Paramount Pictures
Bastian Pastewka spricht Melman in "Madagascar 3 - Flucht durch Europa (3D)"
Komödien mit brachialem Humor
Interview: Bastian Pastewkas Erfolgsrezept
In "Madagascar" zieht es vier Zootiere von New York ins titelgebende Madagaskar. Im zweiten Teil "Madagascar 2" führt sie ihr Abenteuer nach Afrika. In "Madagascar 3 - Flucht durch Europa" reisen sie durch halb Europa. Eines ist beim alten geblieben: die Sprecher. In der deutschen Fassung ist neben Rick Kavanian auch Bastian Pastewka wieder mit von der Partie. Filmreporter.de hat sich mit dem Schauspieler und Komiker über seine inzwischen vertraute Aufgabe unterhalten.
erschienen am 4. 10. 2012
Paramount Pictures
Madagascar 3 - Flucht durch Europa
Ricore: Was macht die "Madagascar"-Reihe so erfolgreich?

Bastian Pastewka: Die DreamWorks - Animatoren sind Zauberer und leisten fantastische Arbeit. Hinzu kommen die tolle Geschichte und die sympathischen Figuren. Im dritten Teil erleben wir, wie die Stammmannschaft aus dem Löwen, dem Nilpferd, dem Zebra und der Giraffe Teil einer neuen Tierfamilie im Zirkus wird. Dazu gehören ein verrückter Tiger und ein italienischer Seelöwe. Ich habe mich beim Gucken über jede neue Figur gefreut, weil sie alle so liebevoll gezeichnet sind.

Ricore: Ist der Film weniger Komödie als seine Vorgänger?

Pastewka: Man denkt ja immer, dass es sich bei einem Film mit vermenschlichten Tieren um einen lauten, bunten und knalligen Film handeln muss. Das ist bei "Madagascar 3" über weite Strecken mit Sicherheit auch der Fall. Die Verfolgungsjagd durch Monte Carlo sind sehr temporeich inszeniert. Erfolgreich kann so ein Film aber nur sein, wenn die leisen Momente die lauten auch mal übertönen. Reiner Slapstick, bei dem sich die Figuren 90 Minuten lang gegenseitig Bretter über den Kopf hauen, wäre nicht lange zu ertragen. Man muss die Figuren lieben dürfen und an sie glauben. Das ist bei "Madagascar 3" wieder gut gelungen.

Ricore: Haben Sie eine Lieblingsfigur?

Pastewka: Ja, Tierfängerin Chantel DuBois. So eine Figur hat es noch nicht gegeben. Eine strenge Französin mit leicht sadistischem Unterton und einer ziemlichen Meise. Dieser Charakter war für ihre deutsche Synchronstimme Susanne Pätzold ein gefundenes Fressen. Die Szene, in der DuBois für ihre Polizeikollegen "Non, je ne regrette rien" singt, ist ein Kabinettstück, ein Meisterwerk.

Ricore: Die Figur strahlt eine unglaubliche Besessenheit aus. Ist sie eigentlich noch kindgerecht?

Pastewka: Ich glaube sogar, dass Kinder diesen Charakter interessant finden, obwohl er sicher nicht sympathisch ist. DuBois ist zwar streng, zugleich wird diese Strenge auf komödiantische Weise überhöht. Das kapieren Kinder ganz schnell.
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Bastian Pastewka im Synchronstudio
Ricore: Hat sich ihre Rolle seit dem ersten Teil weiter entwickelt?

Pastewka: Das kann ich von Melman nicht behaupten. Er ist der einzige in der Viererbande, der die Wahrheit ausspricht, bevor alle anderen ihn ignorieren. Wenn er die Truppe warnt, hat er Recht. Aber wenn man auf ihn hören würde, wäre der Film nach 16 Minuten zu Ende. Melman ist ein Snob und Hypochonder und wohl das einzige der Tiere, das Abitur hat (lacht).

Ricore: Sie haben schon häufig Synchronrollen übernommen. Finden sie noch Anknüpfungspunkte mit ihren Figuren oder ist das inzwischen Routine?

Pastewka: Ich habe bei "Stuart Little" eine Maus gesprochen, bei "Megamind" einen gigantischen Superhelden und bei "Bee Movie" eine kleine Biene. Jetzt ist es wieder die Giraffe Melman. Alle diese Figuren habe ich gern gehabt und gerne gesprochen, eben weil ich mich schnell mit ihnen identifizieren konnte. Im Übrigen war ich jedes Mal erfreut, dass die Macher mich für die Rollen ausgesucht haben. Es gab ja stets ein Casting, in dem man mir sagte: "Die Rolle passte zu Dir weil...". Und dann musste ich versuchen, dem Original möglichst werkgetreu gerecht zu werden.

Ricore: Hat es Fälle gegeben, in denen das nicht so glatt lief?

Pastewka: Ich war auch schon Mal bei einem Casting, wo man mir sagte, dass ich unbedingt die Rolle XY sprechen solle. Ich habe 20 Minuten rumprobiert und es wollte einfach nicht funktionieren. Meine Stimme passte nicht. Am Ende sagte ich: 'Liebe Leute, selbst wenn ihr Euch für mich entscheiden würdet, werde ich es nicht machen. Diesen Charakter bekomme ich einfach nicht geknackt und davon hat dann keiner was'.

Ricore: Tun sich Comedians nicht grundsätzlich leichter als Synchronsprecher?

Pastewka: Das ist eine Fehleinschätzung. Ich kenne Kollegen die von sich sagen, dass sie das einfach nicht können. Nicht weil sie sich anstellen, sondern weil sie einfach die Taktung nicht hinbekommen, ohne dass es sich später wie aufgesagt anhört. Man muss in die Sprache mehr Freiheit bekommen, damit es so klingt, als würde die Figur das in dem Moment tatsächlich sagen. Ich tue mich beim Synchronisieren echter Menschen deutlich schwerer als bei Cartoon-Figuren.
Lena Pauli/Ricore Text
Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Oliver Welke bei der "Megamind"-Premiere
Ricore: Sehen Sie professionelle Synchronsprecher da in einem ganz anderen Licht?

Pastewka: Oh ja, und ich bewundere diesen Berufszweig sehr. Ich habe Profis gesehen, die am Mikrofon stehen, sich die Szene mit halbem Auge anschauen und sie aus dem Stand direkt so sprechen, wie sie sein soll. Da weine ich vor Glück. Ich überlege oft und probiere lange rum. Die Profis denken gar nicht mehr darüber nach, sie sprechen das ruckzuck runter. Ich kann das nicht und hatte mit Michael Nowka zum Glück einen Regisseur, der mich an die Hand nahm und mir sagte, wie es geht.

Ricore: Sie haben versucht, in Deutschland die Silent-Comedy einzuführen, wie Rowan Atkinson einst in England. Hat es Slapsticks schwer in Deutschland?

Pastewka: Ich würde den Slapstick nicht generell ablehnen. Aber eine Serie auf Dauer ausschließlich darauf aufzubauen, wäre wahrscheinlich so, als wenn man im Restaurant nur Nachtisch bestellen würde. Auch für die Serie "Pastewka" benutzen wir Slapstick-Elemente. Eine Komödie muss man manchmal mit kleinen brachialen Momenten würzen, damit sie auch immer noch als Komödie angesehen wird.

Ricore: Können Sie diesbezüglich etwas aus "Madagascar 3" veraten?

Pastewka: Ich lerne beim Gucken des Films jedes Mal wahnsinnig viel über Slapstick. Und Timing! Ich finde auch spannend, wie die Figuren agieren, wenn sie gerade nichts sagen. Vor allem Melman, der ja oft einfach nur dabei ist und mit seinem langen Hals immer schaut, was die anderen machen. Es gibt kaum Schauspieler, die so exakt funktionieren wie die Figuren in Animationsfilmen.

Ricore: Das bedeutet also, dass Sie gerne wieder mitmachen würden?

Pastewka: Auf jeden Fall. Wenn man mich fragt, sofort. Ich fände es sehr schade, wenn "mein" Charakter von einer anderen Stimme übernommen würde, denn die Zuschauer würden diesen Unterschied sofort merken. Darum würde ich dem gerne Einhalt gebieten, sofern es in meiner Macht steht. Im Übrigen hoffe ich, dass noch viele Teile kommen werden.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 4. Oktober 2012
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