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Thomas Brodie-Sangster als Krebskranker Teenager in "Am Ende eines viel zu kurzen Tages"
'Keinen Grund zu rebellieren'
Interview: Braver Thomas Brodie-Sangster
Thomas Brodie-Sangster schafft 2003 als Dreizehnjähriger den Durchbruch mit der romantischen Komödie "Tatsächlich ... Liebe". Auf dem Filmfest München 2012 stellt der inzwischen 22-jährige Nachwuchsschauspieler "Am Ende eines viel zu kurzen Tages" vor, in dem er einen Krebskranken Teenager spielt. Gegenüber Filmreporter.de gibt der charismatische Darsteller preis, warum er so früh erwachsen geworden ist und was Freundschaft für ihn bedeutet. Zudem sinniert er über Hollywood-Blockbuster.
erschienen am 29. 08. 2012
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Thomas Brodie-Sangster befindet sich am Ende eines viel zu kurzen Tages
Ricore: "Am Ende eines viel zu kurzen Tages" ist sehr emotional. War es schwierig, die Gefühle von Donald zu spielen?

Thomas Brodie-Sangster: Es war nicht schwieriger als bei anderen Rollen. Jeder Charakter hat seine Eigenheiten. Donald hat natürlich ganz schön viel Stress. Er ist ein Teenager, der wie alle seine Altersgenossen viele Konflikte durchleben muss. Für ihn ist es noch extremer, da er Krebs hat. Ich wollte aber nicht nur die Krankheit der Figur zum Ausdruck bringen, da das der Film ja sowieso macht. Vielmehr wollte ich sie als reale Person erscheinen lassen, damit sie glaubwürdig rüberkommt.

Ricore: War es eine große Herausforderung der Figur auch eine humorvolle Seite zu geben?

Brodie-Sangster: Ja, ich denke das ist wichtig. Andererseits wäre der Film zu deprimierend. Und es wäre nicht realistisch, alles nur negativ darzustellen. Ich habe eine Bekannte, die gerade gegen Krebs ankämpfen muss. Auch Sie hat Momente, wo sie fröhlich ist und lacht.

Ricore: Wie nahe geht Ihnen die Krebserkrankung eines Menschen, den Sie kennen?

Brodie-Sangster: Es ist sehr seltsam. Man weiß nicht, wie man reagieren soll. Genauso ist es im Film mit den Eltern und Freunden des Protagonisten. Auch sie wissen oft nicht wie sie mit der Krankheit umgehen sollen. Das Schlimmste ist für den Betroffenen, wenn er das Gefühl hat, anders als die gesunden Menschen zu sein. Auch wenn alle versuchen, möglichst nett zu dem Kranken zu sein. Gerade das kann manchmal genau das Falsche sein.

Ricore: Im Film versucht Donald seine Krankheit zu verarbeiten, indem er Comics zeichnet. Sind Sie Comic-Fan?

Brodie-Sangster: Nicht wirklich. Ich habe zwar in meiner Jugend gerne gezeichnet. Meine Charaktere gingen aber eher in die Cartoon-Richtung. Für den Film habe ich das wieder etwas zum Leben erweckt. Ich habe das Zeichnen sogar in der Schule erlernt, aber das hat mich eher gelangweilt, da man dort nach gewissen Vorgaben zeichnen musste. Als Donald konnte ich dann wieder meinen Freigeist ausleben.

Ricore: In "Am Ende eines viel zu kurzen Tages" wird das Erwachsen werden thematisiert. Der Protagonist ist sehr rebellisch. Waren Sie als Teenager auch rebellisch?

Brodie-Sangster: Nein. Ich war kein typischer Teenager. Ich habe nie gegen meine Eltern rebelliert oder mich gegen die Erwachsenenwelt und die Gesellschaft abgegrenzt. Ich denke es liegt daran, dass ich seit meinem zehnten Lebensjahr schauspielere. So habe ich schon früh mit Erwachsenen auf einer professionellen Ebene zusammengearbeitet. Auf gewisse Weise bin ich schon sehr früh erwachsen geworden. Daher fühle ich mich manchmal 40-jährig, manchmal zehnjährig. Also bin ich manchmal sehr alt und klug, dann aber auch wieder ein bisschen dumm. Die Teenager-Zeit hat es nie wirklich gegeben. Vielleicht habe ich deshalb eine so starke Verbindung zu meiner Familie, da ich nie einen echten Grund zum Rebellieren hatte.
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Am Ende eines viel zu kurzen Tages
Ricore: Das andere Thema des Films ist Freundschaft. Dafür steht das Verhältnis von Donald zu seinem Therapeuten. Was bedeutet Freundschaft in Ihrem Leben? Haben Sie Zeit für ihre Freunde?

Brodie-Sangster: Freundschaft bedeutet mir sehr viel. Ich habe nur wenige wahre Freunde und das sind die wichtigen. Auf die kann ich mich verlassen, egal was im Leben so passiert. Mit denen kann ich reden und mich wohl bei ihnen fühlen. Das ist sehr schön. Besonders in meiner Branche, wo man rumkommt und versucht sich so zu geben, wie es von einem erwartet wird.

Ricore: Und diese Freunde sind nicht aus der Filmbranche?

Brodie-Sangster: Ganz genau.

Ricore: Sie sagten bereits, dass Sie kein typischer Teenager waren. Sind Sie trotzdem abends ausgegangen und haben mal was getrunken?

Brodie-Sangster: Nicht unbedingt. Als ich 17 war habe ich ein Glas Single Malt Whiskey getrunken. Ich bin nicht losgezogen und habe Mixgetränke wie Smirnoff Ice und Bacardi Breezer konsumiert. Ich war und bin nach wie vor keiner, der ständig auf Party gehen muss. Mit den richtigen Leuten gehe auch gerne mal raus.

Ricore: Ich habe gelesen, dass Sie gerne ins Kino gehen. Schauen Sie Comicverfilmungen wie "Spider-Man", "Superman" und "Batman"?

Brodie-Sangster: Ja, solche Filme sind lustig. Ich denke aber die Balance zwischen solchen Hollywood Blockbustern und eher gefühlvollen, realistischen Filmen stimmt nicht ganz. Es gibt zu viele Filme, die zu sehr auf den Gewinn aus sind, auch wenn es Spaß macht, sie anzuschauen.

Ricore: Würden Sie ein Rollenangebot für einem solchen Blockbuster annehmen?

Brodie-Sangster: Auf jeden Fall. Diese Filme sind großartige Unterhaltung. Nur die momentane Balance zu anders ausgerichteten Filmen stimmt halt nicht.

Ricore: Ihre Schauspielkarriere habe Sie im Alter von zwölf Jahren begonnen. Was hält sich davon ab, wie Lindsay Lohan und Macaulay Culkin zu sein?

Brodie-Sangster: Die gute Beziehung zu meiner Familie und zu meinen Freunden erdet mich. Außerdem bin ich zu einer ganz normalen Schule gegangen, wo es keinen interessiert hat, dass ich Schauspieler bin. So wurde mir schnell bewusst, dass ich auch nur ein ganz normaler Junge bin.
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Thomas Brodie-Sangster ist verliebt in "Am Ende eines viel zu kurzen Tages"
Ricore: Ein wichtiger Aspekt von "Am Ende eines viel zu kurzen Tages" ist die Liebe. Waren sie schon mal richtig verliebt?

Brodie-Sangster: Ich glaube nicht. Es ist sehr schwer den richtigen Menschen zu finden, der zu einem passt. Freunde habe ich viele, aber in die kann ich mich ja nicht verlieben. Diese liebt man auch, aber auf eine andere Weise. Aber ich bin sicher, dass auch ich die richtige Person finden werde. Ich muss halt geduldig sein.

Ricore: Ich habe gehört, Sie fahren gerne Motorrad. Haben sie noch andere risikoreiche Hobbies?

Brodie-Sangster: Ich fliege gerne. Das ist allerdings ein sehr kostspieliges Hobby. Noch besitze ich keine Lizenz, aber ich habe vor diese in den nächsten Jahren zu machen.

Ricore: Hatten Sie einen Plan B für den Fall, dass Sie nicht Schauspieler geworden wären?

Brodie-Sangster: Ich habe viel darüber nachgedacht, aber ich weiß es wirklich nicht.

Ricore: Wäre eine Karriere als Musiker denkbar?

Brodie-Sangster: Ja vielleicht. Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich glaube, dass Musik sogar mehr als Film leisten kann. Sie kann die Menschen emotionaler berühren als Filme.
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Jessica Schwarz und Thomas Brodie-Sangster: Am Ende eines viel zu kurzen Tages
Ricore: Welche Musik bevorzugen Sie?

Brodie-Sangster: Ich mag die unterschiedlichste Musik. Dabei hängt es von meiner Stimmung ab, welche ich gerade bevorzuge. Zuletzt habe ich Pink Floyd, Muse und Chemical Brothers gehört.

Ricore: Gibt es Darsteller, zu denen Sie aufsehen?

Brodie-Sangster: Nicht unbedingt. Meinem Vater habe ich mal bei einer Aufführung in einer Kirche zugesehen. Ich war sehr beeindruckt und dachte, dass sowas sicher Spaß macht. Außerdem finde ich es toll, wie man die Wörter eines Drehbuchs in Bilder umsetzten kann, um damit Menschen im Kino zu begeistern.

Ricore: Interessieren Sie auch Aspekte wie der Ruhm, die vielen Bekanntschaften und das Reisen, die die Schauspielerei mit sich bringen?

Brodie-Sangster: Natürlich sind diese Dinge großartig. Aber sie sind nicht der Grund, warum ich Filme mache.

Ricore: Ist es immer noch befremdlich, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen?

Brodie-Sangster: Es ist nach wie vor merkwürdig. Manchmal gewöhnt man sich daran, manchmal nicht. Manche Leute denken, dass sie dich kennen, aber eigentlich tun sie es ja gar nicht. Aber es ist sehr schön. Ich habe noch keine sehr negativen oder aggressiven Reaktionen erfahren. Vielmehr ist es schön, Komplimente für seine Arbeit zu bekommen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 29. August 2012
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