Senator Film Verleih
Renée Zellweger
Renée Zellweger macht sich Chicago Untertan
Interview: Dancing Queen
Erfolg = Talent + Glück. Renée Zellweger hat beides. Von "Jerry Maguire" ("You had me at hello") über "Nurse Betty" und "Bridget Jones" verwandelte sie sich in Rollen, für die sich diverse Regisseure die kleine blonde Schauspielerin mit der weichen Stimme und dem ungewöhnlichen Gesicht erst nicht vorstellen konnten. Doch mit ihrer Chamäleonhaften Wandlungsfähigkeit überzeugte sie auch die größten Zweifler. In der Musical-Verfilmung "Chicago" schlüpft sie in den Part der manipulativen Roxy Hart - eine Rolle, die erst an Madonna, dann an Britney Spears gehen hätte sollen (was für eine Vorstellung!). Und auch singend und tanzend mit Marilyn-Schmollmund und Cyd Charisse-Beinen hatte sie uns schon beim ersten 'Hello'.
erschienen am 1. 03. 2003
Buena Vista International (Germany)
Renée Zellweger in: Chicago
Ricore Medien: Was hat Sie selbst überzeugt, diese nicht ganz einfache Rolle anzunehmen?

Zellweger: Ich setzte mich mit Regisseur Rob Marshall hin, und nach zwei Minuten mit diesem außergewöhnlichen Mann war es mir völlig gleichgültig, dass ich eigentlich weder singen noch tanzen kann, ob ich auf die Nase falle und mich total lächerlich mache und nie wieder arbeiten werde. Ich wollte diesen Mann kennen, mit ihm arbeiten und mit ihm befreundet sein. Und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, nicht ein Teil dessen zu sein, was er kreieren wollte, Was immer es auch war, dieses Musical Chicago, das er in Toronto drehen wollte. Ich rannte mit offenen Armen auf diese Projekt zu, weil ich diesen Mann heiß liebe.

Ricore: Wie wurden Sie - praktisch übernacht - zu einer Sängerin und Tänzerin?

Zellweger: Die bauten diese Bühnen in Kanada, es war wie eine Schule, wo jeder zu einer bestimmten Zeit erscheinen musste um die großen Nummern zu proben. Und dann besuchten wir verschiedene Klassen; eine ging singen, eine andere tanzen, dann übten wir die Solos, dann probte ich ein Duett mit Catherine, dann lernten wir den Text, dann gabs Lunch, und danach begann alles wieder von vorn. Es war eine fantastische Zeit, denn nie sagte jemand: 'wie sind wir denn?', weil wir dauernd nur arbeiteten, arbeiteten, arbeiteten. Wir nannten es 'Die Chicago Schule des Rob Marshall', und das war etwas, woran ich mich für den Rest meines Lebens mit warmen Gefühlen erinnern werde.
Buena Vista International (Germany)
Renée Zellweger in: Chicago
Ricore: Haben Sie sich alte Musicals angeschaut, um sich auf die Rolle vorzubereiten?

Zellweger: Ich hab mir 'Roxy Hart' mit Ginger Rogers angesehen, und das hat Spaß gemacht, weil es wie eine Lehre war. Die Geschichte des Projekts, die Geschichte des Musical-Theaters im allgemeinen. Ich schaute mir auch 'All That Jazz' und 'Cabaret' an, weil ich Bob Fosse studieren wollte. Und ich habe sehr viel gelesen, über die Geschichte des Jazz und Swing, über die Twenties und ihre Trends, über die Medien in dieser Epoche, über Politik und Mode dieser Ära.

Ricore: Es gibt eine Zeile im Film, wo Roxy Hart zu Velma Kelly auf deren Angebot zusammen zu arbeiten, meint: "Aber ich hasse dich!" und Velma erwidert: "Honey, in diesem Business ist das völlig gleichgültig." Wie sehen Sie das? Haben Sie diese Erfahrung im Showbusiness auch schon gemacht?

Zellweger: Nein, zum Glück nicht. Weder beruflich noch privat. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die eine Menge Hass mit sich herumschleppen. Rache ist auch nicht auf meiner Liste. Ich sehe die Welt nicht so. Ich bin auch noch nie so schlecht behandelt worden, dass ich meine Handlungsweise und meine Reaktionen ändern würde. Und Neid? Kenne ich nicht. Wenn ich jemanden sehe, der etwas besonders gut kann und tut, oder eine Rolle bekommen hat, die ich auch gern gehabt hätte, dann bewundere ich diese Person, und freue mich für sie und ihren Erfolg. Es inspiriert mich, gute Leute zu sehen.
Buena Vista International (Germany)
Renée Zellweger und Richard Gere engagiert in: Chicago
Ricore: Da sind Sie in Hollywood aber eine Ausnahme. Haben Sie mit Roxy Hart irgend etwas gemeinsam?

Zellweger: Nein, Roxys Regeln sind ganz anders als meine - und zwar, was alles im Leben anlangt. Ich sehe das Leben aus einer viel freundlicheren Perspektive. Denn ich finde, das Leben ist viel zu kurz, um sich dauernd aufzureiben.

Ricore: Werden Sie "Bridget Jones 2" machen?

Zellweger: Es gibt Gespräche, aber das ganze ist heikel. Ich fühle mich, als müsste ich diese Rolle beschützen, denn die Erfahrung am ersten Film war so wichtig und bedeutend für mich. Vom Moment an, in dem ich das Buch gekauft habe und mich - lange bevor es ein Filmprojekt gab und ich überhaupt für die Rolle in Erwägung gezogen wurde - in diesen Charakter verliebt habe, bis zu dem Punkt, an dem wir den Film drehten und alles, was danach aus diesem erfolg heraus passiert ist. Es war einzigartig, und ein Teil 2 muss mit derselben Erwartung und derselben Energie gemacht werden, dieselbe Bedeutung und Seele haben. Wenn also in dieser nächsten Inkarnation all diese Elemente da sind, dann sage auch ich, okay, let's go!
Buena Vista International (Germany)
Renée Zellweger in: Chicago
Ricore: Die Zeitungen schreiben, Sie wollten nicht, weil Sie sich weigern, wieder soviel zuzunehmen - haben Sie Bedenken wieder all die Pfunde rauf zu fressen?

Zellweger: Ich hab das auch gelesen. Das stand in den britischen Zeitungen. Mich hat das sehr geärgert, denn es ist so eine dumme und oberflächliche Behauptung. So gehe ich nicht an meine Arbeit heran. Ich bin nicht eitel genug dafür. Wenn eine Rolle einen dämlichen Haarschnitt verlangt oder dass ich dick bin, dann mache ich das auch, wenn ich das Projekt liebe. Und ich mache nur Filme, die ich liebe. Es ist doch ein Riesenteil der Freude an einem Projekt, dass man sich innerlich und äußerlich in eine andere Person verwandelt. Und wenn ich "Bridget Jones 2" mache, dann nehme ich mir auch die sechs Monate Zeit, um wieder ganz Bridget zu werden, mit ihren Kilos und ihren blöden Stirnfransen. Wenn es passiert, dann aber richtig!

Ricore: Sind Sie derzeit Single oder gibt's einen Mann in Ihrem Leben?

Zellweger: Single. Ich treffe ja niemanden! Außer Stewards im Flugzeug und Journalisten! Nein! (lacht)

Ricore: Welche Eigenschaften muss ein Mann haben, um für Sie interessiert zu sein?

Zellweger: Ich mag Mitgefühl. Er muss sich in mich und andere Menschen hineinversetzen können und ein großes Herz haben. Ich will, dass er seine Fußabdrücke hinter sich sieht, und die Spur, die er im Leben hinterlassen hat, und ob diese Spur negativ oder positiv ist. Ich mag witzige Männer, solche, die sich nicht zu ernst nehmen. Und all die, die den simplen Dingen im Leben etwas abgewinnen können. Und wenn Sie irgendwen kennen, auf den alle diese Kriterien zutreffen, geben Sie mir seine Telefonnummer! (lacht).
erschienen am 1. März 2003
Zum Thema
Chicago (Kinofilm)
Die erfolgreiche Broadwayshow "Chicago" ist die Vorlage für die Stargetränkte Filmadaption. Chicago in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts: Roxy Hart (Renée Zellweger) tötet ihren vermeintlichen Manager. Dieser hatte die naive Broadwaysängerin betrogen und belogen. Ein musikalischer Spass der Extraklasse, der mit 13 Oscarnominierungen, 6 Oscarauszeichnungen, 3 Golden Globes und 170 Millionen Dollar in den US-Kinokassen belohnt wurde.
Wer kennt sie nicht als frustrierte, leicht übergewichtige Single-Frau in der Erfolgskomödie "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück"? Ihr Talent für Komödien hat Renée Zellweger mit ihren kleinen Augen jedenfalls schon des öfteren unter Beweis gestellt. Dass mehr in der Texanerin steckt, beweisen ihre Auftritte in "Chicago", "Jerry Maguire" und "Unterwegs nach Cold Mountain". Für letzteren erhielt sie den Oscar als beste Nebendarstellerin.
2024