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Jessica Schwarz (Berlinale 2010)
Neue Nikita?
Interview: Auftragskillerin Jessica Schwarz
Seit ihrer Rolle in "Nichts bereuen" gehört Jessica Schwarz zu den Lieblingen des deutschen Films. Sie hat Tony Buddenbrook und Romy Schneider gespielt. Was sie noch reizen würde, wäre eine knallharte Actionrolle. Vielleicht sogar als Auftragskillerin, wie sie im Interview mit Filmreporter.de verrät. Aber dann offenbart sie im Gespräch zu "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel" auch ihren weichen Kern und berichtet von Weihnachtserinnerungen ihrer Kindheit. Wenn das Glöckchen läutete wusste sie, Weihnachten geht los.
erschienen am 24. 11. 2011
Constantin Film
Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Ricore: Wie kam es zu der Rolle in "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel" und was hat Sie daran gereizt?

Jessica Schwarz: Ich hatte mit Uschi Reich, der Produzentin von "Als der Weinhachtsmann vom Himmel fiel" bereits "Die wilden Hühner" gemacht. Auch das war ja eine Cornelia Funke-Verfilmung. Letztes Jahr war ein schwieriges Jahr, viele Sachen wurden verschoben. Und dann kam Uschi auf mich zu und sagte, sie hätte noch eine Rolle in einem Kinderfilm für mich. Sie gab mir das Drehbuch und ich habe sofort zugesagt.

Ricore: Warum?

Schwarz: Ich liebe das Lesen über alles, schon als Kind. Und ich finde es unglaublich wichtig, Kindern Bücher näher zu bringen. Gerade die Bücher von Cornelia Funke sind toll, weil sie immer sehr authentisch sind. Ihre Bücher sind immer sehr nah dran an den Kindern. Aber dabei haben sie eine gute Portion Realismus und eine Moral, die nicht mit dem Zeigefinger daher kommt. Dazu kommt ihre Fantasie. Ich hoffe immer, dass Kinder, die sich den Film anschauen, danach auch das Buch lesen wollen - und umgekehrt. Jedenfalls wollte ich als Cornelia-Funke-Fan mit dabei sein.

Ricore: Und das Weihnachtsthema?

Schwarz: Da teile ich die Aussage des Films, dass Weihnachten viel mehr ist, als dieser Kommerz, zu dem es mittlerweile geworden ist. Wie sieht der Weihnachtsbaum aus? Ich liebe die Weihnachtsstimmung bei uns zu Hause, wenn das Glockenläuten losgeht, man ins Zimmer kommt und die Lichter brennen und gesungen wird. Als Kind war das für mich das Größte. Ich kam ins Zimmer und das Fenster war noch auf und dann hieß es, du hast gerade das Christkind verpasst.
Senator Film Verleih
Jessica Schwarz
Ricore: Welche Bücher haben sie als Kind gerne gelesen?

Schwarz: Bukowski [lacht]. Ich mochte die Bücher von Astrid Lindgren: "Pippi Langstrumpf" und "Ronja Räubertochter". Auch "Der Trotzkopf", "Die unendliche Geschichte" oder "Momo" habe ich gerne gelesen. Ich liebe dicke Bücher. Lesen war schon immer mein großes Hobby.

Ricore: Sehen Sie diesen Film nur als Kinderfilm, oder kann man ihn auch Erwachsenen empfehlen?

Schwarz: Ich finde ihn sehr gut gemacht und teilweise auch recht spannend. Ich wusste gar nicht, dass da so viel Action drin vorkommt. Es gibt ohnehin wenig deutsche Weihnachtsfilme. In Amerika ist das ja Gang und Gäbe. Ich finde das toll, dass unsere Industrie jetzt mal sagt, auch wir haben schöne Weihnachtsgeschichten zu erzählen. Das ist Familienunterhaltung. Gestern sah ich den Film mit einer erwachsenen Person ohne kindlichen Bezug und der hat der Film auch gefallen.

Ricore: Wie waren denn die Dreharbeiten? Der Film hat mit Kindern, Tieren und CGI-Effekten ja gleich drei unberechenbare Elemente.

Schwarz: Apropos unberechenbar, das wichtigste war der Schnee. Der Film spielt ja an Weihnachten. Aber da hatten wir solches Glück. Zu Beginn der Dreharbeiten hatten wir wahnsinnig viel Schnee, genau als wir es brauchten. Bei solchen Umständen, Kinder, Tiere und Wetter, muss man Zeit und Geduld mitbringen, spontan sein und improvisieren können und wollen. Aber das ist eigentlich immer so.

Ricore: Herr Scheer erzählte uns, dass er aufgrund der CGI-Effekte viel Zeit allein im Studio verbracht hat. War das bei Ihnen auch so?

Schwarz: Ich hatte nur eine Szene, wo ich beim Weihnachtsfest die Engel und Trolle sehe. Anfangs ist es ungewohnt, aber wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, geht es. Ich stelle es mir schwieriger vor, wenn man alleine ist. Bei mir waren ja noch Fritz Karl und die Kinder dabei. Green-Screen-Erfahrung habe ich wenig. Ich bin jemand, der lieber mit den Menschen spielt als mit Marken.
Constantin Film
Jessica Schwarz in "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel"
Ricore: Wann haben sie den Glauben an den Weihnachtsmann verloren?

Schwarz: Das weiß ich nicht mehr. Aber ich nehme schwer an, dass meine Schwester mir das irgendwann gesteckt hat. Die ist zweieinhalb Jahre älter. Die hat bestimmt irgendwann gesagt: "Manno, das gibt's doch gar nicht, das Christkind!"

Ricore: Was ist ihre liebste Weihnachtserinnerung?

Schwarz: Eigentlich das Gesamtpaket. Besonders schön war immer dieses Glöckchen, dass da klingelt. Damit beginnt Weihnachten.

Ricore: Was sind ihre nächsten Projekte? Film, Fernsehen oder auch mal Theater?

Schwarz: Ich arbeite hauptsächlich für Kino und Fernsehen. Dieses Jahr habe ich drei Filme gedreht. Ab Januar drehe ich einen Dreiteiler fürs Fernsehen über den Baron Münchhausen, der für die Weihnachtszeit des kommenden Jahres geplant ist. Darauf freue ich mich schon, denn da darf ich reiten und schießen. Danach will ich erst mal eine Pause machen.

Ricore: Wann finden Sie Zeit für Ihre Familie, wenn Sie einen so vollen Drehplan haben?

Schwarz: Man muss sehr gut organisiert und strukturiert sein. Das Gute ist, dass meine Familie selbst unheimliche Globetrotter sind. Meist begegnen wir uns irgendwo. Wenn ich eine Reise vorhabe, dann schaue ich, dass immer jemand mit auf Reise ist. Damit man diese Zeit nutzt, um sich familiär zu treffen. Wir haben dieses Jahr zwei Familienurlaube gemacht. Da bin ich auch schnell, dass ich sage, kommt wir machen Skiurlaub zusammen. Oder wir fahren eine Woche nach Malle. Also das ist echt eine Organisationsfrage. Dieses Jahr habe ich meinen Mitmenschen viel zugemutet. Aber die halten alle noch durch und darüber bin ich echt froh. Wenn ich etwa demnächst in Berlin bin, knappse ich zwei Tage ab, um meine Freunde zu sehen. Und wenn der Dreh am 8. Dezember vorbei ist, gehe ich Skifahren, um mich mal auszupowern. Danach ist schon Weihnachten und dann kann es eigentlich auch schon wieder weiter gehen.
SWR/Phoenix/Joachim Gern
Jessica Schwarz als Romy Schneider
Ricore: Empfinden Sie das Schauspielerleben an sich als stressig?

Schwarz: Das Problem ist, dass die Konstante fehlt. Ich habe vor kurzem zehn Tage in Paris gedreht und das war glaube ich das erste Mal seit einem halben Jahr, dass ich zehn Tage lang am Stück nicht meinen Koffer packen musste. Das viele Fliegen und Kofferpacken reicht mir jetzt. Aber wenn ich nicht Schauspielerin wäre, hätte ich wahrscheinlich einen Beruf, der Montagmorgen um acht Uhr losginge und um zehn Uhr würde ich nach Hause kommen. Und das die ganze Woche. Zeit ist einfach der größte Luxus. Das Tolle an meinem Beruf ist, dass man auch zwischendurch mal vier Tage frei hat. Und wenn man einen Partner hat, der in der gleichen Branche arbeitet, kann es auch sein, dass man gleichzeitig frei hat. Das ist ein Luxus, den andere Paare nicht haben.

Ricore: Sie haben bereits in der Buddenbrooks-Verfilmung mitgespielt und waren Romy Schneider. Gibt es andere Rollen, von denen Sie träumen?

Schwarz: Ehrlich gesagt, würde ich wahnsinnig gerne mal eine richtige Actionrolle spielen. Das Genre fehlt mir in Deutschland. Hier fehlen generell Genrefilme. Es gibt zu wenig Action, Psycho und Horror. Deswegen war ich so begeistert, als ich "Die Tür" gedreht habe, denn das geht in diese Richtung. Aber dann sieht man, dass das deutsche Publikum doch noch Schwierigkeiten mit Genreprojekten aus Deutschland hat. Aber es kommen ja Sachen wie "Hell". So etwas würde ich gerne mal machen, mit Waffen rumballern oder so. Einer meiner Lieblingsfilme ist "Nikita", so etwas würde ich gerne spielen, denn Auftragskillerin wollte ich im wahren Leben natürlich nicht werden.

Ricore: Gab es einen speziellen Moment wo Sie gedacht haben, ich will Schauspielerin werden?

Schwarz: Eigentlich kam das einfach so. Es stand immer im Raum, dass ich das Interesse habe, etwas zu tun, das vor der Kamera oder dem Mikro stattfindet. Mit der Moderation ging das schon in die Richtung. Nachdem ich den ersten Film gedreht hatte, gab es noch die Überlegung Musik oder Schauspielerei. Ich hatte für Viva gesungen, worauf sich unheimlich viele Produzenten meldeten, die eine Platte aufnehmen wollten. Aber ich habe dann gemerkt, dass Film das ist, was ich machen möchte. Ich mag es, Biografien für Personen zu finden und die am Set zu erarbeiten. Ich hatte schon immer die Idee, dass es was sein muss, dass dazu führt, dass ich auf oder in einer Zeitung sein kann.

Ricore: War es letztlich Zufall, dass sie für den Film entdeckt wurden?

Schwarz: Ja. Ich hatte zwar schon während Viva Werbespots gedreht und eine kleine Rolle in Dominik Grafs "München - Geheimnisse einer Stadt" gespielt. Aber da wusste ich noch nicht, wer das ist. Ich kam aus einer Modellwelt. Ich hatte zwar meine Bücher, aber für Film hab ich mich noch nicht wirklich interessiert. Dieses Interesse fing erst nach "Nichts bereuen" an.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 24. November 2011
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2024