Stefan Huhn/Ricore Text
Rick Kavanian auf der Deutschlandpremiere von "Madagascar 3 - Flucht durch Europa (3D)" in München am 16. September 2012
Bezugspersonen sind wichtig
Interview: Vertrauensvoller Rick Kavanian
Rick Kavanian, Michael 'Bully' Herbig und Christian Tramitz sind mit der "Bullyparade" einem breiten Publikum bekannt geworden. Kavanian hat seither in zahlreichen Komödien wie "Der Schuh des Manitu" mitgespielt. Auch als Synchronsprecher ist der Schauspieler aktiv. So leiht er dem Protagonisten von "Ritter Rost - Eisenhart & voll verbeult in 3D" seine Stimme. Filmreporter.de verrät er, warum es gut ist, Kind zu bleiben, weshalb er ein vertrauensvoller Mensch ist und dass es durchaus Neider in seiner Branche gibt.
erschienen am 11. 01. 2013
Universum Film
Rick Kavanian spricht Ritter Rost
Ricore: In "Ritter Rost - Eisenhart & voll verbeult in 3D" sprechen Sie den Protagonisten.

Rick Kavanian: Ich kannte die Figur des Ritters Rost gar nicht so richtig. Als meine Frau und ich dann einmal bei Freunden eingeladen waren, habe ich denen von meiner Synchronisationsrolle erzählt. Das haben die Kinder unserer Freunde mitbekommen und waren völlig aus dem Häuschen. Ich wusste gar nicht, dass der Ritter Rost ein so populäres Thema ist. Letztlich finde ich es gut, dass ich davon erst im Nachhinein erfahren habe, denn bei der Synchronisation ist viel aus dem Bauchgefühl entstanden. Das war gut, da der Ritter Rost äußerlich ja so ein Blechmännchen ist und ich habe versucht, die Figur mit möglichst vielen Emotionen zu versehen.

Ricore: Hat das aus Ihrer Sicht funktioniert?

Kavanian: Ich hoffe es. Also ich denke schon, dass Ritter Rost menschliche Züge hat. Zum Beispiel wirkt er sehr lebendig, wenn er lacht. Und seine leuchtenden Augen haben sicherlich etwas Magisches für Kinder. Dazu kommt noch was er macht und sagt, was ja durch meine Stimme unterstützt wird. Insgesamt kann man sich sehr leicht mit ihm identifizieren.

Ricore: Gibt es Charaktereigenschaften von Ritter Rost, die Sie bei sich selbst wiederfinden können?

Kavanian: Auf jedem Fall (lacht). Also was die Tollpatschigkeit angeht. Ich bin heute Morgen noch gegen eine Tür gelaufen. Damit kann ich mich genauso identifizieren wie mit der Verzweiflung von Ritter Rost, als ihm alles weggenommen wird. Ich finde mich aber auch in seiner Tapferkeit wieder, die er zum Schluss des Films aufbringt. Überhaupt finde ich den positiven Wandel der Figur sehr schön.

Ricore: Rost ist ein Ritter. Mit Ritterlichkeit verbindet man auch Höflichkeiten, wie einer Dame die Tür aufzuhalten. Sind Sie ein Gentleman?

Kavanian: Ja, das ist mir total wichtig. Also generell finde ich eine gewisse Höflichkeit im Umgang mit Mitmenschen, insbesondere mit Frauen, Kindern und älteren Herrschaften, wahnsinnig wichtig. Das habe ich von Zuhause mitbekommen. Ich mache das gerne und freue mich auch, wenn andere so agieren.

Ricore: Bleiben Sie denn immer höflich, wenn Sie auf der Straße erkannt werden oder stört es sie manchmal?

Kavanian: Manchmal ist es schon irritierend. Besonders am Anfang meiner Karriere, als ich in so großen Filmen wie "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" mitgespielt habe. Wenn dann alle auf einen gucken, kann man damit nicht gut umgehen. Da war ich erst sehr unbeholfen, aber mit den Jahren lernt man damit umzugehen. Außerdem braucht man ja auch die Fans - es ist ein Geben und Nehmen.
Ralf Hake/Ricore Text
Rick Kavanian auf der Premierenfeier von "Le MAC - Doppelt knallt's besser" in München
Ricore: Ritter Rost will unbedingt ein Held sein. Liegt das in der Natur des Menschen, Helden sein zu wollen?

Kavanian: Vielleicht ist Held nicht das richtige Wort. Ich glaube, jeder will einfach geliebt werden. Helden sind vielleicht nur wenige. Ich zum Beispiel hätte nicht den Mut, die Bewohner eines brennenden Hochhauses zu retten. Auch Menschen, die über einen längeren Zeitraum alte oder psychisch kranke Menschen betreuen, sind für mich Helden. Natürlich würde ich es machen, wenn ich da hineingeraten würde. Aber aus eigenem Antrieb macht das nicht jeder. Solche selbstlosen Leute bewundere ich sehr. Dagegen ist das was ich mache fast schon Kindergarten.

Ricore: Sie spielen ja vorwiegend in Komödien. Würde Sie auch mal eine ernste Rolle in einem Kriminalfilm oder Drama reizen?

Kavanian: Auf jeden Fall. Ohne jetzt kokett zu klingen, glaube ich schon, dass ich das gut könnte. Natürlich verbinden die meisten Menschen mit meinem Gesicht in erster Linie Komödien. Wenn sich eine solche Rolle ergeben sollte, wäre das toll. Es ist aber auch nicht so, dass mir etwas fehlen würde, wenn ich bei der Komödie bleiben würde.

Ricore: Ritter Rost wirkt ja noch ziemlich kindlich in seiner Art. Wie wichtig ist es, sein ganzes Leben Kind zu bleiben?

Kavanian: Das ist schon sehr wichtig. Als Jugendlicher will man möglichst schnell erwachsen werden. Meine Großmutter - die 96 Jahr alt geworden ist - hat auch immer gesagt, dass man sich möglichst lange jung fühlen sollte. Kind bleiben heißt auch offen, empfänglich, neugierig und phantasievoll bleiben. Wenn das alles fehlt, dann ist nichts mehr da, was das Leben interessant macht. Ich bin gerne kindisch und albern und freue mich über alle Mitmenschen, die das genauso empfinden.

Ricore: Sie haben ja einen Beruf gewählt, wo man seine kindliche Seite ausgiebig ausleben darf. Gab es denn für die Berufswahl auch einen Plan B?

Kavanian: Also das Plan B war eigentlich der Plan A. Ich wollte ursprünglich Kinderarzt werden, weil ich Kinder sehr gerne mag und super finde. Aber mein Abiturschnitt von 2,9 hat für einen Studienplatz für Medizin nicht gereicht. Daher habe ich dann in München Politikwissenschaft studiert und nebenher beim Radio mit Bully angefangen. Das war eher die Richtung, die ich einschlagen wollte (lacht).

Ricore: Im Film wird Ritter Rost ja fälschlicherweise des Diebstahls beschuldigt. Ist Ihnen so etwas auch schon mal passiert?

Kavanian: Also was mir da spontan einfällt ist ein Vorfall aus meiner Schulzeit. Da wurde ich unberechtigterweise für etwas beschuldigt, wofür es einen Schulverweis gegeben hätte. Zum Glück hatte sich das aber alles aufgeklärt.
Universum Film
Ritter Rost hoch zu Ross...
Ricore: Gibt es in der Schauspielerbranche neidische Kollegen?

Kavanian: Natürlich gibt es Neid und Missgunst. Man muss damit einfach umgehen können. Solche Gefühle sind aber auch verständlich, denn in unserer Branche geht es nun mal viel darum, geliebt und gemocht zu werden, beliebt zu sein und wiedererkannt zu werden. Das spielt alles eine Rolle und man kann sich davon nicht ganz lösen. Ich persönlich bin ganz froh, dass ich genug zu tun habe und ich gönne anderen ihren Erfolg.

Ricore: Wenn man eine große Anerkennung erfahren hat, will man diese sicher auch nicht mehr missen?

Kavanian: Das stimmt. Ich hatte das Glück an großen Erfolgen teilnehmen zu dürfen und weiß das zu schätzen. Natürlich würde ich gerne mal wieder an einem ganz großen Projekt teilnehmen. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich gerade mache und brauche auch nicht immer das große Scheinwerferlicht und den Roten Teppich.

Ricore: Haben Sie als Komödiant bestimme Vorbilder?

Kavanian: Komiker die mich sehr beeindruckt haben sind Peter Sellers und Robin Williams. Bei "Der rosarote Panther" mit Sellers habe ich so viel gelacht wie selten in meinem Leben. Bei Williams gab es sowas wie eine Initialzündung, die auch mit Synchronisation zu tun hat. Als er 1992 den Lampengeist und den Händler in dem Animationsfilm "Aladdin" synchronisiert hat, war ich begeistert von seiner Arbeit.

Ricore: Burgfräulein Bö wendet sich von Ritter Rost aufgrund seiner Unzuverlässigkeit ab. Was wäre für Sie ein Grund, sich von jemandem abzuwenden?

Kavanian: Da muss schon viel passieren. Ich bin ein Pedant was Fakten angeht. Und bevor ich einen für mich wichtigen Menschen verliere würde, würde ich jeden Stein umdrehen, um zu schauen, ob er mir auch nur ansatzweise geschadet hat. Einem Menschen, der mir nahe steht einfach den Rücken zu kehren, liegt nicht in meinem Naturell. Wenn ich jetzt nach Hause komme und meine Frau von einem anderen Mann Besuch hat, vermute ich auch nicht gleich das Schlimmste. Das spricht vielleicht auch für meine Naivität, aber ich brauche die Menschen, die mir wichtig sind.

Ricore: Haben Sie noch Lampenfieber?

Kavanian: Ja. Ich bin sogar auf dem Roten Teppich anfangs nervös, weil man ja nie weiß, wie die Journalisten so drauf sind. Aber die Gewöhnung geht immer schneller und man lernt damit umzugehen. Anfangs denkt man nach drei Schritten auf dem Roten Teppich, dass man sich schon wieder umziehen könnte, weil man vor Aufregung so geschwitzt hat. Mit der Zeit wird man ruhiger und verständnisvoller. Auf der Bühne hat man sowieso positives Adrenalin.

Ricore: Können Sie Ihre Familie und Freunde aus dem Medienrummel raushalten?

Kavanian: Das geht im Grunde ganz gut, denn die interessiert das alles gar nicht so.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 11. Januar 2013
Zum Thema
Rick Kavanian wird 1971 in München geboren. Er wächst multilingual auf, zuhause wird unter anderem Armenisch und Rumänisch gesprochen, Deutsch lernt er erst später. Nach dem Abitur studiert Kavanian Politikwissenschaft, Psychologie und Nordamerikanische Kulturgeschichte. Aus dem Nebenfach Psychologie steigt er aus, als in einem Kurs sein Kinderheld Batman in einer Analyse dekonstruiert wird. Lee Strasberg Theatre InstituteMichael Herbig zu sehen und zu hören. Mit 'Bully' und Christian Tramitz..
Ritter Rost wohnt mit seinen Untertanen und nebst Burgfräulein Bö auf seiner eisernen Burg im Königreich Schrottland. Als er bei einem Ritterturnier von seinem Widersacher Prinz Protz des Betrugs bezichtigt wird, erkennt ihm König Bleifuß seinen Ritterstatus ab und nimmt ihm seine Burg weg. Zusammen mit seinem Freund, dem Drachen Koks, will Ritter Rost Name und Besitz zurückerobern. Der animierte Kinderfilm "Ritter Rost - Eisenhart & voll verbeult in 3D" ist ein lehrreiches Abenteuer. Die..
2024