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Max Riemelt (in "Der rote Kakadu")
Max Riemelt: Talent ja, Abi nein
Interview: Wen interessiert die DDR noch?
Der Plot entführt uns in die Zeit kurz vor dem Mauerbau. Siggi (Max Riemelt) ist in einem Alter, in dem man nach Orientierung und Sinngebendem sucht. Max Riemelt beweist in "Der Rote Kakadu" wieder, dass man unbedingt ein Auge auf diesen talentierten Schauspieler haben sollte. Wir trafen den 22-Jährigen auf der Berlinale wo er uns von seinem ganz persönlichen Verhältnis zu dem Film berichtete.
erschienen am 15. 02. 2006
Universal Pictures
Die vierte Macht
Ricore: Es gab ja schon erste Reaktionen zu "Der Rote Kakadu". Wie war bislang die Grundtendenz?

Max Riemelt: Zwiespältig. Dem einen gefällt es nicht, wie mit der Problematik umgegangen wird oder sie sagen, die Geschichte greife nicht wirklich. Andere finden die Stimmung super und wurden von ihr mitgerissen.

Ricore: Sie selbst haben die Zeit der DDR kaum miterlebt. Hatten Sie mit Verwandten vorher über diese Zeit gesprochen, um einen besseren Einblick zu bekommen?

Riemelt: Irgendwie war es ja immer ein Thema. Was besser war, was schlechter oder welcher Alltag wen, wie geprägt hat. Man muss das aber aktualisieren. Über die Nachkriegszeit wusste ich eigentlich gar nichts. Ich hatte auch keine Vorstellung wie es damals hier ausgesehen hat oder wie die Leute aussahen, wie sie sprachen,

Ricore: Wie sehr fühlen Sie sich der damaligen Zeit oder der DDR verbunden? Sie waren ja noch sehr jung, als die Mauer fiel.

Riemelt: Ich habe eigentlich gar keine Verbindung. Es ist alles ziemlich verblasst. Es war nicht gut oder schlecht. Es war einfach meine Kindheit und ich hatte eigentlich keine Sorgen. Ich stell mir das eigentlich nur so vor, wie ich das aus den Erzählungen meiner Verwandten und Freunden kenne. Da ziehe ich mir heraus, wie es war, was man gedacht und wie man seinen Alltag erlebt hat.

Ricore: Interessiert Sie das Thema überhaupt noch?

Riemelt: Es beschäftigt einen ja doch immer wieder. Man wird auch oft darauf angesprochen und man diskutiert auch darüber. Ich hab mit meiner Mutter viel darüber gesprochen und die Leute damals hatten ihren ganz normalen Alltag. Es hatte nichts gefehlt. Sie haben sich ja auch nicht ständig mit anderen verglichen. Sie hatten ihre eigenen Sorgen gehabt, ihren eigenen Alltag. Genauso war es vielleicht auch ein wenig extremer, wenn man mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Aber auch, wenn es um die Zukunft ging. Da war man schon sehr abhängig vom Staat. Es wurde sehr viel von oben beeinflusst. Nur haben die Leute nicht nur darüber nachgedacht. Es gab auch schöne Momente.
Ricore: Hat Sie Regisseur Dominik Graf speziell auf das Thema vorbereit?

Riemelt: Nein, gar nicht. Wir hatten so eine Liste bekommen mir Lektüre die wir lesen und Filme, die wir anschauen können. Ihm war aber auch wichtig, dass wir unbeschwert mit dem Thema umgehen. Das es für uns normal ist. Man muss natürlich verschiedene Sachen lernen, damit man beim Drehen nicht mehr darüber nachdenkt. Es ergibt sich beim Dreh ja automatisch, dass man sich damit befasst.

Ricore: Im Film spielt die Musik eine wichtige Rolle, wie sehr wurden Sie von ihr beeinflusst?

Riemelt: Stark. Ich war ja nie der große Rock'n'roll Fan aber in den Mittagspausen hatten wir eine Liveband da und Tänzer. Die haben dann einfach aus Langeweile, einfach so aus Spaß gespielt und getanzt. Das war super. Das hat Spaß gemacht.

Ricore: In dem Stück entwickelt Ihre Figur Siggi einen Freiheitsdrang, der Ihn alles andere in Frage stellen lässt. Kennen Sie so etwas auch?

Riemelt: Ich denke so was passiert ganz unbewusst. Wenn man an Grenzen gerät, wo einem gesagt wird was richtig und was falsch ist, es dafür aber keine Begründung gibt. Wenn man ohne Grund eingesperrt wird. Das sind Sachen, die bringen einen einfach zum nachdenken. Da kann man machen was man will. Jeder Mensch hat einen bestimmten Intellekt und kann dann entscheiden was gut ist und was böse, was einem gut bekommt und was nicht.

Ricore: Dominik Graf erwähnte, dass immer noch eine Kluft zwischen Ost und West bestände, die Grenzen aber langsam verschwimmen würden. Gibt es für Sie Elemente in dem Film, welche zu mehr Verständnis zwischen den beiden Teilen beitragen können?

Riemelt: Wenn man offen ins Kino gehen kann, neutral und unbelastet, dann ist es ganz klar die Atmosphäre des Films. Die Normalität dieser Leute und des Alltags oder wie sie mit der ganzen Problematik umgehen. Wie sie leben und was sie aus ihrem Leben machen. Diesen Aspekt hat man nicht in der Schule gelernt und den bekommt man auch nur ganz selten erzählt. Den Leuten ist das wirklich sehr fremd und sie können nichts damit anfangen. Ich denke, wenn man das visuell vor sich sieht, dann nimmt man das anders auf. So kenn ich das von mir. Wenn ich Filme sehe, dann kann ich auf eine andere Art und Weise aufgeklärt werden, als wenn mir das jemand erzählt.
erschienen am 15. Februar 2006
Zum Thema
Max Riemelt wird 1984 in Berlin geboren. Schon mit 11 Jahren spielt er in der Kindertheatergruppe seiner Schule. Sein Filmdebüt feiert er 1997 in einer Nebenrolle des TV-Zweiteilers "Eine Familie zum Küssen". Mit Kinoproduktionen wie "Mädchen Mädchen!", "Napola - Elite für den Führer" oder "Die Welle" wird er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Riemelt lebt in Berlin-Mitte.
Der Rote Kakadu (Kinofilm)
"Der Rote Kakadu" war zu DDR-Zeiten ein legendäres Tanzlokal in Dresden. Hier finden sich politisch engagierte Jugendliche zusammen und flüchten für einige Stunden aus den Zwängen von Familie und Staat. Während Blockbuster "Good Bye, Lenin!" die Veränderungen in der DDR-Gesellschaft unmittelbar nach dem Mauerfall beschreibt, zeichnet Regisseur Dominik Graf ein Portrait der DDR-Jugend am Vorabend des Berliner Mauerbaus. Bekannt wurde Graf mit Produktionen wie "Die Katze", für die er den..
2024