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James Spader als FBI-Informant in "The Blacklist"
'Ich bin kein Spiegelmensch'
Interview: James Spader frei von Eitelkeiten?
Keine Frage, einen Höhepunkt erreicht James Spaders Karriere Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. Als der Schauspieler 1989 für seine Rolle des Voyeurs in "Sex, Lügen und Video" in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wird und Regisseur Steven Soderbergh die Goldene Palme erhält, hat die Filmwelt zwei Themen: James Spader und Steven Soderbergh.
erschienen am 1. 09. 2014
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Megan Boone und James Spader feilschen um die schwarze Lite: "The Blacklist"
Independent- Schauspieler mit komerziellem Fortune
Dem Ruf des Independent- Schauspielers wird der 1960 in Boston geborene Schauspieler auch durch seine Hautrolle in David Cronenbergs Drama "Crash" gerecht. Erneut verkörpert Spader einen Charakter mit einer abnormalen sexuellen Neigung. Der Autorenfilm handelt von der Beziehung zwischen Autounfällen und Sex. Trotz Aufsehen erregender Auftritte in unabhängigen Filmen auf der einen und kommerziellen Erfolgen wie mit Roland Emmerichs Science-Fiction-Blockbusters "Stargate" auf der anderen Seite bleibt Spader in den folgenden Jahren vor allem auf Nebenrollen abonniert. Für größeres Aufsehen sorgt die Anwaltsserie "Practice - Die Anwälte" und deren Ableger "Boston Legal", in der Spader an der Seite von "Raumschiff Enterprise"-Kapitän William Shatner die zweite Hauptrolle spielt und sich mit diesem amüsante Wortgefechte und Bettpartys feiert. Auf den Geschmack gekommen, bleibt James Spader dem Serienformat treu. In "The Blacklist" verkörpert er seit Ende 2013 einen Schwerverbrecher, der mit der FBI kooperiert. Ricore Text hat sich mit dem 54-Jährigen zu Themen wie Bösewichte im Film, Karriere, Geld und schwarze Listen unterhalten.

Ricore Text: Sie sehen in "The Blacklist" ziemlich furchteinflößend aus. Wie fühlte es sich an, mit kahl rasiertem Kopf den Bösewicht zu geben?

James Spader: Das mit der Glatze war meine Idee. Raymond Reddington ist ein finsterer Kerl und der Haarschnitt schien zu seinem Charakter zu passen.

Ricore: Sind Sie selbst ein ängstlicher Mensch?

Spader: Nein, ich liebe Horrorfilme und Thriller. Bei solchen Filmen mitzuarbeiten macht jedoch nicht immer Spaß.

Ricore: Geben Sie gerne den Bösewicht?

Spader: Ich habe schon immer gerne den Bösen gespielt und fühle mich generell zur düsteren Seite der menschlichen Natur hingezogen. Ich finde das einfach faszinierend. Keine Frage, meine Figur in "The Blacklist" ist böse. Sie entspricht der Definition des Antihelden.
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James Spader zwischen Gut und Böse in "The Blacklist"
Wirtschaftliche Lage der Branche dramatisch verändert...
Ricore: Mit der Verpflichtung einer Serie geht viel Arbeit und Zeit einher. Sind Sie ein Workaholic?

Spader: Nein! Dass ich in Fernsehserien mitspiele, stellt eher die Ausnahme dar. Am liebsten arbeite ich so wenig wie möglich. Ich bin jedoch ein neugieriger Mensch. Ich lese sehr viel und liebe Geschichten.

Ricore: Müssen Sie noch für Ihre Brötchen arbeiten?

Spader: Natürlich muss ich noch arbeiten. Die wirtschaftliche Lage hat sich in der Branche in den letzten Jahren dramatisch verändert. Heute verlangt man von einem, an kleineren Filmen für umsonst mitzumachen. Das kann ich nicht tun, wie jeder andere habe ich Rechnungen zu begleichen.

Ricore: Sie sind schon seit vielen Jahren im Filmgeschäft. Was ist der größte Kompromiss, den sie eingehen mussten.

Spader: Wenn man seinen Lebensstil vor 20 Jahren etabliert hat, dann befindet man sich heute in einer verzwickten Lage. Die Filmwelt hat sich radikal gewandelt. Will man sein Fundament als Schauspieler aufrechterhalten, dann ist das Fernsehen sehr hilfreich.

Ricore: Schauen Sie selbst gerne fern?

Spader: Nein, überhaupt nicht. Ich bin noch nie ein eifriger Fernseh-Zuschauer gewesen. Das hat sich erst geändert, als ich selbst anfing, beim Fernsehen zu arbeiten.

Ricore: Was fasziniert Sie an der Schauspielerei?

Spader: Ich liebe es, mit diesem Beruf das Kind in mir anzusprechen. Tief im Inneren bin ich noch immer ein Kind.

Ricore: Haben Sie jemals daran gedacht, die Schauspielerei an den Nagel zu hängen?

Spader: Oh ja. Das tue ich die ganze Zeit. Manchmal würde ich am liebsten alles hinschmeißen. Wenn ich mit einer Arbeit fertig bin, brauche ich eine lange Pause. Ich verstecke mich dann und mache mein eigenes Ding.

Ricore: Glauben Sie, dass es so etwas wie eine 'schwarze Liste' gibt?

Spader: Interessante Frage. Jeder Mensch kann auf eine solche schwarze Liste geraten. Wenn man nicht aufpasst, kann man ganz leicht von Bildfläche verschwinden (lacht).
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James Spader als Schwerverbrecher und FBI-Informant: "The Blacklist"
James Spader: "Oh Mann..."
Ricore: Können Sie sich vorstellen, zehn Staffeln in "The Blacklist" mitzuspielen?

Spader: Oh Mann... Lassen Sie mich ein Geheimnis verraten. Ich habe immer die Staffel-Anzahl ignoriert, wenn ich mich einer Serie widmete. Ich konzentriere mich eher auf eine andere Zahl in meinem Vertrag, und zwar die, wie viel Geld ich verdienen werde.

Ricore: Es interessiert Sie nicht, wozu Sie sich verpflichten?

Spader: Ich achte mehr auch die Verpflichtungen meines Arbeitgebers als meine. Ich weiß, ich mache mir damit oft was vor, aber so gehe ich eben durchs Leben.

Ricore: Haben Sie jemals daran gedacht, hinter die Kamera zu treten?

Spader: Ich mag keine Meetings. Wenn man einmal Teil des Managements ist, vervielfachen sich die Meetings. Das würde ich nicht überstehen. Als Schauspieler kann ich nach Hause gehen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin.

Ricore: Legen Sie Wert auf Ihr Äußeres.

Spader: Nein, ich bin kein Spiegelmensch. Es kann schon mal vorkommen, dass ich aus dem Hause gehe und meine Freundin erinnert mich daran, dass ich etwas im Gesicht habe. Dann fällt mir ein, dass ich mich noch gar nicht im Spiegel betrachtet habe.

Ricore: Ungewöhnlich für einen Schauspieler...

Spader: Ich sehe aus, wie ich aussehe. Wenn man an Gewicht zulegt, kann man sich eine größere Hose kaufen. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht besonders eitel.

Ricore: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Spader: Ich bin sehr flexibel. Ich lebe in New York und Los Angeles. Das liebe ich an meinem Leben. Man muss immer hellwach sein.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 1. September 2014
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Seinen Durchbruch als Schauspieler schafft James Spader mit seiner Rolle in "Pretty in Pink". Nach einigen Nebenrollen - unter anderem in Oliver Stones Wirtschaftssatire "Wall Street" - spielt er die Hauptrolle in Steven Soderberghs Drama "Sex, Lügen und Video". Für seine Darstellung des introvertierten Voyeurs wird er bei den Andie MacDowell in der weiblichen Hauptrolle erhält zudem die Kurt Russell in Roland Emmerichs Science-Fiction-Blockbuster "Stargate" zu sehen. Thematisch und formal..
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