20th Century Fox
Patrick Stewart zeigt in "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit 3D", dass er noch nicht zum alten Eisen gehört
Des eigenen Schicksals Schmied
Interview: Patrick Stewart hat alles im Griff
Mit "Star Trek: The Next Generation" und der "X-Men"-Reihe hat Patrick Stewart in zwei äußerst erfolgreichen Science-Fiction-Filmreihen mitgewirkt. Welcher Rolle würde er den Vorzug geben? Keiner, versichert der britische Schauspieler Filmreporter.de im Interview zu "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit". Sowohl Captain Jean-Luc Picard als auch Professor Charles Xavier hätten sein Leben grundlegend verändert. Außerdem erklärt uns Patrick Stewart, warum er nicht an das Schicksal glaubt und er mit 73 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
erschienen am 23. 05. 2014
20th Century Fox
Patrick Stewart und Jennifer Lawrence rühren auf der ComiCon die Werbetroimmel für "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit 3D"
Süchtig nach dem Schauspielen?
Ricore Text: Mr. Stewart, Sie sind 73 Jahre alt und zeigen noch immer keine Ermüdungserscheinungen. Sind Sie süchtig nach dem Filmemachen?

Patrick Stewart: (lacht) Zunächst einmal danke, dass Sie mein Alter so hervorheben. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich überhaupt nicht alt. Ich bin noch voller Energie und lange nicht bereit, in Ruhestand zu gehen.

Ricore: Denken Sie nicht manchmal darüber nach, alles hinter sich zu lassen?

Stewart: Wenn, dann höchstens für einige Sekunden. Dafür liebe ich den Job viel zu sehr. Es ist der Spaß, die Herausforderung und das Interesse an der Arbeit, die mich jeden Morgen aufstehen lassen. Ich freue mich jeden Tag darauf, zur Arbeit zu gehen.

Ricore: Sie haben kürzlich wieder geheiratet. Ihre Frau ist 38 Jahre jünger als Sie. Ist der Altersunterschied ein Problem?

Stewart: Lassen Sie mich auf diese Frage so antworten: Ich hatte in meinem Leben viel Leidenschaft erlebt - sowohl auf beruflicher als auch persönlicher Ebene. Kürzlich war ich mit meiner Frau zwölf Tage in Flitterwochen. Kaum waren wir wieder zurück, hat die Zukunftsplanung wieder die Führung übernommen. Es geht bei mir immer um den nächsten Job und den danach.

Ricore: Sie wollen damit sagen, dass Sie noch mitten im Leben stecken.

Stewart: Jemand sagte einmal, dass das wichtigste die Liebe und die Arbeit ist. Beide führen zu einem schönen Leben. Nach diesem Motto lebe ich heute.
Paramount Pictures
Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard
Patrick Stewart: kein Wettbewerb zwischen Picard und Xavier
Ricore: Sie haben mit "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" und der "X-Men"-Reihe in zwei erfolgreichen Science-Fiction-Projekten mitgespielt. Welcher Charakter ist Ihnen lieber, Captain Jean-Luc Picard oder Professor Charles Xavier?

Stewart: Es gibt keinen Wettbewerb zwischen den beiden Figuren. Beide haben mir viel gegeben. Picard hat mein Leben in jeder Hinsicht verändert. Nichts in meinem Leben blieb durch diese Rolle wie es war.

Ricore: Glauben Sie an das Schicksal?

Stewart: Glück und Unglück liegen in unseren eigenen Händen. Ich glaube nicht an eine Macht, die uns unter Kontrolle hat oder unseren Lebensweg bestimmt.

Ricore: Aber nicht jeder hat das Glück, das Sie haben.

Stewart: Das ist wahr. Es gibt auf der Welt Millionen Menschen, die ihr Leben nicht im Griff haben. Sie sind Opfer von politischen und wirtschaftlichen Umständen oder von rohen gesellschaftlichen Vorurteilen. Auch davon handeln die "X-Men"-Filme.

Ricore: Wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten, was würden Sie ändern?

Stewart: Natürlich könnte man sagen, wenn Nero oder Hitler nicht existiert hätten, dann... Aber das wäre eine falsche Herangehensweise an die Zukunft. Wenn ich die Möglichkeit hätte, in die Vergangenheit zu reisen und dadurch etwas zu bewirken, dann wäre meine Herangehensweise an die Sache persönlicher Natur. Wenn überhaupt, dann würde ich mein eigenes Leben richten wollen.
20th Century Fox
X-Men unter sich: Ian McKellen, Michael Fassbender und Patrick Stewart
Bezüge zur Ukraine-Krise?
Ricore: Sie haben sich öffentlich zu häuslicher Gewalt geäußert, auch weil Ihre Mutter diese Erfahrung machen musste.

Stewart: Aus diesem Grund sollte man bezüglich häuslicher Gewalt die Augen offen halten und sich dagegen wehren. Keine Mutter sollte im Stillen leiden.

Ricore: Sie wuchsen in bescheidenen Verhältnissen auf und wurden dann erfolgreicher Schauspieler. Denken Sie manchmal an Ihre Ursprünge?

Stewart: Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke. Ich bin sehr, sehr dankbar.

Ricore: "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit 3D" liegt eine wichtige Frage zugrunde: Werden wir uns gegenseitig zerstören oder zu einer Einheit werden?

Stewart: Die Frage ist sehr aktuell. Schauen Sie sich die vielen Krisenherde auf der Welt an!

Ricore: Obwohl es sich um eine Superhelden-Geschichte handelt, kann man Bezüge etwa zur Ukraine-Krise finden.

Stewart: Das ist typisch für die "X-Men"-Filme. Es geht um Themen wie Vorurteile, Diskriminierung und Hass. Aktuelle politische Aspekte sind immer Teil des Franchise gewesen.

Ricore: Sie sind in letzter Zeit zu einem Twitter-Phänomen geworden. Sind Sie Fan der sozialen Medien?

Stewart: Ich hatte mich immer gegen soziale Medien gewehrt, weil ich ihnen gegenüber skeptisch war. Dann wurde ich dazu überredet, mich anzumelden. Seitdem ich bei Twitter bin, finde ich es faszinierend. Außerdem ist es ein konstruktives Medium, es hat mich mit Millionen Menschen verbunden.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 23. Mai 2014
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