Majestic Filmverleih
Annette Frier
"Komödie ist die Königsdisziplin"
Interview: Vielseitige Annette Frier
Annette Frier hat sich mit humorigen Fernsehsendungen wie "Switch", "Schillerstraße", "Die Wochenshow" sowie der Serie "Danni Lowinski" einen Namen gemacht. Als Komikerin betrachtet sich die Kölnerin deshalb noch lange nicht, verrät sie Filmreporter.de am Set ihres neuen Films "OmaMamia". Im Interview erzählt die 38-Jährige, warum die Innenräume der Münchner Residenz als Kulisse für die Komödie herhalten mussten. Außerdem berichtet sie über ihre Eindrücke von Rom und ihr Verhältnis zur Religion.
erschienen am 1. 11. 2012
Majestic
OmaMamia
Ricore: Die Dreharbeiten von "OmaMamia" fanden zum Teil in der Münchner Residenz statt. Ist es gelungen, sie in eine römische Kulisse zu verwandeln?

Annette Frier: Oh ja, toll, wie wir Rom nach München gebracht haben.Die Residenz in München sieht der Vatikanstadt sehr ähnlich. Manchmal hatten wir das Gefühl, das die Sixtinische Kapelle in der Maxvorstadt ist. Ich habe übrigens letztens einen Film gesehen, wo ich danach sagte, dass man die Studioaufnahmen richtig erkennen würde. Tatsächlich war aber alles vor Ort gedreht...

Ricore: Ihre Filmpartnerin Marianne Sägebrecht sagte, dass in der Residenz auch in Räumen gedreht wurde, die für die Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren?

Frier: Marianne als Münchnerin wird da schon genau Bescheid wissen. Insofern gehe ich davon aus, dass sie Recht hat.

Ricore: Sind Sie mal im Vatikan gewesen?

Frier: Ja.

Ricore: Können Sie nachvollziehen, dass man bei der Suche nach einer deutschen Vatikanstadt an die Münchner Residenz gedacht hat?

Frier: Ja, aber wir haben auch in Italien gedreht, z.B. wurden alle Außenaufnahmen der Vatikanstadt in Italien aufgenommen, nur die Innenaufnahmen fanden in der Residenz statt. Wenn man die Fresken im Film sieht, wird kein Mensch erkennen, dass sie in München und nicht in Italien gedreht wurden.

Ricore: Sind Sie gläubig?

Frier: Wie viele Menschen unserer Zeit habe ich ein ambivalentes Verhältnis zur Religion. Meine Mutter ist katholische Religionslehrerin. Interessanterweise war ich mit ihr und meinen Schwestern nach dem Tod meines Vaters in Rom. Diese Stadt hat etwas mit mir gemacht. Wenn man über einen bestimmten Ort spricht, ist es etwas ganz anderes, als wenn man selbst dort ist. Aber Ehrfurcht vor Orten und Städten habe ich normalerweise nicht.
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Annette Frier in "OmaMamia"
Ricore: Der Petersdom hat Sie also nicht beeindruckt?

Frier: Doch und ich hatte mich auf die Dreharbeiten dort sehr gefreut. Wir haben sogar Drehgenehmigungen für Orte bekommen, wo man sonst fast nie drehen darf. Das war schon etwas Besonderes.

Ricore: Beruflich sind Sie sehr vielseitig. Sie machen Theater, Fernsehen, Kino, Improvisation und Hörbücher. Wie lautet die passendste Berufsbezeichnung für Sie?

Frier: Schauspielerin [lacht]. Ich bin keine Komikerin oder Kabarettistin, sondern Schauspielerin, die derzeit hauptsächlich im komödiantischen Bereich beschäftigt ist.

Ricore: Wird das Komische auch in Zukunft Ihr Schwerpunkt sein?

Frier: Ich weiß es nicht. Momentan ist es einfach so. Die Komödie ist noch immer die Königsdisziplin ist, das merke ich immer wieder. Dramatische Rollen sind jedenfalls nicht schwerer, als komische. In einer Komödie hat man viel mehr Möglichkeiten, auf eine Situation zu reagieren. Das Spontane spielt eine wesentlich größere Rolle. Außerdem gibt man als Schauspieler selbst das Tempo vor. Bei einem Drama ist der Rhythmus im vornherein viel gesetzter.

Ricore: Was ist das Schwierigste beim Dreh einer Komödie?

Frier: Das Schwierigste ist ... tatsächlich das Timing. Im Schnitt kann man zwar einiges machen. Aber wenn das Tempo nicht stimmt, kann auch die beste Montage nicht viel retten.

Ricore: Gibt es für Sie einen Film, wo dieses Timing besonders gelungen ist?

Frier: Im Bereich Familienkomödie würde ich "Die Familie Stone - Verloben verboten!" nennen. Den fand ich extrem gelungen. Der hatte viele tragische Momente, war aber auch sehr lustig. Das ist eine der letzten Komödien, bei der ich hinterher dachte: "Das war Popcorn, das war richtig gut".

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 1. November 2012
Zum Thema
Annette Frier ist ein Multitalent. Sie moderiert, schauspielert, spricht Hörbücher und ist seit 2008 auch als Regisseurin tätig. Meist agiert sie in komödiantischen Formaten wie "Switch", "Die Wochenshow" und "Danni Lowinski". Für ihre Rolle als titelgebende Rechtsanwältin in letzterer Serie wird sie 2010 mehrfach ausgezeichnet. Auch privat schaut sich Frier gerne humoristische Werke an. Zu ihren Lieblingskomödien gehört "Die Familie Stone - Verloben verboten!" mit Sarah Jessica Parker...
OmaMamia (Kinofilm)
In "Oma in Roma" spielt Marianne Sägebrecht eine alte Dame , die nach dem Tod ihres Ehemannes von ihrer Tochter (Annette Frier) ins Altersheim abgeschoben werden soll. Viel lieber würde sie jedoch zu ihrer Enkelin (Miriam Stein) nach Italien reisen, um eine Audienz beim Papst zu erhalten. Der Film entstand unter anderem in München.
2024