Danjaq, LLC, United Artists Corporation and Columbia Pictures Industries
Daniel Craig
Raue Schale, weicher Kern
Interview: Daniel Craigs Facetten
Daniel Craig ist seit 2006 im Hauptberuf James Bond. Für einen Schauspieler ist das Segen und auch ein bisschen Fluch. Dass sich Craig von der ikonischen Rolle nicht vereinnahmen lässt, beweist er nicht nur durch Charakterrollen wie in "Enduring Love", auch sein voller Terminkalender zeigt dies. So steht Craig derzeit nicht nur als wortkarger Revolverheld im Science-Fiction-Western "Cowboys & Aliens" vor der Kamera. Auch Steven Spielberg und David Fincher sind auf das facettenreiche Spiel des Engländers aufmerksam geworden und besetzen ihn für ihre Filmprojekte. Im Gespräch mit Filmreporter.de in Berlin verrät Craig unter anderem, wie er den Stress der Arbeit und das Bedürfnis nach Ruhe unter einen Hut bringt.
erschienen am 24. 08. 2011
Paramount Pictures
Wortkarger Held Daniel Craig in "Cowboys & Aliens"
Ricore: Harrison Ford ist ein leidenschaftlicher Flieger. Hätten Sie nicht Lust, das zu lernen?

Daniel Craig: Ja, Harrison ist ein großartiger Pilot. Ich bin einige Male mit ihm geflogen. Es wäre toll, wenn ich das auch lernen könnte.

Ricore: Waren Sie nicht ein wenig eingeschüchtert, bevor Sie ihm zum ersten Mal begegnet sind.

Craig: Ja natürlich, es ist Harrison Ford. Er war Han Solo und hat viele andere großartige Sachen gedreht. "Der Blade Runner" ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Außerdem hat er mit den größten Regisseuren zusammengearbeitet, mit Roman Polanski, Mike Nichols usw. Er ist ein Schauspieler, der mit einem Fuß im alten Hollywood steckt, ein im positiven Sinne altmodischer Hollywoodstar.

Ricore: Mussten Sie sich verstellen, um nicht zu sehr als Fan zu erscheinen?

Craig: Nein, ich habe keine Probleme damit, Menschen in die Augen zu schauen. Wir saßen zusammen und haben uns über das Drehbuch unterhalten. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass er ein sehr lustiger Mensch ist. Zugleich ist er jemand, der die Arbeit ernst nimmt.

Ricore: Stimmt es, dass Sie schon als Kind Cowboy sein wollten?

Craig: Ja, als Kind hatte ich eine Spielzeug-Flinte, die ich allerdings irgendwann kaputt gemacht habe (lacht).
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Revolverheld Daniel Craig
Ricore: Seit wann sind Sie in der bequemen Lage, Ihre Rollen auszuwählen?

Craig: Ich bin mir nicht sicher, ob man als Schauspieler jemals in dieser Lage ist. Auch wenn man die Möglichkeit hat, sich die Rollen auszusuchen, wird es immer schwieriger, wirklich gute Rollen zu finden. Oft sind die Drehbücher nicht besonders gut, sodass man sich wirklich anstrengen muss, um etwas Gutes zu finden. Ich bin sehr glücklich über den Verlauf meiner Karriere und natürlich hat mir die Rolle James Bonds viele Türen geöffnet. Dennoch ist meine Freiheit in der Rollenauswahl nicht uneingeschränkt. Sie ist stark von der Qualität der Drehbücher abhängig. Wenn ein Buch mein Interesse weckt, dann greife ich zu. Außerdem gibt es einen starken Wettbewerb um die tollen Drehbücher. Ich selber habe schon vor langer Zeit aufgehört, wetteifernd zu sein. Als Schauspieler muss man immer auch etwas aufgeben können. Zu bestimmten Angeboten muss man auch Nein sagen können und einen eigenen Weg gehen.

Ricore: Werden Sie manchmal auf die Rollenangebote anderer Schauspieler neidisch?

Craig: Nein, ich mache mir keine Gedanken über die Rollen, die meine Kollegen bekommen. Neid macht einen Menschen nur verbittert. Das gilt für alle Berufe, aber vor allem gilt das für die Schauspielerei, weil hier alles unter den Augen der Öffentlichkeit geschieht. Neid ist eine ungesunde Sache. Man sollte sich nicht um das Leben und die Arbeit anderer Menschen kümmern, sondern sich auf sich selbst besinnen.

Ricore: Legten Sie schon immer Wert auf einen durchtrainierten Körper oder ist es erst seit "James Bond 007: Casino Royale" der Fall?

Craig: Ich habe immer versucht, in guter Form zu sein. Aber im Grunde ist das ein Thema, über das ich mir nicht viele Gedanken mache. Ich betrachte es als Teil meines Jobs, mehr nicht. Gerade habe ich "Verblendung" abgedreht, in dem ich einen nicht gerade durchtrainierten Journalisten verkörpere. Ich musste mich erst in diese Figur hinein essen und so gab es während dieser Zeit als Vorbereitung besonders viel Rotwein und Pasta (lacht).
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Mission Autogrammschreiben: Daniel Craig in Berlin
Ricore: In "Cowboys & Aliens" mussten Sie dann aber doch wieder ihr Hemd ausziehen.

Craig: Ja, das musste sein. Ich wollte den Charakter schlank haben. Die Cowboys im 19. Jahrhundert waren hart arbeitende Menschen. Sie ritten viel, tranken Bier, kauten Tabak und haben nicht viel gegessen. Es waren robuste Männer.

Ricore: Man sieht Sie öfters in Berlin und man hat den Eindruck, dass Sie sich hier wohl fühlen.

Craig: Ich liebe Berlin und es ist immer schön, hierher zu kommen. Es ist eine Stadt, die ständig im Wandel ist. Das erste Mal war ich 1995 in Berlin, wenige Jahre nach dem Mauerfall. Seit der Zeit hat sich hier einiges entwickelt.

Ricore: In einem Interview sagten Sie, dass Sie Sean Connery und Pierce Brosnan als James Bond überhaupt nicht mochten. Ist das wahr?

Craig: Offenbar kam die Ironie meiner Aussage in diesem Gespräch nicht ganz durch (lacht). Ich kann mich an das Interview erinnern. Ich führte es gemeinsam mit Harrison Ford und wir haben alle Spaß gemacht. Es wurden Namen genannt und dabei habe ich auch das eine oder andere ironisch gesagt.

Ricore: Wie war es, in "Cowboys & Aliens" einen guten Charakter in einer rauen Schale zu spielen.

Craig: Das ist im Western-Genre nichts Besonderes. Die Trennlinie zwischen Gut und Böse ist hier schon immer sehr dünn gewesen. Um zu überleben, verhalten sich Menschen in Westernfilmen oft moralisch fragwürdig. Abgesehen davon habe ich das umgesetzt, was im Drehbuch angelegt war.
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Daniel Craig in Berlin
Ricore: Die Jahre 2010/11 scheinen für Sie besonders erfolgreich gewesen zu sein. Es läuft gut für Sie, oder?

Craig: Ja, ich war eine Zeitlang ziemlich beschäftigt. Im November beginnen die Dreharbeiten zum nächsten James-Bond-Film. Bis dahin nehme ich mir eine Auszeit.

Ricore: Was machen Sie, um zwischen den Filmprojekten zu entspannen?

Craig: Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, treffe mich mit meinen Freunden. Außerdem verbringe ich viel Zeit auf dem Land und reite.

Ricore: Sind sie musikalisch? Können Sie ein Musikinstrument spielen?

Craig: Als Kind habe ich mal kurz Geige gespielt. Aber das war furchtbar, vor allem für meine Familie (lacht)

Ricore: Stimmt es, dass Sie mal in einer Band gesungen haben?

Craig: Ich habe einmal in einer Band gesungen. Das war während einer Schulveranstaltung. Ich war kein John Lennon, das schwöre ich (lacht)
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Daniel Craig
Ricore: Was für eine Musikrichtung haben Sie damals gespielt?

Craig: Da war vieles dabei. Wir spielten etwas von den Clash. Auch die Beatles waren dabei, nur ihre Akkorde waren etwas kompliziert (lacht).

Ricore: Macht Ihnen Ihre Arbeit mit den Jahren mehr Spaß oder haben Sie vor jedem Film mit Ängsten und Unsicherheiten zu kämpfen?

Craig: Das hängt von der jeweiligen Arbeit ab. Aber ich finde, solange mein Job noch die eine oder andere Überraschung bietet, macht er mir Spaß.

Ricore: Mit der James-Bond-Rolle haben Sie den großen Rummel um Ihre Person überstanden. Sie müssen ein großes Ego haben.

Craig: Das Einzige, das ich damals tun konnte, war zu kämpfen. Das habe ich getan. Ich hatte mich damals dafür entschieden, die Rolle anzunehmen und wir wollten alle einen möglichst guten Film machen. Wenn die Leute das Ergebnis mögen, dann ist das schön, wenn nicht, dann sollen sie sich verpissen. So einfach ist das. Ich wusste damals, dass wir einen guten Film zustande bringen werden. Es stand ein Riesenteam hinter dem Film und alle gaben ihr Bestes. Ich war Teil dieses Prozesses und war sehr zuversichtlich, was das Ergebnis angeht. Das Gleicht fühle ich hinsichtlich des folgenden James-Bond-Films. Ich freue mich sehr auf die Arbeit.

Ricore: Sam Mendes wird beim nächsten James-Bond-Film Regie führen. Wird er etwas Neues zum Konzept beitragen?

Craig: Ich kenne Sam schon sehr lange. Er ist klug, ein großartiger Regisseur und außerdem ein leidenschaftlicher James-Bond-Fan. Wie ich ist auch er mit den Bond-Filmen aufgewachsen. Wir werden unser Bestes geben. Es wird auf jeden Fall ein James-Bond-Film werden, das ist schon mal klar.
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Der Held und die Frauen: Daniel Craig und Eva Green in "James Bond - Casino Royale"
Ricore: Was war das Mutigste, das Sie in Ihrem Leben getan haben?

Craig: Ich weiß es nicht. Ich selbst betrachte mich nicht als besonders mutig. Ich lebe mein Leben und versuche immer, das Richtige zu tun. Mein Beruf ist aufregend genug. Hier gibt es genug Action, die brauche ich nicht auch noch im Privatleben.

Ricore: Sehen Sie sich selbst als Frauenheld?

Craig: Nein, ich denke niemals daran.

Ricore: Ihre blauen Augen erschienen in "Cowboys & Aliens" besonders betont. War das Absicht?

Craig: Wir hatten bei der Vorbereitung des Films vor allem die Filme von Sergio Leone vor Augen. Leone nahm das uramerikanische Western-Genre und schuf etwas völlig Neues. Wie seine Filme wurde auch "Cowboys & Aliens" im Breitwandverfahren aufgenommen und auch die Augen der Darsteller wurden bewusst in Szene gesetzt. Bestimmte Elemente sind in einem Western-Film einfach unverzichtbar. Das gilt auch für die beeindruckende Landschaft, was ebenso ein typisches Western-Motiv ist.

Ricore: Gibt es einen Ort auf der Welt, wo Sie sich besonders wohl fühlen?

Craig: Im Bett (lacht). Dabei muss der Fernseher laufen. Nein, ernsthaft, mein Leben kann wegen meines Berufs sehr stressig sein. Ich bin ständig unterwegs und es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht telefonieren muss. Da ist es schön, wenn ich mal abschalten, die Tür hinter mir schließen, das Handy und den Computer abschalten und mich einfach von den Pflichten loslösen kann.
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Daniel Craig in Berlin
Ricore: Man hat den Eindruck, dass sie trotz des Rummels um Ihre Person ein normales Leben führen.

Craig: Ja, das ist mir sehr wichtig. Ich habe tolle Freunde, die mir einen Platz im Leben geben. Das Gleiche gilt für meine Familie. Das möchte ich unter keinen Umständen aufgeben.

Ricore: In Zukunft scheinen Sie ziemlich beschäftigt zu sein. Neben den James-Bond-Sequels könnten demnächst noch weitere Fortsetzungen anstehen, zum Beispiel die nächsten Teile der Stieg Larsson-Trilogie.

Craig: Ja, wenn alles gut läuft, dann werde ich eine Weile beschäftigt sein. Wenn die Filme nicht erfolgreich sein werden, dann nehme ich das nächste Projekt in Angriff. So einfach ist das. Wenn "Verblendung" gut anläuft, werde ich glücklich sein. Es sind großartige Buchvorlagen.

Ricore: Hat Ihre Schulter-Verletzung Sie in Ihrer Rollenauswahl und darin, wie Sie an die Rollen herangehen, vorsichtiger werden lassen?

Craig: Zum Glück hatte ich einen der besten Chirurgen der Welt. Er hat mich wieder komplett hergestellt. Heute funktioniert die Schulter besser als vorher und ich kann mich wieder so blöd wie vorher verhalten (lacht).

Ricore: Vielen Danke für das Gespräch.
erschienen am 24. August 2011
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Der blonde Brite absolvierte seine Ausbildung wie die Kollegen Ewan McGregor und Joseph Fiennes an der Londoner Kunsthochschule Lara Croft: Tomb Raider" oder "Road to Perdition". Außerdem übernahm Daniel Craig eine Hauptrolle in Steven Spielbergs "München". Heike Makatsch liiert. Seit 2011 ist er mir Rachel Weisz verheiratet
Nach der Graphic Novel von Scott Mitchell Rosenberg erzählt Regisseur Jon Favreau die Geschichte eines namenlosen Cowboys, der in einem kleinen Wüstennest strandet. Das wird von Aliens angegriffen. Colonel Dolarhyde (Harrison Ford) ist bei der Verteidigung jedoch keine große Hilfe. Er sieht seine Machtstellung innerhalb des Ortes durch den Cowboy (Daniel Craig) gefährdet. Doch dieser ist offensichtlich die einzig wirksame Waffe im Kampf gegen die Aliens.
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