TOBIS Film
Will sich den Herausforderungen stellen
Verletzte Seelen
Interview: Costner wieder obenauf
Die glorreichen Kapitel von Kevin Costners Karriere begannen nach einer Reihe von Misserfolgen mit Lawrence Kasdans Western "Silverado". Bei "Der mit dem Wolf tanzt" führte er 1990 erstmalig Regie und wurde mit sieben Oscars geehrt. Siege und Niederlagen hielten sich in seinem Werdegang stets die Waage, so floppte die 200 Millionen teure Produktion "Waterworld" sowohl an den Kassen als auch bei den Kritikern. In der charmanten Romanze "An deiner Schulter" zeigt Costner mal wieder seine feinfühlige Ader, überhaupt ist der Kalifornier in seiner Rollenauswahl variabel.
erschienen am 5. 07. 2005
Ricore: Zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch. Sie haben sich noch einmal verheiratet. Wie fühlt man sich als relativ frisch vermählter Ehemann?

Kevin Costner: Hervorragend. Ich bin sehr glücklich, einfach nur zufrieden. Ich fühle mich so, als sei ich endlich da angekommen, wo ich immer hin wollte.

Ricore: Sind Sie ein Romantiker?

Costner: Ich glaube schon. Ich bin jemand, der Frauen respektieren möchte. Das fällt mir vielleicht ein bisschen einfacher, weil ich von so vielen Frauen in meinem Leben umgeben bin.

Ricore: Was hat Sie denn an dieser Rolle gereizt?

Costner: Mir hat es gefallen, dass Frauen endlich auch einmal von einer anderen Seite gezeigt werden. Es ging nicht nur um äußere Schönheit, sondern es war okay, dass man Frauen auch dann lieben kann, wenn sie eine gewisse innere Zerbrochenheit zeigen. Endlich einmal eine Rolle, in der der Mann zeigen darf, dass er die Wut einer enttäuschten Frau verstehen kann.

Ricore: Wie schätzt einer wie Kevin Costner das weibliche Geschlecht ganz generell ein?

Costner: Frauen sind stark und schlau. Sie können viel mehr aushalten als wir Männer.
Ricore: Im Film geht es um viele rohe Emotionen. Wie gehen Sie eigentlich damit um, wenn Sie mal nicht so gut drauf sind und trotzdem zur Arbeit müssen?

Costner: Regel Nummer eins: Du musst zum Job gehen. Das ist meine Einstellung. Nur so kannst du Dein Leben meistern. Du kannst Dich nicht verstecken. Du musst Dich den Aufgaben im Leben, den Herausforderungen stellen.

Ricore: In Hollywood gelten Sie so ein bisschen als Macho. Sind Sie eigentlich ein strenger Vater?

Costner: Ich bin schon streng, aber ich bin auch jemand, der seinen Kindern immer wieder positiv zuredet. Ich bin keiner, der sich über die Schwächen anderer lustig macht. Das ist nicht meine Philosophie.

Ricore: Ihre letzten beiden Filme kamen bei den Kritikern sehr gut an. Was sagen Sie den Leuten, die Sie schon abgeschrieben hatten?

Costner: Es ist wichtig zu verstehen, wie das Business funktioniert. Als Schauspieler lese ich das Skript. Dann drehen wir den Film. Was das Studio und der Regisseur hinterher raus schneiden, wie sie den Streifen vom Original-Skript verändern, liegt nicht in meiner Kontrolle.

Ricore: Sie geben also ihren Arbeitgebern, die Schuld am kommerziellen Misserfolg vieler Kevin Costner-Filme?

Costner: Es wundert mich nicht, dass Leute auf meinem Level heute nur noch mit erstklassigen Regisseuren zusammenarbeiten wollen. Sie wollen kein Risiko eingehen. Ich hingegen bin immer noch bereit, ein Risiko einzugehen. Und manchmal geht das eben schief.
Ricore: Stehen Sie deshalb auch immer häufiger als Regisseur hinter der Kamera?

Costner: Die Kontrolle hilft tatsächlich. Ich kann mir und meinen Ideen treu bleiben. Ich kann das Projekt so zu Ende bringen, wie ich es auch angefangen habe. Das ist die Motivation für mich als Filmemacher.

Ricore: Wie wichtig ist es Ihnen, einen kommerziell erfolgreichen Film zu machen?

Costner: Natürlich will ich einen Film machen, der auch kommerziell gut läuft. Meine wichtigere Aufgabe ist es allerdings, mich nicht selbst bei diesem Prozess zu verlieren. Ich lehne es ab, einen Film zu produzieren, mit dem ich mich hinterher nicht mehr identifizieren kann.

Ricore: Was machen Sie, wenn negative Kritik auf Sie nieder hagelt?

Costner: Ich versuche positiv zu bleiben. So bin ich einfach. So ist mein Wesen. Ich bin bereit, den Kampf aufzunehmen. Ich kämpfe um meine Filme. Natürlich verärgere ich dabei oft Leute, aber das nehme ich in Kauf.

Ricore: Sind Sie ein Mensch, der konservative Werte wie Ehre und Anstand schätzt. Warum ist das so?

Costner: Ehre und Anstand sind vergessene Werte in unserer Gesellschaft. Ich habe das Glück, sie durch Filme wie "Open Range - Weites Land" kurzzeitig wieder aufleben lassen zu können. Auch privat glaube ich von mir sagen zu können, dass ich für Ehre und Anstand stehe.
Ricore: Was würden Sie selbst tun, um Ihre Freiheit zu verteidigen?

Costner: Ich würde das ultimative Opfer bringen. Für die Freiheit meiner Familie würde ich auch sterben.

Ricore: Sie sind jetzt 50 Jahre alt. Wie gehen Sie mit dieser Zahl um?

Costner: Es ist eine echte Zahl (lacht). Eine, die man ernst nehmen muss. Du merkst auch langsam, dass Du nur eine bestimmte Anzahl von Jahren auf diesem Planeten hast.

Ricore: Wie soll man sich an Kevin Costner einmal erinnern?

Costner: Ich möchte, dass meine Kinder sagen, dass ich ein guter Vater war. Jemand, der es verstanden hat, sich einzubringen und für sie da zu sein. Das wäre schon ein schöner Erfolg.

Ricore: Was macht Sie wütend?

Costner: Wenn mich jemand nicht ernst nimmt, Dann kann ich auch schon mal schnell laut werden. Ich wünschte, ich könnte das ein bisschen besser kontrollieren. Aber ich lerne durch meine Frau jeden Tag mehr Geduld (lacht).
erschienen am 5. Juli 2005
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Kevin Costners Karriere entwickelt sich nach einer Reihe von Misserfolgen und vielen Hindernissen mit Lawrence Kasdans Western "Silverado". Weitere Kassenhits, insbesondere Brian Brian De Palmas Gangster-Drama "Die Unbestechlichen" im Jahr 1987 führen ihn in Hollywoods erste Schauspielergarde. Superstar-Status erreicht er spätestens mit der Romanze "Bodyguard" und dem Abenteuer-Spektakel "Robin Hood - König der Diebe". Bei dem Western-Epos "Der mit dem Wolf tanzt" führt er 1990 erstmals Regie...
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