Constantin Film
Harrison Ford beim Photocall zu "Ender's Game - Das große Spiel"
"Moralische Themen, die uns alle angehen"
Interview: Harrison Ford spielt "Ender's Game"
Für den Science Fiction "Ender's Game - Das große Spiel" schlüpft Harrison Ford in die Rolle des hochangesehenen Colonel Graff. Der kämpft mit Kindersoldaten gegen Außerirdische. Welcher Rahmen für ein Interview würde also besser passen als die Comic-Con? Mit Filmreporter.de spricht der 71-jährige über die moralischen Ansätze des Films und deren Bedeutung. Außerdem lobt er seine jungen Schauspielkollegen und spricht über die Zusammenarbeit mit Sir Ben Kingsley.
erschienen am 3. 11. 2013
Constantin Film
Harrison Ford mit Sir Ben Kingsley beim Photocall
Komplexe Themen
Ricore: Herr Ford, willkommen zurück auf der Comic-Con. Wie lässt sich Ihre Figur in "Ender's Game" mit Han Solo vergleichen?

Harrison Ford: Die beiden sind nicht vergleichbar. Graff ist eine sehr vielschichtige Figur, die eine große Verantwortung trägt. Er rekrutiert und trainiert Kinder wie den jungen Ender Wiggin. Im weiteren Verlauf der Geschichte muss er sich mit moralischen Fragen auseinandersetzen, die der Einsatz von Kindern im Krieg mit sich bringt. Diese komplexen moralischen Fragen sind Teil von Graffs Geschichte. Ender selbst macht sich kaum Gedanken über diese moralischen Fragen. Erst gegen Ende des Films realisiert er, was mit ihm passiert ist. Graff ist sich seiner moralischen Verantwortung hingegen die ganze Zeit bewusst.

Ricore: Haben Sie das Buch gelesen, bevor die Dreharbeiten begonnen haben?

Ford: Ja, das habe ich. Ich glaube das Buch greift einige komplexe Themen auf, welche die soziale Verantwortung betreffen. Es behandelt auch die moralischen Fragen, denen sich das Militär stellen muss. Ich bin sehr erfreut darüber, bei einem Film mit so hohen Ansprüchen beteiligt zu sein.

Ricore: Es gab Diskussionen über schwulenfeindliche Ansichten im Film. Haben Sie diese auch wahrgenommen und hat das Ihre Einstellung zum Film verändert?

Ford: Ich denke Orson Scott Cards Ansichten zur Schwulen-Ehe sind nicht Teil der Thematik des Films. Er hat etwas geschrieben, von dem ich denke, dass es für alle wichtig ist, gerade in Bezug auf die Moral. Ansichten, welche die Geschichte unseres Films nicht betreffen, sind daher kein Thema, um die ich mich kümmern muss. Daher habe ich dazu wirklich keine Meinung. Ich kenne seine Aussagen, in denen er einräumt, dass die Diskussion um die Schwulen-Ehe ein Kampf ist, den er verloren hat und er sich dies auch eingesteht. Ich denke, wir alle wissen, was wir damit erreicht haben. Nämlich, dass die Menschlichkeit gesiegt hat und das ist, was zählt.

Ricore: Welche Themen werden im Film den angerissen?

Ford: Der Film ist meiner Meinung nach sehr vorausschauend. Das Buch hat etwas vorausgesehen, das in unserem Leben inzwischen Realität geworden ist, nämlich die Fähigkeit, Kriege aus der Ferne führen zu können. Kriegshandlungen werden dadurch emotional distanzierter durchgeführt. Die moralischen Bedenken des Militärs und ihrer Befehlshaber sowie der Gesellschaft, die militärisch aufrüstet und Kriege führt, das sind die moralischen Themen des Films. Das beschäftigt uns alle. Die intergalaktische Kriegshandlung ist das Science-Fiction-Element des Films. Aber dieses gibt dem Film eine emotionale Note und die Wahrheit ist, dass dies ein Problem aus unserer Gegenwart ist.
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Militanter Harrison Ford in "Ender's Game - Das große Spiel"
Harrison Ford: Sir Ben Kingsley war großartig
Ricore: Der Film ist ein Fingerzeig auf eine moralische Zwickmühle?

Ford: Die Kriegsführung mit Drohnen und die Leistungsfähigkeit unserer Technologie ist Teil dieses moralischen Komplexes. Der andere Aspekt ist der Einsatz von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Krieg, welcher in unserer Geschichte schon immer ein Thema war. Die jüngsten und leistungsstärksten unsere Gesellschaft waren schon immer diejenigen, die im Krieg an vorderster Front standen.

Ricore: Die Kinder im Buch werden manipuliert, und dann in den Krieg geschickt. Wie wichtig ist es, unsere Jugend über die Konsequenzen des Krieges aufzuklären?

Ford: Im Buch beginnt Enden Wiggen seine militärische Karriere bereits im Alter von sieben Jahren. In diesem Fall war es denke ich wichtig, eine Figur zu schaffen, die sich näher am Alter des 13-jährigen Asa Butterfield befindet. Das war eine gute Entscheidung, aber meine Figur ist verantwortlich für die Manipulation von Kindern. Egal wie man zur Kriegsführung und zum Militär steht, umso mehr man die Komplexität dieses Themas erkennt, umso mehr sieht man die Aufmerksamkeit, die es verdient. Daher denke ich ist es wichtig, uns diesen Fragen zu stellen. Nicht nur in der täglichen Berichterstattung, um sie anschließend wieder zu verdrängen, sondern in unseren persönlichen Leben.

Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit Sir Ben Kingsley?

Ford: Es war großartig. Abgesehen von seinem Spitznamen, dem Adelstitel 'Sir', ist er ein einfacher Typ, ein sehr kameradschaftlicher Kollege, den kennenzulernen ich sehr genossen habe. Ich kannte ihn zuvor nicht persönlich. Mit ihm als Schauspieler zusammenzuarbeiten war mir ein ebenso großes Vergnügen wie die Zusammenarbeit mit all den jungen Menschen, die extrem talentiert und fest entschlossen waren, diese Geschichte zu erzählen. Wirklich überraschend war für mich - bitte verzeihen sie mir die Lobhudelei - dass sie für ihr Alter wirklich sehr talentiert waren. Meine höchster Respekt an Gavin, denn die Auswahl der Schauspieler ist wirklich wichtig. Es war mir eine große Freude, an diesem Film beteiligt zu sein.
erschienen am 3. November 2013
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2024