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Barbara Schöneberger
Waldorfschule oder Elite-Universität?
Interview: Barbara Schöneberger im Internat
Barbara Schöneberger ist wahrlich nicht auf den Mund gefallen. Egal ob als Moderatorin der NDR-Talk Show oder als Kandidatin bei der Prominenten-Variante von "Wer wird Millionär?" - stets hat sie einen lockeren Spruch parat. So auch im Interview mit Filmreporter.de, das wir anlässlich ihrer Rolle in "Hanni & Nanni 2" führen. In unserem Gespräch erinnert sich Schöneberger an ihre Schulzeit und ihre erste große Liebe. Wir erfahren zudem, womit Männer bei der Entertainerin punkten können und was einen gelungenen Abend ausmacht.
erschienen am 16. 05. 2012
Stefan Huhn/Ricore Text
Barbara Schöneberger auf der Premiere von "Hanni & Nanni 2" in München
Ricore Text: Seit wann kennen Sie "Hanni & Nanni"?

Barbara Schöneberger: Ich habe als Kind alle Bände geerbt. Ich weiß auch noch genau, wie die Mädchen in den Büchern ausgesehen haben. Es waren tolle Mädchen mit langen Beinen, 7/8 Hosen und Pferdeschwänzen. Das war wahnsinnig süß. Ich habe mir nicht nur Geschwister gewünscht, sondern fand auch das Internatsleben total interessant. Im Alter von Hanni und Nanni geht es ja auch Zuhause los, dass es mit den Eltern stressig wird. Da wäre ein Internat schon eine gute Sache, auch wenn es nach drei Tagen vermutlich schon wieder schrecklich wäre.

Ricore: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit?

Schöneberger: Ich glaube seit ich in der Schule war, hat sich dort fundamental viel geändert. Ich weiß, dass man früher noch in die Schule ging, die ums Eck war. Da ist man dann auch zu Fuß hingegangen. Da waren Lehrer, die mal nett und mal weniger nett waren. Man hat schlechte oder gute Noten bekommen. So war es halt. Man musste sich anstrengen und am Ende hat man es irgendwie geschafft. Heute hingegen geht man in die Schule, die am weitesten von einem entfernt ist, weil die irgendein spezielles Sportprogramm anbietet und irgendeine Sprache, die man unbedingt können muss. Zudem sind da ausschließlich schlechte Lehrer, wie fast alle Eltern glauben. Und wenn ein Kind eine schlechte Note schreibt, geht die Mutter zum Direktor und sagt, dass sich das eigene Kind nicht wohl fühle und am Nachmittag zu viele Kekse esse, weil es zu schlecht in Latein ist. Ich glaube einfach, dass heute zu viel Input von außen kommt. Heute ist es definitiv schwieriger, als früher. Ich fand Schule hingegen immer super, weil ich das als Social Event immer sehr geschätzt habe. Mir gefiel, dass jeden Tag etwas passiert ist. Für mich war immer in der Pause Showtime. Man konnte dann alles erledigen, was man so erledigen musste. Den Unterricht hat man irgendwie mitgenommen.

Ricore: Welche Kleidung haben Sie damals getragen?

Schöneberger: Ganz normale. Mindgrün, Rosa, Hellblau und Orange waren die Farben der 1980er Jahre. Diese haben sich auch in meiner Kleidung wiedergefunden. Damals gab es noch nicht so coole Sachen wie heute, wo man zu Zara oder H&M geht und sofort chic eingekleidet ist. Bei uns gab es entweder ganz chic, das konnten wir uns aber nicht leisten, oder eben C&A. Ich fand das nicht so toll, aber meine Mutter meinte immer: "Das wird schon alles!"

Ricore: Hat sich das System Schule positiv oder negativ entwickelt?

Schöneberger: Das kann ich nicht so gut beurteilen, weil ich ja nicht mehr zur Schule gehe. Aber ich höre immer nur von schrecklichem Druck. Das war früher aber auch schon so. Latein gab es schon damals und war bereits früher so schwer. Damals wie heute bleibt derjenige sitzen, der es nicht schafft sich 20 Vokabeln zu merken. Das ist natürlich hart, aber so ist das Leben. Wenn ich partout etwas gegen Latein habe, muss ich halt mein Kind auf eine Schule schicken, wo diese Sprache nicht unterrichtet wird.
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Hanni & Nanni 2
Ricore: Was halten Sie von Schuluniformen?

Schöneberger: Ich kann mir schon vorstellen, dass eine Schuluniform wegen dem sozialen Druck auf dem Pausenhof gut wäre, auch wenn ich das damals selbst blöd fand. Allerdings denke ich auch immer wieder, dass man seinem Kind möglichst so viel Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben sollte, dass es in der Schule mit seiner Kleidung bestehen kann.

Ricore: Wie würden Sie ihren Erziehungsstil charakterisieren?

Schöneberger: Eine Waldorfschule wäre schon mal nichts für mich. Fußball ohne Tore funktioniert auf Dauer nicht. Immer nur zu sagen: "Macht doch was ihr wollt! Bloß kein Druck" halte ich nicht für richtig. Ich finde schon, dass man einem Kind bei einer eins sagen kann, dass es gut gelernt hat und bei einer sechs, dass es schlecht gelernt hat. Bei uns Zuhause gab es früher klare Regelungen. Wenn ich mal eine vier oder fünf nach Hause gebracht habe, meinte meine Mutter nur: "Mach ruhig weiter so, dann musst du später beim Discounter die Regale einräumen, um dein Geld zu verdienen." Diese Aussicht fand ich damals gar nicht so schlimm [lacht]. Rückblickend bin ich schon froh, dass etwas anderes aus mir geworden ist und mein Leben eine gute Wendung erhalten hat. Die Hauptsache ist erst mal, dass man seine Schule fertig macht. Alles andere muss sich entwickeln.

Ricore: Welche Leistungskurse hatten Sie in der Schule?

Schöneberger: Englisch und Geschichte. Ich habe alles so gelegt, dass ich Mathe ablegen konnte. Heute würde ich das Abitur nicht mehr schaffen. Ich habe beispielsweise bis zur elften Klasse gebraucht, um festzustellen, dass drei Drittel ein Ganzes sind. Meine Freundin hat mir das damals in der S-Bahn erzählt. Das hat mich echt den letzten Nerv gekostet!

Ricore: Letzten Samstag war das Finale des DFB-Pokals. Am 19. Mai 2012 ist das Finale der Champions League. Sind Sie Fußball-Fan und schauen sich so etwas an?

Schöneberger: Man kann sich nicht weniger für Fußball interessieren als ich.
Stefan Huhn/Ricore Text
Barbara Schöneberger auf der Premiere von "Hanni & Nanni 2" in München
Ricore: Warum?

Schöneberger: Ich weiß es nicht genau. Als ich das letzte Mal Fußball gesehen habe, hat Karl-Heinz Rummenigge noch bei Bayern München gespielt. Deswegen war ich erschrocken, als ich mir letztens eine Bayern-Aufstellung ansah und keinen Namen davon kannte.

Ricore: Wie sieht es mit EM und WM aus?

Schöneberger: Auch das nicht. Ich möchte mich nicht von einer Sache zwei Stunden vor den Fernseher fesseln lassen. Ich liebe es, wenn man weggehen kann, ohne etwas zu verpassen. Dann kommt man zurück und sagt sich: "Guck mal, da ist noch immer nichts passiert." Und für so etwas eignet sich Fußball ja nicht wirklich.

Ricore: Was sehen Sie als Alternative gerne im Fernsehen?

Schöneberger: Um ehrlich zu sein, sehe ich eigentlich überhaupt kein Fernsehen [lacht]. Bei den richtig tollen Shows bin ich ja selbst dabei. Bei allen anderen Sachen denke ich: "Warum soll ich damit meine Zeit verschwenden?" Ich finde es gibt wirklich wenige Sachen, die einen im Fernsehen so richtig umhauen. Ich sehe keine Serien und nur sehr selten Spielfilme. Wenn ich Gäste in meiner NDR-Talk Show habe, die einen Film bewerben, dann bekomme ich diesen natürlich schon vorher und sehe mir die wichtigsten Stellen an. Allerdings auf dem Computer im Zug, wenn ich mal Zeit habe. Zuhause auf dem Sofa sitzen entspricht hingegen definitiv nicht meiner Vorstellung eines gelungenen Abends. Es ist für mich einfach eine brutale Zeitverschwendung. Außerdem schlafe ich ziemlich schnell ein, wenn ich in eine horizontale oder sitzende Position komme.

Ricore: Wie sieht für Sie ein gelungener Abend aus?

Schöneberger: Ein gelungener Abend kann Zweierlei sein. Entweder einer in gemütlicher Zwei-, Drei- oder Viersamkeit der Familie oder mit Gästen, idealerweise um einen reich gefüllten Tisch, an dem man auch noch bis spät nachts sitzen bleibt. Für mich ist es das Schlimmste, wenn man irgendwo ist und dann noch in eine Disko oder Bar zu gehen hat. Ich finde das alles fürchterlich! Ich bin froh in dem Alter zu sein, wo man sagen kann: "Nein, ich habe keine Lust!" Wenn ich alleine Zuhause bin und das Gefühl habe das tun zu können worauf ich Lust habe, dann gefällt es mir auch einfach aufzuräumen, Betten zu beziehen oder etwas am Design der Einrichtung zu verändern und die Farben aufeinander abzustimmen. Das klingt ein wenig wie bei Tine Wittler, ist in Wirklichkeit aber viel besser.

Ricore: Wird es in Zukunft öfters Ausflüge ins Kino- oder Fernsehfach geben?

Schöneberger: Ja. Ich kriege wahnsinnig viele Angebote, wovon ich das Allermeiste absage, da mindestens 80 Prozent Schrott ist. Zudem ist es mir nicht unbedingt wichtig bei den Privaten in einem Event-Film die Hauptrolle zu spielen. Ich würde es nur dann machen, wenn ich das Drehbuch wirklich super finde. Schauspielerei ist aber definitiv eine interessante Sache, die ich weiter ausbauen möchte. Und wenn ich richtig gehört habe, steht bereits fest, dass ein weiterer "Hanni & Nanni"-Film gedreht werden wird. Vielleicht bin ich dann ja auch dabei und feiere den Durchbruch.
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Ricore: Was war die schlimmste Rolle, die Ihnen je angeboten wurde?

Schöneberger: Ich kann das gar nicht so konkret sagen. Es sind meist Themen, die mich überhaupt nicht interessieren. Alleine wenn ich "die üppige Alexandra, die gut gelaunt ist, jedoch keinen Mann abbekommt und ganz viele Diäten macht" lese, weiß ich sofort, dass das kein Stoff für mich ist. Außerdem werden mir ständig Buchprojekte zu den Themen Fitness und Abnehmen angeboten. Das habe ich bisher auch immer abgelehnt, weil ich noch nicht verstanden habe, warum die Leute da gerade an mich denken. Da Christine Neubauer das Thema Vollweib nicht mehr besetzen kann, versuchen die Menschen nun mich für diese Sachen zu gewinnen.

Ricore: Erinnern Sie sich an Ihre erste große Liebe?

Schöneberger: Ja, ich hatte jede Woche eine neue Liebe in der Schule. Das blöde ist nur, dass die nie an mir interessiert waren. Schon an meinem ersten Schultag wusste ich, dass es Jirschi Kutscha sein sollte. Jirschi war echt super. Später ist er allerdings schwul geworden. Ich sehe jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen meinen Avancen und seiner Homosexualität. So ging es dann munter weiter. Ich war in alle möglichen Jungs verliebt, die aber nie in mich. Wirklich nie, nie, nie! Es war echt albern. Natürlich waren ich und meine Freundinnen in die älteren Jungs verliebt. Aber die haben selbst nach Mädchen Ausschau gehalten, die älter als sie selbst waren. Andererseits war es mal so, dass einer in mich verliebt war, ich diesen aber verachtet habe und dachte: "Wieso ist der in mich verliebt? Was ist das für ein Typ?" [lacht]. Ich habe mich mit allen, in die ich damals wirklich verliebt war, rehabilitiert. Ich habe sie bis heute alle wiedergetroffen, weil sie alle wie ich in die Medienbranche gegangen sind. Wir waren auf einem musischen Gymnasium, insofern ist das keine große Überraschung. Viele habe ich auch auf der Bühne zur Rede gestellt und gefragt: "Warum bist du damals nicht mit mir Schlittschuhe gelaufen?"

Ricore: Was haben die Herrschaften geantwortet?

Schöneberger: Sie konnten sich das alles auch nicht mehr so genau erklären.

Ricore: Worauf haben Sie damals bei Jungs geachtet?

Schöneberger: Die Jeans musste auf eine bestimmte Art und Weise sitzen. Es ging viel um Äußerlichkeiten. Ich konnte damals ja gar nicht wissen, dass diese Jungs später die größten Langweiler werden würden. Die Schuhe und das T-Shirt waren auch sehr wichtig. Man wollte sich ja immer nach oben orientieren, zumal man selbst sehr unsicher war. Deswegen wollte ich wie die anderen wenigstens einen stilsicheren Jungen an meiner Seite. Eine Zeit fand ich auch toll, wenn ein Junge ein pockennarbiges Gesicht hatte. Ich fand das sehr männlich. Meine Mutter hat sich hingegen aufgeregt und gemeint wie hässlich diese Typen doch alle seien. Prügeln war auch super, solange man den eigentlichen Kampf nicht mit ansehen musste. Ich war gnadenlos auf der Suche nach etwas, dass ich für männlich hielt.
Stefan Huhn/Ricore Text
Barbara Schöneberger
Ricore: Was für Männer mögen Sie heute?

Schöneberger: Ich stehe auf ganz normale Männer. Ich brauche keinen Typen, der die ganze Zeit herumläuft und sich auf seine behaarte Brust trommelt. Genauso wenig benötige ich jemanden, der ununterbrochen fragt: "Ist es dir so recht? Ist dir kalt? Ist alles in Ordnung?"

Ricore: Am Sonntag war Muttertag. Sind Sie traditionell veranlagt und haben diesen Tag mit Ihrer Mutter gefeiert?

Schöneberger: Meine Mutter und ich haben, als ich ungefähr elf Jahre alt war, beschlossen uns nicht mehr mit dem Muttertag auseinanderzusetzen, weil ich jedes Mal verschlafen habe, wenn es darauf ankam. Daraufhin hatte ich stets gesagt, dass ich am nächsten Tag das Frühstück machen würde. Aber auch das habe ich meist wieder vergessen. Daraus ist schließlich unser Entschluss entstanden, nichts mehr machen zu wollen. Aber anrufen und solche Sachen mache ich natürlich schon!

Ricore: Darf Ihre Mutter ein weiteres Enkelkind erwarten?

Schöneberger: Ja, ein weiteres Kind ist absolut geplant.

Ricore: Nachdem Sie bereits einen Jungen haben, wünschen Sie sich als nächstes ein Mädchen?

Schöneberger: Für mich geht es vor allem darum Mutter zu sein. Das Geschlecht meines Kindes ist mir daher völlig egal.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 16. Mai 2012
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