Paramount Pictures
Johnny Knoxville auf der Premiere von "Jackass: Bad Grandpa" in Berlin
"Wollen Sie etwa über meinen Penis sprechen?"
Interview: Johnny Knoxville und Jeff Tremaine
Johnny Knoxville und Jeff Tremaine, der eine vor, der andere hinter der Kamera ein "Jackass: Bad Grandpa", betreten zum Interview das Hotelzimmer. Unter seinem Karohemd trägt Knoxville ein Tom-Jones-T-Shirt. Seine linke Hand steckt in einer schwarzen Schiene. Später wird das Interview kurz unterbrochen, als eine Dame den beiden Bier serviert. Knoxville runzelt die Stirn und sagt, dass er vor den Augen deutscher Journalisten ja wohl kein dänisches Bier trinken könne. Er verlässt kurz den Raum und kehrt zufrieden mit einem Berliner Pilsener zurück. Das Interview kann weitergehen.
erschienen am 23. 10. 2013
Paramount Pictures
Jeff Tremaine auf der Premiere von "Jackass: Bad Grandpa" in Berlin
Johnny Knoxville unter Ecstasy?
Ricore Text: Mr. Knoxville, Ihre Hand ist verletzt. Was ist passiert?

Johnny Knoxville: Wir haben ein Promo-Video zu "Bad Grandpa" gemacht und ich trank ein paar Bier, plötzlich fingt mein Herz zu rasen an. Ich dachte, ah, das kommt mir bekannt vor. Irgendjemand hatte mir wohl ein paar Ecstasypillen untergejubelt. In meinen 20ern hatte ich das mal probiert und dachte, na das kann lustig werden. Wurde es aber nicht! Ich wollte wohl irgendwo hochklettern und habe mir eine Sehne gerissen. Das Ende vom Lied ist, dass ich diese Schiene nun für sechs Wochen tragen muss.

Ricore: Nun ja, mit Verletzungen kennen Sie sich ja aus. Und das ist nicht die Schlimmste, oder?

Knoxville: (lacht) Allerdings! Wollen Sie etwa über meinen Penis sprechen? Ich habe ihn mir mal gebrochen. Natürlich kenne ich mich mit Brüchen aus, aber psychisch war das wirklich die schlimmste Verletzung.

Ricore: Wie ist denn das passiert?

Knoxville: Bei einem Motorrad-Stunt.

Ricore: Haben Sie nie Angst?

Knoxville: Doch, natürlich. Ich bin vielleicht nicht der Hellste, aber immerhin bin ich so schlau, Angst zu haben. Ich trage innere Kämpfe aus. Bestimmte Teile meines Körpers versuchen sich zu weigern.

Ricore: Fällt es Ihnen schwer, nicht zu lachen, wenn Sie bestimmte Szenen drehen?

Knoxville: Nein, nicht wenn ich jemanden reinlegen will. Am Anfang musste ich noch kichern, aber dann bekommt man das Material nicht. Außerdem muss man auf so viele Dinge achten, dass keine Zeit bleibt, über irgendwas zu lachen.

Jeff Tremaine: Also ich lache mich kaputt, während er seine Sachen macht! Dafür bin ich ja irgendwo versteckt, also kann ich lachen. Am schlimmsten war es, als wir die Szene für den Wettbewerb drehten. Jackson Nicoll (spielt Billy) war als Mädchen verkleidet und alle sind darauf reingefallen. Ich musste mich vor Lachen beinahe übergeben.
[Eine Dame betritt den Raum und stellt zwei Flaschen dänisches Bier auf den Tisch.]

Knoxville: Wir können doch vor deutschen Journalisten kein dänisches Bier trinken! Ist es bei Euch nicht so, dass man schon schief angesehen wird, wenn man ein Bier aus der falschen Region trinkt?

Tremaine: Ich habe da kein Schamgefühl. (Und gießt sich sein Bier ein).

Knoxville: Nein, das geht nicht. (Er steht auf, verlässt kurz den Raum und kommt mit einem Berliner Pilsener zurück).
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Jackson Nicoll und Johnny Knoxville in "Jackass: Bad Grandpa"
Wie hat Jeff Tremaine denn Jackson Nicoll gefunden?
Ricore: Wie haben Sie Jackson Nicoll gefunden? Er ist unglaublich.

Tremaine: Knoxville fand ihn. Er hatte ihn beim Dreh zu "Fun Size" kennengelernt. Damals hatte er zu mir gesagt, ich hab den perfekten Jungen gefunden. Mit dem müssen wir unbedingt was machen.

Knoxville: Erst dachten wir, er würde zu "Jackass" passen. Er ist furchtlos und intelligent zugleich. Und obendrein noch niedlich.

Ricore: Mit einem Kind am Set müssen Sie sicher vorsichtiger sein, was bestimmte Scherze oder die Sprache angeht.

Tremaine: Ehrlich gesagt, musste eher ich ihn daran erinnern, auf seine Sprache zu achten. Er trug immer ein Mikro, über das wir kommunizierten. Einmal, kurz vor einer Szene, flüsterte er mir zu: Jeff. Und ich: Was? Drauf er: Fuck you!

Knoxville: (lacht).

Tremaine: OK, im Ernst. Natürlich gab es jede Menge Vorgaben, denn natürlich wollten wir ihn nicht in Gefahr bringen.

Knoxville: Ja, rückblickend war es eine komplett bescheuerte Idee, ein ganzes Prank-Movie mit einem Kind zu drehen. Aber ich bin trotzdem froh, denn der Film ist besser geworden als ich es mir vorgestellt hatte.

Tremaine: Mit einem Kind darf man nur eine beschränkte Zeit täglich arbeiten. Das schränkt ein. Dazu kam noch, dass es vier Stunden dauerte, Johhny in Irving zu verwandeln.

Knoxville: Aber zuletzt haben wir es in drei Stunden geschafft.

Ricore: Erzählen Sie von Irving. Wie sind Sie auf diesen Charakter gekommen?

Knoxville: Es gab ihn schon in unserer Fernsehshow. Ich selbst kann inzwischen die Leute in der Öffentlichkeit nicht mehr veräppeln, sie erkennen mich. Aber als Irving kann ich sie noch reinlegen. Das ist großartig, man kommt mit allem davon, sogar mit Mord! (lacht)
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Johnny Knoxville und Jeff Tremaine auf dem Set von "Jackass: Bad Grandpa"
Johnny Knoxville mit Mord davongekommen?
Ricore: Wie bitte?

Knoxville: Ja, wirklich! Als wir in Charlotte drehten, halfen mir vier Leute, ein Loch zu graben, in dem ich die Leiche meiner Frau entsorgen wollte. Sie halfen mir sogar, die vermeintliche Leiche in die Grube zu tragen. Sie glaubten meiner Ausrede, dass mit dem Bestattungsinstitut etwas schief gelaufen war. An dem Punkt war uns dann klar, dass die Leiche mit auf den Roadtrip musste.

Ricore: Manches ist im Film nicht zu sehen. Kommt das Zusatzmaterial auf die DVD?

Knoxville: Also einer der Typen hat nicht unterschrieben, dass wir das Material verwenden dürfen.

Tremaine: Aber der andere hat tatsächlich sein Einverständnis gegeben.

Knoxville: Im Prinzip ist es ja sogar legal, eine Leiche im Garten zu vergraben. Natürlich nur, wenn die Person unter natürlichen Umständen gestorben ist und wenn man eine Genehmigung dafür hat. Mir wäre das allerdings etwas dubios vorgekommen.

Ricore: In Deutschland darf man nicht mal seinen Hund im Garten begraben.

Knoxville: Nicht? Also in meinem Garten liegen alle Hunde und sogar ein Pony.

Ricore: Wurden Sie während des Drehs erkannt?

Knoxville: Nicht ich. Aber manche erkannten Irving. Wenn wir Innen drehten, holten wir uns zuvor natürlich die Erlaubnis der Besitzer, aber die Angestellten wurden nicht informiert. Denn dann gibt es immer unglaubwürdige Reaktionen. Wir klärten auch vorher ab, ob sie uns kennen könnten.

Tremaine: Ja, es ist sinnlos vor einem Skater-Kid einen Prank zu versuchen. Die erkennen uns.

Ricore: In einer Szene wirft Irving die Motorräder einer Rocker-Gang, der Guardians of the Childrens, um. Haben Sie das wirklich gemacht?

Knoxville: Nein, man darf von niemandem das Motorrad umfahren. Wir hatten die Bikes schon vorher dort aufgestellt, so dass sie ihre woanders parken mussten.

Ricore: Wie waren die Reaktionen der Leute, nachdem sie rausfanden, dass sie veräppelt wurden? War jemand richtig sauer?

Tremaine: Die zwei Frauen im Supermarkt, in dem Irving und Billy Essen klauen, waren wirklich sauer. Sie haben beide an dem Tag gekündigt. Glücklicherweise wusste der Besitzer Bescheid und rief sie danach an.

Knoxville: Ich glaube, er war der Onkel der einen, und dann sagte sie ihm erstmal die Meinung.

Tremaine: Und dann ist da noch einer der Väter bei dem Wettbewerb. Da gab es einen ordentlichen Streit. Doch der wird leider niemals zu sehen sein, denn er gab seine Zustimmung nicht.

Ricore: Tut es Ihnen manchmal hinterher Leid, die Leute so reinzulegen?

Knoxville: Nein, ich gehe sie niemals so an, dass es mir wirklich leidtun müsste. Wir sind ja nicht gemein.

Tremaine: Wir machen uns ja nicht über die Leute lustig, sondern wir ziehen vor ihren Augen eine Show ab. Wir wollen einfach, dass sie normal reagieren. Das ist immer am besten.

Knoxville: Die meisten reagieren ärgerlich oder verwirrt. Obwohl, bei der Frau mit dem Hausrat-Verkauf machte ich mir doch etwas Sorgen. Sie sah aus, als würde sie einen Herzinfarkt erleiden. Und was mich wirklich wundert ist, dass die Leute von der Beerdigung ihr Einverständnis gaben, denn denen haben wir übel mitgespielt. Aber die waren so erleichtert, dass alles nur ein Scherz war, dass sie gerne unterschrieben haben.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 23. Oktober 2013
2024