Heiko Thiele/ Ricore Text
Marianne Sägebrecht am Set von "Oma in Roma"
Dadaismus hilft
Interview: Pilgerin Marianne Sägebrecht
Filmreporter.de war am Set von "Oma in Roma" an der Münchner Residenz. Dort hatten wir die Möglichkeit, mit Hauptdarstellerin Marianne Sägebrecht ein Gespräch zu führen. Im Film spielt sie eine Großmutter, die auf eigene Faust zum Vatikan pilgert, um den Papst zu treffen. Unter anderem erzählt uns Sägebrecht, wie die Arbeit mit ihren italienischen Kollegen funktioniert. Zudem verrät sie, ob sie auch privat zum Papst pilgern würde.
erschienen am 29. 10. 2012
Heiko Thiele/ Ricore Text
Marianne Sägebrecht und Annette Frier am Set von "Oma in Roma"
Ricore: Macht es Spaß in München zu drehen?

Marianne Sägebrecht: Es ist wundervoll. Ich habe tolle Kollegen, die voller Energie sind. Das Team ist sehr gut zusammengestellt und ich bin sehr glücklich.

Ricore: Wie ist die Residenz?

Sägebrecht: Das ist ein Traum. Da wir die Bereiche in denen wir gedreht haben, noch nicht kannten, waren wir alle etwas zurückhaltend. Bestimmte Strukturen kennt man schon, aber nicht alles. Wir dachten, wir seien in Italien. Es gibt keinen Unterschied.

Ricore: Wann haben Sie zum ersten Mal diese Räume gesehen?

Sägebrecht: Den Kaisersaal kannte ich schon länger. Aber es gibt viele Bereiche der Residenz, in die man nicht ohne weiteres rein darf.

Ricore: Stehen diese Räume im Film für den Vatikan? Gibt es viele Ähnlichkeiten?

Sägebrecht: Absolut. Im Innenbereich haben sie alles ausgelotet. Auch Giancarlo Giannini hat gesagt, dass er das Gefühl habe, in Italien zu sein. Das ist das Schöne an München.

Ricore: Man sagt ja auch, dass München Italiens nördlichste Stadt sei...

Sägebrecht: Ja, das kann man so sagen.
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Marianne Sägebrecht
Ricore: Werden Sie während der Dreharbeiten in Rom den Papst treffen?

Sägebrecht: Vielleicht. Thomas Kylau, der den Papst gespielt hat, kenne ich schon sehr lange. Er hat ihn so unglaublich gespielt, dass es einem richtig ans Herz ging. Ich habe nur noch gestarrt. Tomy Wigand hatte sich vor Ort alles genau angesehen. Was toll ist, ist die Lebendigkeit, die Begeisterung.

Ricore: Es war also, als wäre man bei einer echten Audienz?

Sägebrecht: Ja, Herr Wigand hat das richtig studiert. Er sagt, dass dort alles voller Leben und Freude sei. Dort werde im Gegensatz zu hierzulande auch geklatscht. Ich denke, dass wir das sehr gut nachstellen konnten.

Ricore: Wie kommen Sie mit ihrem italienisch sprechenden Kollegen Giancarlo Giannini während des Drehs zurecht?

Sägebrecht: Sehr gut. Wir sprechen beide englisch. Außerdem haben wir Strukturen die uns helfen. Mit Michel Piccoli habe ich deutsch-französisch gedreht. Dabei kommt es immer auf den Rhythmus an. Man darf nicht ehrfürchtig eine kleine Pause machen. Es muss direkt ineinander übergehen.

Ricore: Sie fallen sich also direkt ins Wort, so wie man es sich im richtigen Leben vorstellt?

Sägebrecht: Ja, das ging sehr gut. Mit mir sowieso, da ich früher DADA-Theater gemacht habe. Es ist eine tolle Sache, wenn man DADA-Texte hat und dazu Subtexte hinzufügt. Man überträgt das im Rhythmus und hat ein ganzes Theaterstück entwickelt.
Heiko Thiele/ Ricore Text
Marianne Sägebrecht am Set von "Oma in Roma"
Ricore: Das klingt ganz einfach.

Sägebrecht: In der Tat. Aber es klappt wirklich sehr gut. Man darf nur keinen Mist machen. Es ist alles da, alle Wortstämme, die romanischen Sprachen und so weiter.

Ricore: Als "Oma in Roma" machen Sie sich eigenständig auf den Weg zum Papst. Könnten Sie sich das Pilgern auch privat vorstellen?

Sägebrecht: Ja. Ich wohne ganz nah am Jakobsweg und ich laufe wahnsinnig gerne. Pilgern finde ich sehr schön. Es ist gut zu einem bestimmten Punkt zu gehen. nachzudenken und sich auszuruhen.

Ricore: Würden Sie den Papst etwas Bestimmtes fragen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

Sägebrecht: Natürlich ist das eine Begegnung mit einem außergewöhnlichen Geist. Jeder Mensch ist in seiner Einmaligkeit etwas ganz besonderes. Von daher würde ich ihn natürlich ein paar Dinge fragen wollen. Aber der Papst hat so viele verschiedene Gedankengänge, dass die Zeit eines kurzen Gesprächs vermutlich nicht ausreichen würde. Sich damit auseinanderzusetzen, wer er ist und wie er denkt, machen wir ja die ganze Zeit.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 29. Oktober 2012
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Marianne Sägebrecht wird am 27. August 1945 in Starnberg geboren. Obwohl sie bereits zu Schulzeiten Theater spielt, ist sie erst 1979 auf der großen Theater-Bühne zu sehen. Zuvor macht sie eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin und leitet ein Kleinkunstlokal in Starnberg sowie eine Kneipe in München. Percy Adlons "Die Schaukel" hat sie 1983 ihre erste Filmrolle. Mit dessen gefeierten "Zuckerbaby" und "Out of Rosenheim" wird sie einem breiteren Publikum bekannt. Immer wieder..
OmaMamia (Kinofilm)
In "Oma in Roma" spielt Marianne Sägebrecht eine alte Dame , die nach dem Tod ihres Ehemannes von ihrer Tochter (Annette Frier) ins Altersheim abgeschoben werden soll. Viel lieber würde sie jedoch zu ihrer Enkelin (Miriam Stein) nach Italien reisen, um eine Audienz beim Papst zu erhalten. Der Film entstand unter anderem in München.
2024