Selbstschutzmechanismen auf, um damit zurecht zu kommen.

Ricore: Was ist schwieriger: ein Papagei zu sein oder die Oscars zu moderieren?

Hathaway: Huch, diese Frage ist ziemlich ungewöhnlich. Normalerweise lautet sie: "Ist es schwieriger die Oscars zu moderieren oder eine Nacktszene zu spielen" (lacht).

Ricore: Diese Frage dürfen Sie natürlich auch gerne beantworten.

Hathaway: Als Schauspieler lernt man viele verschiedene Menschen kennen und wird auf viele verschiedene Reisen geschickt. Jede davon ist aus bestimmten Gründen schwierig, aber auf ihre Weise auch unglaublich erfreulich. Und ich bin das glückliche Mädchen, das das erleben darf.
20th Century Fox
Carlos Saldanha
Ricore: Demnächst werden sie als Catwoman in "The Dark Knight Rises" zu sehen sein.

Hathaway: Ja, ich gehe rollentechnisch jetzt auf Streifzug durchs Tierreich.

Ricore: Welches sind Ihre fünf Lieblingsanimationsfilme?

Hathaway: Na, da wären die "Ice Age"-Filme (lacht). Dann gibt es da noch "Die Schöne und das Biest" und "Die Unglaublichen - The Incredibles". Und "Ratatouille", da habe ich geweint. Aber ich fand auch die Verfilmung der Comics "Waltz with Bashir" und "Persepolis" sehr interessant.

Ricore: Herr Saldanha, wie sind Sie auf Frau Hathaway und Herrn Eisenberg als Synchronstimmen gekommen?

Carlos Saldanha: Bei dem Casting höre ich mir die Schauspieler an, die ich für meinen Film haben will. Ich will nicht, dass sie ihre Stimmen verstellen. Ich will sie, wie sie sind. Sie können mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten beim Ausdruck nachhelfen, aber ich brauche ihre echten Stimmen. Ich will nicht dass es nach klassischem Cartoon klingt. Denn meine Figuren sind zwar animierte Wesen, ich habe sie aber mit echtem Herz und Seele ausgestattet. Deswegen verändert es die Figur, wenn die Stimme verändert wird. Ich möchte, dass die Schauspieler Echtheit und Wärme in die Figuren hineinbringen. So war es auch. Deshalb haben wir die beiden ausgesucht.

Ricore: Wen hatten Sie beim Casting noch im Auge?

Saldanha: Es sind mehr Vorauswahlen denn Castings. Für jede Figur suchen wir uns etwa fünf Stimmen aus. Weil man nie weiß, ob diese Leute dann auch zusagen. Und mit manchen Stimmen klappt es manchmal einfach nicht. Ich habe mir beliebige Stellen aus Filmen von Jesse Eisenberg und Anne Hathaway rausgesucht. Aus "Zombieland" und "Rachels Hochzeit", das waren zum Teil düstere Szenen. Wenn man so etwas macht, riskiert man, dass das mit der Stimme funktioniert. Aber hier haben die Stimmen gepasst und es war magisch. Als ich Jesse zum ersten Mal aufnahm, wusste ich, dass es Blu werden würde.
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Anne Hathaway
Ricore: Bei Blu stand die Besetzung also gleich fest?

Saldanha: Bei dieser Figur hatte ich lange Bedenken, denn es ist ein sehr spezieller Charakter. Dann, bei der ersten Aufnahme mit Jesse hat er seinen Mund geöffnet und die erste Zeile zu lesen und ich wusste: "Das ist mein Blu". Es war, wie wenn man eine Entdeckung macht.

Ricore: Wie war es bei Anne Hathaway?

Saldanha: Ich hatte für Jewel Anne im Hinterkopf. Das war nicht so schwierig wie bei Blu, auch weil ich seinen Charakter eben für komplizierter halte. Sie sagte: "Ok, ich machs".

Ricore: Blu ist ein Sonderling und hat gewisse Ähnlichkeiten mit Mark Zuckerberg, der Figur, die Sie in "The Social Network" spielen.

Saldanha: Moment mal! Wir haben Jesse lange vor "The Social Network" engagiert. Ich weiß nicht mal wer dieser Zuckerschmucker (lacht) ist.

Eisenberg: Wir haben "Rio (3D)" an den Wochenenden aufgenommen. Es war eine wunderbare Abwechslung diesen herzlichen Film zu machen, neben dem unemotionalen und strengen Charakter, den ich in "The Social Network" spiele.
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Anne Hathaway
Ricore: "Rio (3D)" ist ihre erste Synchronarbeit. Welche Erfahrungen haben Sie im Synchronstudio gemacht?

Hathaway: Es ist ziemlich anspruchsvoll. Ich bin eine engere Zusammenarbeit mit den Schauspielkollegen gewohnt. Je mehr ich aber mit dem Synchronprozess vertraut wurde, umso mehr habe ich verstanden, dass in diesem Fall die Zusammenarbeit vor allem zwischen mir und dem Regisseur im Vordergrund steht. Als ich das verstanden hatte, habe ich mich wohler gefühlt. Bei den ersten paar Aufnahmen musste ich lernen, meiner Stimme mehr Energie zu verleihen, um sie ausdrucksstärker zu machen. Denn normalerweise hat man als Schauspieler seinen ganzen Körper zur Verfügung, um seine Figur darzustellen, die Körpersprache, Gesichtsausdrücke. Auch mit den Augen kann man Geschichten erzählen. Bei Jewel war das einzige Instrument, mit dem ich arbeiten konnte, meine Stimme. Nur so konnte ich mit ihr in Verbindung treten. Das hat eine Weile gedauert.

Saldanha: Das geht den meisten Schauspielern in den ersten paar Sessions ähnlich. Man geht den Text durch, der sich ständig wandelt. Es verändert sich alles immer wieder. Der ganze Filmprozess ist eine gemeinsame Entdeckungstour. Ich habe meinen Synchronsprechern vertraut und sie nur insofern unter Druck gesetzt, als dass ich gesagt habe: "Ich brauche euer Herz und eure Seele und das müsst ihr durch eure Stimmen ausdrücken. Nicht durch eure Augen, nicht durch euer Gesicht, nicht durch die Körpersprache. Sondern durch eure Stimmen".

Ricore: Herr Eisenberg, wie war Ihre erste Synchronerfahrung bei einem Animationsfilm?

Eisenberg: Es war großartig und interessant. Weil es ein so besonderer Prozess ist. Wir haben eine Sequenz aufgenommen und dann wurde dazu die Animation gemacht. Dann wurden wir wieder aufgenommen, zu dem, was schon entstanden war. Und irgendwann kommt man auch mit der langen Zeit klar, die man an dem Film arbeitet. Am Ende haben wir uns wie Kinder benommen, sind mit Carlos barfuß durch das Studio gehüpft. Dann machst du irgendwann die Augen auf und merkst, dass dir Leute zuschauen. Dann wird dir klar, dass du aussehen musst wie ein Idiot. Es war schön, so etwas zu machen. Bei der normalen Schauspielerei musst du auf viele verschiedene Sachen achten. Synchronisieren ist eine freiere Erfahrung.

Ricore: Herr Saldanha, war "Rio (3D)" für sie als Brasilianer ein Projekt, das Ihnen persönlich viel bedeutete?

Saldanha: Ich mache generell nur Projekte, an die ich glaube und für die ich eine Leidenschaft entwickeln kann. Ich mache nichts, dass ich nicht liebe, das wäre Selbstmord. Denn ich muss daran ja drei oder vier Jahre arbeiten. Das bedeutet, dass ich die wertvolle Zeit mit meiner Familie zugunsten des Projekts zurückstellen muss. Deshalb muss ich eine Passion für den Film haben. Wenn ich mich dafür entscheide, dann mit weit geöffneten Armen und offenem Herzen. Dann bin ich wirklich bereit dafür und sage mir: Das ist das Projekt, an das ich glaube. Das sind meine Ideen. Wir haben eine tolle Geschichte, wunderbare Charaktere, es ist lustig, es ist aufregend. Und es spielt in einer Stadt, die es möglich macht, dem Film einen einzigartigen Charakter zu verleihen. All das ist in "Rio 3D" gegeben.
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Jesse Eisenberg
Ricore: Im Film zeigen Sie Rio de Janeiro mit seinem Samba, den schönen Plätzen, die man von der Stadt kennt. Aber auch die Armenviertel, die Favelas kommen vor.

Saldanha: Ich habe in einem Film etwa 80 Minuten Zeit, eine Geschichte zu erzählen. Dabei habe ich mich auf die Elemente konzentriert, die mir wichtig schienen. Um alles über die Stadt zu erzählen, hätte ich eine mehrstündige Dokumentation machen müssen. Trotzdem zeige ich viel von Rio, den Strand und solche Sachen. Denn wenn ich diese ganzen typischen Elemente rausließe, hätte ich nicht mehr die Stadt, in der ich aufwuchs. Ich zeige Samba und den Karneval, aber nicht zur puren Unterhaltung, sondern weil sie Angelpunkte für die Geschichte sind. Ich präsentiere diese Sachen nicht nur, um die Schönheit Rios zu zeigen, obwohl das natürlich auch intendiert war.

Ricore: Wie sind Sie auf die Papageien als Filmfiguren gekommen?

Saldanha: Ich mag Vögel. Die können so schön singen, deshalb habe ich sie für diesen Film ausgesucht. Und dann wollte ich die Bedrohtesten nehmen. Also habe ich mich für den Blauara entschieden. Dabei hatte ich ursprünglich an Pinguine gedacht. Die Geschichte sollte von einem von ihnen handeln, der aus dem Wasser in diese Stadt kommt. Ich wollte den Kontrast zwischen der physikalischen Kälte und den brasilianischen Tropen haben. Und auch den emotionalen Kontrast herausstellen, wenn die Stadt das Herz des Protagonisten aufwärmt. Leider wurden, während ich an "Rio (3D)" arbeitete, tausend andere Filme über Pinguine produziert. Also sagte man mir, dass ich meinen Film nicht mit Pinguinen würde machen können. Da habe ich gesagt: "Nagut, dann nehme ich halt den Pinguin raus". Ich hatte noch zwei weitere Favoriten: den Tucan und den Blauara. Für die habe ich mich dann entschieden und mir eine Geschichte für diese beiden ausgedacht. Ich glaube sogar, dass ich jetzt die bessere Geschichte habe, denn jetzt konnte ich noch eine Liebesgeschichte und eine Menge interessanter Figuren einbauen.

Ricore: Im Film fliegen Papageien durch die Stadt. Ist das tatsächlich so?

Saldanha: Naja, in der Stadt selbst gibt es eher andere Vogelarten wie Möven und Tauben. Um Papageien zu sehen, muss man ein Stück in den Dschungel hineingehen oder in die großen Gärten der Stadt. Gestern war ich auf dem Zuckerhut und da habe ich einige der Vögel gesehen, die auch im Film vorkommen.

Ricore: Blu ist wie Sie Brasilianer. Haben Sie noch mehr Ähnlichkeiten mit der Papageienfigur?

Saldanha: Richtig viel gemein haben wir nicht. Allerdings lebe ich - wie er - nicht ständig in Brasilien. Ich würde schätzen, ich bin die Hälfte der Zeit unterwegs. Jedes Mal, wenn ich wieder in die Stadt komme, fühle ich mich die ersten paar Tage wie ein Tourist. Dieses Gefühl wollte ich in dem Film vermitteln - wie man sich fühlt, wenn man zum ersten Mal nach Rio kommt. Jedes Mal, wenn ich hierher komme, besuche ich die Plätze, die ich im Film zeige. Ich finde das immer aufs Neue spannend und interessant.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 6. April 2011
Zum Thema
Gemäß ihrer streng katholischen Erziehung wollte Anne Hathaway eigentlich Nonne werden. Doch schon aufgrund ihres Namens war ihr Weg vorprogrammiert. Richter Gerald Hathaway und Schauspielerin Kate McCauley benennen ihre Tochter nach der Frau von William Shakespeare. Sechs unter einem Dach". Plötzlich Prinzessin!" feiert sie 2001 schließlich ihren internationalen Durchbruch. Nach dem Sequel beschließt Hathaway aus der süßlichen Rolle auszubrechen. Ihre Wandlung vollzieht sie in ernste Dramen..
Carlos Saldanha ist echter Carioca. So nennen sich die Bewohner von Rio de Janeiro. Hier wird Saldanha auch am 20. Juli 1968 geboren. Bald zieht es den künstlerisch interessierten Brasilianer nach New York. Dort besucht er die New Yorker Ice Age". Es folgen "Robots" und zwei Fortsetzungen des Eiszeitabenteuers. Nach jahrelanger Arbeit kommt sein Animationsabenteuer "Rio (3D)" 2011 in die Kinos. In diesen Film hat er auch seine geliebten Heimatstadt portraitiert.
Jesse Eisenberg hat jüdisch-ukrainisch-polnische Wurzel. Er wird am 5 Oktober 1983 im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Seine Mutter arbeitet als Clown, sein Vater ist Professor. Eisenberg hat zwei Schwestern, Hallie Kate und Kerri Eisenberg. Zur Schule geht er in einem Vorort der Millionenmetropole. Sex für Anfänger" sein Spielfilmdebüt. Adventureland" und "Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird". 2010 wird das Biopic über Mark Zuckerberg "The Social Network" zum Kassenerfolg...
Rio 3D (Kinofilm)
Im Mittelpunkt von "Rio" steht Papagei Blu (David Kross). Der kann nicht fliegen und lebt im Glauben, dass er der letzte seiner Art sei. Als er erfährt, dass es in Rio de Janeiro noch einen weiblichen Papagei gibt, macht er sich auf die weite Reise in das exotische Land. Er findet Jewel (Johanna Klum) und erlebt mit ihr viele Abenteuer. Am Ende landen die bunten Vögel im farbenprächtigen Karneval Rios. Die Musik von den "Ice Age"-Machern stammt von John Powell, der 2011 für seine Musik in..
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