Concorde Film
Bruce Willis in München auf Promotour zu "R.E.D. 2"
Bin Schauspieler - kein Weltenretter
Interview: Bruce Willis entspannt
Er macht das nicht gern, das sieht man Bruce Willis sofort an, wenn man ihn im Vermarktungsgetriebe Hollywoods beobachtet. Interviews geben und damit Filme verkaufen ist einfach nicht seine Sache. Vielmehr liebe er den kreativen Prozess davor, das Geschichten-Erzählen, die Zusammenarbeit mit anderen Schauspielern, das Filmemachen per se verrät der 58-Jährige Filmreporter.de im Interview. Dass er ein guter Geschichten-Erzähler und ernstzunehmender Schauspieler ist hat er bewiesen. Dass er dennoch überwiegend als Actionheld wahrgenommen wird, stört ihn nicht. In der Actionkomödie "R.E.D. 2" zeigt er, was er davon hält: Er findet das alles zum Totlachen.
erschienen am 17. 09. 2013
Concorde Film
Auch Bruce Willis kann die Welt nicht retten
"Ich kann Autos zusammenflicken, aber die Welt retten?"
Ricore Text: Mr. Willis, gab es einen Mentor, der Sie in Ihren frühen Jahren geprägt hat?

Bruce Willis: Ich hatte drei oder vier Schauspiellehrer, allerdings für nie wirklich lange. Für eine kurze Zeit hatte ich dann aber die Chance, mit Stella Adler zu arbeiten. Das hat mich wirklich geprägt. Sie ist eine außergewöhnliche Person.

Ricore: Was hat Sie sonst geprägt auf Ihrem Weg zum Actionstar?

Willis: Nun ja, mehr als alles andere bin ich ein Filmfan. Und die Komödie ist von allen Genres das Schwierigste, das ich mir vorstellen kann. Es gibt wirklich nichts Anstrengenderes, als jemand zum Lachen zu bringen. Außer vielleicht, dies in einem Film zu tun und das über 90 Minuten hinweg.

Ricore: Haben Sie sich von Blake Edwards inspirieren lassen?

Willis: Mit Blake Edwards habe ich "Blind Date - Verabredung mit einer Unbekannten" und "Sunset - Dämmerung in Hollywood" gedreht. Es war sehr lustig und ich würde es jederzeit wieder machen. Allerdings kann man diese beiden Filme mit "R.E.D. 2" nicht vergleichen. Damals waren wir viel weniger Leute.

Ricore: Habe ich richtig gesehen, dass auch Ihre Frau Emma in "R.E.D. 2" mitspielt?

Willis: Ja genau. Das stimmt. Regisseur Dean Parisot hat sie einfach angesprochen, ob sie nicht Lust hätte, einen kleinen Part zu übernehmen.

Ricore: Wie war das für Sie?

Willis: Ihre Rolle hatte mit mir oder meiner Figur nichts zu tun. So hatten wir am Set auch keine gemeinsamen Dreharbeiten. Dennoch war ich sehr glücklich, ihr beim Spielen zuschauen zu können.

Ricore: In Ihren Filmen haben Sie schon mehrmals die Welt gerettet. Wer könnte unsere Welt im wirklichen Leben retten? Oder muss sie überhaupt gerettet werden?

Willis: Das ist eine sehr philosophische Frage, die auch einer philosophischen Antwort bedarf. Wenn Sie eine gute Idee haben, wie man unsere Welt retten kann, dann schießen Sie bitte los! Ich glaube nicht, dass überhaupt jemand weiß, wie das geht. Ich kann Autos zusammenflicken, aber die Welt retten? Das ist doch eine Spur zu groß für mich.
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Bruce Willis beim "R.E.D. 2"-Photocall in München
Bruce Willis: Ich will Geschichten erzählen
Ricore: Ihr Vater war G.I.. Haben Sie jemals darüber nachgedacht, selbst Soldat zu werden?

Willis: Meine Generation war nie mit der Frage konfrontiert, ob man sich für die Armee melden soll oder nicht. So habe ich mich nie wirklich damit auseinander gesetzt.

Ricore: Noch bevor Sie als Actionheld in "Stirb langsam" erfolgreich waren, spielten sie in der Serie "Moonlighting - Das Model und der Schnüffler" mit. Wie wäre Ihre Karriere wohl verlaufen, wenn Sie dem Comedy-Fach treu geblieben wären?

Willis: Ich weiß es nicht. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, warum die Serie damals so erfolgreich war, nämlich über fünf Jahre hinweg. Klar, sie war witzig, manchmal mehr, manchmal weniger. Ich schätze, ich hatte einfach Glück, auch als ich die Rolle für "Stirb langsam" angenommen habe. Ich wusste damals nicht, was auf mich zukommen würde, als ich dieses Angebot annahm. Dass ich wie wild um mich herumschießen, barfuß durch Gebäude laufen und seltsame Sätze vor mich hinsagen würde. Sie als Filmkritiker wissen wahrscheinlich besser als ich, warum bestimmte Filme oder Rollen ankommen und andere nicht.

Ricore: War es eine bewusste Entscheidung, dass Sie beim Action-Genre geblieben sind?

Willis: Ich mag meinen Beruf nach wie vor sehr gerne. Ich liebe die Schauspielerei. Vor allem liebe ich es, Dinge auszuprobieren. Ich will Geschichten erzählen. Weiter als bis dahin denke ich allerdings nicht. Ich mag den Prozess, wie ein Film entsteht und die Zusammenarbeit mit anderen Schauspielern. Und es freut mich, wenn eine Geschichte schließlich den Weg zum Publikum findet. Vor allem wenn sie gut erzählt ist. Nicht jeder Film erhält jedoch die Beachtung, die er verdient hätte. Einige werden überwertet, andere hingegen gar nicht beachtet. Die Mechanismen dahinter sind mir leider auch fremd.

Ricore: Machen Sie sich noch Gedanken darüber, was das Publikum über Ihre Filme denkt, oder verliert man das nach so vielen erfolgreichen Jahren als Schauspieler aus den Augen?

Willis: Nein, das Publikum ist der Grund, warum ich Filme mache. Das ist für mich das Wichtigste. Alles was ich als Schauspieler tue, tue ich fürs Publikum - egal ob ich dabei versuche, lustig oder hart im Nehmen zu sein. Natürlich hängt am reinen Filmemachen ein gigantisches Geschäft dran. Pressetouren und Interviews gehören dazu. Auch das ist Teil meines Jobs. Nur liegt mir das Verkaufen eines Films nicht so sehr, wenn Sie wissen, was ich meine. Alles was ich wirklich will und von Herzen tue, ist eine Geschichte zu erzählen und Teil von ihr zu sein. Heute bin ich nicht Teil der Geschichte, sondern Teil der Marketingabteilung.

Ricore: Manche Schauspieler behaupten, ohne das Schauspielen nicht leben zu können. Können Sie sich Ihr Leben nach der Schauspielerei vorstellen?

Willis: Es gibt wirklich Kollegen die das gesagt haben? Das ist aber arg dramatisierend, finden Sie nicht auch? Die Schauspielerei ist ein toller Job, der Spaß macht. Schauspieler wollen etwas schaffen, kreativ sein. Mehr aber auch nicht. Ich würde mich jetzt bestimmt nicht töten, wenn ich nicht mehr schauspielern könnte (lacht).

Ricore: Wie würden Sie Ihren eigenen Humor beschreiben?

Willis: Wissen sie, ich bin in New Jersey aufgewachsen. Das prägt. Ich möchte andere zum Lachen bringen. Wie ist mir relativ egal.
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R.E.D. 2
Mich interessiert wirklich nur die Geschichte
Ricore: Wie bringen Sie Ihre Töchter zum Lachen?

Willis: Ich habe keine Probleme, mich vor meinen Kindern zum Affen zu machen, wenn Sie das meinen. Ich lasse mir Wasser aus den Mundwinkeln rinnen und springe vor ihnen herum. Ich würde alles tun, um sie zum Lachen zu bringen.

Ricore: Hatten Sie die Möglichkeit, im Skript zu "R.E.D. 2" einzugreifen?

Willis: Es ist ein großer Unterschied, ob ich etwas Lustiges vor meinen Kindern mache, oder ob die Szene eines Films für viele Millionen Zuschauer funktionieren soll. Die Drehbuchautoren zu "R.E.D. 2", Jon und Erich Hoeber, haben ein sehr gutes, witziges Skript geschrieben. Das hat es für uns Schauspieler einfach gemacht, witzig zu sein. Als wir dazu stießen, war die größte Arbeit schon erledigt. Wir mussten nicht mehr viel hinzufügen.

Ricore: Mit der Fortsetzung ist ein neues Franchise gegründet worden. Wie wichtig sind solche Franchise-Produkte für Sie als Schauspieler heute?

Willis: Darüber denke ich gar nicht nach, um ehrlich zu sein. Wenn ich ein Rollenangebot annehme, gehe ich nicht zu meiner Frau und sage: Hey sieh mal, hier ist ein Franchise-Film, ich werde das machen. Mich interessiert wirklich nur die Geschichte dahinter.

Ricore: Neben solchen Blockbuster-Filmen spielen Sie aber auch in kleinen Produktionen mit. Wie wichtig ist es für Sie, auch solche Projekte zu übernehmen?

Willis: Mir macht es einfach Spaß, verschiedene Dinge auszuprobieren. Vor einigen Jahren habe ich "Looper" gemacht, einen Science-Fiction-Film. Mir haben das Drehbuch damals und die Geschichte sehr gefallen und ich wollte einfach Teil dieser Reise sein. Das Ergebnis hat mir auch sehr gut gefallen.

Ricore: Was ist Ihr Ratschlag für eine gutfunktionierende Beziehung?

Willis: Man muss gut zuhören und gut kommunizieren können. Letztlich ist es aber eine Frage der eigenen Einstellung zu Moral und Ethik, wie man sich in bestimmten Situationen verhält. Es hat auch damit zu tun, ob einem andere Leute am Herzen liegen oder nicht.

Ricore: Wie stehen Sie zu verrückten Fans?

Willis: Ich bin sehr froh über meine Fans. Es gibt sehr viele Leute, die sich meine Filme nicht anschauen oder mich nicht kennen. Das ist auch in Ordnung.

Ricore: Wie steht es eigentlich um den Musiker Bruce Willis?

Willis: Der ist in Rente. Ich mache nach wie vor Musik, aber ich versuche nicht mehr, damit Geld zu verdienen. Es interessiert mich nicht mehr, Platten aufzunehmen. Aber ab und zu im privaten Rahmen zu spielen, das macht mir nach wie vor Spaß.

Ricore: Gibt es etwas, das Sie noch gerne verwirklichen möchten? Irgendwelche unterfüllten Träume oder Wünsche?

Willis: Ich hätte gerne mehr Kinder. Sonst habe ich alles (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. September 2013
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Bruce Willis beginnt seine Karriere in Werbespots und auf New Yorker Bühnen. Ab 1985 spielt der in Idar-Oberstein als Sohn eines amerikanischen GIs und einer deutschen Mutter geborene Schauspieler eine Hauptrolle in der TV-Serie "Moonlighting - Das Model und der Schnüffler", nebenbei ist er aber auch als Sänger tätig. 1988 gelingt ihm mit "Stirb langsam" der internationale Durchbruch. Noch lange versucht er, sein Actionimage wieder los zu werden, scheitert jedoch zunächst mit anderen..
2024