Universal Pictures Germany
Weihnachtliche Nora Tschirner in "Alles ist Liebe"
"Humor ist mein kürzester Weg"
Interview: Nora Tschirner: Spaß trotz gebrochener Zehe
Ihre Karriere beginnt Nora Tschirner als Moderatorin bei MTV. Dass sie gut reden kann, merkt man im Interview schnell, sie antwortet charmant und witzig auf unsere Fragen. Ihr ist wenig peinlich und schwierigen Situationen begegnet die Berlinerin mit Humor, wie sie freimütig bekennt. In ihrem neuen Film "Alles ist Liebe" steckt Nora Tschirner in einem unförmigen Geschenkkostüm, als sie ihrer großen Liebe wieder begegnet. In einer perfekten Welt würde sie die Weihnachtszeit genießen und Anfang Dezember Weihnachtsgeschenke basteln.
erschienen am 7. 12. 2014
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Wenn die Geschenkideen ausgehen ... Nora Tschirner in "Alles ist Liebe"
Mit Geschenkkostüm keine Figurprobleme
Ricore Text: Warum haben Sie sich für die Rolle entschieden?

Nora Tschirner: Ich mag Weihnachts- und Episodenfilme. Außerdem wollte ich gerne mit RegisseurMarkus Goller zusammenarbeiten. Auch dass ich ein großes Geschenkkostüm anziehen durfte, hat die Entscheidung nicht schwerer gemacht (lacht).

Ricore: Wie war es, in diesem Kostüm zu stecken?

Tschirner: Super. Wir haben ja im frostigen Frühjahr gedreht und das war ein prima Windschutz. Ich kann es sowieso nur als Kostüm empfehlen, denn damit gibt es auch keine Figurprobleme und man ist trotzdem sehr schön gekleidet. Ich hatte da auch noch Decken drunter und in den Drehpausen habe ich mich immer so hingehockt, dass ich auch noch die Beine mit reinziehen konnte. So hatte ich es immer schön warm.

Ricore: Mussten Sie so etwas schon mal außerhalb der Schauspielerei tragen, um Geld zu verdienen?

Tschirner: Leider nicht, denn ich glaube, ich bin niemand, der das doof gefunden hätte. Ich habe früher mal Umfragen fürs Radio gemacht und fand es nervig, dass ich da so aus meiner Anonymität rauskommen und Leuten auf den Keks gehen musste. Mit einem lustigen Kostüm hätte ich das angenehmer gefunden.

Ricore: Wie sieht für Sie ein perfektes Weihnachtsfest aus?

Tschirner: Ganz klassisch mit Baum und tollem Essen und Süßigkeiten. Mit möglichst viel Zeit und Muße auch schon im Vorfeld. Musik und singen gehören auch dazu. Man singt eigentlich viel zu selten gemeinsam, obwohl das doch etwas sehr Beglückendes ist. Auch Wanderlieder beim Spazierengehen sind toll.

Ricore: Haben Sie sich als Kind zu Weihnachten etwas oft gewünscht, aber nie bekommen?

Tschirner: (antwortet wie aus der Pistole geschossen) Ein Pferd oder einen Hund. Überhaupt Tiere, die einem viel Arbeit machen, die man aber nicht geschenkt bekommt. Eine Barbie habe ich mir auch immer gewünscht und nie bekommen - mit einer politischen Ansage meiner Eltern, die nicht wollten, dass mein Frauenbild so wird. Ich war auch Michael-Jackson-Fan, von dem habe ich aber auch nix bekommen.

Ricore: Machen Sie sich Stress, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen?

Tschirner: Sagen wir mal so, ich finde es schön zu schenken, aber in dem Moment, wo man gestresst durch die Stadt läuft und nur genervt ist, ist etwas schief gelaufen. In so einer Situation würde ich lieber die Entscheidung treffen, dass es dann eben keine Geschenke gibt.

Ricore: Basteln Sie auch selbst?

Tschirner: Sehr gern. In meiner perfekten Vorstellung würde ich mir ab Anfang Dezember jede Woche ein paar Stunden Zeit nehmen, um alle Geschenke gemütlich zusammenzubasteln. Noch kriege ich das selten hin. Genau wie Plätzchen backen. Aber ich werde besser darin.
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Heike Makatsch und Nora Tschirner in "Alles ist Liebe"
Nora Tschirner: Dreh keine Klassenfahrt mit Lagerfeuer
Ricore: Was für Plätzchen mögen Sie?

Tschirner: Ganz klassische Butterplätzchen. Mit Schokolade. Oder auch Lebkuchen. Aber diese ganzen Weihnachtsgewürze können manchmal auch ein bisschen gruselig werden. Das ist dann manchmal so wie bei "Buffy" in der fünften Staffel, man weiß nicht mehr, wo hat es irgendwann mal angefangen, was soll der Gaumen noch damit anfangen? Aber Zimt und Vanille mag ich.

Ricore: Im Film geht es ja sehr turbulent zu. Haben Sie selbst Erfahrung mit emotionalen Achterbahnfahrten zu Weihnachten gemacht?

Tschirner: Auch im wahren Leben kommen Konflikte an Weihnachten sehr oft vor, einfach weil sich da alles auf diesen einen Zeitpunkt zuläuft. Diese Tage sind allein schon dadurch emotional aufgeladen, weil alle Geschäfte drei Tage geschlossen haben. Dass die Leute mit diesem Fest so viel verbinden, führt einfach dazu, dass etwas eskalieren kann, in welche Richtung auch immer. Ich bin kein gebranntes Kind, aber dass andere Leute im Bekanntenkreis heulend am Weihnachtstisch saßen, kam schon vor.

Ricore: Würden Sie eine Freundin oder einen Freund mit Liebeskummer über Weihnachten bei sich aufnehmen?

Tschirner: Natürlich. Meine Freunde sind auch alle mit meiner Familie bekannt. Aber jemand mit Liebeskummer würde das vermutlich gar nicht so gerne annehmen, weil dieses ganze fröhliche-Familie-Szenario die eigene Einsamkeit ja im übelsten Fall noch verschlimmert.

Ricore: Ihre Rolle Kiki vergräbt ja bei Liebeskummer ihren Kopf im Sand und hat den Kontakt zu Jan knallhart abgebrochen. Ist das die richtige Strategie?

Tschirner: Keine Ahnung. Für mich schon. Ich bin auch eher der Kopf-in-den-Sand-Typ. Es kommt natürlich auf die Situation an, aber manchmal gibt es doch einfach nichts mehr zu reden, wenn alles traurig und schief gegangen ist, was soll man da noch ausdiskutieren. Da denk ich doch lieber, ich geh jetzt nach Hause und lese die Bravo (lacht).

Ricore: Jan gibt sich im Film sehr viel Mühe, um Kikis Herz zurück zu gewinnen. Wie muss man Nora Tschirner den Hof machen, um Erfolg zu haben?

Tschirner: Das Schöne an der Szene ist ja, dass er ihr augenscheinlich genau zugehört, dass er auch einen gewissen Aufwand betrieben hat und vor allen Dingen mit viel Humor etwas ganz Individuelles, Kreatives geschaffen. Diese Kombination, dass mich jemand als Mensch verstehen will und zugehört hat, wenn ich vielleicht etwas nur nebenbei gesagt habe und auch Mut noch dabei zeigt, das würde bei mir auch funktionieren. Ein Flugzeug mit einem Banner dran, auf dem 'Ich liebe dich' steht oder ein Heiratsantrag auf dem Eiffelturm wäre jedoch nicht meins. Da fehlt die Originalität. Es müsste maßgeschneidert sein. Ein Pferd und ein Hund müssten aber dabei sein. Und Allergietabletten, denn ich bin gegen beide allergisch.

Ricore: Wie war es mit diesen vielen deutschen Stars zusammen zu drehen?

Tschirner: Man stellt sich das immer wie so eine Klassenfahrt mit Lagerfeuer vor, aber so ist das nicht. Von den meisten habe ich beim Dreh ja gar nichts mitbekommen, weil es ein Episodenfilm ist. Da ist es umso spannender, am Ende den fertigen Film zu sehen. Zum Beispiel hatte ich mit Elmar Wepper keine gemeinsame Szene und ihn dann zu sehen, wie er sagt 'Die Liebe ist das Allerwichtigste' (kurze Denkpause), über den Satz wäre ich im Drehbuch schon gestolpert und hätte gesagt, man muss das umschreiben.
Warner Bros.
Nur vor der Kamera kommt Nora Tschirner zum Sticken
Hölzerne Drehbücher
Ricore: Gibt es diese Situation, dass Sie mit einem Satz nicht einverstanden sind?

Tschirner: Manchmal wirken Sätze einfach sehr hölzern. Und dann kann man das mit der Regie besprechen und gemeinsam nochmal umschreiben. Ich kann zwar auch am Set improvisieren, aber ich bin ein größerer Fan guter Autorenschaft, wenn man an etwas feilt und am Schluss kommt ein guter Text raus.

Ricore: Konnten Sie so etwas auch schon zu Beginn Ihrer Karriere sagen?

Tschirner: Ich denke, die Rechte, die man hat, die nimmt man sich selber. Ohne jetzt da wie so ein HB-Männchen aufzutreten oder die Diva zu spielen, aber wenn ich der Meinung bin, dem Endprodukt etwas qualitativ hinzufügen zu können, dann denke ich doch, dass sich ein guter Regisseur darüber zumindest freut, selbst wenn er es am Ende nicht umsetzt. Es kommt auf die Art an, mit der man so etwas anbringt, aber nicht auf den Bekanntheitsgrad.

Ricore: Im Film macht sich Kiki in die Hose. Ist es Ihnen peinlich, so etwas zu spielen?

Tschirner: Nein. Wenn ich mich im wahren Leben einpinkeln würde, könnte es schon sein, dass ich mal kurz mit der Wimper zucken würde. Aber wenn ich im Geschenkkostüm sitze und behaupte ich pinkele vor tausend Leuten in den Schlitten und wenn ich da schon bei der Arbeit lachen muss, das ist doch toll...

Ricore: Begegnen Sie im wahren Leben schwierigen Situationen lieber mit Humor oder mit Ernst?

Tschirner: Immer mit Humor. Das ist mein kürzester Weg. Wie wenn man Klaustrophobie hat und in einem Raum immer sofort die Notausgänge checkt, würde ich in einer schwierigen Situation immer den kürzesten Weg dahin suchen, meinen Humor wiederzuerlangen. Das schafft Erleichterung. Und hilft einem aus der Passivität. Wenn du deinen Humor wiederfindest, hast du den Kopf wieder über Wasser und kannst agieren. Als ich mir bei "Sternenfänger" in einer romantischen Szene den kleinen Zeh brach, habe ich noch beim Weinen sofort gelacht, weil ich mir vorgestellt habe, wie lustig das ausgesehen haben muss.

Ricore: Wie gehen Sie mit Menschen um, die keinen Humor haben?

Tschirner: Freundlich, irritiert und vorsichtig. Es ist eine Daseinsform, die mich ratlos zurück lässt. Manchmal tun mir solche Menschen einfach leid. Also zumindest diejenigen, die dabei irgendwie total unglücklich wirken. Zum Beispiel der Taxifahrer heute war so wahnsinnig unempfänglich für Freundlichkeit und Humor und wirkte dadurch total überfordert vom ganzen Dasein. Da denke ich mir immer, puh, wie erleichternd, dass ich nicht so bin, das muss doch total anstrengend sein. Wenn man nie so einen kleinen Charlie-Chaplin-Moment erlebt oder wenigstens einen kleinen Konfettiregen ab und zu, das klingt für mich schon sehr trist.

Ricore: Was ist Ihr liebster Weihnachtsfilm?

Tschirner: Natürlich "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Und "Billy Elliot". Und auch diese fantastische neue Verfilmung von "Nils Holgersson", in der Bastian Pastewka die Gans spricht. Auch sehr empfehlenswert: Aschenputtel mit Aylin Tezel.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 7. Dezember 2014
Zum Thema
Nora Tschirner wird am 12. Juni 1981 als Tochter des Dokumentarfilmers Joachim Tschirner und der Journalistin Waltraud Tschirner in Ost-Berlin geboren. Schon zu Schulzeiten engagiert sich die freche Brünette am Theater und spielt 1997 ihre erste Fernsehrolle in der Achterbahn". Matthias Schweighöfer in der Verfilmung von Benjamin von Stuckrad-Barres Roman "Soloalbum". Tschirner wird mit dem Deutschen Comedy-Preis als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Neben ihrer Schauspielkarriere engagiert..
Alles ist Liebe (Kinofilm)
Nach dem Vorbild der britischen Erfolgskomödie "Tatsächlich ... Liebe", an die schon der Titel erinnert, begeben sich hier deutsche Stars auf eine vorweihnachtliche Suche nach der Liebe. So spielen Nora Tschirner, Wotan Wilke Möhring, Heike Makatsch und Christian Ulmen in dem Reigen über fünf Paare. Zu der an sich schon stressigen Vorweihnachtszeit gesellt sich bei diesen noch Gefühlschaos Deluxe.
2024