Bayerischer Rundfunk
Christine Neubauer in ARD-Serie "Moni's Grill"
TV-Star kann Ernährungsberatung
Interview: Christine Neubauer an Moni's Grill
Christine Neubauer ist der Star der deutschen Fernsehunterhaltung. Sie schwingt ab dem 22. September (ARD, 23:30) in Franz Xaver Bogners Serie "Moni's Grill" den Kochlöffel. Die Comedy-Serie ist ein neues Format, es vermengt ein Promiinterview mit einer fiktiven Geschichte. Christine Neubauer als Köchin führt mit Monika Gruber und Sarah Camp ein Lokal in München. Hier ist es nie langweilig, immer passiert etwas Überraschendes. In jeder Folge bekommen die Damen Besuch von Promis wie Hella von Sinnen oder den Wepper-Brüdern. Die erzählen aus Leben und Arbeit. Christine Neubauer hat im Interview mit Filmreporter.de viel von sich zu erzählen. Etwa über ihre Leidenschaft zum Kochen, oder wie man genüsslich isst und trotzdem seine schlanke Figur behält.
erschienen am 21. 09. 2016
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Christine Neubauer beim Kochen...
Ich war bei Alfons Schubeck
Ricore Text: Sie spielen Toni Schweiger, die Köchin in "Moni's Grill". Welche Parallelen ziehen Sie zu der Figur?

Christine Neubauer: Franz Xaver Bogner, der mich ja schon Jahrzehnte kennt, hat mir die Figur auf den Leib geschrieben: mit der Energie und den Ausbrüchen, mit der Bodenständigkeit, mit einer gewissen Theatralik - die wird im Drehbuch mit einem Hang zum Drama beschrieben. Ich finde, da unterscheiden wir uns ja schon noch, es sei denn, ich flippe mal aus, dann gibt's schon richtig Drama. Bogner hat mich genau beobachtet und den Charakter auf mich zugeschrieben. Ricore Text: Gilt das auch fürs Kochen?

Neubauer: Grundsätzlich koche auch ich gern, aber was ich als Toni in der Restaurantküche zu leisten habe, ist dann schon was anderes. Ich koche gern als kreative Entspannung zu Hause, wenn ich frei habe und die Zeit dafür habe. Dann fahre ich auf den Markt, kaufe ein paar schöne Dinge ein und leg los. So ist Kochen Entspannung, während eine Restaurantküche das glatte Gegenteil ist. Da muss man funktionieren, da muss man auf den Punkt produzieren, da gehen so viele Gerichte raus. Mich wundert schon, dass so viele Köche - vor allem die Sterneköche überwiegend Männer sind, da man schon ganz schön Multitaskingfähig sein muss (lacht). Da lassen sie mal endlich ihre Weiblichkeit raus. Wobei der Ton in der Küche schon eher Männlich ist. In der Küche herrscht Disziplin, die kommt eine Ansage und das muss dann funktionieren.

Ricore: Wo haben Sie gelernt, so authentisch in einer Restaurantküche zu arbeiten?

Neubauer: Ich war bei Alfons Schuhbeck in der Südtiroler Stube. Drei Abende lang habe ich beobachtet und bin angelernt worden. Wir haben ein paar Gerichte gelernt, die ich dann auch vor der Kamera kochte. Aber es geht hauptsächlich um das Angreifen, das Anfassen, die Körperlichkeit um die ganzen Utensilien. Das hat eine gewisse Routine bei den Köchen. Das geht so einfach von der Hand, wie die Sauce gerührt wird, das Aufgeschlagen am besten als acht, dann brutzelt aber schon was anderes, dann ist auf dem Grill was fertig... Wie gesagt, auf vielen Ebenen passiert etwas. Dass diese Leichtigkeit nicht gespielt ausschaut, ist das Ziel. Aber da hat der Alfons schon ein Auge auf mich gehabt und nicht aus Sympathie irgendwann gesagt "Ja, das glaube ich dir". Er meinte es dann auch wirklich so.

Ricore: Das war für den Dreh?

Neubauer: Das war im Rahmen der Vorbereitung. Meine Küchenhilfe beim Dreh ist die Assistentin von Alfons Schuhbeck. Barbara Langwallner hat als meine Küchenhilfe bei den Dreharbeiten immer ein Auge auf meine Handgriffe geworfen und blieb immer in Augenkontakt. Sie hat die Hannah gespielt.

Ricore: Sie spielen jetzt öfter Serien. Welches Format ist Ihnen lieber?

Neubauer: Grundsätzlich spiele ich Rollen. Ob in einer Serie oder einem Film ist mir als Schauspieler wurscht. Das Entscheidende ist die Figur, der Reiz, das Interessante der Rolle darzustellen.

Ricore: Aber Sie spielen in der letzten Zeit aber öfter in Serien, nicht?

Neubauer: Was heißt öfter? Ich spiele seit über zehn Jahren in "München 7" mit. Da gibt's bald neue Folgen. Und jetzt "Moni's Grill", eine Serie, die für mich den Reiz eines absoluten neuartigen und innovativen Formats hat. Weitere Serien gibt es nicht. Für mich machen Formate aber wie gesagt keinen Unterschied. Das sind nicht die Auswahlkriterien für einen Schauspieler. Da geht’s um die Rolle, die Rolle und nur die Rolle. Und in diesem Fall das absolute Vertrauen zu Bogner, auf eine Reise zu gehen, wo man nicht weiß, wohin sie führt. Jetzt bleibt nur die Frage, ob das, was gut geworden ist, auch gut ankommt. Das ist der letzte Rest Ungewissheit.

Ricore: Wie ist Ihr Gefühl? Die Serie ist ja ein neues Format. Hier wurden Talkelemente mit einer fiktiven Geschichte verwoben.

Neubauer: Es ist ein besonderes Format und absolutes Neuland. Insofern kann man das noch nicht abschätzen. Also ich wünsche mir, dass der Suchtcharakter, den ich beim Sehen gespürt habe, dass ich da stellvertretend für ein paar Leute mehr bin, die das so sehen. Durch diese halbe Stunde ist es ja so, dass man sich denkt: Ach jetzt ist es aus, da könnte ich mir noch eine Folge anschauen. Wobei das eher ein Sehverhalten von Jüngeren ist, die Serie in einem Wusch wegschauen, vielleicht bin ich da gar nicht so alt. Wie beim ganzen Online Streaming.
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Christine Neubauer und Monika Gruber feiern die Premiere
Christine Neubauer: durch Ernährungsumstellung abgenommen
Ricore: Sie sind ja Schirmherrin von ANAD e.V., einem Versorgungszentrum bei Essstörungen.

Neubauer: Ja, aber da habe schon lange keinen Kontakt mehr dazu.

Ricore: Wie wichtig ist Ihnen gutes und gesundes Essen?

Neubauer: Das ist mir nach wie vor sehr wichtig. Ich habe ja auch durch eine Ernährungsumstellung vor drei Jahren zehn Kilo abgenommen - damals durch einen Versuch zu einem Werbevertrag, den ich jetzt nicht mehr habe. Aber ich habe nach der Umstellung mein Gewicht gehalten und ich halte es nach wie vor für unglaublich wichtig, vor allem mit frischen Zutaten selbst zu kochen. Zu der gesunden Ernährung dann noch ein wenig Sport - das ist für mich das A und O eines guten Tages.

Ricore: Woraus bestand damals die Umstellung?

Neubauer: Das ist kein Geheimnis: Gute Kohlehydrate, Vollkornprodukte, ich esse zwar auch mal Nudeln, aber ich esse vor allem viel Gemüse und Salat, ab und zu Fleisch und Fisch - wenn ich auf Mallorca bin, bietet es sich natürlich an, dass man auch einen Fisch isst, weil es da auch gut schmeckt. Aber hauptsächlich ernähre ich mich von Gemüse und Salat. Da habe ich auch Lust drauf. Es gibt auch Kartoffeln, ich esse auch gern Hülsenfrüchte, aber kein Fastfood oder Tiefkühlnahrung. Frische Produkte selbst zubereitet, damit man weiß, was drinnen ist.

Ricore: Was geht für Sie immer?

Neubauer: Was für mich immer geht, sind Nudeln. Ich mach mir Spaghetti. Aber nicht mit einer fetten Carbonara-Sauce, sondern mit einer leichten Tomatensauce. Am besten Arrabbiata.

Ricore: Ihr Geheimnis für eine gute Arrabbiata?

Neubauer: Das Öl ist wichtig. Gutes Olivenöl, dazu frische Tomaten, Gewürze, Chilischoten, es muss halt alles frisch sein.

Ricore: Wie war es denn, mit so vielen weiblichen Schauspielerinnen zu spielen?

Neubauer: Fragt man das eigentlich auch, wenn Männer den Tatort drehen und es so viele Männer sind?

Ricore: Nein, aber das ist ja das Außergewöhnliche, dass es jetzt so ein Format gibt.

Neubauer: Gott sei Dank, und schlimm genug, dass es etwas Außergewöhnliches ist, wenn die Hauptrollen drei Frauen spielen. Nein, es war sehr schön. Wir kennen uns ja schon aus "München 7", mit Monika Gruber bin ich ja auch privat befreundet, die Sarah Kamp ist auch bei uns bei "München 7", da sind wir das Triumvirat vom Viktualienmarkt, dadurch kennt man sich, und das ist sehr schön. Und wenn man morgens im Maskenraum sitzt, also das ist kein Raum, sondern vielmehr ein Wohnmobil, dann kommen da noch zwei Maskenbildnerinnen dazu, anschließend darf niemand mehr rein, dann wird nur noch Gossip zum Besten gegeben, und die Frau Gruber darf das dann gerne für ihre neue Show verwenden. (lacht)
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Christine Neubauer mit Regisseur Franz X. Bogner ("Moni's Grill")
Bogner ist ja ein Frauenliebhaber
Ricore: Wie authentisch war es denn, dass Herr Bogner als Mann Themen auf euch drei Frauen zugeschnitten hat?

Neubauer: Er ist ja ein Frauenliebhaber. Nicht im klassischen Sinne, es gibt ja viele Männer, die Frauen mögen, aber er ist schon ein großer Mann und ist sehr auf der Seite der Frauen. Zudem ist er ja in einem Frauenhaushalt aufgewachsen. Angeblich beschreibt er nur seine Erfahrungen mit den vielen starken Frauen, denn die Frauen sind bei Franz ja immer stark. Ich glaube er ist der einzige, der solche Frauenfiguren macht.

Ricore: Der einzige?

Neubauer: Der einzige Autor, der überwiegend starke Frauen und nicht ganz so starke Männerfiguren schreibt. Also die Männer sind jetzt nicht unbedingt die Überhelden.

Ricore: Ganz anders als bei "München 7"?

Neubauer: Nein, aber bei "München 7" sind die beiden Hauptdarsteller (Andreas Giebell und Florian Karlheim, d. Red.) sympathische Antihelden. Ein Til Schweiger ist ein Giebel nicht. (lacht)

Ricore: "Moni's Grill" ist eine Kombination von Talk und Fiktion, man weiß oft nicht genau, wo die Grenze verläuft. Wie viel Einfluss hat der Regisseur bei den Talkpassagen?

Neubauer: Die Talkstellen sind völlig frei, wobei die mich weniger betreffen, ich bin ja hauptsächlich in den Spielhandlungen, und die paar Überschneidungen, die improvisiert man, aber die Leitung der Talkgespräche liegt ja auch eher auf der Seite von Monika Gruber.

Ricore: Wenn Sie ihren Traum als Schauspielerin nicht erfüllt hätten, was wären Sie denn geworden?

Neubauer: Bei mir hat es nie einen Plan B gegeben - kein Netz und doppelter Boden. Bis jetzt ist es mir stets gelungen, aber es gab im Lauf der Jahre auch andere künstlerische Bereiche. Der eine ist, dass ich immer schon gemalt habe - vor vier oder fünf Jahren ist das auch öffentlich geworden, und ich bereite gerade meine zweite Ausstellung mit der Galerie Walentowski vor, die erste war in München sehr erfolgreich, jetzt kommt im Dezember die zweite in Hamburg mit Malerei. Das ist eine andere kreative Ausdrucksform. Wie ich gemerkt habe ist die Innenausstattung ebenso brotlos wie die Schauspielerei, Interior Design würde man es heute wahrscheinlich nennen. Wir haben drei Jahre lang eine Denkmalgeschütze Ruine renoviert, dafür habe ich die Einrichtung gemacht, das würde mir bei anderen Häusern auch Spaß machen, wenn man jetzt in einen anderen Bereich gehen müsste, wobei dieser auch kreativ ist. Ein bisschen Kunst muss eben immer dabei sein. Ein Ausleben im Farbrausch.

Ricore: Gehen Sie dieses Jahr auf die Wiesn angesichts der Sicherheitsvorkehrungen?

Neubauer: Ein bisschen mulmig ist mir ja schon. Aber ich muss, weil ich in mehreren Sendungen für "Moni's Grill" Werbung mache (lacht). Aber ich würde ja auch so hingehen. Ich habe Freunde, die dort arbeiten, die können es sich schließlich auch nicht aussuchen. Ich meine, der Weg ist vorbestimmt, wann für einem Schluss ist. Dann gehe ich nicht aufs Oktoberfest, weil ich Angst habe vor Terroranschlägen, gehe aber über die Straße und werde von der Tram überfahren. Man kann es nicht vorhersehen. Wenn es so ist, dann ist es so. Ich fordere es nicht heraus. Ich fliege jetzt zum Beispiel nicht nach Ägypten, um dort Urlaub zu machen. Aber ich gehe aufs Oktoberfest. Man sollte das Leben nicht nach seinen Ängsten steuern, sonst ist man nur noch von ihr umgeben.

Ricore: Danke für das Gespräch.
erschienen am 21. September 2016
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Moni's Grill (Kinofilm)
Christine Neubauer studiert zunächst zwei Semester Psychologie, bevor sie sich für die Schauspielerei entscheidet. Sie nimmt in München Schauspielunterricht und lässt sich am renommierten New Yorker Löwengrube" den Lambert Jr. zur Welt. Vater ist der Sportjournalist Lambert Dinzinger. 2011 geben Neubauer und Dinzinger ihre Trennung bekannt. Neben der Schauspielerei ist Neubauer auch als Schriftstellerin tätig. So veröffentlicht sie mehrere Bücher, darunter "Das Vollweib-Kochbuch",..
2024