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Andrew Garfield wird zum Amazing Spider-Man
Spider-Man ist zurück!
Interview: Heldenhafter Andrew Garfield
Für Andrew Garfield wird ein Traum wahr. Als Hauptdarsteller von "The Amazing Spider-Man (3D)" verwandelt er sich in den Helden seiner Kindheit. Sich durch die Häuserschluchten New Yorks zu schwingen und das Böse zu bekämpfen, ist eine Sache, den hohen Erwartungen gerecht zu werden, eine andere. Wie Garfield mit dem Druck umgeht, erzählt er im Interview mit Filmreporter.de. Zudem spricht er über seine Teenagerzeit und verrät, warum ihm Spider-Man so viel bedeutet.
erschienen am 28. 06. 2012
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The Amazing Spider-Man (3D)
Ricore Text: Willkommen in Berlin! Konnten Sie die Stadt bereits ein wenig erkunden?

Andrew Garfield: Nein, dieses Mal leider nicht. Wir sind gestern um Mitternacht im Hotel angekommen. Heute Morgen war ich im Fitnessstudio, danach im Pool. Mehr war noch nicht machbar. Aber mit einem Kumpel war ich schon ein paar Mal in Berlin, da er von der Stadt sehr fasziniert ist. Mittlerweile gehört die deutsche Hauptstadt auch zu meinen Lieblingsorten auf der Welt.

Ricore: Gehen Sie generell gerne ins Fitnessstudio oder mussten Sie sich wegen "The Amazing Spider-Man (3D)" besonders quälen?

Garfield: Mir hat es sehr gefallen, Geld dafür zu bekommen, damit ich in ein Fitnessstudio gehe, da ich grundsätzlich gerne Sport treibe. Aber im Fitnesswahn bin ich nicht. Gewichte zu stemmen, war für mich beispielsweise eine schlimme Sache. Ich habe erst danach gemerkt, wozu das gut war. Vorher hatte es vor allem wehgetan.

Ricore: Als Vorbereitung auf "The Amazing Spider-Man (3D)" haben Sie sich intensiv mit Spinnen beschäftigt. Weshalb fürchten sich Menschen vor diesen Tieren?

Garfield: Weshalb sich die Menschen fürchten, weiß ich nicht. Ich habe mich in meinen Vorbereitungen vor allem mit der Physiognomie von Spinnen auseinandergesetzt und was passieren könnte, wenn sich deren DNA mit der DNA von Menschen vermischt. Natürlich führt das nicht nur dazu, dass ein Mensch plötzlich an Wänden hochkrabbeln kann. Im Gegensatz zu Peter Parker, sind Biologie und Wissenschaft jedoch nicht so mein Ding. Das ist einer der wenigen Punkte, die mich klar von der Figur unterscheiden.

Ricore: Was war für Sie herausfordernder: In die Rolle von Spider-Man zu schlüpfen oder der Nachfolger von Tobey Maguire zu sein?

Garfield: Eindeutig Spider-Man! Tobey hat mir seinen Segen für die Rolle gegeben und mir viel Erfolg gewünscht. Das war eine sehr nette Geste. Natürlich ist es schwierig, der Nachfolger von einem Schauspieler wie Tobey zu sein, erst Recht, da er seine Sache wirklich gut gemacht hat. Meine größte Sorge war aber, der Figur Spider-Man möglicherweise nicht gerecht werden zu können. Aber ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen.

Ricore: Wie sehr spüren Sie den Erwartungsdruck seitens der Fans?

Garfield: Ich fürchte mich vor keinerlei Reaktion. Das einzige, das man machen kann, ist sein Bestes zu geben und sich von der Illusion zu verabschieden, allen Menschen gefallen zu können. Das ist natürlich schwierig, da der Mensch dazu neigt, anderen gefallen zu wollen - und in der eigenen Fantasie klappt das ja auch. In der Realität ist das jedoch anders und da man selbst nicht das Zentrum der Welt ist, sollte man sich trotzdem tunlichst von dieser Idee verabschieden. Aber natürlich hoffe ich, dass zumindest einer Person "The Amazing Spider-Man (3D)" gefallen wird [lacht].
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The Amazing Spider-Man
Ricore: Wollen Sie in einem weiteren "Spider-Man"-Film mitspielen?

Garfield: Natürlich. Ich liebe diesen Charakter seit ich drei Jahre alt bin. So bin ich über jedes weitere Mal froh, Peter Parker beziehungsweise Spider-Man spielen zu dürfen.

Ricore: Was ist für Sie das Besondere an Spider-Man?

Garfield: An der Figur gefällt mir insbesondere das, was er symbolisiert. Er ist ein mythologisches Symbol, das noch immer am Leben erhalten wird, weil es für Hoffnung und Nächstenliebe steht. An dieser Figur sehen wir, wie Macht und Kraft positiv genutzt werden kann, wenn sie in den richtigen Händen liegt. Spider-Man setzt sich für die Underdogs ein, diejenigen, die sich nicht selbst helfen können. Es ist toll für Kinder, wenn sie so einen Helden haben können. Durch Filme wie "The Amazing Spider-Man (3D)", erhält man den Spider-Man-Charakter für weitere Generationen am Leben.

Ricore: Inwieweit unterscheidet sich Spider-Man von anderen Superhelden?

Garfield: Peter Parker beziehungsweise Spider-Man wirken auf mich noch menschlicher als andere Superhelden. Peter ist ein ganz normaler Junge, der sich außergewöhnlichen Umständen ausgesetzt sieht. An ihm ist zudem besonders interessant, dass er bereits einen heroischen Impuls hat, bevor er von einer Spinne gebissen wird. Damit können sich viele Menschen identifizieren: Peter möchte Ungerechtigkeiten bekämpfen, hat jedoch nicht die entscheidende körperliche Kraft dazu.

Ricore: Was hassten Sie an Ihrer Teenagerzeit?

Garfield: Das Schlimmste waren die Hormone, weil sie einen verrückt machten, man aber nicht genau wusste, woran es lag. Außerdem war das mit der Liebe damals alles andere als einfach. Mir konnte sehr schnell das Herz gebrochen werden. Aber mein Rückblick fällt positiv aus, weil die damalige Zeit vorbei ist und ich sie nun mit einem romantisierenden Blick betrachten kann.

Ricore: Haben Sie als Teenager bereits geschauspielert?

Garfield: Nein. Meine ersten Schauspielversuche unternahm ich mit 16. Das war aber nur Schultheater. Ich war eine Heulsuse und ein sensibles Kind, so dass ich in Theateraufführungen oft den Weinenden geben musste.
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Emma Stone und Andrew Garfield kommen sich näher
Ricore: Waren Sie früher einer von denen, der andere beschützt hat oder jemand, der selbst beschützt werden musste?

Garfield: Auf mich traf beides zu. Ich hatte das Gefühl, immer beschützt werden zu müssen, weil ich sehr blass und dünn war und zudem das jüngste Kind meiner Familie. Das jüngste Geschwister hat immer eine ganz andere Rolle als das Älteste. Ich wurde verwöhnt, allerdings nicht übertrieben, da ich sehr geerdet erzogen wurde. Auf der anderen Seite kam mein Beschützerinstinkt zum Vorschein, wenn ich andere dünne oder blasse Kinder beschützen wollte. Meinen Einsatz habe ich jedoch immer wieder mit einem blauen Auge oder einer angeknacksten Rippe bezahlt. Deswegen mag ich auch Spider-Man so gerne, weil er immer jemand war, der mir Hoffnung und Fantasie gegeben hat sowie die Kraft, das Richtige zu tun, auch wenn ich dafür manchmal teuer bezahlen musste.

Ricore: Haben Sie Ihr berühmtes Spider-Man-Foto mit zum Casting genommen?

Garfield: Nein. Mein Vater hatte mir kurz vor den Castings das Bild geschickt, worauf ich als Dreijähriger zu Halloween ein Spider-Man-Kostüm trage. Das Bild habe ich dann aus Spaß meinen Agenten geschickt, die mir natürlich davon abrieten, das Foto mitzunehmen. Aber wer weiß, vielleicht hätte ich mit diesem Foto die Verantwortlichen noch schneller von mir überzeugen können [lacht].

Ricore: Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie sich in Cancun vor zwei Jahren fühlten, als Sie das erste Mal als der neue Spider-Man vorgestellt wurden?

Garfield: Natürlich. Ich werde das Gefühl von damals nie vergessen. Ich war extrem aufgeregt und stolz. Zugleich hatte ich aber auch Ehrfurcht vor der Aufgabe und dem Druck, der mich nun erwarten würde. Es war klar, dass sich mein Leben stark verändern würde.

Ricore: Können Sie heute noch immer unerkannt auf der Straße herumlaufen?

Garfield: Ja, aber wir sollten in zwei Monaten nochmal sprechen. Da hat sich das wahrscheinlich geändert.

Ricore: Wie ist Ihre Leidenschaft für Spider-Man entstanden?

Garfield: Durch die Comics. Einen Mann durch New York schwingen zu sehen, hat meine Vorstellungskraft ziemlich stark beflügelt.
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Andrew Garfield auf der "Amazing Spider-Man"-Premiere in Berlin
Ricore: Haben Sie einen Favoriten unter den "Spider-Man"-Comicreihen?

Garfield: "Der ultimative Spider-Man" gefällt mir. Aber die "Amazing"-Reihe gefällt mir am besten.

Ricore: Wer sind Ihre Helden im echten Leben?

Garfield: Meine Mutter, sie ist eine tolle Frau. Aus dem Filmbereich sind es Leute wie Mike Nichols, Robert Redford und Philip Seymour Hoffman. Ich liebe generell Künstler, da ich an die Kraft von Kunst glaube.

Ricore: Sind schüchterne Jungs attraktiver?

Garfield: Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sich die Welt derzeit verändert. Die Vorstellung, wie ein Mann oder eine Frau sich zu verhalten hat, verändert sich. Das gefällt mir sehr gut. Ich bin der Überzeugung, dass nur Frauen die Welt regieren sollten. Männer sind Idioten, ich selbst eingeschlossen.

Ricore: Was würden Frauen besser als Männer machen?

Garfield: Sie können sich besser in Dinge einfühlen, deshalb verhalten sie sich gegenüber anderen sensibler als wir Männer. Außerdem haben sie den natürlichen Trieb, sich um Dinge kümmern zu wollen. Das sind zumindest die Erfahrungen, die ich mit Frauen gesammelt habe. Ich denke, sie sind einfach selbstloser als wir. Männer haben immer dieses Konkurrenzdenken. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir sehr viele Dinge auf eine wesentlich weiblichere Weise angehen sollten.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 28. Juni 2012
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