Lester Cohen
Josh Brolin bei Screen Actors Guild Awards 2012
"Ich will mir mein Geld verdienen"
Interview: Josh Brolin mag's kompliziert
Auf der Flucht vor dem wahnsinnigen Killer in "No Country for Old Men" hat Josh Brolin die Kritiker begeistert. In "Men in Black 3" macht er sich selbst auf die Jagd nach einem durchgeknallten Mörder. Dabei tritt er in große Fußstapfen. Schließlich muss er die jüngere Version von Tommy Lee Jones spielen. Über diese Herausforderung spricht er im Interview mit Filmreporter.de. Zudem gibt er uns Einblick in sein jüngeres Ich und reflektiert seinen Status als Charakterdarsteller.
erschienen am 23. 05. 2012
Sony Pictures
Men in Black 3 (3D)
Ricore: Wie schwierig war es, die jüngere Version von Tommy Lee Jones' Charakter zu spielen, ohne eine Imitation zu sein?

Josh Brolin: Man weiß nie, wie es am Ende wird. Am Schluss schaut man den fertigen Film und hofft, dass es funktioniert. Am Set macht man immer wieder Fehler, die man als Zuschauer nicht zu sehen kriegt. Man probiert verschiedene Dinge aus und fragt sich, wie glücklich der Charakter sein soll, wie oft er lachen und wie romantisch er sein soll. Zur Vorbereitung habe ich mir ältere Filme von Tommy Lee Jones angeschaut.

Ricore: Ein wichtiger Faktor ist auch das Zusammenspiel mit Will Smith.

Brolin: Die Chemie mit Will Smith ist sehr wichtig. Man kann die Chemie nicht erzwingen, mit Will war das zum Glück jedoch kein Problem. Darüber war ich sehr froh, denn ich hatte ihn zuvor noch nicht getroffen. Sobald wir am Set waren, ergab sich die Chemie zwischen uns jedoch auf sehr organische Weise.

Ricore: Wird man Sie nach "Men in Black" in weiteren Komödien oder vielleicht auch mal in einem romantischen Film sehen?

Brolin: Ich habe nichts gegen bestimmte Genres. Ich wäre sehr froh, eines Tages in einer romantischen Komödie mitzuspielen. Doch mir kommen diese Rollen nicht besonders kompliziert vor. Für mich scheint es leicht verdientes Geld zu sein. Leute wie Ryan Reynolds sind sehr gut in solchen Filmen. Er war unglaublich in "Selbst ist die Braut". Ich habe mir den Film dreimal angeschaut [lacht]. Ich liebe diesen Film und finde Ryan Reynolds großartig darin. Ich würde also sehr gerne mal in dem Genre was machen, doch momentan tue ich eben das, was ich tue. Ich habe keinen großen Plan, nach dem ich meine Rollen auswähle. Ich mag einfach schwierige Charaktere, weil sie mich herausfordern.

Ricore: Sie müssen also das Gefühl haben, sich Ihr Geld hart erarbeitet zu haben.

Brolin: Ich liebe einfach meine Arbeit. Wir machen nun "Old Boy", was nicht gerade einfach wird. Bereits der Gedanke daran macht mir Angst, doch das ist okay. Ich will mir mein Geld verdienen.
20th Century Fox, Sebastian Gabsch
Josh Brolin in "Deadpool 2" (2018)
Ricore: Oliver Stone hat über Sie gesagt, dass Sie das Zeug zum Star hätten, doch dass Sie kein Interesse daran hätten, ein Leading Man zu sein. Stimmt das?

Brolin: Nein, das stimmt nicht. Was ist ein Leading Man denn überhaupt? Momentan nimmt man mich als Charakterdarsteller wahr, was wundervoll für mich ist, denn es ist ein großes Kompliment. Daniel Day-Lewis ist die Art von Leading Man, die ich wirklich schätze. Aber es gibt auch andere Typen von Leading Men, die sehr zugänglich sind und die ich mag. In jedem Fall bin ich ungeheuer dankbar, dass ich arbeiten kann. Durch den größeren Erfolg habe ich nun mehr Auswahlmöglichkeiten. Ich habe viele Jahre ohne diese Entscheidungsfreiheit gearbeitet. Wobei das nicht ganz stimmt, denn ich habe durchaus Rollen abgelehnt. Darunter waren auch große, aufwendige Filme, bei denen der Charakter zu flach war.

Ricore: Wie wichtig ist Ihnen die Anerkennung für Ihre Arbeit?

Brolin: Es ist mir wichtig, dass die Leute den Film mögen. Ich will nicht, dass sie behaupten, ihn gut zu finden, wenn das gar nicht stimmt. Für einige meiner Filme wurde ich von den Kritikern gelyncht. Bei "Jonah Hex" war es unglaublich. Es ging dabei nicht mal um den Film. Kritiker sagten: 'Wir hassen den Film!' Ich fragte sie, ob sie den Film überhaupt gesehen hätten. Sie sagten: 'Nein, doch wir hassen ihn!' [lacht]. Es tut weh, wenn die Leute schlimme Dinge über dich schreiben, denn ich habe auch Kinder. Doch darüber denken sie nicht wirklich nach. Gleichzeitig liegt das in der Natur der Sache. Man setzt sich selbst dem Scheinwerferlicht aus, um beurteilt zu werden.

Ricore: In "Men in Black 3" reist Will Smith in der Zeit zurück. Welche Person aus der Vergangenheit würden Sie gerne mal treffen?

Brolin: Ich habe darauf keine eindeutige Antwort. Wen würde man wählen: Jesus, Buddha, Gandhi?

Ricore: Wie würden Sie Ihr jüngeres Ich beschreiben?

Brolin: Ich war ziemlich neugierig und habe versucht, möglichst viel zu erleben. Als ich mit 17 Jahren in Berlin war, hatte ich kein Geld, habe im Bahnhof geschlafen und bin sechs Monate mit dem Rucksack herumgereist. Ich habe es geliebt! Nun komme ich zurück, bin auf dem Roten Teppich und Tausende wuseln um mich herum. Für mich ist das merkwürdig, denn ich habe beide Extreme miterlebt. Mein jüngeres Ich war witzig, ich hatte eine tolle Zeit. Doch ich bin froh, dass ich nun älter bin. Ich bin jetzt etwas entspannter.

Ricore: Vermissen Sie es, mit dem Rucksack herumzureisen?

Brolin: Ich mache das nach wie vor. Meine Frau und ich steigen ins Auto und übernachten in Motels. Wir machen das oft, zuletzt in Frankreich. Nach den Filmfestspielen in Cannes sind wir durch vier Länder gefahren und haben ein paar Nächte im Auto übernachtet. Wir hatten eine tolle Zeit.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 23. Mai 2012
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