Walt Disney Studios
Johnny Depp in "Fluch der Karibik 2"
Jack Sparrow für immer?
Interview: Johnny Depp wieder auf hoher See
Johnny Depp hat es geschafft. Der Darsteller hat sich einen festen Platz im Mainstream Hollywoods gesichert, ohne von seinem exzentrischen Rollenspektrum abzuweichen. Den geglückten Spagat verdankt er nicht zuletzt Pirat Jack Sparrow. Mit seiner unnachahmlichen Interpretation des schrägen Seeräubers hat Depp wesentlich dazu beigetragen, dass "Fluch der Karibik" zu einer der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten wurde. Im Interview mit Filmreporter.de spricht der talentierte Schauspieler über "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten 3D", die Zusammenarbeit mit Penélope Cruz und seine Gemeinsamkeiten mit dem Spatzen.
erschienen am 17. 05. 2011
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten 3D
Ricore: "Fluch der Karibik" ist eine große Attraktion in Disneyland. Wie fühlt es sich an, dort verewigt zu sein?

Johnny Depp: Es erweitert wirklich das Bewusstsein. Man könnte es noch psychedelischer gestalten, doch vermutlich sollte man dies nicht tun [lacht]. Aber die Idee ist sehr lustig. Wenn man durch diese Sektion geht und sich dann drei Mal sieht, ist das schon komisch. Geoffrey Rush hatte eine ähnliche Erfahrung. Er sollte dort auch hingehen und sich ansehen. Es ist eine Ehre, dort präsentiert zu werden. Ein Projekt an dem du mitgewirkt hast, wird so zu einem ewigen Objekt.

Ricore: Was können Sie über Ihr nächstes Projekt "The Lone Ranger" und ihren Part Tonto erzählen?

Depp: Meinen Charakter kann man nicht mit meiner Rolle in "Fluch der Karibik" vergleichen, aber eine Beziehung gibt es schon. Bei beiden Figuren ist man von deren Absurdität fasziniert. Daher wird es ein wenig respektlos. Aber dies muss man auch sein, oder?

Ricore: Vor vielen Jahren sagten Sie, dass man an keinem Ihrer Filme jemals Geld verdienen wird. Fühlen Sie sich nun schuldig?

Depp: [lacht] Es liegt nicht an mir, ich habe mein Bestes gegeben. Bei meinem ersten Film hatte ich es darauf angelegt, gefeuert zu werden. Die Crew-Mitglieder haben es jedoch nicht fertig gebracht, mich zu feuern. Aber es ist interessant, nach 20 Jahren Karriere und lauter Fehltritte nun endlich Erfolg zu haben [lacht]. Das Verrückte ist, dass sich bei mir nie etwas verändert hat. Der Prozess ist derselbe wie eh und je. Dass sich Menschen dazu entschieden haben, einen Film zu sehen, in dem ich mitspiele, gehört zu meinen schockierendsten Erlebnissen überhaupt.
Kinowelt Filmverleih
Johnny Depp in "The Tourist"
Ricore: Glauben Sie, dass Sie die Rolle Jack Sparrows noch einige Jahre spielen werden?

Depp: Ja. Ich glaube sie werden mich eines Tages in einen Rollstuhl setzen und die Dread-Locks an die Räder binden. Aber mal im Ernst: Ein Charakter wie Jack Sparrow ist interessant genug für mich, um noch weiter mit ihm arbeiten zu können. Theoretisch gibt es unendlich viele Möglichkeiten, um die Geschichte ewig weiter zu entwickeln.

Ricore: Welche beruflichen und privaten Träume haben Sie?

Depp: Ich hoffe, dass alles glatt läuft [lacht]. Mir geht es gut damit, dass es in meinem Leben keine großen Höhen und Tiefen gibt. Alles läuft gut. Als Familienvater wünscht man sich natürlich die größtmögliche Freude für seine Kinder. Das ist universell. Insofern sind fröhliche Kinder auch mein Traum.

Ricore: Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Johnny Depp und dem Charakter Jack Sparrow?

Depp: Wir sind komplett verschieden. Es gibt nichts, dass ich mit ihm verbinden kann. [lacht] In jedem Charakter den du spielst, geht auch ein persönlicher Teil von dir über. Das gilt natürlich auch für die Figur des Piraten. Aber mittlerweile ist Jack Sparrows Charakter, zu meinem Glück oder Pech, auch in mich übergegangen. Er lässt mich nicht mehr allein und taucht von Zeit zu Zeit auf. Erst diesen Morgen kam er an, als ich meine Kinder für die Schule fertig machte. Da musste ich ihn wegschießen. [lacht]

Ricore: Würden Sie gerne bei einem Film Regie führen, indem Sie auch die Hauptrolle spielen?

Depp: Nein. Ich habe das bereits einmal versucht [lacht]. Aber einmal ist kein Mal. Die Idee, einen Film zu inszenieren, ist merkwürdig für mich, weil ich mich in der Hinsicht antimathematisch verhalte. Ich mag es nicht, wenn Dinge Sinn ergeben. Ich bevorzuge Dinge ohne Sinn. Würde ich also einen Film drehen, würde er keinen Sinn ergeben und keiner würde ihn sehen wollen. Es ist also besser, wenn ich nur kleine Filme mit meinem Handy drehe und diese niemals veröffentlicht werden [lacht].
Disney Enterprises
Johnny Depp und Penélope Cruz in "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten"
Ricore: Hat Ihnen Penélope Cruz seit Ihrem ersten gemeinsamen Film "Blow" etwas Spanisch beigebracht?

Depp: Sie hat mich sehr vulgäres Spanisch gelehrt. Es ist so schlimm, dass ich es hier nicht wiederholen kann.

Ricore: Doch, Sie können.

Depp: Das wäre eine schlechte Idee. [lacht] Ich würde dies bis zum Ende meiner Tage mit mir herum tragen. Erneut mit Penélope zu arbeiten war toll. Als ich sie das erste Mal am Set sah, kam es mir so vor, als hätten wir die Dreharbeiten zu "Blow" erst vor einer Woche beendet. Zwischen mir und ihr hat es einfach 'Klick' gemacht. Ich war sofort mit Rob Marshalls Idee einverstanden, sie beim neuen Film dabei zu haben. Ich wusste, dass sie nicht nur einen würdigen Gegenpart darstellen würde. Sie würde auch die Szenen aufwerten. So kam es auch - sie spielte einfach unglaublich.

Ricore: Wie die Zusammenarbeit mit Rob Marshall?

Depp: Es war ein großes Geschenk, jemanden von seinem Kaliber zu bekommen, der sich der Reihe annimmt und diese nach seinen Vorstellungen formt. Es war nicht wie bei manchen Filmemachern, die an den Set kommen und den Film bereits fertig im Kopf haben. Für Rob war es wie ein Rhythmus, der sich erst mit der Zeit entwickelt. Sein Sinn für Komik sowie sein Timing sind unschlagbar. Nur eine minimale Abweichung davon, hätte die gesamte Dynamik einer Szene verändert. Das einzige Problem ist, dass er wirklich gemein ist. Nein, er ist der freundlichste Mensch überhaupt. [lacht]

Ricore: Wie war es für Sie, bei der Szene mit den Kutschen auf die Köpfe von anderen Leuten zu hüpfen?

Depp: Es war schrecklich. Nein, es war eine merkwürdige Sequenz. Ich hätte nie gedacht, mal zwischen zwei Kutschen zu grätschen, während sie sich bewegen. Insofern war es eine interessante Erfahrung. Und dann sprang ich ja auch noch auf die Köpfe der Leute und in den Karren, der Feuer fängt. Es ist alles ein böser Traum, oder? Auf diese Weise verdiene ich meine Brötchen [lacht]. Für den fünften und sechsten Teil von "Fluch der Karibik" gibt es bereits eine sehr clevere Idee. [scherzhaft] Wir bewegen uns einfach ständig im Kreis, die ganze Zeit, wie bei Andy Warhols "Sleep".

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. Mai 2011
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