Jean-François Martin/Ricore Text
Bruce Willis
Bloß nicht zu ernst nehmen
Interview: Bruce Willis über sein Verhältnis zu Klatschnews
Bruce Willis ist Actionheld, Sexsymbol und medienscheuer Superstar. Für den Animationsfilm "Ab durch die Hecke" bricht er mit seinem Image und synchronisiert den tollpatschigen Waschbär RJ. Im Luxushotel Hotel du Cap an der Cote d'Azur sprachen wir mit dem 50-Jährigen über seine plötzliche Verwandlung.
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erschienen am 24. 05. 2006
Ricore: Mr. Willis, bei der Weltpremiere in Cannes wurden Sie von tausenden Fans frenetisch gefeiert. Wie hat Ihnen "Ab durch die Hecke" persönlich gefallen?

Bruce Willis: Ich mochte ihn sehr gerne. Ein witziger Film.

Ricore: Ihre erste Synchronisationsarbeit?

Willis: Nein, ich habe 1989 "Kuck' mal wer da spricht" synchronisiert.

Ricore: Nun kennt man Sie eher als Actionheld. Warum sprechen gerade Sie den Waschbären RJ?

Willis: Ich habe das für meine Kinder gemacht. Außerdem ist Comedy schwierig, eine große Herausforderung. Ich hatte weniger erwartet, es war witziger als ich dachte.

Ricore: Und? Haben Ihre Kinder den Film gesehen?

Willis: Ja, und sie haben ihn geliebt. Sollten sie auch lieber, jetzt, wo ich das extra für sie gemacht habe. (lacht)
Tiger/Ricore Text
Bruce Willis auf Promotiontour zu: Ab durch die Hecke
Ricore: Ihre markante Bassstimme klingt im Film allerdings ganz anders. Wussten Sie sofort, wer Sie sind?

Willis: Ja, auch wenn ich wirklich in einer ziemlich hohen Tonlage spreche. (verstellt seine Stimme, fiept) "Hey, wie geht's dir, hey ya!"

Ricore: Ihre Tochter ist inzwischen 18 Jahre alt. Tritt Sie in die Fußstapfen des Vaters?

Willis: Sie will auf eine Filmschule.

Ricore: Also wird sie eher Regisseurin als Schauspielerin?

Willis: Sie will alle Aspekte des Filmemachens lernen.

Ricore: Werden Sie Ihr Ratschläge geben?

Willis: Wenn Sie wirklich in die Fußstapfen von mir oder ihrer Mutter (Schauspielerin Demi Moore, Anm. d. Red.) treten will, kann sie das gerne tun. Großartig! Aber die Entscheidung liegt bei ihr.

Ricore: Mag Ihre Tochter denn Ihre Filme?

Willis: Viel hat sie nicht zu sehen bekommen. Ich mache ja eher Filme für Erwachsene. "12 Monkeys" hat sie aber gesehen - und meines Wissens hat er ihr auch ganz gut gefallen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Sind Avril Lavigne und Bruce Willis ein Paar?
Ricore: Wissen Sie, wie oft Sie die Welt gerettet haben?

Willis: Sieben Mal. Ich habe die Welt tatsächlich sieben Mal gerettet und jetzt das achte mal. Aber ich altere langsam. Ich werde die Welt wahrscheinlich im kommenden Herbst noch mal retten müssen. Ich finde es nicht schön, dass sich noch nie jemand bei mir für die Rettung der Welt bedankt hat. Keine Weihnachtskarten und kein Dankeschön. Das stört mich ein wenig. Offen gesagt, bin ich ein sehr ängstlicher Mann. Ich bin verletzlich, neige zur Nervosität und dann muss ich auch noch immer wieder die Welt retten, nur weil das jemand so in ein Drehbuch schreibt.... (lacht)

Ricore: Bei der Premiere in Cannes hat Sie lediglich Ihre Kollegin Avril Lavigne über den roten Teppich begleitet, und in einem Interview beklagten Sie sich kürzlich, dass Sie den Glauben an Liebe, geschweige denn Heirat aufgegeben hätten. Sie sind also wirklich Single?

Willis: (grinst) Wissen Sie, über solche Klatschgeschichten rede ich neuerdings nicht mehr. Aber danke für den Versuch! (lacht)

Ricore: Dann eben zurück zur Arbeit: Macht Ihnen die Schauspielerei mit über Fünfzig Jahren auf dem Buckel noch Spaß?

Willis: Vielleicht bin ich auch schon 60, wer weiß? (lacht) Ich mache meinen Job jetzt seit 22 Jahren und meine Karriere war ein einziger Segen. Seit meinem neunzehnten Lebensjahr wollte ich Schauspieler sein.

Ricore: Was gab den Auslöser?

Willis: Das Theaterstück "Einer flog über das Kuckucksnest". Seitdem wollte ich auch Schauspielen.

Ricore: Werden Sie künftig mehr gesellschaftspolitische Filme machen.

Willis: Es ist ein Zufall, dass beide Film gleichzeitig in Cannes gezeigt werden. "Fast Food Nation" hat einen viel ernsteren Bezug zur Umwelt als wir in "Ab durch die Hecke". Der Film versucht einfach nur das Vorstadtleben und das Konsumverhalten in Amerika auf den Arm zu nehmen.
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Bruce Willis in Cannes 2006
Ricore: Sie sprechen nicht gern über "Fast Food Nation".

Willis: Ich habe die Rolle angenommen, weil ich mit dem Regisseur zusammenarbeiten wollte. Es ist eine lustige Rolle in einem sehr ernsten Film. Ich habe überhaupt kein Interesse daran, in meinen Filmen eine Botschaft zu vermitteln. Meine Aufgabe ist es, zu unterhalten.

Ricore: Für Ihre Wunschpartner tun Sie also alles?

Willis: Fast alles. Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass mir das Buch zum Film auch sehr gut gefallen hat, insofern waren die Weichen gestellt.

Ricore: Was bereuen Sie?

Willis: Es gibt einige Filme, die ich am liebsten aus meiner Karriere tilgen würde. Aber bis auf vier oder fünf Ausnahmen kann ich hinter allem stehen, was ich gemacht habe. (lacht)

Ricore: Welche Filme machen Sie richtig stolz?

Willis: "The Sixth Sense", "Pulp Fiction" und "12 Monkeys". Auch der erste Teil von "Stirb langsam" ist gut.

Ricore: Heutzutage landen fast alle Superstars bei der Regie. Wie steht es mit Ihnen?

Willis: Ich arbeite von Zeit zu Zeit als Produzent, aber Regie ist noch mal was ganz anderes. Wir werden sehen. Ich glaube, dass alles so passiert, wie es das Schicksal will. Gott wollte es offenbar so, dass wir heute hier sitzen und uns unterhalten. (lacht)
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Als die Schildkröte Verne aus dem Winterschlaf erwacht, hat sich im Wald etwas verändert: Eine schier endlose Hecke durchzieht das gründe Dickicht - und dahinter offenbart sich, man höre und staune, eine kleine Menschensiedlung. Im Animationsspektakel "Ab durch die Hecke" frisst sich eine Horde ausgehungerter Tiere durch die prall gefüllten Kühlschränke der amerikanischen Konsumgesellschaft. Das Ergebnis: Ein kurzweiliger Leckerbissen der besonderen Art.
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