Wild Bunch Germany
Romanautor und Produzent Nicholas Sparks macht sichs am Set gemütlich
Seitensprung? Geht klar...
Interview: Nicholas Sparks verzeiht
Seit seinem ersten Bestseller "Wie ein einziger Tag" gehört Nicholas Sparks zu den meist gelesenen Autoren von Liebesromanen. Auch bei den Filmstudios sind seine Bücher sehr angesagt. "The Choice - North Carolina Style" ist bereits die elfte Verfilmung. Weshalb ihn dies noch immer bewegt, erklärt der sympathische Autor im Interview mit Filmreporter.de. Dabei erfahren wir auch, welche Entscheidungen Nicholas Sparks gerne rückgängig machen würde und wie ihn die Trennung von seiner Frau im Jahr 2015 verändert hat.
erschienen am 9. 03. 2016
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Verliebt: Benjamin Walker und Teresa Palmer
Unehrlichkeit tut keiner Beziehung gut
Ricore Text: Wie aufgeregt ist man noch, wenn bereits der elfte Roman verfilmt wird?

Nicholas Sparks: Es ist immer spannend, wenn deine Geschichte auf die große Kinoleinwand kommt. Dabei interessiert mich vor allem, wie der Film geschnitten wurde, was weggelassen wurde und was nicht. Denn selbst wenn man wie ich mit am Set dabei ist, weiß man natürlich trotzdem noch nicht, wie am Ende alles zusammen aussieht, wenn auch die Musik und alles andere mit dabei ist.

Ricore: Worauf legen Sie bei der Adaption eines Ihrer Bücher besonders wert?

Sparks: Das ist ganz unterschiedlich. Das Herstellen von Filmen ist ein gemeinschaftlicher Prozess und mir ist absolut bewusst, dass man aus dramaturgischen Gründen einen Roman nicht Eins zu Eins verfilmen kann. Zudem hast du beim Schreiben eines Buches höchstens noch zwei andere Personen, die nochmal über dein Werk drüber schauen. Im Filmgeschäft hingegen gibt es Hunderte Leute, die einem ständig ihre Meinung mitteilen. Insofern ist das einzige was ich tun kann, dass ich dabei helfe die besten Leute für die jeweilige Verfilmung zu finden, anschließend aber die Personen in Ruhe ihre Arbeit machen lasse. Davor bin ich vom Casting bis hin zum Drehbuch bei vielen Sachen eng eingebunden.

Ricore: Sehen Travis und Gabby so aus, wie Sie sich die beidem beim Schreiben vorgestellt haben?

Sparks: Ich hatte keine konkrete Vorstellung davon, wie die beiden aussehen. Wenn ich Charaktere schreibe, habe ich nicht wirklich ein Bild davon vor Augen, wie meine Figuren aussehen. Ich weiß nur die Basics wie Alter, Augen- und Haarfarbe. Es ist wie wenn man ganz kurz in einen Raum voller Leute blickt und sich danach versucht das Aussehen einer einzelnen Person zu merken.

Ricore: Weshalb spielen in Ihren Geschichten Gegensätze wie arm und reich stets eine große Rolle?

Sparks: Das kommt nur in einigen Romanen vor. In "Wie ein Licht in der Nacht" ging es zum Beispiel nicht um einen Gegensatz zwischen arm und reich, ebenso wenig in "Für immer der Deine". Was ich stets versuche, ist, dass eine von mir verfasste Geschichte sich stets immer anders anfühlt als die letzte, auch wenn es in meinen Romanen immer um ähnliche Dinge geht. Dafür sorge ich durch das Einfügen immer neuer Elemente, zum Beispiel indem ich das Alter der Figuren anpasse.

Ricore: Erfinden Sie Ihre Charaktere, oder entnehmen Sie Ihre Figuren dem echten Leben?

Sparks: Es ist immer beides, wie zum Beispiel Travis aus "The Choice" zeigt. Mein Bruder diente für ihn als Inspiration. Er war über zehn Jahre ein leidenschaftlicher Junggeselle. Er hatte aufregende Wochenenden, an denen er auf großartigen Grillpartys war, auf Booten gefeiert hat und gesegelt ist. Er hat zusammen mit seinen Freunden das Leben genossen. Allerdings ist mein Bruder heute im Gegensatz zu Travis kein Tierarzt. Er hat auch noch nie in einem Haus am Wasser gelebt. Man startet einfach mit einer Idee, die ihren Anfang in einer realen Person hat. Im Laufe des Schreibens entwickelt sich daraus dann aber eine eigenständige Figur.

Ricore: In "The Choice" ist das Fremdgehen von entscheidender Bedeutung, spielt in Ihren Geschichten aber sonst nie eine Rolle. Warum dieses Mal?

Sparks: Im Roman selbst ist es nicht völlig eindeutig, dass einer der beiden einen Partner hat, oder gar mit jemandem verlobt ist. Man weiß nur, dass sie gerade eigentlich mit jemand anderem ausgehen. "The Choice" geht einfach der Tatsache nach, dass das eigene Herz macht was es will und du nichts dagegen tun kannst. Gabby wollte eigentlich ihren Freund Ryan heiraten, mit dem sie oberflächlich gesehen ziemlich gut zurecht kam und bereits das gesamte zukünftige Leben geplant hatte. Doch dann tritt Travis in ihr Leben und sie realisiert, dass der Tierarzt für sie der Mann des Lebens ist. Und für Ryan ist das natürlich besser zu wissen, als wenn die beiden schon längst geheiratet hätten. Deswegen kann er mit der Situation auch besser umgehen, als vielleicht der ein oder andere erwartet.

Ricore: Was halten Sie privat vom Fremdgehen?

Sparks: Wenn jemand fremdgeht, gibt es immer einen Grund dafür. Das Schlimmste am Betrügen ist die Unehrlichkeit. Wenn man mit jemandem zusammen ist, hat man eigentlich immer die Absicht aufrichtig und ehrlich zu handeln. Deshalb sorgt ein solcher Vertrauensbruch natürlich für eine große Distanz zwischen den Partnern. So eine Lüge steht immer im Raum und lässt sich nicht leugnen, selbst wenn der andere von deiner Tat nichts weiß. Aber wenn man von Anfang an offen damit umgeht und der eine zum anderen sagt, dass man auch mal mit jemand anderes schlafen möchte, kann das Fremdgehen unter Umständen okay sein. So etwas würde ich persönlich nicht verurteilen, selbst wenn der Rest der Welt das größtenteils anders sehen mag.

Ricore: Könnten Sie sich vorstellen das heimliche Fremdgehen Ihres Partners zu verzeihen?

Sparks: Unehrlichkeit tut keiner Beziehung gut. Wenn insofern mit diesem Thema ehrlich umgegangen wird, könnte das Verzeihen für mich schon eine realistische Variante sein. Zudem kann es wie gesagt immer Gründe geben. Ich will jetzt zwar nicht direkt sagen, dass Fremdgehen in bestimmten Fällen eine gute Sache sein kann, aber manchmal ist diese Tat nachvollziehbarer, als in anderen Situationen. Wenn beispielsweise deine Frau seit zehn Jahren im Koma liegt und du dann mit einer anderen Frau schläfst, ist das natürlich auch betrügen, aber trotzdem irgendwo nachvollziehbar, da dieser Person dadurch eventuell Trost gespendet werden kann.
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Teresa Palmer muss ihr Herz entscheiden lassen...
Nicholas Sparks: Glaube an die ewige Liebe geblieben
Ricore: In Ihren Romanen geht es auch stets um die für immer währende Liebe. Glauben Sie trotz dem Ende Ihrer Ehe im Jahr 2015 noch immer daran?

Sparks: Mein Glaube an die ewige Liebe existiert noch immer, da ich genügend Leute kenne, die schon immer miteinander verheiratet oder zusammen sind. Die Geschichte zwischen meiner Frau und mir hat zwar im Rahmen der Ehe ein Ende gefunden, aber sie lebt noch immer nur wenige Meilen von mir entfernt und wir haben miteinander fünf Kinder. Das verbindet auch über das Ende der Ehe hinaus. Wir sind noch immer Freunde, haben gerade erst vorhin miteinander SMS ausgetauscht. Unser Sohn muss nämlich operiert werden. Wir reden noch immer miteinander, insofern hat sich unsere Geschichte von einer Geschichte der Liebe, zu einer Geschichte der Freundschaft verändert. Meine ehemalige Partnerin wird immer ein Teil meines Lebens bleiben.

Ricore: Hat sich, seitdem Sie nicht mehr verheiratet sind, Ihre Art zu schreiben verändert?

Sparks: Ich würde sagen nein. Andere können das aber sicher besser beurteilen. Was ich aber sagen kann, ist, dass für mich mein neues Buch die bislang größte Herausforderung war. Nicht wegen der Trennung von meiner Frau, sondern, weil dieser Roman wesentlich komplexer geraten ist, als die davor. Es geht nicht nur um Romantik und ein wenig Gefahr. Ich wollte, dass dieses Werk ein richtig spannender, mysteriöser und abwechslungsreicher Thriller ist. Ich habe zuvor zwei Romane über Liebe und Gefahr geschrieben, "Du bist nie allein" und "Wie ein Licht in der Nacht". Aber in beiden Fällen kam die Bedrohung von außen. Dieses Mal sollte die Geschichte weniger durchschaubar sein. Mir war es wirklich wichtig die Leser zu überraschen, zumal es im Fernsehen, in Büchern und im Kino bereits so viele Thriller gibt und die Zuschauer daher oft sehr schnell wissen, wie der Hase läuft.

Ricore: In "The Choice" sorgen Hunde dafür, dass ein Paar zueinander findet. Auch in Ihrem neuen Roman "Wenn du mich siehst" kommen viele Hunde vor. Haben Sie ein besonderes Faible für Vierbeiner?

Sparks: Ich besitze selber Hunde und deshalb kommen sie auch sehr oft in meinen Büchern vor. Ich hatte noch nie eine Katze und kenne daher ihre Persönlichkeit nicht so gut, weshalb ich sie dann auch nie in meinen Geschichten auftreten lasse. Denn ich halte es für wichtig, dass man weiß, wovon man schreibt.

Ricore: Heute wird jedes Ihrer Bücher quasi automatisch ein großer Erfolg. Als Sie zu Ihrer Studienzeit Ihre ersten Romane schrieben, wurden Sie hingegen abgelehnt. Gab es einen Moment, wo Sie ans Aufgeben dachten?

Sparks: Das Schreiben ergab sich damals bei mir alle drei Jahre, bis ich schließlich hauptberuflicher Schriftsteller wurde. Meinen ersten Roman schrieb ich mit 19, danach ging ich zur Schule zurück. Als ich dann mit 22 fertig war und nicht wusste, was ich beruflich anstellen soll und mich deshalb mit Nebenjobs über Wasser hielt, schrieb ich ein weiteres und mit 25 dann ein weiteres. Danach arbeitete ich eine Zeit lang in der Pharmazie und mit 28 landete ich mit "Wie ein einziger Tag" schließlich meinen Durchbruch. Insofern gab es bei mir alle drei Jahre den großen Wunsch ein Buch zu schreiben.

Ricore: Sie erhalten von Lesern viele Briefe. Bitten diese Sie über bestimmte Themen zu schreiben?

Sparks: Ja, ich bekomme andauernd Zuschriften. Viele teilen mir ihre großartige Geschichte mit, die sie gerade im Kopf haben. Meine Antwort ist stets dieselbe, ich ermutige sie es einfach selbst mit der Veröffentlichung eines Romans zu versuchen. Ich tue das auch deshalb, weil es insbesondere in den USA gute Gründe dafür gibt, nicht vor Gericht von jemand anderem des Ideenklaus beschuldigt werden zu wollen. Insofern versuche ich auch die mir gesendeten Geschichten gar nicht erst besonders intensiv zu lesen.

Ricore: Beantworten Sie jeden Fanbrief?

Sparks: Ich beantworte in etwa einen von 50 Briefen. Das hört sich vielleicht erst einmal wenig an. Aber wenn man weiß wie viel Fanpost ich erhalte, bin ich schon ziemlich viel am Schreiben. Würde ich alle Zuschriften beantworten, wäre es das einzige, das ich noch tun würde. Zum Verfassen eines Romans käme ich nicht mehr.

Ricore: Welches ist die am meisten präsentierte Idee?

Sparks: Die meisten schicken mir keine vollkommen ausgearbeiteten Geschichten, sondern erzählen mir von einem Buch und aus welchen Gründen es ihnen viel bedeutet. Je nachdem was für einen Roman ich gerade geschrieben habe, ändert sich auch der Inhalt der Briefe. Nach "Zeit im Wind" erhielt ich sehr viele Rückmeldungen von Leuten, die selbst Krebs hatten oder noch haben. Und nach "Das Lächeln der Sterne" erhielt ich besonders viele Zuschriften von Leuten, die sich gerade haben scheiden lassen.

Ricore: Scheren Sie sich eigentlich darum, ob einer Ihrer Romane gut oder schlecht bewertet wird?

Sparks: Nein. Würde es denn etwas bringen? Ich kann es ja eh nicht kontrollieren [lacht].
Warner Bros.
Nicholas Sparks
Ich versuche aus falschen Entscheidungen zu lernen
Ricore: Bei unserem letzten Gespräch zu "Safe Haven" erklärten Sie uns, dass Sie in jeder freien Minute ein Buch lesen. Hat sich dies geändert?

Sparks: Nein.

Ricore: Was lesen Sie derzeit?

Sparks: Gerade lese ich ein Buch, welches ich vor längerer Zeit schon einmal gelesen habe: "Man and Boy" von Tony Parson.

Ricore: Und welches ist Ihr Favorit aus 2015?

Sparks: "Raum" von Emma Donoghue. Das ist zwar nicht erst letztes Jahr erschienen, aber mich hat an diesem Werk besonders beeindruckt, wie es der Autorin gelang, die Sprache eines Fünfjährigen wiederzugeben. Als es neu raus kam, hatte ich zwar davon gehört, kam aber nicht dazu es zu lesen. Doch bevor dessen Adaption mit Brie Larson in die Kinos kam, wollte ich es unbedingt gelesen haben.

Ricore: Neben dem Fremdgehen, sind lebensverändernde Entscheidungen in "The Choice" von großer Bedeutung. Welches ist die wichtigste, die Sie je getroffen haben?

Sparks: Wenn ich rückblickend überlege, welche meiner Entscheidungen mein Leben am meisten beeinflusst hat, muss ich die Zeit als Freshman nennen, als ich damit begann wirklich extrem intensiv für athletische Wettkämpfe zu trainieren. Denn dies hätte mir eventuell die Möglichkeit verschafft, ein Stipendium für das College zu bekommen und mir ermöglicht meinen ersten Roman zu schreiben. Der Gang ans College führte auch dazu, dass ich meine heutige Exfrau kennenlernte.

Ricore: Bereuen Sie auch Entscheidungen?

Sparks: Ich bin eigentlich jemand, der voraus guckt und nicht nur in den Rückspiegel sieht. Aber natürlich gibt es auch Entscheidungen, die man später bereut und nicht so hätte treffen sollen. Das ist bei jedem so. Aber ich versuche mir davon nicht meinen Tag schlecht werden zu lassen. Ich versuche schlicht aus falschen Entscheidungen zu lernen.

Ricore: Welche Entscheidung würden Sie gerne rückgängig machen?

Sparks: Mein Sohn leidet am Asperger-Syndrom. Das wussten wir jedoch nicht von Anfang an. Deshalb habe ich erst als er Dreieinhalb war, angefangen mit ihm seiner Krankheit entsprechend zu arbeiten. Besser wäre es jedoch gewesen, bereits ein Jahr früher mit ihm Übungen durchzuführen. Dann wäre er heute eventuell weiter, als er tatsächlich ist. Aber bereuen im eigentlichen Sinne kann ich diese Entscheidung nicht, da wir ja nicht sofort von seiner Krankheit wussten. Als ich es schließlich erfahren habe, habe ich diesbezüglich natürlich alles für ihn getan, was ich konnte.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 9. März 2016
Zum Thema
Nicholas Sparks gehört zu den bekanntesten Schriftstellern des 21. Jahrhunderts. Mit seinem romantischen Roman "Wie ein einziger Tag" feiert er Ende der 1990er Jahre seinen Durchbruch. Bücher wie "Nur mit Dir", "Das Leuchten der Stille" und "Message in a Bottle" folgen. Stets geht es um ein Liebespaar aus North Carolina, welches erst schwere Schicksalsschläge verkraften muss, um am Ende wieder glücklich miteinander vereint zu werden. Safe Haven - Wie ein Licht in der Nacht" ist 2013 bereits..
Ein überzeugter Single verliebt sich in seine attraktive Nachbarin. Das Schicksal macht ihnen allerdings einen Strich durch die Rechnung. Am Ende muss sich der Mann zwischen Tod und Hoffnung entscheiden. Nicholas Sparks Romane richten sich an Liebhaber romantischer Literatur. Spätestens mit der Wendung ins Melodramatische wird der Griff zum Taschentuch unvermeidbar.
2024