Paramount Pictures
Rick Kavanian als Synchronsprecher in Madagascar 3 - Flucht durch Europa
Neue Herausforderungen
Interview: Rick Kavanian hört auf Bauchgefühl
Als Sprecher bei Animationsfilmen ist Rick Kavanian ein alter Hase. Zum dritten Mal spricht der Schauspieler und Komiker in "Madagascar 3 - Flucht durch Europa" Zebra Marty. Anlässlich des Kinostarts des Familienspaßes hat sich Filmreporter.de mit dem 41-Jährigen unterhalten. Dabei hat er uns seine Lebensphilosophie verraten und über seine Beziehung zu New York gesprochen.
erschienen am 2. 10. 2012
Paramount Pictures
Madagascar 3 - Flucht durch Europa
Ricore: Herr Kavanian, wie hat sich ihr Charakter seit dem ersten Teil der "Madagascar"-Reihe weiterentwickelt?

Rick Kavanian: Mittlerweile ist Marty zu einem Weltenbummler geworden, der sich gerne um andere kümmert. Im ersten Teil war er wahnsinnig auf sich selbst fixiert. Jetzt kümmert er sich rührend um einen Seehund und bringt ihm das Fliegen bei. Er denkt nicht groß nach, sondern probiert die Dinge einfach aus und sagt sich: 'Das kann doch nicht so schwer sein. Los, jetzt tu's schon'.

Ricore: Wie viel Marty steckt in Ihnen?

Kavanian: Ich bin eigentlich gar nicht Marty, höchstens hin und wieder mal. Was ich an ihm aber so toll finde, ist dieses mit dem Kopf durch die Wand. Einfach mal etwas ausprobieren. Er ist sehr Instinktgesteuert, was für ein Zebra ja ungeheuer wichtig ist. Davon hätte die Privatperson Rick vielleicht auch gerne etwas. Ich bin oft vorsichtig und reguliere mich selbst, um peinliche Situationen zu vermeiden. Später denke ich mir, dass ich es doch hätte machen sollen. Darum beneide ich Marty und deshalb mag ich ihn so.

Ricore: In "Madagascar 3" geht es auch um die Suche nach der großen Leidenschaft. Welchen Tipp haben Sie für alle diejenigen, die sie noch suchen?

Kavanian: Es wäre vielleicht anmaßend, das als Tipp zu bezeichnen, aber ich finde es sehr wichtig, sich selbst zu vertrauen. Man sollte nicht immer auf andere hören, sondern auf seinem Bauch vertrauen, wenn er sagt: 'Hey, probier' mal was ganz anderes aus als das, was du bisher gemacht hast'. Ich finde es immer schade, wenn man Jahre später noch bereut, etwas nicht in Angriff genommen zu haben. Die Menschen, die dir nahe stehen, nehmen es dir ohnehin nicht übel. Und was die anderen sagen, sollte einem wirklich Wurst sein.

Ricore: Was wäre denn so ein neuer Schritt?

Kavanian: Vielleicht probiert man mal einen anderen Beruf aus oder zieht in ein anderes Land. Wichtig ist einfach, dass man auf einen solchen Impuls einfach mal hört und sich damit auseinandersetzt.
Ralf Hake/Ricore Text
Rick Kavanian auf der Premierenfeier von "Le MAC - Doppelt knallt's besser" in München
Ricore: Die Tiere in "Madagascar 3" fahren Stationen ab. Ihr Abenteuer führt sie über Monte Carlo nach Rom und London, um am Ende in New York zu enden. Was wäre Ihre persönliche Lieblingsstation?

Kavanian: Auf jeden Fall New York. Weil ich da selbst gelebt habe. Schon in den 1970er Jahren bezeichnete man die Stadt als Schmelztiegel. Für mich ist sie das heute noch. Dort ist es egal, ob du ein Zebra bist, schwarz oder weiß, ob du die Sprache sprichst oder nicht. Die Menschen in New York mögen zwar irgendwie leben, aber sie leben miteinander. Und sie kommunizieren miteinander. Mit Händen und Füßen, mit und ohne Sprache, irgendwie funktioniert es. In New York gibt es keine Ausländer, weil alle Ausländer sind und alle sind dort zu Hause.

Ricore: Was ist ihr Lieblingsort in New York?

Kavanian: Ich liebe den Central Park Zoo. Aber eigentlich mag ich alle Ecken New Yorks, weil sie sich ständig verändern. Zurzeit ist der Meatpacking District angesagt, aber auch die stillgelegten und begrünten U-Bahn Stationen sind toll. Egal ob Uptown, Midtown oder Central Park, es gibt überall etwas Tolles zu sehen. Man kann dort lange alleine durch die Straßen laufen, was ich immer wieder inspirierend finde.

Ricore: Hat sich nach dem 11. September am Mythos des 'Melting Pot' etwas verändert?

Kavanian: Das ist ein schwieriges Thema. Ich war im Dezember 2001 in New York, also drei Monate nach dem Anschlag. Die Stimmung war sehr finster. Dennoch rückten die Menschen mehr zusammen. Man hatte das Gefühl, dass sie gemeinsam wieder dorthin wollten, wo sie vor dem Anschlag waren. Es hatte auch was von einer Aufbruchsstimmung, indem sie sich sagten 'Jetzt erst Recht' und 'Wir gehören zusammen, egal woran wir glauben oder wo wir herkommen'. Das ist auch ein Beweis dafür, dass vielleicht keine andere Stadt so globalisiert ist, wie New York.

Ricore: Würden Sie sagen, dass dieses Zusammenrücken durch eine schwierige Situation auch eine Rolle in "Madagascar 3" spielt?

Kavanian: Ich würde das nicht unbedingt am 11. September festmachen wollen. Aber wenn man es abstrahiert und die Aussage stehen lässt, dass schwierige Umstände ein Zusammenrücken fördern, dann würde ich sagen: Ja, darum geht es im Film. Wobei ich mich immer frage, wieso wir das nicht schaffen, bevor etwas Schlimmes passiert. Wir sind nun mal verwöhnt, es geht uns sehr gut und dadurch vergessen wir, worum es wirklich im Leben geht.
Constantin Film
Michael Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz auf der Lissi-Premiere
Ricore: Welche Handschrift haben für Sie die Animationsfilme von DreamWorks?

Kavanian: Also zur Animationstechnik kann ich nicht viel sagen. Aber mich beeindruckt es, dass DreamWorks wiedererkennbare und unwiderstehliche Charaktere erschafft. Es sind Charaktere, die man mag, weil sie menschlich sind und man sich in ihnen wiedererkennt. Das ist deren große Kunst.

Ricore: Ist es schwieriger, bei Animationsfilmen in die Rolle zu finden?

Kavanian: Ja, deswegen war es für mich im ersten Teil schwierig, weil ich länger brauchte, um den Charakter zu finden. Den dritten Teil haben wir gemeinsam geschaut und er war sofort da. Für alle Beteiligten ging es wahnsinnig schnell. Wenn man weiß, worum es geht und sich damit identifizieren kann, geht es wirklich gut.

Ricore: Kommt Martys Stimme in ihrem Privatleben manchmal durch?

Kavanian: Nein, zum Glück überhaupt nicht. Das sind Grenzen die ich mir bewahre, weil ich als Mensch ja auch ernst genommen werden möchte. Wenn die Kamera läuft bin ich da, wenn sie aus ist, bin ich wieder der private Rick. Andernfalls würde ich meiner Familie keinen Gefallen tun, wenn ich morgens aufstehen wie ein Zebra sprechen würde. Sicher kommt das aus Spaß mal vor, aber es ist die Ausnahme.

Ricore: Also gehören Sie nicht zu den Leuten, die Probleme damit haben, eine Rolle abzustreifen?

Kavanian: Nein, mir fällt es wirklich leicht. Auch beim rumalbern spüre ich recht schnell, wann es genug ist.

Ricore: Der Animationsfilm verdrängt zunehmend den klassischen Zeichentrickfilm. Finden Sie das schade oder muss man dem Zeichentrickfilm nicht nachtrauern?

Kavanian: Es ist lustig, dass sie das fragen. Erst vor kurzem habe ich mir einen Animationsfilm angeschaut und festgestellt, dass ich nicht zwischen Zeichentrick, Animation oder realen Filmen unterscheide. Entweder der Film berührt mich, oder es ist einfach nur ein Film. Ich achte nicht auf Dinge wie Pixeldichte oder Kamerafahrten. "Madagascar" ist ein gutes Beispiel dafür, weil es mich nicht besonders interessierte, ob er animiert ist oder nicht. Ich mochte die Geschichte, die Figuren, die Musik und die Effekte. Der Film hat alle Zutaten für zwei Stunden toller Unterhaltung.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. Oktober 2012
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Rick Kavanian wird 1971 in München geboren. Er wächst multilingual auf, zuhause wird unter anderem Armenisch und Rumänisch gesprochen, Deutsch lernt er erst später. Nach dem Abitur studiert Kavanian Politikwissenschaft, Psychologie und Nordamerikanische Kulturgeschichte. Aus dem Nebenfach Psychologie steigt er aus, als in einem Kurs sein Kinderheld Batman in einer Analyse dekonstruiert wird. Lee Strasberg Theatre InstituteMichael Herbig zu sehen und zu hören. Mit 'Bully' und Christian Tramitz..
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